Ein Mann lässt sich in Abidjan (Elfenbeinküste) gegen das Coronavirus impfen.
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Coronavirus-Pandemie ++ UN fordern Tempo bei globaler Impfkampagne ++

Stand: 12.04.2022 22:31 Uhr

Die UN mahnen, dass es bei der weltweiten Impfkampagne deutlichere Fortschritte geben müsse. Infizierte müssen in Bayern bereits von Mittwoch an nur noch fünf Tage in Isolation. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

12.04.2022 • 22:31 Uhr

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Die kommenden sechs Monate seien entscheidend, sagte der Leiter des für die weltweite Impfkampagne zuständigen UN-Teams, Chaiban. In diesem Jahr müsse rasch gehandelt werden. "Wir riskieren sonst, den Schwung zu verlieren und bei der Impfstoff-Gerechtigkeit zu versagen.2

Weltweit seien mehr als 11,1 Milliarden Impfdosen verabreicht worden. Knapp zwei Drittel der 194 Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation hätten mehr als 40 Prozent ihrer Bevölkerung geimpft. 51 Länder hätten sogar mehr als 80 Prozent erreicht. In Staaten mit niedrigem Einkommen liege die Impfrate aber lediglich bei elf Prozent. In Afrika seien weiterhin 83 Prozent der Menschen nicht gegen Corona geimpft. Im östlichen Mittelmeerraum, zu dem auch Afghanistan gezählt wird, 51 Prozent.

Die UN-Botschafterin der USA, Thomas-Greenfield, betonte, es handele sich nicht um eine Frage der Versorgung, sondern des Zugangs. Es gebe genug Impfdosen. Die Hilfsorganisationen stünden jedoch vor großen Herausforderungen bei der Bereitstellung, insbesondere in Konfliktgebieten. Die Ukraine sei ein Paradebespiel. Durch den Angriff Russlands sei die Verteilung von Corona- und anderen Impfstoffen praktisch zum Erliegen gekommen.

Ein Seniorenheim in Hessen darf Beschäftigte von der Arbeit freistellen, die bislang keinen Nachweis einer Corona-Impfung vorgelegt haben. Das entschied das Arbeitsgericht Gießen in einem Eilverfahren und wies die Anträge von zwei Mitarbeitern auf Erlass einer einstweiligen Verfügung zurück.

Aus dem zugrundeliegenden Paragrafen des Infektionsschutzgesetzes ergebe sich jedenfalls keine Beschäftigungspflicht, bis etwa ein Gesundheitsamt über ein mögliches Betretungs- oder Tätigkeitsverbot entschieden hätte, begründete die Vorsitzende Richterin die Urteile. Diese sind noch nicht rechtskräftig, die Berufung ist möglich. Zudem laufen in den Fällen noch die Hauptverfahren.

Geklagt hatten zwei Beschäftigte der Einrichtung im mittelhessischen Pohlheim, die nicht gegen das Coronavirus geimpft sind. Weil die beiden Männer bis zum Stichtag Mitte März keinen Nachweis über eine Impfung vorgelegt hatten, stellte sie ihr Arbeitgeber ohne Fortzahlung des Gehalts frei. In dem Eilverfahren wollten die Kläger ihre vertragsgemäße Beschäftigung erreichen.

12.04.2022 • 15:17 Uhr

Bayern lockert Isolationspflicht

Corona-Infizierte müssen in Bayern bereits von Mittwoch (13. April) an nur noch fünf Tage in Isolation und müssen sich nicht mehr abschließend freitesten. Voraussetzung ist allerdings eine Symptomfreiheit von mindestens 48 Stunden. Das teilte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek mit. Außerdem entfällt die Quarantäne für enge Kontaktpersonen vollständig.

Im März sind in Deutschland sechs Prozent mehr Menschen gestorben als im Mittel der Jahre 2018 bis 2021 für diesen Monat. Das geht aus einer Hochrechnung hervor, die das Statistische Bundesamt veröffentlichte. Demnach wurden im vergangenen Monat bundesweit 92.622 Todesfälle verzeichnet. "Nachdem die Sterbefallzahlen im Februar auf den mittleren Wert der Vorjahre gesunken waren, lagen sie im März damit wieder tendenziell darüber", hieß es. Eine Ursache könnten die weiterhin auftretenden Corona-Todesfälle sein.

In der "Partygate"-Affäre um verbotene Feiern während des Corona-Lockdowns in der Downing Street muss der britische Premierminister Boris Johnson ein Strafgeld zahlen. Das bestätigte eine Regierungssprecherin am Dienstag der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge, nachdem die Londoner Polizei mehr als 50 Strafgelder gegen Beteiligte verhängt hatte.

Der Nachrichtenagentur AFP zufolge soll auch Finanzminister Rishi Sunak eine Strafe zahlen müssen.

Corona-Geimpfte sind bei einer Infektion trotz Impfung nicht nur vor schwerer Erkrankung gut geschützt, sie sind auch weniger ansteckend als Ungeimpfte. Anders als bei der Delta-Variante sind bei der Omikron-Variante allerdings drei Impfdosen nötig, um die Menge infektiöser Viruspartikel wirksam zu senken. Das berichten Schweizer Forscher um Isabella Eckerle und Benjamin Meyer von der Universität Genf im Fachmagazin "Nature Medicine".

Die Studie (Englisch) bezieht sich dabei auf die Omikron-Subvariante BA.1, nicht auf die mittlerweile in Deutschland dominierende Subvariante BA.2. "Unsere Ergebnisse unterstreichen die positive Wirkung von Impfungen über den individuellen Schutz vor schweren Erkrankungen hinaus", schreiben die Forscherinnen und Forscher. Zuerst hatte der "Spiegel" über die Studie berichtet.

Die Wissenschaftler hatten zwischen April 2020 und Februar 2022 bei insgesamt 565 Corona-infizierten Menschen innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptombeginn Abstriche von der Nasenschleimhaut genommen. Die Untersuchung deckt also quasi den gesamten bisherigen Pandemie-Verlauf ab: Es wurde Infektionen mit der ursprünglich zirkulierenden Variante sowie mit der Delta- und der Omikron-Variante erfasst. Ein Teil der Probanden war ungeimpft, ein anderer Teil war zweifach geimpft oder geboostert. Fast alle Geimpften hatten einen RNA-Impfstoff bekommen.

Die Wissenschaftler ermittelten dann den sogenannte Ct-Wert, der angibt, wie viel Erbgut des Virus in einer Probe vorhanden ist. Zudem bestimmten sie über Zellkultur-Versuche die Menge infektiöser Viruspartikel in einer Probe. Dies ist ein besserer Indikator für die Ansteckungsfähigkeit eines Erkrankten, wie die Untersuchungen der Forscher bestätigten.

Die Auswertung der Daten ergab, dass Zweifach-Geimpfte bei einer Delta-Infektion deutlich weniger infektiöse Partikel in den oberen Atemwegen hatten als Ungeimpfte, nämlich knapp ein Fünftel. Außerdem konnten Geimpfte das Virus der Untersuchung zufolge schneller bekämpfen. Bei Omikron-Durchbruchsinfektionen war die Menge infektiöser Viruspartikel nach einer doppelten Impfungen so hoch wie bei Ungeimpften. Erst eine Booster-Impfung drückte den Wert deutlich auf etwa ein Fünftel.

Nach zwei Wochen haben die chinesischen Behörden den Lockdown in der Millionenmetropole Shanghai etwas gelockert. 6,6 Millionen der rund 25 Millionen Einwohner dürfen ihre Wohnungen verlassen, müssen aber in ihren Vierteln bleiben, berichtete die Online-Zeitung "The Paper". Die Behörden erklärten, einige Märkte und Apotheken würden ebenfalls wieder öffnen.

Zuvor waren online Videos veröffentlicht worden, die Menschen zeigen sollen, denen die Lebensmittel ausgegangen waren und die in einen Supermarkt einbrachen. Die plötzliche Schließung der meisten Unternehmen und Anordnungen, Zuhause zu bleiben, hatten zu Klagen in der Bevölkerung über fehlenden Zugang zu Lebensmitteln und Medizin geführt. Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet werden, müssen sich in Massen-Isolationszentren begeben, in denen die Zustände als teils überfüllt und unhygienisch beschrieben wurden.

In Shanghai gilt ein scharfer Lockdown

Florian Bahrdt, ARD Singapur, Morgenmagazin

In der "Partygate"-Affäre um Lockdown-Feiern in der Downing Street hat die Londoner Polizei bereits mehr als 50 Strafzahlungen angeordnet. Man bemühe sich, die immer noch laufenden Ermittlungen schnellstmöglich voranzutreiben, hieß es in einem Statement der Metropolitan Police. Weitere Bescheide könnten folgen.

Ende März waren bereits 20 Strafbescheide verhängt worden, seitdem kamen rund 30 weitere hinzu. In den meisten Fällen soll es sich um Geldstrafen von 50 Pfund (60 Euro) handeln. Die "Partygate"-Affäre hatte Premierminister Johnson schwer unter Druck gesetzt. Er musste sich auch gegen Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen seiner Konservativen Partei zur Wehr setzen, da er Partys in seinem Amtssitz geduldet und bei einigen auch dabei gewesen sein soll. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sitzt Johnson wieder fester im Sattel.

Im Corona-Hotspot Mecklenburg-Vorpommern wird die 3G-Regel von diesem Donnerstag an weitgehend aufgehoben. Neben der Gastronomie betreffe dies zum Beispiel Kultur- und Freizeiteinrichtungen, körpernahe Dienstleistungen, Messen und Veranstaltungen, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig nach einer Kabinettssitzung in Schwerin. Dort gelten ihr zufolge dann nur noch Masken- und Abstandspflicht. Touristen, die nicht geimpft oder genesen sind, müssten aber weiterhin bei der Anreise im Hotel einen Negativ-Test vorlegen.

Da die Zahl der Corona-Infektionen und auch die Patientenzahlen in den Krankenhäusern sowie auf den Intensivstationen weiter gesunken seien, könne man diese Lockerung auf weitere Bereiche ausdehnen, erklärte Schwesig.

Der Landtag hatte das Bundesland am 24. März flächendeckend zum Corona-Hotspot erklärt. Dies ermöglichte es der Landesregierung, die bis dahin geltenden Einschränkungen aufrechtzuerhalten. Die Hotspot-Regelung gilt zunächst bis zum 27. April.

Der Autozulieferer Bosch hat wegen der Vorschriften zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Produktion an zwei Standorten in China ausgesetzt. Dies betreffe die Fertigung von Thermotechnik in Shanghai und die von Autoteilen in Changchun in der nordöstlichen Provinz Jilin. Zwei weitere Autoteilewerke arbeiteten im "geschlossenen Kreislauf", in dem die Arbeiter isoliert von der übrigen Gesellschaft schlafen, leben und arbeiten, um eine Übertragung des Virus zu verhindern. "Wir sehen derzeit vorübergehende Auswirkungen auf die Logistik und die Lieferkette", erklärte Bosch weiter. "In dieser Situation tun wir alles, was wir können, um die Lieferketten so weit wie möglich aufrechtzuerhalten und die Nachfrage zu bedienen."

Der bei den Vereinten Nationen für die weltweite Impfkampagne gegen das Coronavirus zuständige Stellvertretende Generalsekretär hat schnellere Fortschritte für ein Ende der Pandemie angemahnt. Angesichts von mehr als sechs Millionen Corona-Toten und mehr als einer Million der Weltgesundheitsorganisation gemeldeten Neuinfektionen binnen 24 Stunden müssten aber dringend die Impfraten in Ländern erhöht werden, sagte Ted Chaiban vor dem Weltsicherheitsrat in New York. In diesem Jahr müsse rasch gehandelt werden. "Wir riskieren, den Schwung zu verlieren und bei der Impfstoff-Gerechtigkeit zu versagen."

Weltweit seien mehr als 11,1 Milliarden Impfdosen verabreicht worden, und 124 der 194 Mitgliedstaaten der WHO hätten mehr als 40 Prozent ihrer Bevölkerung geimpft. 51 Staaten hätten mehr als 70 Prozent erreicht.

In Staaten mit niedrigem Einkommen liege die Rate allerdings bei lediglich elf Prozent, sagte Chaiban. In der Afrika-Region der WHO seien 83 Prozent der Menschen noch immer ungeimpft, im östlichen Mittelmeerraum, der auch Afghanistan einschließt, 51 Prozent.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat eine Verlängerung des staatlichen Rettungsschirms für die Kliniken wegen der Corona-Pandemie gefordert. "Wir befinden uns weiterhin in einer angespannten Situation, denn wir haben mit hohen Personalausfällen zu kämpfen", sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Das Auslaufen wesentlicher Teile des "Rettungsschirms Krankenhaus" am 18. April sei "ein fatales Signal, denn die Pandemie ist noch nicht vorbei."

Angesichts der Lage könne in den Krankenhäusern "kein Normalbetrieb herrschen", sagte Gaß. "Trotzdem ist immer die Versorgung der Menschen im Krankenhaus gewährleistet, wie auch in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie." Dies sei vor allem "dem besonderen Engagement der Mitarbeitenden" zu verdanken, "die auch in Zeiten der hohen Personalausfälle die Versorgung sicherstellen". 

Die Bundesregierung hatte die sogenannte Freihaltepauschale für bereit gehaltene Behandlungskapazitäten im März bis zum 18. April verlängert. Die Versorgungspauschale als Zuschlag für die Behandlung von Covid-Patienten wurde bis zum 30. Juni fortgeführt.

Weltweit haben sich nachweislich mehr als 497,6 Millionen Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Zählung der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis offizieller Daten. Danach starben mehr als 6,57 Millionen Menschen mit oder an dem Virus. Die Dunkelziffer dürfte Experten zufolge deutlich größer sein. Die höchsten Zahlen weisen die USA auf. Dort wurden mehr als 80,4 Millionen Ansteckungsfälle registriert.

Rund 987.000 Menschen starben in Zusammenhang mit dem Virus. Dieses wurde erstmals im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan nachgewiesen, von wo aus es sich weltweit verbreitete.

Die chinesischen Aufsichtsbehörden fordern Banken und Versicherer auf, die Logistik-Unternehmen und Lkw-Fahrer finanziell zu unterstützen. China kämpft mit dem schlimmsten Corona-Ausbruch seit zwei Jahren. Die Logistikbranche ist besonders betroffen. Das gefährdet die Lieferketten.

Die USA haben wegen der Corona-Maßnahmen in Shanghai den Abzug aller nicht notwendiger Konsulatsmitarbeiter dort angeordnet. Ein Sprecher der US-Botschaft in China erklärte am Dienstag, das US-Außenministerium habe die Ausreise der Mitarbeiter aufgrund des "anhaltenden Covid-19-Ausbruchs" angeordnet. US-Diplomaten hätten zudem chinesischen Vertretern gegenüber "Bedenken über die Sicherheit und das Wohlergehen von US-Bürgern" angesprochen. Vergangene Woche hatte das Außenministerium den Mitarbeitern und ihren Familien bereits die freiwillige Ausreise genehmigt.

Das Robert-Koch-Institut meldet 162.790 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 17.607 Fälle weniger als am Dienstag vor einer Woche, als 180.397 positive Tests gemeldet wurden. Insgesamt liegt damit in Deutschland die Zahl der bestätigten Infektionen bei mehr als 22,84 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht auf 1087,2 von 1080,0 am Vortag. 289 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 132.017.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 12. April 2022 um 07:20 Uhr.