Eine von Wasser überflutete Ortsstraße

Thüringen Hochwasser in Nordthüringen: Windehausen darf nicht betreten werden

Stand: 27.12.2023 03:57 Uhr

Im weitgehend evakuierten Windehausen im Kreis Nordhausen ist die Hochwasserlage stabil - aber noch angespannt. Bewohner sollen den Ort weiterhin verlassen. Sämtliche Wege und Straßen stehen unter Wasser. Die Polizei hat eine Gefahrenmeldung herausgegeben. Der Bürgermeister spricht von zahllosen Hilfsangeboten, es wurden schon Tausende Euro gespendet.

Von MDR THÜRINGEN

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Im wegen des Hochwassers in Nordthüringen evakuierten Windehausen ist die Lage nach Angaben der Feuerwehr mittlerweile "stabil". Entwarnung könne im Ortsteil der Stadt Heringen/Helme aber noch nicht gegeben werden. Kreisbrandinspektor Daniel Kunze sagte am Dienstag, Windehausen sei zwar nach wie vor vom Hochwasser eingeschlossen, jedoch sei an manchen Stellen bereits ein ganz leichter Wasserrückgang zu verzeichnen.

Bilderstrecke

In Bildern: Hochwasser und Überschwemmungen in Thüringen

Wassermassen fließen durch die Deichöffnung am Fluss Helme auf die umliegenden Flächen

Wassermassen fließen aus einem mit einem Bagger geöffneten Deich am Fluss Helme auf die umliegenden Flächen. Damit wurde eine noch schlimmere Überflutung des Ortes Mönchpfiffel-Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis verhindert.

Hochwasser bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth

Mönchpfiffel-Nikolausrieth mit knapp 300 Einwohnern ist vor dem Jahreswechsel vom Hochwasser der Helme stark betroffen.

Hochwasser bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth

In die aktuell bis zu 30 Meter breite Helme wird Wasser aus dem völlig überfüllten Stausee Kelbra abgelassen. Durch das Öffnen eines Dammes nahe es Ortes wurden Felder überflutet.

Sandsäcke liegen vor der Tür an der Gemeindegaststätte in Mönchpfiffel-Nikolausrieth

Mehrere Feuerwehren, das THW und viele Einwohner schichteten in Mönchpfiffel-Nikolausrieth seit Weihnachten mehrere Tausend Sandsäcke auf.

Blick auf eine Straße mit viel Sperrmüll. Nach dem Hochwasser haben die Aufräumarbeiten in Windehausen bei Nordhausen begonnen.

Nach dem Hochwasser haben die Aufräumarbeiten im Ort Windehausen bei Nordhausen begonnen. In dem Ortsteil von Heringen wurden am ersten Weihnachtsfeiertag Hunderte Einwohner wegen des Hochwassers evakuiert.

Eine überflutete Grundstückeinfahrt, davor steht ein Mann.

Windehausen am 26. Dezember: Das Hochwasser hatte Straßen und Einfahrten überflutet.

Ein von Wasser überflutetes Grundstück, im Hintergrund ein Haus

Ein Haus in Windehausen spiegelt sich im Wasser, das den Ort überflutet hat.

Bäume bei Heringen/Helme werden vom Hochwasser umspült

Eigentlich ist die Zorge ein kleines Flüsschen, doch am 26. Dezember wurden Bäume bei Heringen/Helme (Kreis Nordhausen) vom Hochwasser umspült.

Gesperrte Straße bei Einhausen neben der Werra

Eine Straße bei Einhausen (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) neben der Werra war gesperrt.

Hochwasser der Werra bei Henfstädt

Bei Henfstädt (Landkreis Hildburghausen) ist die Werra über die Ufer getreten.

Hochwasser bei Themar

Auch Themar im Kreis Hildburghausen war vom Hochwasser der Werra betroffen.

Menschen stehen vor einer von Wasser überfluteten Straße.

Das Hochwasser in Rappelsdorf im Landkreis Hildburghausen hielt auch am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages an.

Eine von Wasser überflutete Straße, davor ein Durchfahrt-verboten-Schild

Diese Straße in Rappelsdorf wurde gesperrt und mit Sandsäcken abgesichert.

Sandsäcke schützen einen Damm, im Hintergrund eine Brücke.

Auch im Schleusinger Ortsteil Oberrod (Landkreis Hildburghausen) stand das Wasser am 26. Dezember hoch.

Ein Boot mit der Aufschrift "Feuerwehr" auf einem Anhänger, im Hintergrund das Ortsschild "Windehausen"

Im Ortsteil Windehausen der Landgemeinde Heringen/Helme im Kreis Nordhausen kam die Ausrüstung der Feuerwehr an.

Ein Auto fährt auf einer Straße, die von Wasser überflutet ist.

Die Straßen in Windehausen im Kreis Nordhausen wurden überflutet.

Einfahrt zu einer Gaststätte, die von Wasser überflutet ist, rechts im Bild ein Weihnachtsbaum

Auch die Einfahrt zum Imbissbetrieb "Gerboth" in Windehausen stand unter Wasser.

Ein Grundstück voller Wasser

Gärten in Windehausen unter Wasser.

Eine von Wasser überflutete Ortsstraße

Der Ort Windehausen am zweiten Weihnachtsfeiertag

Ein Mann und eine Frau stehen an einem Zaun zu einem von Wasser überfluteten Grundstück.

Die Bewohner wurden aufgerufen, den Ort zu verlassen. Aber nicht alle wollten gehen, eine Zwangsevakuierung gab es nicht.

Eine Grundtückeinfahrt, die voller Wasser steht, daneben ein Plastikweihnachtsmann und ein Plastikschneemann.

Weihnachten 2023 in Windehausen: Das Hochwasser ist überall.

Ein Lkw mit Feuerwehrleuten fährt auf eine von Wasser überflutete Ortsstraße.

Feuerwehrleute rückten auf einem Lkw an, um in Windehausen zu helfen.

Die Überschemmungen in der Stadt Windehausen von oben.

Praktisch das ganze Dorf stand unter Wasser.

Das Hochwasser steht in Windehausen

Wegen der Überflutung funktionierten Abflüsse und Toiletten nicht mehr.

Feldbetten stehen in einer Turnhalle.

Die Bewohner wurden aufgerufen, den Ort zu verlassen. Sie sollten sich in der Turnhalle in Heringen einfinden oder bei Freunden oder Bekannten unterkommen.

Ein Mann verteilt Sandsäcke auf einem überschwemmten Grundstück.

Bis zum Sonntagabend hatten sich nur wenige Menschen freiwillig in Sicherheit gebracht. 

Hochwasser auf einer Straße des Ortes Windehausen in Thüringen am 25. Dezember 2023

Die Hochwasserlage sollte mehrere Tage anhalten.

Das Hochwasser steht auch am Ortseingang von Windehausen.

Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks waren unterwegs, um die Bewohner mit Lkw zu den Pendelbussen zu bringen. 

Hochwasser hat eine Straße überflutet.

Es gab zeitweise keinen Strom in dem Ort und es wurde mit dem Ausfall des Handynetzes rechnet.

Hochwasser in Manebach im Ilm-Kreis.

Auch in Südthüringen war die Situation zeitweise kritisch. Wie hier in Manebach im Ilm-Kreis traten viele Flüssen über die Ufer.

Ein Fluss führt Hochwasser.

Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz hatte eine Hochwasserwarnung für die Orte Oberrod, Ratscher und Rappelsdorf im Landkreis Hildburghausen herausgegeben.

Hochwasser in einem Fluss in Rappelsdorf im Kreis Hildburghausen.

Rappelsdorfs Ortsteilbürgermeister Marko Frühauf sprach am ersten Weihnachtsfeiertag von einer angespannten Lage, die aber unter Kontrolle sei. 

Eine Talsperre kann fast kein Wasser mehr aufnehmen.

Die Talsperre in Schönbrunn konnte an den Weihnachtsfeiertagen fast kein Wasser mehr aufnehmen.

Hochwasser breitet sich aus.

Auch im Schleusinger Ortsteil Oberrod hatte sich Hochwasser ausgebreitet.

Helfer versuchen Hochwasserschäden zu minimieren.

Hier war ein aufgeschütteter Damm durchnässt worden. Daraufhin hatte die Feuerwehr das Wasser abgepumpt und vom Ort weggeleitet.

Helfer versuchen Hochwasserschäden zu minimieren.

Damit sollte Oberrod vor Überflutungen geschützt werden.

Feuerwehrleute versuchen Hochwasser aufzuhalten.

Zahlreiche Feuerwehrleute waren im Einsatz.

Feuerwehrleute beim Bau eines Dammes.

Sie versuchten, die Wassermassen umzuleiten.

Feuerwehrleute stapeln Sandsäcke.

Dazu mussten viele Sandsäcke befüllt werden.

Die Überschwemmung in Oberro von oben.

So sah die Überschwemmung von oben aus.

Ein Mann befüllt Sandsäcke mit einer Schaufel.

Jede helfende Hand war willkommen.

Helferinnen schmieren Brötchen.

Obwohl keine Evakuierung notwendig geworden war, richtete das Technische Hilfswerk eine Turnhalle mit Feldbetten her.

Ein Feurwehrauto steht bei Nacht auf einer Wiese.

Am Montagabend stiegen die Wasserpegel wieder und es gab es erneut eine Warnung für den Kreis Hildburghausen.

Der gesteigene Wasserpegel der Ilm in Bad Berka.

Auch in Mittelthüringen waren die Flusspegel angestiegen. Wie etwa die Ilm in Bad Berka im Weimarer Land.

Der gesteigene Wasserpegel der Ilm in Weimar.

Im Ilmpark in Weimar war der Wasserspiegel gesteigen.

Anwohner sollen Windehausen wegen Hochwasser verlassen

Laut Bürgermeister Matthias Marquardt (Linke) hatte sich zuvor am Montagabend die Lage dramatisch verschlechtert und sei "sehr bedrohlich" gewesen. Es gebe keinen Strom, keine Zufahrt und auch keine Festnetztelefonie. Außerdem funktionierten die Toiletten wegen der fehlenden Abflüsse nicht mehr. Die Bewohner seien weiter dringend dazu aufgerufen, den Ort möglichst zu verlassen. Es werde jedoch bewusst auf Zwangsevakuierungen verzichtet.

In all diesen Häusern im Ort stehen Weihnachtsbäume - aber keiner ist da. Matthias Marquardt | Bürgermeister Heringen

Die Stadt Heringen verweist darauf, dass das Betreten von Windehausen grundsätzlich untersagt ist. Es dürften nur noch Rettungsteams in den Ort, um Katastrophentourismus zu vermeiden. Laut Krisenstab soll die Lage am Mittwochvormittag neu beurteilt werden. Danach werde die Bevölkerung gegen 10:30 Uhr über das weitere Vorgehen informiert.

Die Überschemmungen in der Stadt Windehausen von oben.

Windehausen ist vom Hochwasser eingeschlossen.

Kita und Schule sollen öffnen

Heringens Bürgermeister Marquardt kündigte an, am Mittwoch Kindergarten und Schule zu öffnen, um den vom Hochwasser betroffenen Eltern eine Kinderbetreuung zu ermöglichen. Bereits am Dienstag sei ein Geschäft für Einkäufe geöffnet worden.

Marquardt sagte MDR THÜRINGEN am Dienstagmorgen, beim Weg durch den Ort sei ihm in denn Sinn gekommen, dass in allen Häusern im Ort Weihnachtsbäume stehen - aber niemand zu Hause sei. Die Landespolizeiinspektion hat eine Gefahrenmeldung herausgegeben, die auch am Dienstag weiter Bestand hatte.

Spenden für Hochwasser-Opfer gesammelt

Für die Hochwasser-Opfer in Windehausen wurden inzwischen fast 20.000 Euro gespendet. Private Initiatoren hatten am ersten Weihnachtsfeiertag auf Facebook eine Spendenplattform eingerichtet. Innerhalb von 16 Stunden kamen 19.222 Euro zusammen.

Bürgermeister: Bewohner bei Verwandten und Freunden untergekommen

Bürgermeister Marquardt sagte in der Nacht zum Dienstag, etwa 400 von 500 Menschen aus dem Ort hätten ihre Häuser verlassen. 280 hätten selbstständig den Krisenstab informiert, dass sie der Aufforderung nachgekommen seien und bei Freunden und Verwandten verweilen. Marquardt sagte, es habe niemand in der mit Feldbetten ausgestatteten Turnhalle der Grund- und Regelschule Heringen schlafen müssen. Diese bleibe die zentrale Anlaufstelle.

In Heringen ist neben den Feuerwehren auch der Sanitätsdienst- und Betreuungsdienst sowie das Kriseninterventionsteam im Einsatz. In seinem Aufruf hatte der Bürgermeister an die Bewohner appelliert, sofort ihre Taschen, Unterlagen oder auch Medikamente einzupacken. Das THW informierte die Anwohner mit Lautsprecherdurchsagen, zusätzlich nutzt der Katastrophenschutz Warn-Apps und Warnhinweise per SMS.

Feldbetten stehen in einer Turnhalle.

In Heringen ist eine Turnhalle mit Feldbetten für vom Hochwasser betroffene Bewohner vorbereitet.

Landrat Jendricke rät zu Evakuierung

Laut Landrat Matthias Jendricke (SPD) steht das Wasser so hoch, dass nur noch mit sehr großen Fahrzeugen ein Durchkommen möglich ist. Deshalb werde dringend empfohlen, den Ort zu verlassen, so Jendricke. Der Krummbach führe das Wasser in den Ort und durch den hohen Wasserstand in der angrenzenden Zorge könne das Wasser nicht wieder abfließen.

Hinzu komme der hohe Grundwasserstand, weshalb auch kein Deichbau mit Sandsäcken möglich war. Auch wenn aktuell nicht zu befürchten sei, dass Bauwerke einstürzten, werde dringend zur freiwilligen Evakuierung geraten.

Bürgermeister: Lage könnte zwei bis drei Tage anhalten

Marquardt sagte, es werde auch mit dem Ausfall des Handynetzes gerechnet. Derzeit wird nicht davon ausgegangen, dass der Strom zeitnah wieder angeschaltet werden kann, da das stehende Hochwasser voraussichtlich auch in den nächsten Tage anhalten wird.

Feuerwehrleute und Helfer verbauen 20.000 Sandsäcke

Wegen der Überflutung funktionierten Abflüsse nicht mehr. Auch viele Toiletten seien nicht mehr funktionsfähig. Zu Heiligabend waren rund 300 Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz. Insgesamt seien bisher 20.000 Sandsäcke verbaut worden.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), der sich vor Ort ein Bild von der Lage machte, mahnte ein weiteres Mal die Notwendigkeit eines Hochwasserschutzes an. Konkrete Hilfen stellte er jedoch nicht in Aussicht. In den Sozialen Medien dankte er den Helfern und der Gemeinde- und Kreisverwaltung. Er hoffe, dass alle vom Hochwasser betroffenen Personen alsbald nach Hause zurückkehren zu können.

Bürgermeister: Unterstützung sehr, sehr groß

Marquardt sprach von so vielen Hilfsangeboten an die Gemeinde, dass nicht alle angenommen werden können. Helfer müssten "vertröstet" werden. Der Löwenanteil der Aufräumarbeit werde voraussichtlich erst anstehen, wenn das Wasser weg ist.

Auch das Tierheim Nordhausen hat bei Facebook unterdessen Hilfe angeboten. Tiere, die nicht zu Hause bleiben können, könnten im Tierheim je nach Kapazität abgegeben werden, heißt es. Auch in Südthüringen kämpfen Helfer gegen das Hochwasser. Im Kreis Hildburghausen hat sich die Situation am Dienstag leicht entspannt. In Westthüringen werden erhöhte Pegel an der Werra gemeldet.

Für betroffene Einwohner ist eine 24-Stunden-Hotline geschaltet. Diese ist unter der Telefonnummer 036333/6720 zu erreichen.

Verkehr auch in den umliegenden Gemeinden gestört

Das Hochwasser sorgt auch weiter für Probleme im Straßenverkehr und zahlreiche gesperrte Straßen. Im Kreis Nordhausen missachtete am Dienstag eine Autofahrerin ein Durchfahrverbot. Die Frau fuhr bei der Ibergtalsperre auf der überfluteten Straße ihren Wagen fest, wie die Polizei mitteilte. In der Folge trieb das Fahrzeug einige Meter in Richtung Talsperre ab. Die Fahrerin konnte das Auto rechtzeitig verlassen. Feuerwehr und Abschleppdienst bargen das Auto, an dem ein wirtschaftlicher Totalschaden entstand.

MDR (jhi/co/ls)/dpa