Saarland Thalia feiert 100 Jahre Kino in Bous
Wenn eine Firma in der dritten Generation hundertjähriges Jubiläum feiert, ist das etwas Außergewöhnliches – so wie beim Thalia-Kino in Bous. Das begeht sein Jubiläum mit einer Reise durch die (eigene) Filmgeschichte. Los ging es mit mehreren Stummfilmen.
Herbert Mangold / Onlinefassung: Axel Wagner
In den 1920er Jahren gab es an der Saar einen Boom an Kinoeröffnungen. In Bous entstand damals auch eins, das erste im Ort. Inhaber Peter Martin eröffnete 1924 an der Kirchstraße das Union Theater mit knapp 300 Sitzplätzen.
Als die Bilder im Saarland laufen lernten
„Das bewegte Bild, das gab es ja eben nur im Kino“, sagt Lea Christensen, Betriebsleiterin des heutigen Thalia-Kinos. „Es gab noch keine Fernseher in den Haushalten. Und das war eben auch die Möglichkeit, sich über das aktuelle Geschehen informiert zu halten. Der Tonfilm war noch nicht erfunden, der kam erst später dazu.“ Stattdessen gab es Klavierbegleitung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es dann weiter aufwärts mit dem Kino – Stars besuchten das Saarland. Zur Premiere der Operettenverfilmung „Die Csardasfürstin“ von 1951 etwa waren Marika Rökk und der – so der stolzgeschwellte Originalton eines SR-Berichts von damals – „Hansdampf in allen Gassen beziehungsweise der Fernfahrer Heinrich Schlüter alias Hans Albers“ ins Saarland gekommen.
Erweiterung am heutigen Standort
In diesen Hochzeiten erweiterte die Familie Martin das Kino um einen neuen Standort an der Saarbrücker Straße, wo es bis heute zu finden ist. „Im Union Theater hatten wir 300 Sitzplätze. Und mein Vater hat 1957 hier das Haus gebaut, mit 450 Sitzplätzen“, erinnert sich Peter Martin, der das Kino heute in dritter Generation führt. „Da ist es auch schon mal vorgekommen, dass an einem Tag halt auch die 750 Plätze auch zweimal besetzt waren.“
„Es gab ja auch sonst nichts“, so Martin. „Und ich kann mich noch gut daran erinnern. Ich habe als Jugendlicher dann immer im Kino gesessen und durfte mir meinen Platz halt schon auswählen. Dann hat es einen Knall gegeben, die Leute kamen rein und das Kino war voll.“
Weitermachen trotz Kinosterben
Doch dann hielt das Fernsehen Einzug in die Wohnzimmer. Das große Kinosterben begann – auch im Saarland. Die Martins diskutierten, aus dem Kino eine Squashhalle zu machen, entschieden sich dann aber doch dazu, es weiter zu versuchen – mit einem Erweiterungsbau: weniger Sitzplätze, dafür mehr Qualität und Komfort.
Auch im Vorführraum gab es große Veränderungen. Digitale Medien ersetzten nach über acht Jahrzehnten die alten Filmrollen. „Es ist eine schöne Erinnerung, noch so ein altes Filmband in der Hand zu haben“, meint Filmvorführer Giacomo Federico. „Das waren 1800 Meter in Band. Das war richtige Handarbeit, und das hat richtig viel Spaß gemacht.“
Thalia trotzt dem Streaming
Trotz moderner Technik ist das Leben für Kinobesitzer nicht einfacher geworden. Aber sie setzen weiter auf die Magie des Films. „Dieses Erlebnis, den Film auf der großen Leinwand zu sehen, das funktioniert auch nicht beim Streamen. Die Fernseher zuhause können so groß werden wie sie wollen, aber so groß wie unsere Leinwand ist, das klappt nicht.“
Und so hofft die dritte Generation des Bouser Thalia-Kinos, dass auch in Zukunft die Menschen noch der Faszination Film erliegen – heute noch so wie vor hundert Jahren.
Feier mit Filmlegenden
Doch erst einmal war und ist Feiern angesagt. Vergangene Woche zeigte das Thalia-Kino schon den Horror-Klassiker „Nosferatu“ von 1926, eine Comedy-Revue mit Buster Keaton, Laurel & Hardy und den Kleinen Strolchen sowie den Kinderfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ von 1926.
Bis 10. November stehen nun noch weitere Highlights auf dem Programm, darunter zahlreiche Meilensteine der Kinogeschichte:
- Dienstag, 5. November, 20.00 Uhr: „Der große Diktator“ (1940), Charlie Chaplins legendäre Hitler-Parodie
- Mittwoch, 6. November, 20.00 Uhr: „Alles auf Zucker“ (2004), eine Komödie mit Henry Hübchen
- Donnerstag, 7. November, 20.00 Uhr: „Forrest Gump“; die Tragikomödie mit Tom Hanks wird in diesem Jahr 30 Jahre alt
- Freitag, 8. November, 17.00 Uhr: „Charlie und Louise – das doppelte Lottchen“ (1994) nach dem Roman von Erich Kästner
- Freitag, 8. November, 20.00 Uhr: „Citizen Kane“ (1941) von und mit Orson Welles
- Samstag, 9. November, 17.00 Uhr: „Die unendliche Geschichte“ (1984) von Wolfgang Petersen nach dem gleichnamigen Roman von Michael Ende
- Samstag, 9. November, 20.00 Uhr: „Zurück in die Zukunft“ (1985)
- Sonntag, 10. November, 12.00 Uhr: „Chihiros Reise ins Zauberland“ (2001), einer der großen Erfolge von Hayao Miyazaki aus legendären japanischen Animationsstudio Ghibli
- Sonntag, 10. November, 16.30 Uhr: „Ziemlich beste Freunde“ (2011)
- Sonntag, 10. November, 20.00 Uhr: „Das Piano“ (1993)
Tickets sind unter www.kino-bous.de oder an der Abendkasse erhältlich.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 04.11.2024 berichtet.