Saarland Nach Schleusenunfall: Schiffe stecken fest
Wegen des beschädigten Schleusentors in Müden stecken mehr als 70 Schiffe auf Saar und Mosel fest. Allein auf der Saar sind es 17 Güterschiffe, die noch nicht wissen, wann es für sie weitergeht.
Mit Informationen von Simin Sadeghi
Nach dem Unfall an einer Moselschleuse zwischen Cochem und Koblenz suchen Experten nun nach einer Lösung, um die festsitzenden Schiffe in das Unterwasser von Müden zu schleusen, damit sie die Mosel in Richtung Rhein verlassen können. Weiteres dazu soll bei einem Treffen am Mittwoch besprochen werden.
Unfallursache wohl technischer Defekt
Am Sonntagmittag war ein Güterschiff bei der Einfahrt in die Schleuse offenbar ungebremst gegen das Schleusentor geprallt. Inzwischen gibt es auch Hinweise, wie es zu dem Unfall kommen konnte.
Die Polizei vermutet einen technischen Defekt des Schiffs. Das habe auch der Schiffsführer so angegeben. Ein Gutachter soll das jetzt noch überprüfen.
Reparatur dauert wohl bis Ende März
Wie das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) Mosel-Saar-Lahn erklärte, wurden bei dem Unfall beide Torflügel aus der Verankerung gerissen und die hydraulischen Antriebe inklusive der Betonbefestigung massiv beschädigt. Alle Teile müssten komplett ausgetauscht werden.
Die Reparatur dauert nach ersten Schätzungen bis Ende März. So lange bleibt die Mosel an der Stelle gesperrt, da es laut WSA an der Staustufe Müden nur dieses eine Schleusentor für die Großschifffahrt gibt.
70 Schiffe stehen still
Wie das WSA weiter mitteilte, stehen derzeit rund 70 Schiffe bis hin zur französischen Grenze und zur Saar still und können nicht mehr weiter in Richtung Rhein fahren. Auf der Saar stauen sich nach Angaben des saarländischen Wasser- und Schifffahrtsamtes derzeit ca. 17 Güterschiffe.
Etwa drei Millionen Tonnen an Gütern werden jedes Jahr über die Saar transportiert. Firmen wie Dillinger, Saarstahl und Liqui Moly haben einen großen Teil ihrer Lieferungen auf den Wasserweg verlegt. Sie sind jetzt von der Sperrung der Moselschleuse besonders stark betroffen.
Halbe Million Mehrkosten
Nach Angaben eines Sprechers will Liqui Moly die Belieferung mit Rohstoffen auf die Straße verlagern. Bis Ende März rechnet das Unternehmen mit 800 Tankwagen und Mehrkosten von einer halben Million Euro.
Saarstahl wolle in den nächsten Tagen ebenfalls alternative Lösungen für den Transport finden und auf andere Verkehrsmittel setzen wie zum Beispiel die Bahn oder Lkw. Betroffen seien sowohl ein- als auch ausgehende Güter, in welchem konkreten Umfang konnte das Unternehmen aber noch nicht beziffern.
Dillinger konnte auf SR-Anfrage noch keine konkreten Angaben machen. Viele Produkte seien zu groß, um sie auf der Straße oder Schiene transportieren zu können. Man arbeite an einer Lösung.
IHK fordert schnellere Reparatur
Auch die Industrie- und Handelskammer IHK Saarland warnte bereits, dass der Unfall erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen werde.
Hauptgeschäftsführer Frank Thomé forderte außerdem, dass die Reparaturen schneller vorangehen sollten als die bisher angeschlagenen vier Monate. Darüber hinaus solle der Ausbau der Mosel-Schleusen schneller vorangetrieben werden. Bislang hätten erst drei von zehn Schleusen eine zweite Kammer. Hier sieht Thomé die Politik in der Pflicht.
Betroffene Schiffführer haben angekündigt, über eine Sammelklage zu beraten. Ein Schiffführer schätzte, dass die Dienstausfälle durch den Unfall insgesamt in die Millionen gehen.
Keine Verletzten
Das Güterschiff, dass am Sonntag auf das Schleusentor aufgefahren ist, wurde bei dem Unfall ebenfalls beschädigt, verletzt wurde allerdings niemand. Nach Angaben der Polizei lief Hydraulikflüssigkeit in die Mosel, die Feuerwehr konnte eine weitere Ausbreitung aber verhindern.
Über dieses Thema berichtet die SR info Rundschau auf SR 3 Saarlandwelle am 09.12.2024.