EU zu Tourismus Viel zu zaghaft
Die EU hat in der schlimmsten Krise ihrer Geschichte wenig zu sagen. Sie spricht unverbindlich Empfehlungen an Reisende aus und legt sich auch beim Thema Grenzöffnungen nicht fest.
Es ist ein ehrenhafter Versuch der Europäischen Kommission - und doch ein ziemlich hilfloser. Denn die Vorschläge für eine Wiederbelebung des Tourismus in Europa sind viel zu zaghaft. Da ist die Rede davon, dass Reisen nur dahin möglich werden sollen, wo die Infektionszahlen niedrig sind und keine weiteren Anstiege erwartet werden, dass Abstand- und Hygieneregeln von Reiseveranstaltern und Hotelbetreibern eingehalten werden. Dass sogar aufs regelmäßiges Händewaschen geachtet werden müsse. Und natürlich: Dass auch ausreichende Klinik-Kapazitäten an den jeweiligen Tourismus-Orten vorhanden sein müssten, falls das Virus wieder ausbricht.
Man könnte es auch so sagen: Es ist eine Ansammlung von Dingen, auf die jeder selbst kommen sollte, der in nächster Zeit ernsthaft eine Urlaubsreise antreten möchte. Man könnte auch sagen: Es sind unverbindliche Urlaubsempfehlungen. Denn ob das, was die Kommission da vorschlägt, an den Urlaubsorten wirklich so in die Realität umgesetzt wird, das liegt nicht in ihrer Hand, sondern bei den Mitgliedsstaaten.
Klare Worte auch zu Grenzöffnungen fehlen
Das gleiche gilt für die geschlossenen oder kontrollierten Grenzen innerhalb der EU. Ohne offene Grenzen ist das Reisen ohnehin ausgeschlossen. Auch da sind die Kommissionsvorschläge viel zu zögerlich. Sie empfiehlt zwar, dass die Binnengrenzen wieder geöffnet werden sollten, aber nur dann, wenn es die Corona-Situation in den Nachbarländern jeweils zulasse. Dabei gibt es keinen einzigen Beleg dafür, dass die geschlossenen Grenzen die Ausbreitung des Virus eingedämmt hätten. Dafür haben sie die Atmosphäre in den Grenzregionen vergiftet und Pendlern das Leben zusätzlich schwer gemacht. Auf klare Worte von Kommissionspräsidentin von der Leyen dazu hat man bisher vergeblich gehofft, auch heute gab es keine.
Kuschelig im Ferienflieger
Ganz offensichtlich möchte da jemand keinen Ärger mit den europäischen Hauptstädten riskieren. Auch nicht mit den von Corona hart getroffenen Fluggesellschaften. Denn laut Kommissionsempfehlung dürfen Airlines - wenn sie denn wieder fliegen - ihr Fluggerät trotz Virus wieder bis zum letzten Platz mit Passagieren vollstopfen. Ein Mittelsitz müsse nicht frei bleiben, heißt es.
Aha, am Strand und auf der Restaurantterrasse sollen anderthalb Meter Mindestabstand Standard sein, aber im Flieger darf man wieder kuschelig Arm an Arm sitzen. Das verstehe, wer will. Und man kann daraus wohl nur einen Schluss ziehen: Die EU hat in der schlimmsten Krise ihrer Geschichte wirklich wenig zu sagen.