Absperrband auf einen leeren Spielplatz
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Aufarbeitung der Corona-Politik Man hätte einiges besser wissen können

Stand: 09.08.2024 17:27 Uhr

Nichts war gewöhnlich an Corona. Dass Fehler gemacht wurden, bestreitet kaum einer. Doch noch immer sind viele Wunden in der Gesellschaft nicht geheilt - eine Aufarbeitung wäre dringend nötig. Doch die bleibt aus.

Ein Kommentar von Iris Sayram, ARD Berlin

März 2020 - bis dahin war es unvorstellbar, dass gesamte Städte einmal ganz still stehen können. Am Brandenburger Tor: nicht ein Tourist. Die Spielplätze in der näheren Umgebung: mit rot-weißem Plastikband abgesperrt. Grundrechte führten lange Zeit ein Schattendasein.

Und in diesem Dunkel starben vereinsamt Menschen, lassen nur die Zahlen zum Anstieg der häuslichen Gewalt erahnen, was das alles im Privaten ausgelöst hat - vom Schicksal der Jüngsten ganz zu schweigen. Bis heute hat sich dieses Dunkel bei vielen noch nicht erhellt.

Wenn das Vertrauen in die Wissenschaft Risse bekommt

Man habe es aber doch nicht besser gewusst, heißt es. Man habe der Wissenschaft vertraut - allen voran den regelmäßigen Ausführungen des Robert Koch-Instituts. Die Todeszahlen und die drohende Überlastung der Gesundheitssysteme gehörten zu den regelmäßigen Warnungen, die für viele an der Sinnhaftigkeit der Maßnahmen wenig Zweifel aufkommen ließen.

Doch die kommen nun, etwa in Form der geleakten RKI-Files, aus denen sich eben auch eines ergibt: Zweifel in der Institution selbst. Und was noch schlimmer wiegt: Es ergibt sich aus den Protokollen auch die politische Einflussnahme auf die Einschätzungen des RKI.

Eine Pandemie der Ungeimpften? Für das RKI war das nicht korrekt. Hätte man einiges besser wissen können, wenn man tatsächlich nur auf die Wissenschaft gehört hätte? Ja! Eine parlamentarische Aufarbeitung ist nun das Mindeste, was diese Ampel den vielen verunsicherten Menschen schuldig wäre - doch es sieht bislang nicht danach aus.

Kubicki zündelt an der Ampel

Der FDP-Vizevorsitzende Wolfgang Kubicki ist nicht zimperlich, wenn es um Rücktrittsforderungen geht. Dennoch erstaunt seine sehr intensive Stellungnahme zu den RKI-Files, die er auf seiner eigenen Homepage veröffentlichte - vor allem, weil er selbst die ein oder andere Entscheidung etwa zur institutsbezogenen Impfpflicht mitgetragen hat. Dafür hat er sich im Nachhinein entschuldigt. Auf Konsequenzen dafür, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Impfung als quasi nebenwirkungsfrei bezeichnet hat, warten heute noch viele.