Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gestikuliert auf einer Pressekonferenz.

Schleswig-Holstein Robert Habeck will Kanzlerkandidat werden - Video veröffentlicht

Stand: 08.11.2024 16:48 Uhr

Durch ein Video ist es nun offiziell: Robert Habeck - geboren in Lübeck mit Wahlkreis in Schleswig-Flensburg - will für die Grünen als Kanzlerkandidat antreten. Seine Karriere führte ihn von SH nach Berlin.

In einem Video, das am Freitagnachmittag auf dem YouTube-Kanal von Robert Habeck veröffentlicht wurde, wählt Habeck eine spezielle Ansprache. Er versucht sich erkennbar als Kandidat zu präsentieren, der den direkten Kontakt zu den Wählern "am Küchentisch" sucht und ihnen ein Angebot macht, vor allem aber zuhören möchte: "Ich bewerbe mich als Kandidat von den Grünen - für die Menschen in Deutschland", sagt Vizekanzler Robert Habeck zwei Tage nach dem Ampel-Aus am Küchentisch in vermeintlich privater Atmosphäre. "Wenn Sie wollen, auch als Kanzler. Aber das ist nicht meine, das ist Ihre Entscheidung. Nur Sie können das entscheiden." Auf dem Bundesparteitag der Grünen kommende Woche sollen die Delegierten dann zustimmen.

Unterstützung aus Schleswig-Holstein

Im aktuellen ARD-DeutschlandTrend liegen die Grünen bei zwölf Prozent. Trotzdem bekommt Habeck Unterstützung für seine Kandidatur von seiner Partei in Schleswig-Holstein: "Wir sind uns sehr bewusst, wo wir in den Umfragen gerade stehen. Aber: Wir befinden uns in extrem schnelllebigen Zeiten - das zeigt diese Woche in besonderer Weise", erklärt die Landesvorsitzende der Grünen Anke Erdmann. Man sei bereits im Wahlkampfmodus so Erdmann weiter und der Listenparteitag werde um zwei Monate auf den 8. Dezember vorgezogen.

Video auf "X" deutete schon auf Kanzlerkandidatur hin

Ein Video, das der Politiker am Freitag auf dem Kurzmeldungsdienst "X" - früher Twitter - veröffentlicht hatte, war bereits ein Vorbote für die offizielle Bekanntmachung. In dem kurzen Clip sieht man Robert Habeck am Schreibtisch, wie er etwas auf ein Blatt Papier schreibt. Wer genau guckt, sieht ein Armband am linken Handgelenk - eines mit weißen Perlen und Buchstaben, wie es Taylor-Swift-Fans tragen. Ein Flackerbild, das im Sekundenbruchteil im Video aufblitzt, zeigt die Nahaufnahme mit dem Schriftzug des Armbandes: "Kanzler-Era". Kurz darauf flackert ein zweites kurzes Standbild auf: Ein Kalenderblatt vom November, Freitag, der 8. rot eingekreist.

Erst gestern hatte sich der Grünen-Politiker wieder auf "X" zurückgemeldet, nachdem er sich im Januar 2019 aus den Sozialen Medien verabschiedet hatte. Das hatte Habeck damals mit einem massiven Daten-Diebstahl erklärt, von dem auch er betroffen war. Finaler Auslöser für seinen Rückzug aus dem Internet ist aber wohl ein missglücktes Wahlkampfvideo gewesen.

Habeck mit größeren Ambitionen

Dass der gebürtige Lübecker Habeck Spitzenkandidat der Grünen werden soll, steht schon länger fest. Bislang war nur unklar, ob er Kanzlerkandidat oder Spitzenkandidat der Grünen sein soll. Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin der Grünen von 2021, hatte eine Kandidatur für sich bereits ausgeschlossen.

Minister und Kinderbuchautor - oft im Clinch mit den Bauern

Robert Habecks politische Karriere begann in Schleswig-Holstein: 2009 zog er erstmals in den Landtag ein, er wurde Fraktionsvorsitzender. Bei der vorgezogenen Neuwahl 2012 und bei der Landtagswahl 2017 trat er als Zweiter auf der Landesliste für die Grünen in Schleswig-Holstein an. Von 2012 bis 2018 war er stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Natur. Habeck ist außerdem Kinderbuchautor.

Als grüner Landwirtschaftsminister lag er öfters auch über Kreuz mit den Bauern, wie 2015: Die damals geplante Reform des Landesnaturschutzgesetzes löste große Demos gegen Habecks Politik aus. 400 Landwirte, Fischer und Jäger versammelten sich mit schwerem Gerät vor das Landeshaus, Habeck wird ausgepfiffen. Er selbst beschreibt sich damals auf seiner Homepage als "Draußenminister" und "Politiker mit Haut und Haar".

Habecks Gang nach Berlin

Nach seiner Wahl zum Bundesvorsitzenden 2018 trat er von seinem Ministeramt in Schleswig-Holstein zurück. Mit einem Direktmandat für den Wahlkreis Flensburg-Schleswig bei der Bundestagswahl 2021 bekam er das Direktmandat mit 28,1 Prozent der Erststimmen. Er ist seit Dezember 2021 der Stellvertreter des Bundeskanzlers sowie Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz der Bundesrepublik Deutschland.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 08.11.2024 | 17:00 Uhr