Trumps Team Eine Provokation - auch für die eigene Partei
In Trumps Team kommt nur, wer bedingungslos loyal ist. Widerstand dürfte er somit kaum noch zu befürchten haben. Seine zweite Amtszeit wird so zu einem Lackmustest für die Verfassung der USA.
Trumps Nominierungen sind eine Provokation - sogar für seine eigene Partei. Einstellungskriterien sind erkennbar nicht Erfahrung und Expertise, sondern bedingungslose Loyalität und blinder Gehorsam. Trump will den nach eigener Aussage größten Fehler seiner ersten Amtszeit korrigieren - die Vergabe von Posten an Berufspolitiker, die ihm auch mal Widerstand leisteten.
Den muss er jetzt höchstens aus dem Senat befürchten. Angesichts der doch recht knappen Mehrheit der Republikaner in der zweiten Kongresskammer reichen schon einige wenige Abweichler in den eigenen Reihen, um die Minister in spe durchfallen zu lassen. Gut möglich, dass Trump insgeheim sogar damit rechnet und das ein oder andere Bauernopfer in Kauf nimmt, um den Rest seiner Regierungsmannschaft geräuschlos durchzubekommen.
Rachefeldzug gegen politische Gegner
Trump bringt seine Truppen in Stellung für den im Wahlkampf angekündigten Rachefeldzug gegen seine politischen Gegner und das politische Establishment, dem er trotz zurückliegender Amtszeit im Weißen Haus noch immer nicht angehören will.
Überraschen kann das niemanden - schließlich hat Trump aus seinen Absichten nie einen Hehl gemacht. Wer ihn gewählt hat, wird auch nichts anderes erwarten und wäre enttäuscht, wenn es anders käme. Schließlich hat gerade der Frust über Politiker, die ihren Worten keine Taten folgen lassen, Trump die Wähler in Scharen in die Arme getrieben.
Sorgen machen müssen sich hingegen diejenigen, die auf einen gemäßigten Trump 2.0 gehofft hatten. Das Gegenteil dürfte Realität werden: "America first" in Reinform.
Lackmustest für die Verfassung der USA
Trumps zweite Amtszeit wird so zu einem Lackmustest für die Verfassung der Vereinigten Staaten - im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur das grundlegende Schriftstück für das Regierungssystem des nach wie vor mächtigsten Staates der Welt steht auf dem Prüfstand, sondern auch dessen Institutionen, die das Vermächtnis der Gründerväter mit Leben füllen.
In den Weg stellen können sich Trump vor allem noch Bürgermeister, Richter und Landesparlamente der einzelnen Bundesstaaten. Der von den Demokraten in der Vergangenheit gerne mal beklagte Föderalismus könnte sich in den kommenden vier Jahren als wirkungsvollstes Bollwerk der Demokratie herausstellen.
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