Illustration: Ein Mann sitzt mit Taschentüchern am Telefon und ruft einen Arzt an

Saarland Telefonische Krankschreibung entlastet Arztpraxen im Saarland spürbar

Stand: 27.07.2024 08:43 Uhr

Seit Dezember können sich Patienten wieder telefonisch krankschreiben lassen. Auch Eltern müssen mit ihren Kindern nun nicht mehr zwingend in die Praxis kommen, um einen sogenannten Kinderkrankenschein zu bekommen. Und die Maßnahme macht sich bezahlt. Die Arztpraxen im Saarland spüren einen deutlichen Entlastungseffekt.

Kai Forst

Während der Corona-Pandemie sorgte die telefonische Krankschreibung für eine spürbare Entlastung der Arztpraxen. Nach mehreren Verlängerungen wurde sie dann im Frühjahr eingestellt. Der Aufschrei danach war groß: Verbraucherzentralen, Ärzte und Gesundheitspolitiker äußerten ihr Unverständnis.

Und ihr Hilferuf wurde erhört: Seit dem 7. Dezember ist es nun wieder möglich, sich bei leichten grippalen Infekten telefonisch krankschreiben lassen. Seit dem 18. Dezember können auch Eltern eine ärztliche Bescheinigung über die Erkrankung ihrer Kinder per Telefon erhalten.

Abbau von Bürokratie

Und der Effekt in den Arztpraxen im Saarland ist offenbar deutlich spürbar. Wie die Kassenärztliche Vereinigung im Saarland dem SR mitteilte, konnte sowohl der Abbau der Bürokratie sowie die Vermeidung von Papier erreicht werden. Denn den „Gelben Zettel“ – also Krankschreibung auf Papier – gibt es nicht mehr. Die Arztpraxis übermittelt die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) automatisch an die Krankenkasse.

Infos zur telefonischen Krankschreibung

Versicherte, die aufgrund einer leichten Erkrankung arbeitsunfähig sind, können bis zu fünf Kalendertage telefonisch krankgeschrieben werden. Ärztinnen und Ärzte stellen hierfür am Telefon Fragen zu den Beschwerden. Sie entscheiden dann, ob die Krankschreibung telefonisch erfolgen kann oder doch eine Untersuchung in der Praxis nötig ist.

Wer eine Folgebescheinigung benötigt, muss laut dem Bundesgesundheitsministerium die Praxis aufsuchen. Wurde die erstmalige Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung jedoch während eines Praxisbesuchs ausgestellt, kann diese Krankschreibung per Telefon verlängert werden.

Und auch mit Blick auf übervolle Arztpraxen zeigt die Maßnahme wie erhofft ihre Wirkung. So sind laut der KV beispielsweise die Hausarztpraxen, die während der Erkältungs- und Grippezeiten „am Limit arbeiteten“ spürbar entlastet worden. Ein weiterer Vorteil: Ansteckungen könnten dadurch vermieden werden.

Deutliche Entlastung in den Kinderarztpraxen

Noch deutlicher wird Benedikt Brixius, Kinderarzt und Pressesprecher beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im Saarland. „Gerade dieser Sommer ist sehr infektintensiv – ich weiß nicht, wie wir das ohne die telefonische Krankschreibung geschafft hätten.“ Normalerweise würden mehr Vorsorgeuntersuchungen bei älteren Kinder- und Jugendlichen gemacht. Durch die ungewöhnlich hohe Zahl an Infekten „musste ich diesen Sommer bisher neben den zusätzlichen Vorsorgen auch die erhöhte Zahl der akut Erkrankten bewältigen“, so Brixius weiter.

Der Effekt beim Abbau der Bürokratie in den Kinderarztpraxen sei hingegen noch nicht spürbar. Denn im Gegensatz zur Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei den Erwachsenen ist der „Kinder-Krankenschein“ bisher weiter auszudrucken, also immer noch nicht digital. „Wir haben daher eher keine Entlastung der Bürokratisierung. Das soll auch realisiert werden – wann ist unbekannt.“

Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau am 27.07.2024 berichtet.

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