
Studie der Uni Trier Geldwäsche lässt Preise für Immobilien steigen
Die Bekämpfung von Geldwäsche ist von finanziellem Nutzen für Immobilienkäufer, so das Ergebnis einer Studie der Uni Trier. Diese zeigt erstmals einen empirischen Zusammenhang zwischen erhöhten Geldwäscheaktivitäten und steigenden Immobilienpreisen.
Steigt die Zahl von Geldwäscheverdachtsmeldungen, dann ist auch ein Preisanstieg auf dem Immobilienmarkt zu beobachten - so das Ergebnis einer Analyse, durchgeführt von einem Forschungsteam des Instituts für Geldwäsche- und Korruptions-Strafrecht an der Universität Trier.
Mit der Studie, die dem SWR und der Süddeutschen Zeitung vorliegt, lasse sich erstmals empirisch belegen, dass erhöhte Geldwäscheaktivitäten mit steigenden Immobilienpreisen zusammenhängen.
Finanzieller Nutzen für Immobilienkäufer
Eine effektive Geldwäsche-Bekämpfung habe nicht nur regulatorische Vorteile, sondern auch einen spürbaren finanziellen Nutzen für Immobilienkäufer, so Matthias Neuenkirch, Mitautor der Studie.
"Eine zehnprozentige Reduzierung der Geldwäsche im Immobiliensektor, entsprechend einem Rückgang der Verdachtsmeldungen um etwa 30 Millionen Euro, könnte die Immobilienpreise um 1,9 Prozent senken." Eine Wohnung mit einem Kaufpreis von 360.000 Euro würde immerhin 6.380 Euro weniger kosten, wenn Geldwäsche effektiv bekämpft werde, rechnet Neuenkirch vor.
Märkte für Eigentumswohnungen verglichen
In ihrer Studie verglichen die Forscher die Zahl der Verdachtsmeldungen zu Geldwäsche und die Preisentwicklung auf dem Markt für Eigentumswohnungen in den Top-7-Städten in Deutschland, darunter München, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf.
Die Forscher erhielten Verdachtsmeldungen der Financial Intelligence Unit (FIU), die für den Kampf gegen Geldwäsche in Deutschland zuständig ist. Diese Meldungen wurden mit öffentlich zugänglichen Daten zu Immobilientransaktionen und Immobilienpreisen verglichen. Sie stellten fest: Je mehr Verdachtsmeldungen es in den Jahren 2020 bis 2024 gab, desto höher waren auch die Immobilienpreise.
Dabei ging die Forschungsgruppe davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen den Verdachtsfällen und tatsächlich begangenen Geldwäschedelikten gibt.
Seit 2020 Meldepflicht
Die Forscher nutzten für ihre Berechnungen das erhöhte Meldeaufkommen als Folge der im Oktober 2020 in Kraft getretenen Geldwäschegesetzmeldepflichtverordnung für Immobilien. Diese Verordnung wurde eingeführt, um durch Meldepflichten Geldwäsche bei Immobilientransaktionen festzustellen.
Laut der Verordnung müssen unter anderem Notare oder Banken einen Verdacht melden, wenn etwas darauf hindeutet, dass Geld aus illegalen Geschäften im Spiel ist oder zum Beispiel mit Kryptowährung bezahlt werden soll.
Mehrere Milliarden Euro jährlich
Trotz neuer Vorschriften ist der deutsche Immobilienbereich weiterhin von Geldwäsche betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass jedes Jahr mehrere Milliarden Euro aus der organisierten Kriminalität in den deutschen Immobilienmarkt fließen.
Lange Zeit war es in Deutschland legal, Immobilien in bar zu bezahlen, seit 2023 ist das verboten. Dennoch erwerben Kriminelle Immobilien über verschachtelte Firmenkonstruktionen, bei denen es schwierig ist, den tatsächlichen Eigentümer zu identifizieren.
Mehr qualifizierte Ermittler nötig
Das Verbot von Barzahlungen beim Immobilienverkauf könne denn auch nur ein erster Schritt sein, sagt der Direktor des Trierer Instituts für Geldwäsche- und Korruptions-Strafrecht, Mohamad El-Ghazi. "Ein gewisses Potenzial hätte ein Immobilientransaktionsregister geboten, doch dessen Einführung scheiterte am Bruch der Ampel. Am Ende gilt auch hier: Wir brauchen mehr qualifizierte Ermittler."
Die FIU geriet in den vergangenen Jahren immer wieder wegen ihrer Ineffizienz in die Schlagzeilen. Vor zwei Jahren wurde bekannt, dass die Spezialeinheit mehr als 100.000 als relevant eingestufte Verdachtsmeldungen nicht bearbeitet hatte, weil die Behörde mit der Auswertung technisch nicht hinterherkam.