Überflutete Wohnviertel in Ostrau in Tschechien
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Hochwasser in Europa ++ Scholz sagt Nachbarstaaten Hilfe zu ++

Stand: 16.09.2024 17:13 Uhr

Bundeskanzler Scholz hat den vom Hochwasser betroffenen Nachbarländern Hilfe zugesagt. Polen hat für einen Zeitraum von 30 Tagen den Katastrophenzustand in den Hochwassergebieten ausgerufen. Die Entwicklungen im Liveblog.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk hat für die Hochwasseropfer im Südwesten des Landes die Bereitstellung von Hilfsgeldern in Höhe von einer Milliarde Zloty (rund 240 Millionen Euro) angekündigt. Es werde auch Hilfen für den Wiederaufbau zerstörter Häuser geben, sagte er bei der Sitzung des Krisenstabs in Breslau (Wroclaw). Geschädigte könnten ab sofort Anträge bei den Gemeindeverwaltungen stellen, so Tusk.

Tusk sprach außerdem davon, dass es Berichte über Plünderungen in den Hochwassergebieten gebe. Er kündigte ein hartes Vorgehen gegen Täter an, die die Notlage der Menschen in den Hochwassergebieten ausnutzten. 

Der in der Elbe liegende Teil der Carolabrücke hat nach Einschätzung der Stadt derzeit keine Auswirkungen auf den steigenden Pegelstand. "Es kann klar gesagt werden, dass der Wasserstand durch den Brückenteil nicht beeinflusst wird", sagte der Leiter des Dresdner Umweltamtes, René Herold. Das zeige der Wasserstand am Pegel Dresden, der an der benachbarten Augustusbrücke flussabwärts liege. Dort wurden am Nachmittag 5,73 Meter gemessen. 

Der höchste Stand soll laut Stadt am Mittwoch erreicht werden. Wie genau dieser ausfalle, sei derzeit noch unklar. Gerechnet wird aber den Angaben zufolge mit einem Pegelstand "um die sechs Meter" und damit weniger als zunächst befürchtet.

Die Anleger für Schiffe sind vom Hochwasser der Elbe umspült, im Hintergrund sind die Altstadtkulisse und die teileingestürzte Carolabrücke zu sehen.

Der Höchststand der Elbe soll laut der Stadt Dresden am Mittwoch erreicht werden.

Bei den Überschwemmungen in Rumänien sind mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Heute sei das siebte Opfer im ostrumänischen Dorf Grivita nahe der Stadt Galati gefunden worden, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf den Katastrophenschutz.

Die übrigen sechs Opfer waren bereits am Wochenende geborgen worden. Unter den Opfern sind vor allem ältere Menschen, darunter zwei Frauen im Alter von 96 und 86 Jahren.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat den vom Hochwasser betroffenen Nachbarländern Hilfe zugesagt. Die Bilder seien sehr bedrückend, sagte Scholz bei seinem Besuch in der kasachischen Hauptstadt Astana. Er habe den Nachbarstaaten schon seine Solidarität und Unterstützung mitgeteilt.

"Natürlich gilt das gleiche, sobald die Dinge sich auch auf Deutschland erstrecken", sagte er. Es seien Solidarität und Zusammenarbeit gefragt.

Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) sieht den Katastrophenschutz in Deutschland gut für drohende Hochwasser gewappnet. "Grundsätzlich sind wir in Deutschland gut auf Hochwasserlagen vorbereitet - auch aufgrund der jüngsten Ereignisse", sagte Verbandspräsident Karl-Heinz Banse der Rheinischen Post.

"Es wurden nicht nur aus den Starkregenereignissen in Ahrtal und Nordrhein-Westfalen Erkenntnisse gezogen, sondern auch die Hochwasserlagen in diesem Jahr in mehreren Teilen Deutschlands haben hierzu beigetragen." Die Planungen in den betroffenen Ländern liefen auf Hochtouren.

In der Kleinstadt Paczkow im Südwesten Polens hat der Bürgermeister nach dem Riss in der Staumauer eines Stausees die sofortige Evakuierung der tiefer gelegenen Ortsteile angekündigt. "Niemand kann garantieren, dass sich der Schaden nicht verschlimmert", warnte er in einem Aufruf in sozialen Medien.

Er rief alle Bewohner, die evakuiert werden müssen, auf, sich zu melden, und bat diejenigen, deren Häuser und Wohnungen noch nicht vom Wasser erreicht wurden, diese zu verlassen und sich in sichere Gebiete der Stadt zu begeben. Nachdem ein Aufruf, die Gebäude freiwillig zu verlassen, nicht befolgt worden sei, habe er sich nun zur Zwangsevakuierung entschlossen, sagte Bürgermeister Artur Rolka im polnischen Fernsehen. 

Der betroffene Stausee wurde oberhalb von Paczkow an der Glatzer Neiße, einem Zufluss der Oder errichtet.

In Bayern gibt es keine Entwarnung, aber vorsichtigen Optimismus. Der Hochwassernachrichtendienst (HND) erwartet mit dem regnerischen Start in die Woche erneute Anstiege der Wasserstände, etwa an der Donau bei Passau oder der Isar bei München. Ein Hochwasser wie im Juni in Bayern sei aber nicht zu befürchten, hieß es.

Zur Beseitigung der Hochwasserschäden in Österreich stehen nach den Worten von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) zunächst 300 Millionen Euro zur Verfügung. Die entsprechenden Mittel aus dem Katastrophenfonds könnten gegebenenfalls noch aufgestockt werden, sagte der Regierungschef.

Aus diesem Topf können auch Privatpersonen finanzielle Hilfe beantragen, die durch die Naturkatastrophe Hab und Gut verloren haben. Das Ausmaß der Schäden nach dem mehrtägigen Rekordregen im Osten Österreichs ist noch unklar.

Die Lage beschrieb der Kanzler als weiterhin ernst. Dämme müssten gesichert werden, außerdem würden weiterhin Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht. Inzwischen seien auch mehrere Hundert Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Mit Hubschraubern seien Säcke mit Kies zur Stabilisierung der Dämme abgesetzt worden, hieß es.

Am Vormittag schien sich die Lage in der polnischen Kleinstadt Nysa zunächst zu entspannen, doch durch einen gebrochenen Staudamm stromaufwärts änderte sich das schlagartig. Die Einsatzkräfte erwarten in der Stadt nun eine große Welle, die bis zum ersten Obergeschoss reichen könnte, berichtet ARD-Korrespondent Martin Adam.

"Alle warten jetzt hier auf eine große Welle", Martin Adam, ARD Warschau, zzt. Nysa, zur Hochwasserlage in Polen

tagesschau, 16.09.2024 14:00 Uhr

Polen hat den Katastrophenzustand für die Hochwassergebiete ausgerufen. Der Katastrophenzustand gilt für einen Zeitraum von 30 Tagen für Teile der Woiwodschaften Niederschlesien, Schlesien und Opole.

Er gibt den Behörden mehr Befugnisse, Anordnungen zu erlassen, da die bürgerlichen Freiheiten und Rechte vorübergehend eingeschränkt werden. Beispielsweise können die Behörden leichter anordnen, dass bestimmte Orte, Gebiete oder Einrichtungen evakuiert werden müssen. Sie können auch verbieten, dass sich Bürger an bestimmten Orten aufhalten. 

In den Hochwassergebieten in Polen ist die Zahl der Todesopfer nach Polizeiangaben auf vier gestiegen. Zu den genauen Todesursachen wurden zunächst keine Angaben gemacht. Einen ersten Todesfall hatten die polnischen Behörden bereits am Sonntag bestätigt. Die polnische Regierung kündigte unterdessen Soforthilfen von umgerechnet 230 Millionen Euro an.

Die Bundesregierung hat den von Hochwasser betroffenen Menschen in Deutschland und anderen Ländern ihre Unterstützung zugesagt. "Wir beobachten die Lage sehr aufmerksam und stehen für Hilfe bereit", erklärte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann. Innenministerin Nancy Faeser sagte, Kräfte des Technischen Hilfswerks stünden bereit, "um sofort zu unterstützen, wenn Hilfe angefordert wird". Bislang habe das Ministerium nach Angaben einer Sprecherin aber noch keine Anfrage dieser Art erhalten. Für die Unterstützung der Partnerländer stünden "grundsätzlich alle Kräfte des THW bereit, die im Inland nicht gebraucht werden".

Im tschechischen Opava sinken zwar die Pegel, doch manche Menschen haben durch das Hochwasser alles verloren. Auch im Grenzgebiert zu Polen stehen zahlreiche Orte unter Wasser. ARD-Korrespondentin Vera de Wel berichtet.

Wie die Hochwasserlage in Tschechien, Polen und Dresden aussieht

Vera de Wel, MDR, tagesschau, 16.09.2024 12:00 Uhr

Im Süden Polens geht das Wasser langsam zurück und zieht weiter nach Norden, wie ARD-Korrespondent Martin Adam berichtet. In der Stadt Nysa seien zahlreiche Straßen geflutet, ein Krankenhaus musste evakuiert werden.

Auch in Opava in Tschechien sinkt das Wasser. Doch einige Häuser seien einsturzgefährdet, die Statik müsse geprüft werden, ehe die Bewohnerinnen und Bewohner zurück dürften, sagt ARD-Reporter Danko Handrick. Weiter flussabwärts drohten unterdessen Dämme zu brechen.

M. Adam, ARD Warschau, D. Handrick, ARD Prag, zur Hochwasserlage in Polen und Tschechien

tagesschau, 16.09.2024 12:00 Uhr

Mit dem erwarteten Ende des Dauerregens erwarten Hydrologen für die ostsächsischen Flussgebiete heute eine Entspannung. Das berichtet der MDR. Der Wasserstand in der Elbe steige unterdessen weiter. Nach Einschätzung der Hydrologen werde der Richtwert der Alarmstufe 4 in Dresden aber nicht erreicht. Man gehe davon aus, dass die Elbe dort auf gut sechs Meter anschwellen werde.

Seit Freitag hatten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) eine Reisewarnung ausgesprochen. Jetzt hat Österreichs größter Bahnkonzern sie noch einmal um mehrere Tage verlängert: Noch bis einschließlich Donnerstag warnen die ÖBB Fahrgäste - und raten dringend von einer Reise innerhalb von Österreich ab.

"Wir ersuchen eindringlich alle Fahrgäste, nicht unbedingt notwendige Reisen innerhalb dieses Zeitraums auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben", heißt es von den ÖBB.

Die Zugbindung bei allen nationalen und internationalen ÖBB-Tickets im Zeitraum von 13. September bis 19. September, mit Kaufdatum bis 12. September, sei aufgehoben. Die Tickets sind noch bis zum 22. September gültig - oder können erstattet werden.

Auch die "Wiener Linien" in der Hauptstadt kündigten weiter Einschränkungen des U-Bahn-Betriebs an. Sie rechnen vor Mittwoch nicht mit einem regulären Betrieb. "Die betroffenen U-Bahn-Trassen werden mit Dammbalken und Sandsäcken vor dem eindringenden Wasser geschützt und der U-Bahn-Betrieb muss teilweise eingestellt werden", teilte das Unternehmen mit.

Das Regengebiet in Österreich verlagert sich in den kommenden Stunden allmählich südwestwärts, kündigt Tim Staeger aus dem ARD-Wetterkompetenzzentrum an. "Aber gerade Niederösterreich, auch Steiermark, Oberösterreich, Salzburg und bayrischer Alpenraum bekommen in den nächsten zwölf bis 24 Stunden noch mal 30 bis 50, punktuell sogar 80 Liter pro Quadratmeter zusätzlichen Regen."

Besonders in diesen Regionen sei aber "jeder Tropfen zu viel", so Staeger. In einigen Gebieten sei seit Donnerstag an die 400 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - so viel, wie sonst in drei bis sechs Monaten fällt.

In Polen und Tschechien sei nicht mehr ganz so viel neuer Regen in Sicht, der Wetterexperte geht derzeit von 10 bis 20 Liter Niederschlag pro Quadratmeter aus. Aufsummiert seien die Regenmengen der vergangenen Tage aber mit Österreich vergleichbar. Dort sei es aber vor allem großflächiger statt punktueller Regen, der die Situation extrem mache - ähnlich wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal.

"Hier ist jeder Tropfen zu viel", Tim Staeger, HR, zur Hochwasserlage in Mittel- und Osteuropa

tagesschau24, 16.09.2024 10:00 Uhr

In Niederösterreich seien zwei weitere Todesopfer durch die Polizei gemeldet worden, berichtet der ORF. Ein 80-Jähriger im Bezirk Korneuburg und ein 70-Jähriger im Bezirk St. Pölten-Land seien in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen worden und verstorben, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager.

Gestern war in Niederösterreich bereits ein Feuerwehrmann bei Auspumparbeiten ums Leben gekommen. Bei dem Hochwasser in Teilen Österreichs, Polens, Rumäniens und Tschechiens ist die Zahl der Toten damit auf mindestens elf gestiegen.

Im Bundesland Niederösterreich sei man nach wie vor "im Katastrophenmodus", berichtet ARD-Korrespondentin Anna Tillack. Doch da die Nacht offenbar ruhig verlief, hätten sich die Einsatzkräfte darauf konzentrieren können, Menschen mit Booten und Hubschraubern zu retten. Diese Rettungsmaßnahmen seien nun erstmal abgeschlossen. "Und jetzt kommen neue Aufgaben für die Einsatzkräfte: Dämme zu sichern im ganzen Land". Es gebe eine "Verschiebung der Aufgaben, aber noch keine Entspannung".

"Lebensrettungsmaßnahmen sind erstmal abgeschlossen", Anna Tillack, ARD Wien, zur Hochwasserlage in Österreich

tagesschau24, 16.09.2024 10:00 Uhr

Das Wasser der Elbe in Dresden steigt weiter an. Die im Fluss liegenden Teile der eingestürzten Carolabrücke liegen mittlerweile größtenteils unter Wasser. In Dresden lag der Pegel am Vormittag nach Angaben der Landeshochwasserzentrale bei 5,62 Metern. Gesternabend war die zweite Hochwasserwarnstufe ausgerufen worden. Der Richtwert der Alarmstufe drei, der bei sechs Metern liegt, wird demnach voraussichtlich am frühen Dienstagmorgen überschritten. Bis Mittwochabend könnte der Pegel der Elbe in Dresden dann weiter steigen und seinen Höchststand erreichen.

In Schöna an der Grenze zu Tschechien gilt die Alarmstufe drei bei einem Wasserstand der Elbe von 6,13 Metern. Die dritthöchste Alarmstufe gilt auch an der Neiße in Görlitz. Dort erwartete das Hochwasserzentrum allerdings wieder fallende Wasserstände.

Die teils eingestürzte Carolabrücke in Dresden

Die eingestürzte Carolabrücke in Dresden

Trotz einer kurzen nächtlichen Regenpause bleibt die Hochwasser-Situation im Osten Österreichs sehr angespannt. "Es ist nicht vorbei, es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch", sagte die Ministerpräsidentin Niederösterreichs Johanna Mikl-Leitner. Heute werden demnach regional erneut bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Ein großes Problem seien inzwischen die Dämme. 

"Es besteht höchste Dammbruchgefahr", hieß es vonseiten der Behörden. Das öffentliche Leben ruhe weitgehend. Mehr als 200 Straßen in Niederösterreich seien gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt, viele Schülerinnen und Schüler seien zu Hause geblieben, sagte Mikl-Leitner. Etwa 3.500 Haushalte seien aktuell ohne Strom. Die Höhe der Schäden sei momentan nicht abzuschätzen. In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge. Die Lage könnte sich ab morgen etwas entspannen. Dann wird ein Ende des Dauerregens erwartet. 

Heute fällt in der Südosthälfte zeitweise Regen, der in Südbayern und Sachsen zum Teil ergiebig ist. Die Hochwassersituation hält an. Im Norden und Westen scheint ab und an etwas die Sonne und oft ist es trocken. 6 bis 23 Grad.

Nach extremem Dauerregen stehen ganze Landstriche in Mittel- und Osteuropa unter Wasser - ein kurzer Überblick.

Noch gibt es keine Entwarnung in den Hochwassergebieten in Osteuropa

tagesschau, 16.09.2024 08:00 Uhr

Nach einer relativ ruhigen Nacht sind die Feuerwehren in Oberösterreich wieder in Alarmbereitschaft. Neue intensive Niederschläge lassen die Pegel wieder ansteigen. "Aktuell beobachten wir die Lage und warten auf eine mögliche zweite Welle", sagt der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos, Markus Voglhuber dem ORF. Kleinere Einsätze und auch schon Aufräumarbeiten werden durchgeführt.

Beim Hochwasser in Tschechien hat es den ersten bestätigten Todesfall gegeben. Die Behörden sprachen zudem von mindestens sieben Vermissten. Ein Mensch sei in dem kleinen Fluss Krasovka im Bezirk Bruntal im östlichen Landesteil Mährisch-Schlesien ertrunken, sagte Polizeipräsident Martin Vondrasek im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Zu den Vermissten zählten drei Menschen, die mit einem Auto bei Jesenik im Altvatergebirge in einen reißenden Fluss gestürzt seien. Von dem Fahrzeug fehle jede Spur. Die anderen Personen seien in verschiedene Gewässer wie den Fluss Otava gestürzt. Zudem werde ein Mann aus einem Altersheim an der Grenze zu Polen vermisst.

Der tschechische Regierungschef Petr Fiala sprach von einem sogenannten Jahrhunderthochwasser - also ein Hochwasser, was statistisch gesehen einmal im Jahrhundert an gleicher Stelle vorkommt. Am Wochenende verwandelten sich die Straßen in Städten wie Jesenik im Altvatergebirge, Opava am gleichnamigen Fluss und Krnov an der Grenze zu Polen in reißende Fluten. In Jesenik retteten die Einsatzkräfte Hunderte Menschen mit Booten und Hubschraubern. Die Bürgermeisterin der in einem Talkessel gelegenen Stadt nahe der Grenze zu Polen sagte dem Fernsehen: "Es war eine Apokalypse, überall ist Schlamm, alles ist zerstört." Der Hauptplatz im Stadtzentrum sei vorübergehend zu einer einzigen Wasserfläche geworden, auf der Autos schwammen. In der Region stürzten mehrere Häuser ein. Nach dem Abfluss der Wassermassen drohten Erdrutsche.

Eine Frau wird von Einsatzkräften aus einem überfluteten Haus getragen

Eine Frau wird von Einsatzkräften aus ihrem überfluteten Haus in Jesenik (Tschechien) getragen.

In Rumänien bleibt die Hochwasserlage weiter angespannt. Bei Starkregen und schweren Überschwemmungen sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Betroffen waren vor allem die Regionen Galati, Vaslui und Iasi im Osten des Landes. Etwa 300 Menschen mussten dort in Sicherheit gebracht werden, rund 6.000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst. 

Unter den Opfern sind ältere Menschen, unter ihnen zwei Frauen im Alter von 96 und 86 Jahren. Die höchste Hochwasser-Warnstufe gilt zunächst noch bis zum Mittag. Von den Wassermassen sind meist abgelegene Dörfer betroffen. Menschen kletterten auf Hausdächer, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz. 

In vielen Gemeinden Niederösterreichs herrscht Land unter. "Die Lage bleibt im ganzen Land angespannt", sagte Niederösterreichs stellvertretender Landeshauptmann Stephan Pernkopf (ÖVP) dem ORF. Im Fokus stehen laut Pernkopf Dammsanierungen und Schutz der Dämme, zahlreiche Menschen sind bereits in Sicherheit gebracht worden.

"Die Regenfälle beginnen wieder stärker und massiv zu werden", so Pernkopf. Die Böden könnten diese Niederschläge nicht mehr aufnehmen, daher bestehe auch die Gefahr von weiteren Dammbrüchen. "Ab dem Vormittag ist in allen Flüssen Niederösterreichs mit einem neuerlichen Ansteigen der Wasserstände zu rechnen."

Silke Hahne, ARD Wien, tagesschau, 16.09.2024 09:12 Uhr

"Ich war auch schon öfter bei solchen Ereignissen dabei, aber nicht vergleichbar, und die Bevölkerung ist wirklich sehr betroffen", sagt der Bürgermeister von Sankt Pölten, Matthias Stadler (SPÖ), dem ORF. "Wir haben Tausende Liegenschaften, wo die Situation so ist, dass die unter Wasser stehen, nicht nur die Keller, sondern teilweise auch die Erdgeschosse. Also die Schäden werden enorm sein."

Hochwasser in St. Pölten in Niederösterreich

St. Pölten in Niederösterreich: Das Bundesland gilt seit gestern als Katastrophengebiet. Im Fokus stehen Dammsanierungen und Schutz der Dämme, zahlreiche Menschen wurden bereits evakuiert.

An der Elbe in Sachsen steigen die Pegelstände weiter an. Nach Daten des Landeshochwasserzentrums lag der Wert in Dresden am Morgen bei 5,54 Metern. Demnach wird noch im Tagesverlauf mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Markierung gerechnet. Ab diesem Wert gilt die zweithöchste Alarmstufe drei. Dabei sind Überschwemmungen auch von bebauten Gebieten möglich.

Am Pegel in Schöna an der Elbe nahe der tschechischen Grenze ist diese Stufe bereits erreicht, dort lag der Pegelstand bei 6,09 Metern. Auch an der Lausitzer Neiße bei Görlitz an der Grenze zu Polen gilt Alarmstufe drei. Das Wasser stand dort bei 5,56 Metern - und damit nur wenige Zentimeter von der höchsten Alarmstufe vier entfernt. Ein Abschnitt der Bundesstraße 99 sei in Görlitz aus Sicherheitsgründen gesperrt worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Der Richtwert für Warnstufe 3 liegt hier bei 4,80 Metern.

Angesichts des derzeit über Europa ziehenden Unwettertiefs bereitet sich das Technische Hilfswerk (THW) auf mögliche Hochwasser im Osten Deutschlands vor. "Wir stellen uns darauf ein, dass wir größere Kräfte dann auch an die Elbe und an die Oder verlegen können", sagte THW-Abteilungsleiter Fritz-Helge Voss im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Den Menschen in den betroffenen Gebieten riet Voss, sich einen "kleinen Notvorrat" anzulegen. 

Angesichts der schweren Verwüstungen bei Überschwemmungen im Südwesten Polens hat Regierungschef Donald Tusk sein Kabinett zu einer Krisensitzung am Vormittag einberufen. Er habe ein Dekret zur Ausrufung des Katastrophenzustands vorbereitet, teilte Tusk mit. Die Entscheidung darüber muss aber vom Kabinett abgesegnet werden.

Anhaltende Regenfälle haben im Südwesten Polens an der Grenze zu Tschechien zu Hochwasser geführt. In der niederschlesischen Kleinstadt Klodzko standen ganze Straßenzüge unter Wasser, hier gab es auch ein Todesopfer. Das Dorf Glucholazy in der Region Woiwodschaft Opole (auf Deutsch auch Woiwodschaft Oppeln) wurde von Wassermassen verwüstet. In der Nacht zum Montag war besonders die Kleinstadt Nysa in der Region Oppeln betroffen. Das Wasser aus der Glatzer Neiße, einem Nebenfluss der Oder, drang in die Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses ein, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Insgesamt 33 Patienten wurden von dort mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter auch Kinder und Schwangere. 

In den Hochwasser- und Überschwemmungsgebieten in Tschechien ist noch keine Entspannung in Sicht. Die Flutwelle an der Morava erreichte die Stadt Litovel, knapp 200 Kilometer östlich von Prag. Dort standen ganze Straßenzüge unter Wasser, wie die Agentur CTK berichtete. Die Behörden der Kleinstadt mit knapp 10.000 Einwohnern appellierten an die Bevölkerung, die Einsatzkräfte nicht zu behindern. "In den nächsten Stunden erwarten wir eine weitere Zunahme des Wasserstands des Flusses", warnte der Bürgermeister in den sozialen Medien.

Auch an vielen anderen Orten stiegen die Pegelstände noch an. Für die Gegend um die Stadt Frydlant in Nordböhmen wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. In Hradec Kralove an der Elbe galt nun die höchste Hochwasser-Alarmstufe. In Usti nad Labem nahe der Grenze zu Sachsen sollten im Laufe des Tages weitere Hochwasser-Schutzwände errichtet werden, die das Zentrum und den Stadtteil Strekov schützen sollen. Der Scheitelpunkt der Elbe wird dort erst am Mittwoch bei rund 7,65 Metern über dem Pegel-Nullpunkt erwartet.

Die österreichische Hauptstadt Wien ist auch heute von massiven Problemen im öffentlichen Verkehr betroffen - obwohl die Wasserstände zurückgegangen sind. Die meisten U-Bahnlinien in der Zweimillionen-Stadt fuhren zu Beginn der Arbeitswoche nur auf Teilstrecken. Das staatliche Bahnunternehmen ÖBB führt derzeit keine Züge auf den südlichen und westlichen Verbindungen von und nach Wien.

Die Hochwasserlage in Bayern bleibt an einigen Orten angespannt - und neuer Regen ist angekündigt. In der Nacht habe sich die Situation in den betroffenen Gebieten nicht groß verändert, teilten die Polizeipräsidien mit. Eine Entwarnung gibt es vorerst aber nicht: Der Hochwassernachrichtendienst (HND) erwartete mit dem regnerischen Start in die Woche erneute Anstiege der Wasserstände. Ein Hochwasser wie im Juni in Bayern sei aber nicht zu befürchten.

Unter anderem geht der HND davon aus, dass die Pegelstände der Donau bei Passau, der Vils bei Vilshofen und der Isar bei München erneut ansteigen. Von Mittwoch an dürfte sich die Lage den Angaben zufolge dann allmählich entspannen. Bis morgen rechnet der Deutsche Wetterdienst von den Alpen bis in das Vorland mit Dauerregen. Verbreitet sind dabei Niederschlagsmengen von 40 bis 70 Litern pro Quadratmeter möglich, in Staulagen sogar bis zu 90.

Die Fritz-Schäffer-Promenade in Passau ist vom Hochwasser der Donau überflutet

Die Fritz-Schäffer-Promenade in Passau ist vom Hochwasser der Donau überflutet. Die Hochwasserlage in Bayern bleibt weiter angespannt.

Im von Hochwasser betroffenen Österreich steht ein weiterer Tag mit teils großen Regenmengen bevor. Das berichtete der Wetterdienst des Senders ORF. In Niederösterreich, das zum Katastrophengebiet erklärt worden ist, verlief die Nacht ruhig, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Doch bis morgen werden in dem östlichen Bundesland bis zu 60 weitere Liter Regen pro Quadratmeter erwartet, wie es von einem Vertreter der Landesregierung hieß. Laut den Wetterfachleuten des ORF sind von Tirol bis ins östliche Österreich an manchen Orten auch noch größere Mengen möglich.

Im besonders stark betroffenen Niederösterreich sind am Wochenende nach Angaben der Einsatzkräfte mehrere Hundert Menschen aus dem Hochwasser gerettet worden. Ein Feuerwehrmann starb gestern im niederösterreichischen Rust im Tullnerfeld beim Auspumpen eines Kellers.

Im von Überschwemmungen stark betroffenen Niederösterreich sind am Wochenende Hunderte Menschen gerettet worden. 304 waren es bis zum späten Sonntagabend laut einer Bilanz der Feuerwehr allein im Bezirk St. Pölten. Im Bezirk St. Pölten waren in der Nacht 61 Feuerwehren mit 854 Mitgliedern im Einsatz.

In Passau geht das Hochwasser von Donau und Inn bisher nur leicht zurück. Der Pegel Passau der Donau zeigte am Morgen einen Wert von 7,24 Meter an. Das sind etwa 20 Zentimeter weniger als am Sonntagnachmittag, wie aus Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern hervorgeht. Zum Vergleich: Vor den Unwettern und dem Dauerregen am Wochenende im Süden und Südosten des Freistaates waren es am Donnerstagabend noch knapp unter fünf Meter. Am Pegel Marienbrücke des Flusses Inn in Passau wurden am Morgen 4,56 Meter gemessen nach 5,03 am Sonntagnachmittag. Donnerstagabend waren es um die 2,50 Meter. 

In Passau kommen die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammen. Am Samstag und Sonntag waren einige Bereiche der Altstadt geflutet - das ist in Passau allerdings keine Seltenheit. Zahlreiche Helfer füllten Sandsäcke gegen die Wassermassen, Hochwasserschutz wurde bereitgestellt. "Es wird dringend davor gewarnt, überflutete Bereiche zu betreten", hieß es vonseiten der Stadt. Wie sich die Lage in den kommenden Tagen entwickeln wird, ist noch unklar. 

Eine Frau ist in Görlitz beim Prüfen des Pegelstandes in die Neiße gefallen. Laut ersten Angaben der Polizei ist die Frau am Parkhotel Merkur am Wasserrand ausgerutscht und in den Fluss gefallen. Sie sei etwa 700 Meter in der Neiße getrieben, bis sie sich kurz vor dem Wehr Vierradmühle aus dem Wasser ziehen konnte. Sie wird aufgrund einer Unterkühlung aktuell in einer Klinik versorgt. 

Nach schweren Unwettern und Überschwemmungen im Südwesten Polens bereitet sich die Stadt Breslau (Wroclaw) in Niederschlesien auf eine Flutwelle vor. Bürgermeister Jacek Sutryk rief Hochwasseralarm für die Stadt an der Oder aus. Zu den damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen gehörten die Überwachung der Deiche rund um die Uhr, die Kontrolle und der Schutz von Kanälen sowie die Schließung von Deichübergängen, sagte Sutryk in einem auf Facebook verbreiteten Video. 

Voraussichtlich wird die Flutwelle Breslau am Mittwoch erreichen. Die bisherigen Prognosen, wonach Breslau voraussichtlich nicht so stark betroffen werde, seien korrigiert worden, sagte der Bürgermeister. Voraussichtlich werde die Flut aber nicht so hoch wie beim Oderhochwasser 1997. Damals wurde ein Drittel der Stadt überflutet. Sutryk betonte, heute sei die Infrastruktur in einem viel besseren Zustand. Es gebe neue Deiche, Rückhaltebecken und Polder. Er hoffe, dass das Hochwasser nicht in die Stadt eindringen werde. 

In Ostsachsen steigen die Pegel der Flüsse weiter. Am Elbe-Pegel Schöna an der Grenze zu Tschechien wurde am Morgen die Alarmstufe 3 überschritten. Der Pegel erreichte 6,03 Meter. Damit sind Überschwemmungen auch von bebauten Gebieten möglich.

Wegen des durch heftigen Regen verursachten Hochwassers auf der Donau müssen Dutzende Passagiere auf einem Schweizer Flusskreuzfahrtschiff in Wien verharren. Die etwa hundert Passagiere und etwa 40 Crew-Mitglieder dürfen die am Ufer festgezurrte "Thurgau Prestige" derzeit nicht verlassen, wie der Schweizer Sender SRF unter Berufung auf das Reiseunternehmen Thurgau Travel berichtete. Von Bord kämen die Passagiere nicht mehr, weil der Steg zum Pier überflutet sei.

Medienberichten zufolge sind auch weitere Kreuzfahrtschiffe in Wien gestrandet. Laut Thurgau Travel entscheiden die örtlichen Behörden darüber, ob und wann die Schiffsgäste von Bord gehen können. Gemäß Passagier-Aussagen wurde ihnen laut SRF mitgeteilt, dass sie noch bis mindestens morgen auf dem Schiff ausharren müssten. Die "Thurgau Prestige" sollte von Linz nach Budapest und zurück fahren und hält nun bis auf weiteres in Wien. 

Im Osten Deutschlands steigen die Wasserstände. Es wird erwartet, dass am heute in Dresden an der Elbe der Richtwert der Alarmstufe 3 (6,00 Meter) erreicht wird. Die Stadt hatte am gestern bereits Alarmstufe 2 ausgerufen, in der Nacht stieg der Wasserstand nach Angaben des Landeshochwasserzentrums auf 5,49 Meter (Stand: 5.30 Uhr). Zum Vergleich: Der Normalstand der Elbe beträgt am Dresdner Pegel rund 2 Meter, beim Jahrhunderthochwasser 2002 waren es am Höhepunkt 9,40 Meter. 

Das Bundesland um Wien ist vom Hochwasser so stark getroffen wie nie zuvor und komplett zum Katastrophengebiet erklärt worden. Am Stausee Ottenstein wird durch die Hochwasserklappen kontrolliert Wasser abgelassen. Das soll plötzliche Flutwellen verhindern, verschärft aber zunächst flussabwärts am Lauf des bereits angeschwollenen Flusses Kamp die dramatische Hochwasserlage. Anwohner und Tausende Freiwillige versuchten, ihre Häuser mit Sandsack-Wällen zu schützen.

In der Hauptstadt Wien wurde der Wienfluss von einem Rinnsal zu einem reißenden Strom. Dort ist das Hochwasser so hoch, wie es statistisch nur einmal alle 100 Jahre erwartet wird. Neuer Regen dürfte den Wienfluss weiter anschwellen lassen, weil er viele Zuflüsse aus anderen Hochwassergebieten hat, wie Wiens Bürgermeister Michael Ludwig sagte. 

Im österreichischen Bundesland Niederösterreich spülten in der Nacht reißende Wasserfluten durch Straßen und Siedlungen. Bei anhaltendem Regen gehen die Einsätze von Tausenden Rettungskräften unermüdlich weiter. Menschen müssen in Sicherheit gebracht und Dämme aus Sandsäcken aufgeschichtet werden, um Häuser und Keller zu schützen. 

Zwar ließ der Regen in einigen Regionen nachts etwas nach - aber Wetterdienste haben für heute weitere schwere Niederschläge vorausgesagt. Ministerpräsidentin Johanna Mikl-Leitner sprach am Sonntag von einer "Ausnahmesituation, wie wir es noch nie erlebt haben". 

Besonders dramatisch ist die Hochwasserlage in der tschechischen Stadt Krnov, die am Sonntag fast komplett überflutet wurde. Der stellvertretende Bürgermeister Miroslav Binar sagte der Agentur CTK zufolge, die Lage sei schlimmer als bei der Flutkatastrophe von 1997. In der Kleinstadt, die 23.000 Einwohner hat und rund 240 Kilometer östlich von Prag liegt, vereinen sich die Flüsse Opava und Opavice. Hubschrauber waren im Einsatz, um Menschen in Not aus der Luft zu retten. Kritisch war die Lage auch an vielen anderen Orten im Osten des Landes, etwa in den Städten Opava und Ostrava. 

Die Regierung in Prag will heute zusammenkommen, um über Nothilfen für Betroffene zu entscheiden. Der tschechische Präsident Petr Pavel rief zu Spenden für die Hochwasser-Opfer auf. Er merkte an, dass die am stärksten betroffenen Gebiete - etwa um Jesenik im Altvatergebirge und Frydlant in Nordböhmen - auch einige der ärmsten Regionen des Landes seien.

Der Pegelstand der Elbe in Dresden steigt - die Stadt hat die Hochwasserwarnstufe 2 ausgerufen. Nach dem Bruch eines Staudamms in Polen hat eine Flutwelle die Kleinstadt Klodzko erreicht. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. September 2024 um 09:00 Uhr.