Saarland Keine Winteraktion für Hilfsbedürftige mehr im Saarland
Mit Geldern für Essenspakete und Wintercafés hat die Landesregierung in den vergangenen zwei Jahren arme Menschen unterstützt. Das Hilfsprogramm wird nicht neu aufgelegt, die Mittel sollen in andere Strukturen fließen. Was betroffene Stellen dazu sagen.
Christian Leistenschneider
Als sich im Herbst 2022 die Inflationsrate in Deutschland in Richtung Zweistelligkeit bewegte, vor allem die Preise für Lebensmittel und Energie stark anstiegen, setzte die saarländische Landesregierung das Hilfsprogramm "WinterAktion Saar" auf: 1,7 Millionen Euro stellte sie bereit, um Wohlfahrts- und Sozialorganisationen bei der Hilfe für von Armut bedrohte Menschen zu unterstützen.
In sogenannten Wintercafés konnten Menschen mit kleinem Einkommen oder einer kleinen Rente etwas essen, sich aufwärmen und sich mit anderen unterhalten. An speziellen Ausgabestellen erhielten sie Pakete mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Decken. Außerdem gab es Beratungsangebote.
Die Nachfrage und der Bedarf waren so groß, dass auch im Folgejahr das Programm noch einmal aufgelegt wurde, im Umfang von einer Millionen Euro. Doch eine weitere Neuauflage ist nicht geplant, schreibt das Sozialministerium auf Anfrage.
Angebote müssen zurückgefahren werden
Das hat Auswirkungen auf viele beteiligte Verbände. Das Programm habe es erlaubt, ihr Angebot auszuweiten, das müsse zurückgefahren werden, sagt etwa die Caritas im Saarland. Auch anderen Organisationen ginge es so.
Bemerkbar macht sich das für die Wärmestube in Saarbrücken. Für die Einrichtung in der Trierer Straße bedeute der Wegfall der Wintercafés einen Anstieg der Gästezahl in ihrer Einrichtung, schreibt Geschäftsführer Hermann Schell. Das Programm habe dazu beigetragen, eine Konzentration auf einzelne Träger im Stadtgebiet zu entflechten.
Dauerhafte Hilfsstrukturen sollen aufgebaut werden
Der Wegfall des Programms bedeutet aber nicht, dass die Landesregierung das Thema Armut von der Agenda gestrichen hat. Vielmehr sollen dauerhafte Hilfsstrukturen aufgebaut werden, um die Armut im Saarland zu verringern. „Die Finanzmittel werden für den strukturellen Aufbau der Quartiersbezogenen Armutsbekämpfung, der Weiterentwicklung der Wohnungslosenhilfe sowie Projekte zur Armutsbekämpfung genutzt“, erklärt das Ministerium.
Ausdrücklich begrüßt wird das von der Diakonie Saar. Die WinterAktion habe zwar kurzfristig dazu beigetragen besondere Notlagen zu kompensiert. Mittelfristig sei sie aber nicht geeignet, die Lebenslagen von finanziell armen Menschen zu verbessern.
Einig sind sich alle Verbände und das Ministerium: Der Anstieg der Armut unter Menschen im Saarland ist ein Problem, für das es nachhaltige Lösungen braucht.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 22.12.2024 berichtet.