Verdacht der Körperverletzung Razzia bei Kinderpsychiater Winterhoff
Bei Ermittlungen gegen den Kinderpsychiater Winterhoff hat die Polizei Patientenunterlagen beschlagnahmt. WDR und SZ hatten aufgedeckt, dass er Kindern und Jugendlichen über Jahre sedierende Medikamente verschrieb.
100 Kriminalbeamte haben am Donnerstag zahlreiche Patientenakten im Zusammenhang mit den Ermittlungen um den bekannten Kinderpsychiater Dr. Michael Winterhoff beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft Bonn sicherte in der großen Durchsuchungsaktion umfangreiches Beweismaterial für ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung.
Die Kriminalbeamten durchsuchten 15 Jugendhilfeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, in denen Winterhoff tätig war. Darüber hinaus sicherten die Beamten Beweismaterial in der ehemaligen Bonner Praxis des Kinderpsychiaters.
Sedierende Medikamente verschrieben
Der WDR und die "Süddeutsche Zeitung" hatten im August 2021 umfangreich über die unvertretbaren medizinischen Maßnahmen des bekannten Bonner Kinderpsychiaters berichtet. Die ARD-Dokumentation "Warum Kinder keine Tyrannen sind - Das System Dr. Winterhoff" hatte mit der SZ aufgedeckt, dass Winterhoff Kindern und Jugendlichen über Jahre sedierende Medikamente verschrieb. Viele der betroffenen Kinder lebten in Heimen und waren der Behandlung des in den Medien bekannt gewordenen Kinderpsychiaters über lange Zeit ausgesetzt.
Eine eigens gegründete Ermittlungsgruppe wird nun gemeinsam mit der zuständigen Staatsanwältin die Akten auswerten. Der Rechtsanwalt von Winterhoff stellte gegenüber dem WDR klar, dass die Unschuldsvermutung gelte. Winterhoff bestreite die Vorwürfe weiterhin und gehe davon aus, dass seine Behandlungen rechtskonform sind.