Tourismus und Corona-Krise "Das wäre nicht zu verantworten"
Ade Sommerurlaub oder was ist möglich? Außenminister Maas dämpft Hoffnungen auf eine schnelle Tourismus-Rückkehr. Volle Strandbars werde es nicht geben. Minister Müller sieht das etwas optimistischer.
Bundesaußenminister Heiko Maas hat Hoffnungen auf einen normalen Sommerurlaub ohne Einschränkungen verworfen. "Eine normale Urlaubssaison mit vollen Strandbars und vollen Berghütten wird es diesen Sommer nicht geben können. Das wäre nicht zu verantworten", sagte der SPD-Politiker nach einer Videokonferenz mit seinen Kollegen aus Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein in Berlin.
Er verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass bis Ende August auch alle Großveranstaltungen abgesagt worden seien. Maas schloss damit aber nicht völlig aus, dass die Grenzen für Touristen vor dem Sommer wieder geöffnet werden und Urlaubsreisen mit gewissen Einschränkungen möglich werden. Dies sei schwer zu prognostizieren, sagte er. Im Moment gebe es aber noch in vielen Ländern Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. "Das sind keine Voraussetzungen, mit denen man überhaupt einen erholsamen Urlaub verbringen kann."
Maas sprach sich erneut für eine europäische Abstimmung beim weiteren Vorgehen aus. In Deutschland gilt eine weltweite Reisewarnung für Touristen bis zum 3. Mai. Ende April werde entschieden, wie es damit weitergehe, sagte der Außenminister.
Minister Müller sieht Urlaubschance in Mittelmeer-Region
Etwas mehr Hoffnung verbreitet Bundesentwicklungsminister Gerd Müller: "Urlaub in Deutschland kann in diesem Sommer wieder möglich sein", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Ich glaube auch, dass es in der Mittelmeer-Region eine Chance dazu gibt - einschließlich in Nordafrika."
Der Reiseverband DRV warnte davor, Reisen im Sommer abzuschreiben oder ausschließlich innerhalb Deutschlands für möglich zu halten. Der Tourismus sei für nordafrikanische Staaten wie Tunesien, Marokko oder Ägypten ein wichtiger Wirtschaftszweig, sagte der Minister. Voraussetzung für Reisen in die Region seien aber "funktionierende Hygiene-Konzepte nach europäischen Standards", betonte Müller.
Differenzierte Debatte statt "pauschaler Abgesang"
DRV-Präsident Norbert Fiebig kritisierte Aussagen von Politikern, den Sommerurlaub abzuschreiben oder ausschließlich in Deutschland für möglich zu halten, seien derzeit "in keiner Weise zielführend". Fiebig forderte ein "positives Zeichen, dass Reisen wieder möglich sein werden - natürlich unter Beachtung entsprechender Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen".
Notwendig sei eine differenzierte Debatte und kein "pauschaler Abgesang" auf den Sommerurlaub. "Um ein Minimum an Planungssicherheit für die Unternehmen der Reisewirtschaft - Reisebüros wie auch Reiseveranstalter und alle anderen - zu bekommen, benötigen wir möglichst differenzierte Reisehinweise", sagte Fiebig. Wenn man auch in Zukunft allgemein vor Auslandsreisen warne, werde das der Realität nicht gerecht.
Reisebranche weltweit unter Druck
Die Reisebranche steht wegen der Corona-Pandemie weltweit unter Druck. Länder wie Griechenland, wo der Tourismus knapp ein Drittel der Wirtschaft ausmacht, fürchten den Verlust Zehntausender Arbeitsplätze. In Deutschland fordert die Branche Soforthilfe. Rund 70.000 Hotel- und Gastronomie-Betriebe stünden vor der Insolvenz. Für Reiseveranstalter und Reisebüros ist die bis Oktober laufende Sommersaison traditionell die umsatzstärkste Zeit - vor allem das Geschäft mit Reisen ins Ausland.