Rentenerhöhung Mehr als fünf Prozent mehr Geld für Rentner
Nach einer Corona-bedingten Nullrunde steigen die Renten in diesem Jahr so stark wie seit Jahrzehnten nicht. Auch Bezieherinnen und Bezieher von Erwerbsminderungsrenten erhalten mehr Geld. Kritik gibt es trotzdem.
Rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner erhalten zum 1. Juli eine so kräftige Erhöhung ihrer Bezüge wie seit Jahrzehnten nicht. Im Westen steigen die Renten um 5,35 Prozent, im Osten um 6,12 Prozent, beschloss der Bundestag mit den Stimmen von Koalition, Union und AfD.
Mit dem Gesetz von Arbeitsminister Hubertus Heil wird außerdem der sogenannte Nachholfaktor in der Rentenversicherung wieder eingeführt. Er dämpft die Rentenerhöhung etwas - damit soll ausgeglichen werden, dass die Renten im vergangenen Jahr nicht sanken, obwohl die Löhne wegen der Corona-Pandemie schrumpften. Dank nun wieder besserer Lohnentwicklung steigen auch die Renten wieder, wenn auch nicht so stark.
In Westdeutschland wurden die Renten zuletzt vor fast 40 Jahren, 1983, mit 5,59 Prozent stärker angehoben als jetzt. Die Ostrenten erreichen mit der jüngsten Erhöhung nun 98,6 Prozent des Wertes der Westrenten, hieß es.
Heil verteidigt Kopplung an die Lohnentwicklung
Wegen der hohen Inflation gab es im Bundestag dennoch Kritik, die Erhöhung reiche nicht aus. Der CDU-Abgeordnete Stefan Nacke bemängelte, sie reiche nicht, um die Preissteigerungen aufzufangen. Der Linken-Rentenexperte Matthias Birkwald kritisierte, dass die Erhöhung nicht so stark ausfalle wie es möglich gewesen wäre - wegen des Nachholfaktors.
Heil verteidigte dies: "Wir dürfen die Entwicklung der Renten für alle Generationen niemals von der Lohnwicklung und der Entwicklung des Arbeitsmarktes abkoppeln", sagte der SPD-Politiker und betonte: "In schlechten Zeiten wird es in Deutschland niemals Rentenkürzungen geben" - in besseren gebe es dafür einen Interessenausgleich zwischen Rentnern und Beitragszahlern.
Auch Erwerbsminderungsrenten steigen
Zuschläge sollen auch Bezieherinnen und Bezieher von Erwerbsminderungsrenten erhalten. Wer zwischen 2001 und 2018 in die Erwerbsminderungsrente eingetreten sei, solle Zuschläge in Höhe von 4,5 Prozent (Rentenzugang 01.07.2014 bis 31.12.2018) und 7,5 Prozent (Rentenzugang 01.01.2001 bis 30.06.2014) erhalten. Davon sollen rund drei Millionen Menschen profitieren.
Auch hier gab es Kritik. Vor allem Sozialverbände bemängelten die Höhe des Zuschlags und dass er zu spät komme. Der Präsident des Sozialverbandes SoVD, Adolf Bauer, verwies darauf, dass ein Großteil der Bezieher auf zusätzliche Sozialleistungen angewiesen sei. Nötig wäre eine Erhöhung um acht beziehungsweise 13 Prozent gewesen.