Anwohner und Armee schützen im polnischen Nysa die Gegen vor einem Deichbruch
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Hochwasser in Europa ++ Deich in Nysa bei Breslau droht zu brechen ++

Stand: 17.09.2024 10:22 Uhr

Im polnischen Nysa bei Breslau droht ein Deich zu brechen. Anwohner und Armee versuchen, ihn mit Sandsäcken abzudichten. In Passau und anderen Teilen Bayerns steigen die Pegel wieder. Die Entwicklungen im Liveblog.

  • Nahe Breslau: Deich droht zu durchbrechen
  • Elbe-Pegelstand könnte Sechs-Meter-Marke überschreiten
  • Zweithöchste Hochwasser-Warnstufe in Passau

In der Slowakei blicken die Menschen sorgenvoll auf die Donau. Die Scheitelwelle des Flusses erreichte die Hauptstadt Bratislava, rund 50 Kilometer östlich von Wien. Es wurde ein Höchststand von rund 9,7 Metern über dem örtlichen Pegel-Nullpunkt gemessen. Normalerweise sind es rund 2 Meter.

Die Uferflächen standen unter Wasser, Hochwasserschutzwände schützten die historische Altstadt. Im Zoo wurden Tiere in Sicherheit gebracht. Im Außenbezirk Devinska Nova Ves mussten Menschen ihre Wohnungen verlassen. Umweltminister Tomas Taraba schätzte die Schäden in der Slowakei auf mindestens 20 Millionen Euro.

In den Hochwassergebieten in Tschechien ist die Lage weiter angespannt. An zahlreichen Pegel-Messstationen gilt immer noch die höchste Hochwasser-Alarmstufe, bei der Gefahr für Menschen oder Eigentum besteht. Die Hilfskräfte sind weiter im Dauereinsatz.

Im nordböhmischen Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) nahe der Grenze zu Sachsen wird die Scheitelwelle der Elbe erst am Dienstagabend erwartet. In Südböhmen droht der rund sechs Quadratkilometer große Rosenberg-Fischteich überzulaufen, was die Lage entlang der Lainsitz (Luznice) dramatisch zuspitzen würde.

Das Kabinett in Prag hatte am Montagabend grünes Licht für den Einsatz von bis zu 2.000 Soldaten in den Katastrophengebieten im Osten des Landes gegeben. Mindestens drei Menschen starben wegen der Überschwemmungen. 

Brandenburg ist nach Einschätzung des Technischen Hilfswerks (THW) gut vorbereitet auf das anstehende Hochwasser. Ab Mitte der Woche mache ein Anstieg des Wassers in der Oder die größte Sorge, sagte Sebastian Gold vom THW dem Sender RBB-Inforadio. Die Lage sei aber noch unklar, man richte sich auf alles ein.

In Frankfurt (Oder) tritt heute ein Krisenstab zusammen. Wichtig sei es, vor die Lage zu kommen, also gemeinschaftlich von den Hilfsorganisationen und der Politik rechtzeitig alles einzuplanen, sagte Gold. Mit Starkregen sei in Brandenburg aber nicht zu rechnen, das Hochwasser komme aus Gebieten südöstlich von Deutschland. Möglicherweise betroffene Menschen könnten sich aber auf die Situation einstellen und rechtzeitig in den Keller schauen, um wertvolle Dinge in Sicherheit zu bringen.

Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt (LfU) wird in Brandenburg für einige Oder-Regionen wie in Ratzdorf, Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder) ab Mittwoch oder Donnerstag voraussichtlich die Hochwasser-Alarmstufe 1 ausgerufen. Die Wasserstände steigen stark an, sodass am Sonntag etwa am Pegel Ratzdorf mit der höchsten Alarmstufe 4 gerechnet wird. Ab Alarmstufe 3 können Grundstücke, Straßen oder Keller überflutet werden. 

Die Hochwasserlage in Teilen Europas bleibt angespannt

Tim Seeger, NDR, tagesschau, 17.09.2024 09:00 Uhr

In der Kleinstadt Nysa rund 90 Kilometer südlich von Breslau drohen die Wassermassen der Glatzer Neiße einen Deich zu durchbrechen, der das Stadtzentrum schützt. In der Nacht halfen viele Bewohner der Stadt den Einsatzkräften von Armee und Feuerwehr, die angegriffene Stelle im Deich mit Sandsäcken zu verstärken. "Auf dem Deich waren etwa 2.000 Menschen: Frauen, Männer, Kinder und Senioren", sagte Bürgermeister Kordian Kolbiarz dem Radiosender Rmf.fm. Diese hätten eine Menschenkette gebildet, um die Sandsäcke zu transportieren.

Regierungschef Donald Tusk sagte, es gebe derzeit sehr widersprüchliche Prognosen der Meteorologen dazu, wann das Hochwasser die Stadt Breslau erreichen könne. Zunächst hatte es geheißen, dass die Flutwelle in der Oder am Mittwoch auf Höhe der Stadt ankommt. Mittlerweile ist von Freitag die Rede. Dies müsse noch genau analysiert werden, forderte Tusk. Beim Oderhochwasser 1997 stand Breslau zu einem Drittel unter Wasser.

"Das ist absolut nicht normal", Martin Adam, ARD Warschau, zzt. Krapkowice, zur Hochwasserlage in Polen

tagesschau24, 17.09.2024 10:00 Uhr

Im Osten Österreichs herrscht große Sorge vor weiteren Dammbrüchen. "Es besteht höchste Dammbruchgefahr", hieß es von den Behörden. Mehr als 200 Straßen in Niederösterreich sind gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt worden.

Es gab auch Stromausfälle. In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge. In Wien gibt es noch Probleme im öffentlichen Verkehr. Am Wienfluss, der sonst als Rinnsal, seit Sonntag aber als reißender Fluss mitten durch die Stadt geht, gab es leichte Entspannung.

Silke Hahne, ARD Wien, tagesschau, 17.09.2024 07:32 Uhr

In Sachsen richtet sich der bange Blick auf Tschechien und die Elbe. Wassermassen aus dem Nachbarland erreichen mit Verzögerung Deutschland.

Das Wasser stand am Pegel Dresden am Dienstagmorgen bei 5,86 Metern (Stand 07.00 Uhr), wie aus Daten des sächsischen Hochwasserzentrums hervorging. Demnach könnte noch die Alarmstufe 3 erreicht werden, die an dem Pegel ab gut sechs Metern Wasserstand gilt - normal sind 1,42 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter. Derzeit gilt Alarmstufe 2.

Auch der Fluss Sempt in Oberbayern steigt wegen kräftiger Regenfälle wieder an. In der Nacht wurde am Pegel Berg nahe der Gemeinde Wörth ein Wasserstand von 1,57 Metern erreicht (Stand 3.00 Uhr). Damit wurde der Richtwert für die Warnstufe 3 überschritten, der an diesem Pegel bei 1,50 Metern liegt. Das teilte der Hochwassernachrichtendienst Bayern mit. 

Am späten Samstagabend war dieser Richtwert hier schon einmal überschritten worden, danach war das Wasser der Sempt zunächst gesunken. Das Wasserwirtschaftsamt München warnte für den Landkreis Erding vor einem weiteren Anstieg der Pegelstände.

Die Menschen in Passau müssen sich auf erneut steigende Wasserstände der Donau einstellen. Nachdem der Pegelstand zunächst gesunken war, stieg er erneut an und überschritt in der Nacht den Richtwert der Warnstufe 3, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete. Am Pegel Passau Ilzstadt wurden demnach 7,79 Meter erreicht (Stand 1.30 Uhr), das Wasser sollte laut Vorhersage weiter steigen. 

Mehrere Straßen, Fußwege und Parkplätze seien gesperrt, teilte die Stadt Passau in der Nacht mit. Auch der Busverkehr werde teilweise umgeleitet. Das Hochwasser werde seinen Scheitelpunkt voraussichtlich am Dienstagmittag erreichen. Laut Prognose soll es knapp unter der höchsten Warnstufe 4 bleiben.

Hochwasserlage in mehreren europäischen Ländern ist weiter kritisch

tagesschau, 17.09.2024 04:45 Uhr

Die Kommunen fordern angesichts der Wetterlage mehr finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern beim Hochwasserschutz. "Die Starkregen- und Hochwasserereignisse der letzten Tage machen einmal mehr deutlich, dass dem vorbeugenden Hochwasserschutz weiterhin hohe Priorität eingeräumt werden muss", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, André Berghegger, der Rheinischen Post. "Hier bleiben insbesondere Bund und Länder, aber auch die Kommunen gefordert."

Unter anderem gehe es dabei um einen konsequenten Ausbau des technischen Hochwasserschutzes. "Der Aufwand für technische Schutzmaßnahmen wie beispielsweise Spundwände, mobile Hochwasserschutzmaßnahmen oder Regenrückhaltebecken zahlt sich aus", sagte Berghegger. "Bund und Länder sind gefordert, hier die Kommunen langfristig finanziell zu unterstützen." 

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Landkreistags, Achim Brötel. "Wasser ist eine echte Urgewalt. Das führen uns auch jetzt die dramatischen Bilder aus den betroffenen Gebieten wieder sehr drastisch vor Augen", sagte er. Beim vorbeugenden Hochwasserschutz müsse "noch sehr viel mehr" getan werden. "Dafür braucht es dann aber auch die entsprechenden finanziellen Mittel sowohl vom Bund als auch von den Ländern, um die Küsten- und Binnendeiche ausreichend zu schützen und die Strukturen des Katastrophenschutzes weiter zu stärken." Derzeit sei dieser Bereich "immer noch deutlich unterfinanziert".

Die Regierung in Tschechien will zur Bewältigung der Hochwasserkatastrophe die Armee im Land einsetzen. Bundeskanzler Scholz hat den vom Hochwasser betroffenen Nachbarländern Hilfe zugesagt. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.