Ein Schild ist inmitten überfluteter Wege im österreichischen Ebelsberg zu sehen.
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Hochwasser in Europa ++ Staudamm in Polen gebrochen ++

Stand: 15.09.2024 16:57 Uhr

Im Südwesten Polens ist ein Staudamm gebrochen. Behörden in Niederösterreich erwarten, dass der Ottensteiner Stausee noch am Nachmittag überläuft. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Nach dem Bruch eines Staudamms im Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien hat sich die Situation in der Kleinstadt Klodzko weiter verschärft. Eine neue Flutwelle habe den Ort erreicht, sagte Bürgermeister Michal Piszko der Nachrichtenagentur PAP. Die Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, habe nun bei Klodzko einen Pegelstand von 6,84 Meter. Üblich ist ein durchschnittlicher Wasserstand von etwa einem Meter, wie ein Sprecher der Feuerwehr der Deutschen Presse-Agentur sagte.

In einigen Straßen der Stadt stehe das Wasser anderthalb Meter hoch, sagte der Bürgermeister weiter. Gebirgsjäger der polnischen Armee seien mit Booten unterwegs, um Bürger zu retten, die vor dem Wasser in den zweiten oder dritten Stock ihrer Häuser geflohen seien. In dem Ort mit 26.000 Einwohnern, der hundert Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) liegt, gibt es keine Wasserversorgung mehr. Auch das Gas werde bald abgestellt, so der Bürgermeister.

Zuvor war im niederschlesischen Stronie Slaskie ein Staudamm gebrochen. Das Wasser fließt nun von dort über den Fluss Biala Ladecka in die Glatzer Neiße. 

Die tschechische Stadt Krnov ist fast komplett überflutet worden. Der stellvertretende Bürgermeister Miroslav Binar sagte der Agentur CTK zufolge, dass geschätzt 70 bis 80 Prozent des Stadtgebiets unter Wasser stünden. Für eine Evakuierung sei es nun zu spät. Die Kommune sei nicht mehr in der Lage, die Hilfe für die Bürger zu organisieren. Man stehe daher im Kontakt mit der übergeordneten Verwaltungsregion Mährisch-Schlesien. Die Lage sei schlimmer als bei der Flutkatastrophe von 1997. 

In Krnov, das rund 240 Kilometer östlich von Prag liegt und knapp 23.000 Einwohner hat, vereinen sich die Flüsse Opava und Opavice. Hubschrauber waren im Einsatz, um Menschen in Not aus der Luft zu retten. Kritisch war die Situation auch an vielen anderen Orten im Osten des Landes, etwa in den Städten Opava und Ostrava.

Wegen starker Regenfälle entlang der Elbe könnten auch auf den in Sachsen-Anhalt liegenden Flussabschnitten die Pegelstände steigen. Das geht aus einer Vorhersage der Landeshochwasserzentrale (Stand: 13 Uhr) hervor.  Demnach werden an den Messstellen in Aken im Landkreis Anhalt-Bitterfeld und Barby im Salzlandkreis Stände im Bereich der Alarmstufe 1 erwartet. Gegen Ende der Woche könnte das den Experten zufolge auch in Niegripp nahe Magdeburg der Fall sein. 

Den Angaben der Zentrale zufolge würde das Erreichen der Alarmstufe 1 bedeuten, dass die Elbe stellenweise ausufern kann, jedoch nur in kleinerem Ausmaß. Zwar gelte dann, wachsamer zu sein, allerdings besteht für Anlieger dann noch keine Gefahr. Am Nachmittag verzeichnete die Zentrale an allen Messstellen in Sachsen-Anhalt keine Hochwassergefahr (Stand: 15.30 Uhr).

Auch in Ostsachsen müssen sich die Bewohner in den kommenden Tagen weiter auf steigende Pegelstände an den Flüssen einstellen. Am Pegel Görlitz an der Lausitzer Neiße sei in der Nacht zu Sonntag der Richtwert der Alarmstufe 2 erreicht worden. Durch weiteres Wasser sei das Überschreiten des Richtwertes der Alarmstufe 3 nicht ausgeschlossen, teilte das Landeshochwasserzentrum mit. 

Alarmstufe 2 bedeutet unter anderem mögliche Überflutungen von Grünflächen und die Alarmierung zusätzlicher Einsatzkräfte, bei Stufe 3 sind Überschwemmungen auch von bebauten Gebieten möglich.

Im Grenzgebiet zwischen Tschechien und Polen müssen immer mehr Menschen vor dem Hochwasser fliehen, doch einige bleiben und kämpfen gegen die Fluten. ARD-Korrespondent Martin Adam hat mit Betroffenen gesprochen.

In Wien hat der Regen etwas nachgelassen. Aber am Wienfluss, der zu einem reißenden Strom wurde, ist das Hochwasser so hoch, wie es statistisch nur einmal alle 100 Jahre erwartet wird. "Wir haben in der Summe die Situation gut im Griff", beruhigt aber Bürgermeister Michael Ludwig. "Wir haben erfreulicherweise eine stabile Situation an der Donau, dem Hauptfluss."

Laut Ludwig wurden sechs Menschen in der Stadt verletzt, überwiegend durch herabfallende Äste. Todesfälle gab es nicht. Bei vier U-Bahn-Linien drang teilweise Wasser und Schlamm ein. Der Verkehr wurde stellenweise eingestellt. Die Angestellten der Stadt sollten am Montag möglichst von zu Hause arbeiten, sagte Ludwig.

Blick auf den Hochwasser führenden Wienfluss in der österreichischen Hauptstadt

In der österreichischen Hauptstadt trat der Wienfluss teilweise über die Ufer.

Für den Elbepegel im ostsächsischen Schöna an der Grenze zu Tschechien wird laut aktuellen Prognosen für Dienstag das Erreichen der höchsten Alarmstufe 4 erwartet. Der entsprechende Pegelstand von 7,50 Metern soll dort gegen Dienstagmittag überschritten werden, wie aus Daten des Landeshochwasserzentrums hervorgeht. Seit dem frühen Morgen gilt in Schöna Alarmstufe 2, bei zuletzt 5,59 Metern Wasserstand. Bereits heute Abend soll der Richtwert von 6 Metern für Alarmstufe 3 erreicht sein. 

Bei Alarmstufe 4 besteht dem Landeshochwasserzentrum zufolge Gefahr für Leib und Leben. Es gibt Überschwemmungen größerer bebauter Gebiete, Deiche können überströmt werden oder brechen.

Andreas Wagner, ARD-Wetterkompetenzzentrum, zur aktuellen Lage:

Andreas Wagner, ARD Wetterkompetenzzentrum, zur Hochwasserlage in Deutschland und Europa

tagesschau24, 15.09.2024 10:00 Uhr

In Wien ist nach tagelangem Dauerregen Land unter. An der Kennedybrücke am Wienfluss stieg der Pegelstand innerhalb eines Tages von 50 Zentimetern auf 2,26 Meter, hieß es von den Krisenstäben. Spazier- und Fahrradwege sind überflutet, Restaurant-Terrassen am Ufer stehen unter Wasser. 

Im Vorort Penzing nordwestlich von Wien war der Wienfluss bereits teilweise über die Ufer getreten. Häuser wurden geräumt, Straßen und eine Tiefgarage standen unter Wasser. In drei Wiener Bezirken ist die Stromversorgung zeitweise unterbrochen. Der Stromversorger versprach eine möglichst schnelle Wiederherstellung der Versorgung. In der Region wurde der Betrieb von zwei U-Bahn-Linien teilweise eingestellt.

Die Auffangbecken für Hochwasser entlang des Wienflusses in den Außenbezirken Wiens waren randvoll. "Der Wienfluss fließt jetzt unentschärft in die Innenstadt", teilte der Sprecher der Wiener Gewässer, Thomas Kozuh-Schneeberger, mit. Es wird damit gerechnet, dass der Regen im Laufe des Nachmittags nachlässt.

Nach starken Regenfällen ist im Südwesten Polens ein Staudamm gebrochen. Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Slaskie nachgegeben habe, ströme das Wasser jetzt den Fluss Biala Ladecka herunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neiße, teilte das Meteorologische Institut auf X mit.

Es sei eine ernste Bedrohung für die Orte entlang dieser Flüsse, hieß es. Die Polizei habe einen Rettungshubschrauber in die Gegend geschickt, um vom Wasser eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Auch Soldaten der Armee und des Heimatschutzes seien im Einsatz.

In Rumänien ist die Zahl der Todesopfer durch das Hochwasser auf fünf gestiegen. In der südöstlichen Region Galati kam ein weiterer Mensch in den Wasserfluten ums Leben, wie die Rettungskräfte mitteilten. Das Todesopfer sei in der Gegend des Dorfes Slobozia Conachi gestorben.

In demselben Gebiet waren bereits am Samstag mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. In der Region standen Menschen bis zum Oberkörper im Wasser.

Die Dresdner Altstadt soll durch mobile Schutzwände vor dem steigenden Hochwasser geschützt werden. Entsprechend aktueller Pegelstandprognosen sind die Aufbauarbeiten für Montagmorgen geplant, wie die sächsische Landeshauptstadt mitteilte. So soll verhindert werden, dass Wasser über das Terrassenufer in die Altstadt fließt. Sollte der Wasserstand schon früher 5,50 Meter erreichen, wird der Beginn der Arbeiten vorgezogen. Gegen 12.00 Uhr lag der Wasserstand bei 4,56 Metern.

Ab einem Pegelstand von etwa sechs Metern beginnt den Angaben nach der Verschluss der Flutschutztore Weißeritzstraße und Ostra-Ufer, die ebenfalls die Altstadt schützen.

"Der Pegelstand liegt jetzt so bei ca. 4,70 Meter", Ines Adam, MDR, zur aktuellen Lage an der eingestürzten Carolabrücke in Dresden

tagesschau24, 15.09.2024 13:00 Uhr

Der tschechische Regierungschef Petr Fiala hat an die Bürger appelliert, angesichts von Hochwasser und Überflutungen den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen. Manche Menschen weigerten sich, den Evakuierungsbefehlen Folge zu leisten und ihre Wohnungen oder Häuser zu verlassen.

"Damit gefährden sie nicht nur sich selbst, sondern auch diejenigen Menschen, die dann versuchen müssen, sie zu retten, wenn es dramatisch wird", sagte Fiala im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT. Wer glaube, dass die präventiven Maßnahmen unnötig seien, irre.

Hochwasserlage in Osteuropa spitzt sich weiter zu

Friedrich Leist, ARD-aktuell, tagesschau, 15.09.2024 12:00 Uhr

In Niederösterreich schauen Einsatzkräfte gebannt auf die Staumauer am Kraftwerk Ottenstein am Fluss Kamp. Weil der Dauerregen anhält, rechnet der Krisenstab damit, dass das Wasser am Nachmittag aus dem Staubecken über die Mauer läuft. Im Kamptal wird mit einer Flutwelle gerechnet. "Die Situation wird sich heute Nachmittag sicherlich noch einmal zuspitzen", warnte der Bürgermeister von Gars am Fluss Kamp, Martin Falk, im Sender oe24. Im Ort mit rund 300 Einwohnern wurden gut 151 Menschen in Sicherheit gebracht.

Während die Hochwasserlage in Deutschland noch vergleichsweise entspannt ist, kämpfen die Nachbarländer Österreich, Polen und Tschechien infolge heftiger Regenfälle gegen die Wassermassen. Es gibt zwei weitere Tote und mehrere Vermisste. Die Behörden erklärten ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet.