Polizisten stehen auf dem Solinger Stadtfest zusammen
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Messerangriff auf Stadtfest Was über den Anschlag in Solingen bekannt ist

Stand: 24.08.2024 18:01 Uhr

In Solingen sind bei einer Messerattacke drei Menschen ums Leben gekommen. Der Täter konnte unerkannt fliehen. Die Polizei stuft den Angriff als Anschlag ein. Was über die Tat und die Ermittlungen bekannt ist.

Was ist in Solingen passiert?

Bei einem Messerangriff auf einem Stadtfest im nordrhein-westfälischen Solingen sind am späten Freitagabend drei Menschen getötet worden. Die Tat ereignete sich gegen 21.30 Uhr auf dem gut besuchten Marktplatz in der Innenstadt. Auf ihm war für die Feier zum 650. Stadtgeburtstag eine Bühne aufgebaut. Die Tat ereignete sich direkt vor der Bühne.

Dem Angreifer gelang es im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik zu entkommen. Einsatzkräfte fahnden mit einem Großaufgebot nach ihm.

Wie viele Menschen sind getötet oder verletzt worden?

Drei Besucher des Stadtfestes sind bei der Attacke tödlich verletzt worden, acht weitere sind zum Teil schwer verletzt. Mehrere von ihnen schweben noch in Lebensgefahr.

Bei den Toten handelt es sich nach Angaben der Polizei um eine 56-jährige Frau sowie zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren. Der Täter sei zielgerichtet vorgegangen und habe auf den Hals der Opfer eingestochen, hieß es. Er hat seine Opfer aber offenbar nicht gezielt ausgesucht.

Was ist über den Täter bekannt?

Die Polizei hat bislang keine Beschreibung des Täters veröffentlicht. Demnach liegt derzeit auch noch kein klar zuzuordnendes Bildmaterial vom Täter vor. Auch das Motiv des Flüchtigen ist unklar. Die Behörden schließen den Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat jedoch nicht aus, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers sagte.

Die Polizei geht bisher von einem Einzeltäter aus. Bereits festgenommen wurde ein 15 Jahre alter Jugendlicher, den die Polizei aber nicht für den Täter hält. Nach Zeugenaussagen solle eine bisher nicht bekannte Person kurz vor der Tat mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tatausführung passen würden, sagte Caspers. Ob diese Person der Täter sei, wisse man nicht.

Die Gewerkschaft der Polizei warnte unterdessen im Zusammenhang mit dem Attentat vor Spekulationen. Personenbeschreibungen von Zeugen seien in Teilen widersprüchlich.

Dirk Baier, Kriminologe Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, über Messer als Haupttatwaffe

tagesschau24, 24.08.2024 16:00 Uhr

Wie verlaufen die Ermittlungen?

Die Polizei hat die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Über ein Hinweisportal (www.nrw.hinweisportal.de) können Zeugen Beobachtungen, Handyfotos oder auch Videos hochladen. Die Stadt Solingen hat zusätzlich eine Hotline eingerichtet, an die sich Angehörige mit Fragen nach Vermissten wenden können.

Meldungen, wonach die Tatwaffe bereits gefunden worden sei, bestätigte ein Polizeisprecher nicht. Man habe mehrere Messer sichergestellt, die man nun untersuchen werde.

Polizeiaktionen laufen nach Angaben der Ermittler in ganz Nordrhein-Westfalen und im gesamten Bundesgebiet. In Solingen war der Tatort in der Innenstadt weiter gesperrt. Passanten legten an den Absperrungen Blumen nieder und entzündeten Kerzen.

Welche Ratschläge geben die Behörden?

Die Polizei rief die Bevölkerung zur Vorsicht auf. "Menschen im Solinger Innenstadtbereich sollen vorsichtig sein", sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei. "Wer eine verdächtige Person sieht, soll sofort den Notruf 110 wählen und diese nicht ansprechen." Die Polizeipräsenz sei erhöht worden, hieß es.

Derweil haben auch Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger die Arbeit aufgenommen. Zehn bis 15 Seelsorgerinnen und Seelsorger sind inzwischen für Menschen ansprechbar, die ein Bedürfnis verspürten, über die Ereignisse zu sprechen. Vermutlich werde es auch in den kommenden Tagen ein Angebot geben, sagte eine Koordinatorin.

Wie reagiert die Politik?

Bundeskanzler Olaf Scholz und andere Spitzenpolitiker zeigten sich erschüttert von der Tat. Der Kanzler sprach von einem "furchtbaren Verbrechen". "Wir dürfen so etwas in unserer Gesellschaft nicht akzeptieren und uns niemals damit abfinden. Mit der ganzen Härte des Gesetzes muss hier vorgegangen werden", sagte der SPD-Politiker bei einem Termin im brandenburgischen Stahnsdorf.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte nach einem Telefonat mit Solingens Oberbürgermeister: "Der Täter muss zur Rechenschaft gezogen werden. Stehen wir zusammen - gegen Hass und Gewalt."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte angesichts der Zunahme von Messerangriffen erst kürzlich eine Verschärfung des Waffenrechts angekündigt. Die politische Debatte darum erhält nun durch die Tat von Solingen noch einmal Auftrieb.