Wulffs Kritik an Rau und Schröder Keine Gnade bei den Fehlern der Vorgänger
Bundespräsident Wulff steht unter Druck: wegen eines Kredits, einer Flugreise und einer Kampagne des Unternehmers Maschmeyer. Wulff weist Forderungen nach einem Rücktritt zurück. Vor Jahren ging er wegen ähnlicher Affären mit Bundes- und Ministerpräsidenten hart ins Gericht - aus Sorge um die "Würde des Amtes".
Bundespräsident Christian Wulff steht unter Druck: Wegen eines ungewöhnlich günstigen Kredits eines Unternehmer-Paares, wegen eines Flugs in der Business Class sowie einer Kampagne des befreundeten Unternehmers Carsten Maschmeyer für ein Buch Wulffs. Wulff gestand bei dem Kredit ein, nicht transparent genug gehandelt zu haben. Bei dem Upgrade der Flugreise sprach er von einem Fehler. Und von der Kampagne für sein Buch, das er als Ministerpräsident Niedersachsens schrieb, will er nichts gewusst haben. Einen Rücktritt lehnt er trotz der Vorwürfe ab.
Bei politischen Gegnern war Wulff vor Jahren allerdings weniger zurückhaltend, auch wenn es um die Ämter des Bundespräsidenten und des niedersächsischen Ministerpräsidenten ging.
"Wir brauchen einen unbefangenen Bundespräsidenten"
Im Jahr 2000 ging Wulff den damaligen Bundespräsidenten an. Johannes Rau stand wegen einer Flugaffäre unter Druck. Nachdem erneut Vorwürfe gegen Rau bekannt geworden waren, forderte der CDU-Politiker dessen Rücktritt. Wulff erklärte damals im "Focus", die SPD solle "Johannes Rau zurückziehen". Damit attackierte er den Präsidenten weit schärfer als seine Parteifreunde, die sich eher zurückhielten, um das Amt nicht zu beschädigen.
Wulff ruderte zurück, nachdem sich andere Unions-Politiker von seiner Rücktrittsforderung distanziert hatten. Er sei falsch wiedergegeben worden, erklärte Wulff gegenüber der "Berliner Zeitung". Zugleich betonte er aber, dass "wir gerade jetzt einen unbefangenen Bundespräsidenten" bräuchten und "ihn gegenwärtig nicht zur Verfügung haben".
"Ein Problem für die Würde des Amtes"
Auch mit dem ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsident Gerhard Glogowski ging Wulff hart ins Gericht, als der SPD-Politiker 1999 wegen der "Aida-Affäre" unter Druck geriet. Dabei ging es um die Bezahlung eines Besuchs von Glogowski bei einer Opernaufführung in Kairo. Wulff betonte damals, Vorteilsannahme sei "mit dem Amt des Ministerpräsidenten nicht vereinbar". Nach einer Reihe weiterer Vorwürfe trat Glogowski zurück.
Das reichte Wulff aber nicht, er wollte einen Untersuchungsausschuss, denn "der Schein von Abhängigkeiten" sei "ein Problem für die Würde des Amtes", erklärte Wulff damals laut "Hannoverscher Allgemeinen Zeitung".
Empörung über Maschmeyer-Anzeigen für Schröder
Im Jahr 1998 musste Wulff gegen Gerhard Schröder eine herbe Niederlage hinnehmen. Schröder wurde erneut niedersächsischer Ministerpräsident - und durch seinen Triumph gleich noch zum SPD-Kanzlerkandidaten.
Für öffentlichen Wirbel sorgte eine Anzeige, die einen Tag vor der Landtagswahl geschaltet worden war. Sie forderte unter der Ahnengalerie bundesdeutscher Regierungschefs: "Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein!" Damit war nicht Wulff gemeint - und der zeigte sich empört. Eine solche Anzeige sei ein Novum in der Wahlkampfauseinandersetzung in Deutschland, erklärte er nach der Wahl.
Kurz darauf gab der Unternehmer Maschmeyer bekannt, er habe die Anzeige bezahlt, Schröder wusste angeblich nichts davon. Der AWD-Gründer rief zudem bei Wulff an und bat um Verständnis. Die Anzeige sei gegen Schröders internen Rivalen Oskar Lafontaine gerichtet gewesen, nicht gegen Wulff, versicherte Maschmeyer - und fügte hinzu: "Sie haben noch eine große Karriere vor sich!"