Ein Mann geht in Jerusalem an einem Plakat vorbei, das die Rückkehr von etwa 240 Geiseln fordert.
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Krieg in Nahost ++ Weitere 14 Geiseln von Hamas freigelassen ++

Stand: 30.11.2023 01:46 Uhr

Weitere 14 Geiseln sind am Abend von der islamistischen Terrororganisation Hamas freigelassen worden, darunter auch drei Deutsche. Die Hamas hat auf Initiative von Präsident Putin zwei russische Geiseln freigelassen. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

30.11.2023 • 01:46 Uhr

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Damit schließen wir diesen Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Laut dem israelischen Armeeradio sind zehn israelische und vier thailändische Geiseln von der islamistischen Terrororganisation Hamas freigelassen worden. Sie seien nach dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden und auf dem Weg nach Israel.

Unter den Geiseln sollen auch drei Deutsche sein. Es seien Doppelstaatler, die auch den israelischen Pass hätten, teilte Madschid Al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums, laut der Nachrichtenagentur dpa mit. Im Gegenzug würden 16 palästinensische Minderjährige und 14 palästinensische Frauen aus israelischen Gefängnissen freigelassen, sagte Al-Ansari.

Israelischen Behörden zufolge sind die zwei von der radikal-islamistischen Hamas freigelassene Geiseln in Israel angekommen. Es handle sich um israelisch-russische Frauen im Alter von 50 und 73 Jahren. Ihre Freilassung gehe auf eine getrennte Vereinbarung zwischen der Hamas und Russland zurück.

Freigelassene russische Geiseln in einem Kleinbus

Die Freilassung von zwei russischen Geiseln geht auf eine Vereinbarung zwischen der Hamas und Russland zurück.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat an einer Spatenstich-Zeremonie für eine neue Ortschaft nahe der Grenze zum Gazastreifen teilgenommen, die nach einem beim Terrorangriff der Hamas getöteten Mann benannt werden soll. Die geplante Ortschaft soll Ofir heißen, nach dem früheren Ratsvorsitzenden Ofir Libstein. Er und sein 19-jähriger Sohn Nizan wurden von Extremisten der Terrorgruppe Hamas beim Kampf um den Kibbuz Kfar Aza getötet.

Der Kibbuz, rund drei Kilometer von der israelischen Grenze zum Gazastreifen entfernt, wurde stark verwüstet. Die überlebenden Einwohner des Orts und umliegender Ortschaften wurden in Hotels gebracht. Die Zukunft ihrer Heimatorte ist unklar. Netanyahu versprach, die zerstörten Ortschaften wiederaufzubauen. Die neue Ortschaft war bereits im Februar geplant worden, ihr Name aber erst jetzt in Ofir geändert.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben trotz der geltenden Feuerpause im Gazastreifen drei bewaffnete Palästinenser getötet. Die Männer seien eine Bedrohung für die israelischen Soldaten gewesen, teilte Armee-Sprecher Daniel Hagari ohne Nennung weiterer Einzelheiten mit.

Aus dem Gazastreifen hieß es aus Sanitäterkreisen, im Norden des Küstenstreifens seien zwei Tote und ein Verletzter geborgen worden. Augenzeugenberichten zufolge seien sie aber unbewaffnet gewesen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die radikal-islamistische Terrorgruppe Hamas hat nach Angaben aus ihr nahestehenden Kreisen eine weitere Gruppe von aus Israel entführten Geiseln an das Rote Kreuz übergeben. Die Betroffenen seien im Gazastreifen an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus den Kreisen.

Es wäre die sechste Geisel-Freilassung im Rahmen eines Abkommens, das auch eine derzeit anhaltende Feuerpause im Gazastreifen umfasst.

China hat dem UN-Sicherheitsrat einen Vier-Punkte-Plan vorgestellt, der zu einem Frieden im Nahen Osten führen soll. Der Krieg habe deutlich gemacht, wie wichtig ein eigener Staat für die Palästinenser sei, sagte der chinesische Außenminister Wang Yi den Mitgliedern des Sicherheitsrats. "Wir sollten die politischen Perspektiven für die Zweistaatenlösung mit größerer Entschlossenheit neu beleben." Die Tatsache, dass es keinen eigenen Staat Palästina gebe, sei der Grund, warum der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern nicht zur Ruhe komme.

Teil des chinesischen Vier-Punkte-Plans, der relativ vage gehalten war, ist laut Wang auch der Einsatz der Weltgemeinschaft für einen langfristigen Waffenstillstand und den Schutz von Zivilisten. Der vierte Punkt, den er vorbrachte, war eine Forderung an den Sicherheitsrat, seiner Verantwortungen gerecht zu werden und angesichts der Lage im Gazastreifen rasch einzugreifen. Welche Schritte der Sicherheitsrat genau ergreifen soll, führte Wang nicht näher aus.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat noch einmal bekräftigt, dass Israel nach dem Ende der aktuellen Feuerpause mit der Freilassung Dutzender Geiseln seinen militärischen Einsatz im Gazastreifen wieder aufnehmen werde. "Wird Israel, nachdem diese Phase der Rückkehr unserer Entführungsopfer vorbei ist, zum Kampf zurückkehren? Meine Antwort ist ein unmissverständliches Ja", sagte Netanyahu. Nie im Leben werde sich Israel darauf einlassen, nicht bis zum Ende zu kämpfen.

Jordanien veranstaltet staatlichen Medien zufolge am Donnerstag eine internationale Konferenz zur Koordinierung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen. Daran sollen die wichtigsten UN-Gremien und UN-Hilfskoordinator Martin Griffiths sowie regionale und internationale Hilfsorganisationen teilnehmen. Auch Vertreter westlicher und arabischer Länder werden den Berichten zufolge erwartet.

Die Vereinigten Staaten haben Israel im Gaza-Krieg eindringlich zum Schutz von Zivilisten aufgefordert. "Wir wissen, dass die Hamas weiterhin Zivilisten als menschliche Schutzschilde einsetzt, um palästinensische Zivilisten gezielt und grausam in Gefahr zu bringen", sagte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield im Weltsicherheitsrat in New York.

"Dies mindert jedoch nicht die Verantwortung Israels, Zivilisten im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht zu schützen." Die Diplomatin betonte dabei, dass Israel sich gegen den Terror der Hamas verteidige, der den Krieg erst ausgelöst habe.

Die Bevölkerung des Gazastreifens befindet sich laut UN-Generalsekretär Antonio Guterres "inmitten einer epischen humanitären Katastrophe vor den Augen der Welt". Schätzungsweise "45 Prozent aller Häuser im Gazastreifen sind beschädigt oder zerstört", sagte Guterres bei einem Treffen des UN-Sicherheitsrats in New York. Der UN-Generalsekretär sprach sich zudem für eine "echte humanitäre Feuerpause" aus.

In dem mehr als sieben Wochen andauernden Krieg zwischen Israel und der Hamas war am vergangenen Freitag eine Waffenruhe in Kraft getreten, die Donnerstagfrüh enden soll.

António Guterres

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu beschuldigt, eine der schlimmsten Gräueltaten des Jahrhunderts zu begehen. Er werde als "Schlächter von Gaza" in die Geschichte eingehen, so Erdogan in einer Ansprache an die Abgeordneten der türkischen Regierungspartei AKP.

Israel hat den Forderungen nach einem dauerhaften Waffenstillstand im Gaza-Krieg vor dem Weltsicherheitsrat eine Absage erteilt. "Jeder, der einen Waffenstillstand unterstützt, unterstützt grundsätzlich die fortgesetzte Terrorherrschaft der Hamas in Gaza", sagte der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan vor dem mächtigsten UN-Gremium in New York. Israel könne seine Bürger mit einem Waffenstillstand nicht schützen. Man könne keinen Waffenstillstand fordern und gleichzeitig behaupten, eine Lösung für den Konflikt zu suchen. Die militante Hamas sei kein Partner für einen verlässlichen Frieden.

"Erkennen Sie hier nicht den Widerspruch - dass die Forderung nach Waffenstillstand und Frieden ein Paradoxon ist?", so Erdan weiter. Ein Ende der Gewalt könne es nur dann geben, wenn die Hamas alle Geiseln übergebe sowie alle beteiligten Terroristen des Angriffs auf Israel am 7. Oktober.

Die islamistische Hamas im Gazastreifen hat nach eigenen Angaben zwei russische Geiseln an das Rote Kreuz übergeben. Die beiden Verschleppten seien aufgrund von Bemühungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin freigekommen, teilte die Hamas mit. Sie sollten vom Roten Kreuz an Vertreter des russischen Außenministeriums übergeben werden.

Die Freilassung der beiden Frauen ist nicht Teil des Abkommens zum Austausch israelischer Geiseln und palästinensischer Häftlinge. Dies hatte Hamas-Anführer Mussa Abu Marsuk bereits zuvor einem Radiosender im Gazastreifen gesagt. Demnach sollen heute noch zehn israelische Geiseln freigelassen werden.

Die radikal-islamische Hamas hat nach Angaben aus israelischen Verhandlungskreisen noch genug Geiseln in ihrer Gewalt, um die Feuerpause um zwei oder drei Tage zu verlängern. Dies gehe aus der Liste von Frauen und Kindern hervor, sagt die an den Verhandlungen beteiligte Person, die namentlich nicht genannt werden möchte.

Zuvor verlautete aus ägyptischen Sicherheitskreisen ebenfalls, eine Verlängerung um zwei Tage sei denkbar. Es werde noch diskutiert, wie viele Geiseln im Gegenzug freigelassen werden müssten. Dies gilt als Bedingung für einen Verzicht auf neue Angriffe. Bislang sind 60 Frauen und Kinder an Israel übergeben worden.

Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zu den Chancen auf eine Verlängerung der Waffenruhe in Nahost

tagesschau, 29.11.2023 14:00 Uhr

Der militärische Arm der islamistischen Hamas hat behauptet, dass drei israelische Geiseln - darunter ein zehn Monate altes Baby - tot seien. Die Mutter, das Baby sowie ein vier Jahre alter Bruder seien bei israelischen Angriffen getötet worden, teilten die Kassam-Brigaden auf ihrem Telegram-Kanal mit. Eine ähnliche Behauptung hatte sich allerdings in einem anderen Entführten-Fall als unwahr herausgestellt. So war eine ältere israelische Frau zunächst für tot erklärt, dann aber lebend freigelassen worden.

Die Familie der Mutter und der beiden Kinder hatte sich am Dienstag in einem emotionalen Appell an die Öffentlichkeit gewandt und ihre umgehende Freilassung gefordert. Videoaufnahmen der verängstigen Mutter und ihrer beiden rothaarigen Kinder bei der Entführung waren nach dem Massaker der Hamas-Terroristen im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober um die Welt gegangen. Die israelische Armee erklärte, Militärangehörige hätten die Familie über die Mitteilung informiert. Die Armee überprüfe diese Aussagen der Hamas auf ihre Glaubwürdigkeit hin.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei einem Einsatz in Dschenin einen ranghohen Kommandeur des Islamischen Dschihad getötet. Soldaten hätten in der Stadt im nördlichen Westjordanland ein Gebäude beschossen, in dem sich Mohammed Subeidi und weitere Extremisten aufhielten, teilte das Militär mit. Subeidi sei "einer der zentralen Terroristen im Flüchtlingslager von Dschenin" und an mehreren Anschlägen auf Israelis beteiligt gewesen.

Nach Medienberichten handelte es sich um einen Cousin des früheren militanten Palästinenserführers Sakaria Subeidi, der 2021 zwei Wochen nach der Aufsehen erregenden Flucht aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis wieder gefasst worden war. Bei dem Angriff auf das Gebäude hätten die Soldaten Panzerfäuste, Granaten und Sprengstoff eingesetzt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt, dass Atemwegsinfektionen, Durchfall und andere Krankheiten im Gazastreifen zu einem drastischen Anstieg der Todesfälle führen können. Grund seien die Ballung von Menschen, fehlende Medikamente und Nahrungsmittel sowie die schlechten hygienischen Zustände, schrieb Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Plattform X, vormals Twitter.

Aktuell gebe es bereits 111.000 Fälle von Atemwegsinfektionen, 75.000 Menschen mit Durchfall, darunter fast die Hälfte Kinder unter fünf Jahre. Hinzu kämen 12.000 Fälle von Krätze, 11.000 von Läusen, 2.500 von Impetigo, einem ansteckenden Hautausschlag, 2.500 von Windpocken und 1.100 von Gelbsucht. "Angesichts der Lebensumstände und fehlender Gesundheitsversorgung könnten mehr Menschen an einer Krankheit sterben als durch Bomben", schrieb Ghebreyesus.

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin sind nach palästinensischen Angaben am Mittwoch zwei Jungen im Alter von acht und 15 Jahren getötet worden. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, beide seien von Schüssen israelischer Soldaten getroffen worden. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe die Berichte. Das Militär hatte zuvor mitgeteilt, die Soldaten seien für einen "Anti-Terror-Einsatz" in Dschenin.

Die Stadt im nördlichen Westjordanland gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Seit den Massakern von Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober hat sich die Sicherheitslage in dem von Israel besetzten Westjordanland massiv verschlechtert.

Im Gazastreifen werden laut der israelischen Regierung noch etwa 161 Geiseln von der Hamas und anderen extremistischen Gruppen festgehalten. Es handele sich um 146 israelische Staatsbürger und 15 Ausländer, sagte Regierungssprecher Eylon Levy. 126 seien Männer und 35 Frauen. Vier der Geiseln seien Minderjährige unter 18 Jahren, zehn seien 75 Jahre oder älter.

Wie viele der Geiseln Soldaten seien, sei nicht bekannt, erklärte der Sprecher. "Wir wollen alle Geiseln nach Hause bringen, wir halten uns an dieses Versprechen, niemand wird zurückgelassen" sagte Levy auf einer Pressekonferenz.

Wegen der katastrophalen Lage im Gazastreifen stockt das Auswärtige Amt seine humanitäre Hilfe um weitere 18 Millionen Euro auf. Die Zivilbevölkerung soll dadurch mit überlebenswichtigen Gütern wie Wasser, Nahrung, Medikamenten und Kleidung versorgt werden, wie ein Ministeriumssprecher in Berlin sagte. Die humanitäre Hilfe für die palästinensischen Gebiete im laufenden Jahr steige damit auf insgesamt 179 Millionen Euro.

Vor diesem Hintergrund begrüßte der Sprecher die Verlängerung der Waffenruhe. "Sie muss aus unserer Sicht so lange wie möglich anhalten, damit wir die dringend benötigte Hilfe zu den Menschen in Gaza bringen können." Bei den deutschen Staatsbürgern, die sich noch immer in den Palästinensergebieten befinden, geht das Auswärtige Amt weiter von einer Zahl im "niedrigen dreistelligen Bereich" aus. Den Angaben zufolge konnten bislang mehr als 400 deutsche Staatsangehörige ausreisen.

Die USA sind nach den Worten ihres Außenministers Antony Blinken um eine abermalige Verlängerung der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen bemüht. Dies würde bedeuten, dass weitere Geiseln nach Hause kommen könnten, sagt Blinken in Brüssel vor der Presse nach einem Treffen der NATO-Außenminister. Außerdem würde mehr Hilfe für die Zivilbevölkerung in den Gazastreifen gelangen. "Das ist ganz klar etwas, was wir wollen. Ich glaube, das ist auch etwas, das Israel will."

Er werde während seiner Reise nach Israel in den kommenden Tagen mit der israelischen Seite zusammenarbeiten, um auf eine Verlängerung der Waffenruhe hinzuwirken.

Antony Blinken

Die islamistische Hamas arbeitet einem Medienbericht zufolge intensiv an einer möglichen Verlängerung der Feuerpause im Krieg mit Israel. Man arbeite "sehr hart" mit den Vermittlern Katar und Ägypten, um einen "Kompromiss" zu schließen und die Feuerpause zu verlängern, sagte Hamas-Sprecher Ghasi Hamad dem Nachrichtensender Al-Dschasira. Die Lage sei kompliziert und ändere sich laufend, er sei mit Blick auf eine mögliche Verlängerung aber optimistisch. "Wir sind bereit, mehr Geiseln zu befreien für eine Verlängerung der Feuerpause" für weitere Tage. Er hoffe auf eine Umsetzung noch heute.

Die Hamas und Israel hatten die zunächst auf vier Tage angelegte Feuerpause zuvor um zwei Tage verlängert. Damit würde sie ohne erneute Verlängerung wohl am Donnerstagmorgen ablaufen. Nach der ursprünglichen Übereinkunft der Parteien soll die Feuerpause auf maximal bis zu zehn Tage verlängert werden können, um die weitere Freilassung von Geiseln und palästinensischen Häftlingen zu ermöglichen.

Der terroristische Angriff der Hamas in Israel und die israelische Offensive im Gazastreifen haben die Terrorgefahr in Deutschland nach Einschätzung des Verfassungsschutzes erheblich erhöht. Die größte Gefahr geht seiner Analyse zufolge hierzulande allerdings nicht von Anhängern der Hamas oder der pro-iranischen Hisbollah aus, die sich mit öffentlichen Äußerungen zurückhalten.

Vielmehr gelingt es offenbar Terrorgruppen wie "Al-Kaida" oder dem "Islamischen Staat" (IS) wieder vermehrt, vorwiegend junge Menschen anzustacheln, indem sie die Opfer israelischer Bombardierung im Gazastreifen und die humanitäre Notlage in dem palästinensischen Gebiet als Teil einer vermeintlich anti-muslimischen westlichen Strategie darstellen.

Michael Götschenberg, ARD Berlin, tagesschau, 29.11.2023 12:22 Uhr

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Führung Katars um weitere Bemühungen zur Freilassung der deutschen Geiseln aus der Hand der Terrororganisation Hamas gebeten. "Ich bin sicher nach diesem Gespräch, dass Katar alles unternehmen wird, um auch zur Freilassung der deutschen Geiseln beizutragen", sagte Steinmeier nach einem Treffen mit Emir Tamim bin Hamad Al Thani. "Aber wir müssen verstehen, in einer solch schwierigen Verhandlungssituation kann es dazu auch keine Garantien geben."

Katar unterhält enge Kontakte zur islamistischen Hamas und nimmt eine wichtige Vermittlerrolle ein.

Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani bei einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Doha.

Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, bei einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Doha.

29.11.2023 • 11:50 Uhr

Papst fordert Frieden in Nahost

Papst Franziskus hat erneut zu Frieden im Nahen Osten aufgerufen. "Frieden, bitte! Frieden", sagte er bei der Generalaudienz im Vatikan. Den ersten Teil seiner Grußworte ließ er ebenso wie die Katechese vorlesen, da ihm wegen einer Infektion an der Lunge nach wie vor das Sprechen schwer fällt. Den Friedensappell und den Schlusssegen sprach er jedoch selbst - von Husten unterbrochen.

"Ich hoffe, dass die derzeitige Waffenruhe im Gazastreifen anhält, so dass alle Geiseln freigelassen werden und der Zugang zu der notwendigen humanitären Hilfe weiter möglich ist", so Franziskus. Er habe gehört, dass der katholischen Pfarrei in Gaza Wasser und Brot fehlten. "Die Menschen leiden", mahnte er. "Die, die den Krieg machen, leiden nicht." Der Papst erinnerte auch an die Ukraine. Der Krieg kenne nur Verlierer. Einzig Waffenproduzenten profitierten vom Krieg.

Ein ranghohes Mitglied der radikal-islamistischen Hamas hat die Freilassung zweier weiblicher Geiseln mit russischer Staatsangehörigkeit angekündigt. Hamas-Anführer Mussa Abu Marsuk sagte einem Radiosender im Gazastreifen, die Freilassung erfolge außerhalb des Abkommens mit Israel und als Geste an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Frauen sollen demnach heute zusätzlich zu zehn israelischen Geiseln freigelassen werden. Die israelischen Geiseln sollen im Gegenzug zur Entlassung von 30 weiteren palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen freikommen.

Erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs ist eine Hilfslieferung an eine UN-Notunterkunft im Flüchtlingsviertel Dschabalia im Norden des Gazastreifens angekommen. Sechs Laster seien dort bereits am Montag angekommen, teilte das UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA mit. Die Gegend sei fast 50 Tage lang von Hilfen abgeschnitten gewesen.

Thomas White, UNRWA-Direktor für Gaza, beschrieb düstere Szenen während seines Besuchs im Norden: "Gebäude sind einfach aufgespalten worden. Ein Chaos aus Mauerwerk, verbogenem Metall und Eisenblech ist überallhin gesprengt worden. Als wir durch die Stadt Gaza fuhren, war es wie eine Geisterstadt, alle Straßen verlassen. Die Folgen schwerer Luftangriffe und von Beschuss sind so sichtbar. Die Straßen sind von Kratern durchlöchert, was Hilfslieferungen erschwert."

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation hat vor der Ausbreitung von übertragbaren Krankheiten im Gazastreifen gewarnt. Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, in dem abgeriegelten Küstengebiet könnten mehr Menschen an Krankheiten als bei Bombenangriffen sterben. Die Unterkünfte seien überfüllt und es fehle an Lebensmitteln, Wasser, sanitären Einrichtungen und Medikamenten, was das Risiko einer Verbreitung von Infektionskrankheiten erhöhe. "Für die Zivilbevölkerung geht es um Leben und Tod", sagte Tedros.

111.000 Menschen im Gazastreifen litten an Atemwegsinfektionen und 75.000 an Durchfallerkrankungen, mehr als die Hälfte von ihnen seien jünger als fünf Jahre.

Jordaniens König Abdullah II. hat in seinen Worten ein Ende der israelischen Aggression gegen den Gazastreifen sowie israelischer Übergriffe im besetzten Westjordanland gefordert. Die Werte aller Religionen und die gemeinsamen menschlichen Werte lehnten das Töten und Terrorisieren von Zivilisten kategorisch ab, heißt es nach Mitteilung des Königshauses in einem Schreiben Abdullahs zum Welttag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk.

Israels Vorgehen im Gazastreifen und im Westjordanland stehe in Widerspruch zu humanitären Werten und dem Recht auf Leben, so der König. Er wirft Israel Kriegsverbrechen vor. Die Terrorangriffe der Hamas auf Zivilisten erwähnt er mit keinem Wort.

Die Hamas im Gazastreifen wird voraussichtlich im Laufe des Tages erneut Geiseln freilassen. Im Gegenzug dürfte Israel abermals palästinensische Gefangene aus seinen Haftanstalten entlassen. Die Angehörigen der betroffenen Geiseln seien bereits informiert worden, berichtete der israelische Sender Kan. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf das Büro des Ministerpräsidenten, dass Israel von der Hamas eine Liste mit den Namen der Geiseln erhalten hat, die die radikal-islamische Organisation freilassen wird. Eine Stellungnahme dazu war von der israelischen Regierung nicht zu erhalten.

Heute ist der letzte Tag der auf sechs Tage verlängerten Feuerpause im Gazastreifen. Der Vermittler Katar bemüht sich aber bereits darum, die Feuerpause noch einmal auszuweiten.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zur weiteren Freilassung von Geiseln in Nahost

tagesschau24, 29.11.2023 09:00 Uhr

Bei einem größeren israelischen Militäreinsatz in der Stadt Dschenin im nördlichen Westjordanland sind nach Medienberichten mehrere Menschen verletzt worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, israelische Soldaten blockierten in der Stadt ein Krankenhaus. Augenzeugen zufolge kontrollierten sie auch Krankenwagen. Wafa berichtete außerdem, die Armee habe mit Bulldozern Infrastruktur in Dschenin zerstört und ein Haus mit Raketen angegriffen.

Der Präsident der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Christos Christou, schrieb in der Nacht bei X, vormals Twitter, er befinde sich in einem Krankenhaus in Dschenin und könne dies wegen einer israelischen Blockade nicht verlassen. "Keiner der verletzten Patienten kann in das Krankenhaus kommen und wir können nicht zu diesen Menschen gelangen", sagte er. "Es gibt nichts Schlimmeres für einen Arzt, als zu wissen, dass es dort Menschen gibt, die unsere Hilfe brauchen, und sie nicht bekommen."

Unter den zwölf am Dienstag freigelassenen Geiseln der Hamas war die letzte Philippinerin in den Händen der Terrororganisation. Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos teilte mit, im Krieg zwischen Israel und der Hamas werde kein Staatsbürger mehr vermisst. Die Frau, die in Israel als Pflegerin arbeitet, war die zweite philippinische Geisel, die frei kam. Sie war während des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober zusammen mit ihrem Ehemann bei Freunden im Kibbuz Nirim zu Besuch, wie die israelische Botschaft in Manila mitteilte. Ihr Ehemann wurde bei dem Angriff getötet und sie verschleppt.

17 von der radikalislamischen Hamas freigelassene thailändische Geiseln kehren nach offiziellen Angaben am Donnerstag nach Thailand zurück. Wie das Außenministerium in Bangkok mitteilte, sollen die Gastarbeiter, die am 7. Oktober bei dem Hamas-Überfall auf Israel in den Gazastreifen verschleppt und dort wochenlang festgehalten worden waren, Donnerstagmittag in der Hauptstadt Bangkok landen.

Bei ihrem Heimflug werden die freigelassenen Geiseln von der thailändischen Außenministerin Parnpree Bahiddha-Nukara begleitet. Sie war Anfang der Woche zu einem Treffen mit ihren Landsleuten nach Israel gereist. Nach Angaben des Ministeriums sind noch etwa 13 weitere thailändische Staatsbürger in der Gewalt der Hamas.

Wer nach dem Terrorangriff der Hamas gegen Israel demonstriert, ist nach Worten des Ministerpräsidenten des Landes, Benjamin Netanyahu, auf der Seite der Täter. "Im wesentlichen stellen sie sich auf die Seite der Mörder", sagte Netanyahu der "Bild". "Der Barbaren, die Frauen vergewaltigten und ermordeten, die Kinder vor ihren Eltern und Eltern vor ihren Kindern töteten, die Menschen bei lebendigem Leibe verbrannten."

Netanyahu sagte, dass die israelische Armee Zivilisten in dem Gebiet auffordere, sich durch sichere Korridore in sichere Zonen zu begeben. "Hamas hat sie mit vorgehaltener Waffe daran gehindert." Auch habe Hamas auf sichere Zonen geschossen. "Wir nehmen keine Zivilisten ins Visier." Israel versuche, die Zahl ziviler Opfer im Gazastreifen zu minimieren, während Hamas versuche, diese Zahl "gezielt" zu erhöhen.

29.11.2023 • 04:08 Uhr

Türkei plant Feldlazarette in Gaza

Die Türkei will Feldlazarette im Gazastreifen errichten und dort medizinische Hilfe leisten. Dies teilte Gesundheitsminister Fahrettin Koca über X, ehemals Twitter, mit. Am selben Tag war eine türkische Delegation von Ägypten aus in den Gazastreifen gereist, um mögliche Orte für die geplanten Feldlazarette zu inspizieren.

Erst kürzlich entsandte die Türkei ein Schiff nach Ägypten, das mit medizinischer Ausrüstung, Krankenwagen und acht Feldlazaretten sowie Hilfsgütern für das palästinensische Küstengebiet beladen war.

Die USA sehen keine Anzeichen dafür, dass die Hamas die Freilassung amerikanischer Geiseln im Gazastreifen als Druckmittel einsetzt. Das teilte das US-Präsidialamt mit. Nach Einschätzung der USA befinden sich noch acht oder neun US-Amerikaner in der Gewalt der Hamas.

Die G7-Staaten haben "die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln" aus dem Gazastreifen gefordert. Zudem unterstütze die Gruppe eine Verlängerung der Kampfpause, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Chefdiplomaten von Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, den USA, Kanada und Japan, der sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell anschloss. Das US-Außenministerium hatte sie am späten Abend (Ortszeit) veröffentlicht.

Darüber hinaus betonten die G7 das Recht Israels, sich in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zum Schutz vor einer Wiederholung der Ereignisse vom 7. Oktober zu verteidigen.

Israel hat laut Medienberichten von der Terrororganisation Hamas eine weitere Liste mit Namen von im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln erhalten, die heute freigelassen werden sollen. Das berichteten die Zeitungen "Times of Israel" und "Haaretz" am frühen Morgen unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Netanyahu.

Wie viele Geiseln freigelassen werden könnten, blieb unklar. Den Berichten zufolge wurden die betroffenen Familien der Geiseln informiert. Es wäre die sechste Geisel-Gruppe, die während der seit Freitag geltenden Kampfpause aus der Gewalt der Islamisten freikäme. Bislang hat die Hamas 81 Israelis und Ausländer im Austausch für 180 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freigelassen. Unter den mehrheitlich israelischen Geiseln waren bislang elf mit deutsch-israelischer Doppelstaatsbürgerschaft.

Israels Ministerpräsident Netanyahu kündigt an, die Kämpfe gegen die Hamas nach Ende der Feuerpause fortzusetzen. Nach mehreren Vorfällen werfen sich Israel und die Hamas gegenseitig den Bruch der Feuerpause vor. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 30. November 2023 um 01:50 Uhr.