Panzer der israelischen Armee an der Grenze zum Gazastreifen.
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Krieg in Nahost ++ Israel mit Bodentruppen im gesamten Gazastreifen ++

Stand: 03.12.2023 22:53 Uhr

Das israelische Militär ist inzwischen auch mit Bodentruppen im Süden des Gazastreifens. Die Hisbollah beschießt Armeefahrzeuge im Norden Israels. Die Entwicklungen vom Sonntag im Liveblog zum Nachlesen.

03.12.2023 • 22:53 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir schließen den Liveblog für heute und danken für Ihr Interesse!

Schiitische Milizen aus dem Irak haben einen US-Stützpunkt in Syrien angegriffen. Die Raketen seien auf die Militärbasis in Charab al-Dschir abgefeuert worden, teilte die Organisation Islamischer Widerstand im Irak mit, ein Dachverband vom Iran unterstützter schiitischer Milizen. US-Militärkreise bestätigten der Nachrichtenagentur AP den Angriff. Es habe aber weder Schäden noch Verletzte gegeben.

Später meldeten Vertreter der schiitischen Milizen einen Gegenangriff der USA nahe der Stadt Kirkuk. Dabei seien fünf Milizenkämpfer getötet worden, hieß es. Von amerikanischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung für den Angriff. In den vergangenen Wochen hatten schiitische Milizen immer wieder US-Stützpunkte in der Region angegriffen.

Israel will einem Medienbericht zufolge die radikal-islamistische Terrororganisation Hamas im Ausland verfolgen. Israel werde die Hamas im Libanon, in der Türkei und in Katar jagen, auch wenn es Jahre dauern sollte, sagt der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, im öffentlich-rechtlichen israelischen Fernsehsender Kan. Es war unklar, wann Bar diese Äußerungen machte und an wen er sie richtete. Die Behörde selbst lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

Außer im Gazastreifen halten sich die Hamas-Anführer im Libanon, in der Türkei und in Katar auf oder besuchen diese Länder häufig.

03.12.2023 • 21:19 Uhr

Israel meldet Beschuss aus Syrien

Aus Syrien ist heute nach israelischen Militärangaben eine Rakete auf die Golanhöhen abgefeuert worden. Ein weiteres Geschoss aus dem Nachbarland sei auf offenem Gelände eingeschlagen, teilte Israels Armee mit. Israel habe in beiden Fällen die Orte angegriffen, von denen aus die Geschosse abgefeuert worden seien. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London feuerten Milizen, die mit der Hisbollah im Libanon zusammenarbeiten, ein Geschoss von Syrien aus in Richtung des von Israel besetzten Teils der Golanhöhen ab.

Die zwei im Roten Meer angegriffenen Schiffe stehen nach israelischen Angaben in keiner Verbindung zu Israel. "Heute wurden Raketen auf zwei Handelsschiffe abgefeuert, die keine Verbindung zum Staat Israel haben", sagt der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. "Ein Schiff wurde erheblich beschädigt und ist in Seenot, es besteht offenbar die Gefahr, dass es sinkt, und ein weiteres Schiff wurde leicht beschädigt." Er macht für den Angriff den Iran verantwortlich, der die Huthi-Rebellen unterstützt.

Gut fünf Wochen nach dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens weitet das Militär seine Einsätze am Boden auf das gesamte Palästinensergebiet aus. Die Soldaten gingen gegen Ziele der islamistischen Hamas vor, sagte Armeesprecher Daniel Hagari.

Der israelische Militäreinsatz im Süden des Gazastreifens wird nach israelischen Angaben der früheren Offensive gegen die radikal-islamische Hamas im nördlichen Teil des Küstenstreifens entsprechen. "Wir haben im nördlichen Gazastreifen stark und gründlich gekämpft, und wir tun es jetzt auch im südlichen Gazastreifen", teilt Generalstabschef Herzi Halevi in einer Erklärung mit.

Die Huthis aus dem Jemen haben zwei israelische Schiffe mit einer bewaffneten Drohne und einer Marinerakete ins Visier genommen. Das sagt ein Sprecher der Rebellengruppe. Die beiden Schiffe "Unity Explorer" und "Number 9" seien angegriffen worden, nachdem sie Warnungen der Marine der Miliz ignoriert hätten. Die mit Teheran verbündeten Huthis haben aus Solidarität mit der radikal-islamistischen, palästinensischen Hamas zuletzt Langstreckenraketen und Drohnen auf Israel abgefeuert.

Zuvor hatte bereits das US-Verteidigungsministeriums vom Beschuss eines US-Kriegsschiffs sowie von zwei Handelsschiffen im Roten Meer berichtet.

Augenzeugenberichten zufolge sollen israelische Bodentruppen inzwischen auch in den Süden des Gazastreifens vorgerückt sein. Sie befänden sich in einem Gebiet östlich der Stadt Chan Junis, sagten Augenzeugen der Nachrichtenagentur dpa. Die Berichte ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär kommentierte sie auf Anfrage nicht.

Israelische Bodentruppen sind bereits seit Wochen im Norden des Gazastreifens im Einsatz. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte erst kürzlich, ein Bodeneinsatz sei der einzige Weg, die islamistische Hamas zu zerstören.

Jüdische und israelische Einrichtungen in Kopenhagen sollen ab Mittwoch von der dänischen Armee geschützt werden. "Der Konflikt im Nahen Osten hat zu einem absolut inakzeptablen Anstieg des Antisemitismus und der Unsicherheit für Juden in Dänemark geführt", sagte Justizminister Peter Hummelgaard zur Begründung. "Wir befinden uns in einer Situation, in der die terroristische Bedrohung, die über Dänemark schwebt, ernst ist."

Das Verteidigungsministerium erklärte, die Polizei habe durch die Proteste gegen den Krieg zwischen Israel und der radikal-islamistischen Hamas und gleichzeitig stattfindende Koranverbrennungen durch einwanderungsfeindliche Gruppen sehr viel zu tun. "In diesem Zusammenhang werden die Streitkräfte die Überwachung jüdischer und israelischer Stätten in Kopenhagen unterstützen", wie etwa von Synagogen und der israelischen Botschaft.

Nach Angaben des unabhängigen Forschungsinstituts Utrikespolitiska leben in Dänemark schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Juden. Seit dem Beginn des jüngsten Nahost-Krieges nehmen antisemitische Straftaten in vielen europäischen Ländern zu.

Über die aktuelle Lage im Gazastreifen und in Israel berichtet Tim Aßmann, ARD-Korrespondent in Tel Aviv.

Israelisches Militär verstärkt seine Luftangriffe auf Ziele der Hamas

Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, tagesschau, 03.12.2023 16:50 Uhr

Katar fordert dem TV-Sender Al Jazeera zufolge eine umfassende und unabhängige internationale Untersuchung von möglichen Verbrechen Israels im Gazastreifen. Damit müsse unverzüglich begonnen werden, berichtet der Sender unter Berufung auf Ministerpräsident Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani. Katar stehe weiter als Vermittler für eine weitere Feuerpause und schließlich einen Waffenstillstand zur Verfügung.

Aus dem Libanon sind nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Raketen Richtung Israel abgefeuert worden. Mehrere Soldaten seien bei einem Raketenangriff auf ein Armeefahrzeug im Norden des Landes verletzt worden. Medien berichteten unter Berufung auf eine behandelnde Klinik von zwölf Verwundeten. Demnach wurden sie von Granatsplittern getroffen.

Der von der pro-iranischen Hisbollah-Miliz geführte libanesische Fernsehsender Al-Manar meldete den Beschuss auf das israelische Militärfahrzeug von libanesischem Boden aus. Israels Armee reagierte eigenen Angaben zufolge mit Gegenbeschuss und griff Ziele der Hisbollah im Nachbarland an.

Ein Kriegsschiff der US-Marine und mehrere Handelsschiffe sind nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums im Roten Meer unter Beschuss geraten. Das Pentagon teilte mit, es werde weitere Details bekannt geben, sobald diese verfügbar seien.

Zuvor hatte das britische Militär bereits von einer mutmaßlichen Drohnenattacke und Explosionen im Roten Meer berichtet, ohne Einzelheiten zu nennen. Das Pentagon machte keine Angaben dazu, wer für den Angriff auf die "USS Carney" und die Handelsschiffe verantwortlich sein könnte. Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen hatten zuletzt aber Schiffe im Roten Meer attackiert und Drohnen und Raketen Richtung Israel abgefeuert.

Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk, hat eine neue Kampfpause im Gazastreifen und eine politische Lösung des Konflikts im Nahen Osten gefordert. "Lasst die Schusswaffen schweigen und kehrt zurück zum Dialog - das Leid, das Zivilisten zugefügt wird, ist nicht zu ertragen", wurde Türk auf der Plattform X vom UN-Menschenrechtsbüro zitiert. Dazu wurde ein Foto von drei weinenden Kindern gepostet. Eine langfristige Lösung des Konflikts sei nur möglich, wenn die Menschenrechte sowohl der Palästinenser als auch der Israelis geachtet würden, sagte Türk.

03.12.2023 • 16:42 Uhr

Hamas meldet mehr als 15.500 Tote

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn vor rund acht Wochen nach Angaben des von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 15.523 gestiegen. 41.316 Menschen seien zudem verletzt worden, wie ein Sprecher mitteilte. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Es handelt sich den Angaben nach um die mit Abstand höchste Zahl getöteter Palästinenser während eines Kriegs in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die US-Regierung schlägt gegenüber Israel zunehmend ermahnende Töne an und fordert einen wirksameren Schutz von Zivilisten im Krieg gegen die Terrororganisation Hamas in Gaza. "Wir glauben, dass Israel mehr tun muss, um unschuldige Zivilisten zu schützen", sagte US-Vizepräsidentin Kamala Harris am Rande der Weltklimakonferenz in Dubai.

"Die Vereinigten Staaten sind unmissverständlich der Meinung, dass das humanitäre Völkerrecht eingehalten werden muss. Zu viele unschuldige Palästinenser sind getötet worden."

Gestern hatte bereits US-Verteidigungsminister Lloyd Austin Israel eindringlich zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen aufgerufen. Dies sei nicht nur eine moralische Verantwortung, sondern auch ein strategisches Gebot, sagte Austin bei einer Tagung in Simi Valley im Bundesstaat Kalifornien. Der Pentagon-Chef sagte weiter, er habe die israelische Führung auch persönlich dazu gedrängt, Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden, eine unverantwortliche Rhetorik zu unterlassen, Gewalt durch Siedler im Westjordanland zu verhindern und den Zugang zu humanitärer Hilfe drastisch zu erweitern.

03.12.2023 • 16:30 Uhr

"Die Situation ist dramatisch"

Über die aktuelle Lage im Gazastreifen berichtet der ARD-Korrespondent Mike Lingenfelser aus Tel Aviv.

"800 Tunnelschächte der Hamas entdeckt", Mike Lingenfelser, ARD Tel Aviv, zum Krieg im Nahen Osten

tagesschau24, 03.12.2023 16:00 Uhr

Auf der Weltklimakonferenz in Dubai haben mehrere Dutzend Teilnehmer für eine sofortige Feuerpause demonstriert. Verlesen wurden die Namen von palästinensischen Kindern, die bei israelischen Militäreinsätzen im Gazastreifen getötet worden sein sollen. Auch Klima- und Entwicklungsorganisationen solidarisierten sich mit dem Protest auf dem von den UN kontrollierten Gelände, der sogenannten Blauen Zone. So schrieb die Direktorin des Climate Action Network in Kanada, Caroline Brouillette, auf X, ehemals Twitter: "Ohne Menschenrechte gibt es keine Klimagerechtigkeit ... Feuerpause jetzt."

Die Nahost-Regionaldirektorin von Oxfam, Sally Abi Khalil, zeigte ein Schild mit der Aufschrift "Ceasefire now" ("Feuerpause jetzt") und schrieb dazu ebenfalls auf X: "Während sich Delegierte auf der COP28 treffen, erleiden die Menschen im Gazastreifen katastrophale und massive Verluste von Leben."

Führende Repräsentanten deutscher Umwelt-, Klima- und Entwicklungsorganisationen haben auch zur Gewalt in Israel Stellung genommen und sich zu dem Leid der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten zu Wort gemeldet. Die Unterzeichner von unter anderem Germanwatch, Fridays for Future, BUND, NABU, Brot für die Welt und Misereor erklärten sich mit den Zivilisten solidarisch.

"Pure Verzweiflung der Geflüchteten", Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zur Lage in Nahost

tagesschau, 03.12.2023 13:15 Uhr

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Karim Khan, setzt sich für Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen auf allen Seiten des Gaza-Kriegs ein. "Wir müssen zeigen, dass das Recht an allen Frontlinien herrscht und das es in der Lage ist, alle zu schützen", heißt es in einer vom Weltstrafgericht in Den Haag verbreiteten Erklärung. Khan hatte in den vergangenen Tagen Israel und die palästinensischen Gebiete besucht. Es war sein erster offizieller Besuch als Chefankläger. Er war von Angehörigen und Freunden von Opfern der Hamas-Attacken vom 7. Oktober eingeladen worden. Am Samstag war Khan in Ramallah mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas zusammengetroffen.

Der Pressesprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder, hat die israelischen Angriffe im Gazastreifen während eines Besuchs scharf kritisiert. Dort finde ein "Blutbad" statt, das "unmoralisch" sei und das mit "mit Sicherheit als illegal verstanden werden wird", sagte Elder dem Nachrichtensender Al-Dschasira während eines Besuchs in Chan Junis. Wer das hinnehme, mache sich selbst schuldig. "Schweigen ist Mittäterschaft", sagte der sichtlich erschütterte Elder, der teils mit zitternder Stimme sprach.

Während seines Besuchs habe er überall Kinder mit schweren Verbrennungen, mit Verletzungen durch Granatsplitter, Gehirnverletzungen und mit Knochenbrüchen gesehen. Man sehe Mütter um ihre Kinder weinen, die wohl "Stunden vor dem Tod" stünden. Die jüngsten Angaben über sogenannten "sicheren Zonen! für die Bevölkerung in Gaza bezeichnete Elder als "Falschdarstellung". Die Menschen würden dabei zu "winzigen Flecken Land bewegt", dort gebe es nur Sand, kein Wasser, keine Sanitäranlagen und keinen Schutz vor dem Wetter. "Das sind keine sicheren Zonen, das werden Todeszonen sein", sagte Elder.

Der israelische Regierungsberater Mark Regev hat Vorwürfe zurückgewiesen, sein Land würde im Kampf gegen die Hamas zu wenig unternehmen, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen. "Wir unternehmen maximale Anstrengungen, vielleicht sogar nie dagewesene in ähnlichen Umständen", sagte Regev der BBC. Israel habe spezifische Viertel ausgewiesen, die zum Ziel von Angriffen würden und warne die Zivilisten dort vorab, sie zu verlassen, so Regev.

Die Verantwortung für den Gaza-Krieg und die Wiederaufnahme der Kämpfe nach einer mehrtägigen Feuerpause wies Regev ausschließlich der Hamas zu. Zudem verstecke die Organisation "ihre militärische Terrormaschine" in Wohnvierteln, unter Krankenhäusern und in Moscheen. Die Schuld für zivile Todesopfer liege daher bei der islamistischen Organisation. Israel tue alles dafür, um zwischen Kombattanten und Zivilisten zu unterscheiden.

Rund acht Wochen nach dem Hamas-Überfall haben israelische Experten einige der damals verschleppten Geiseln für tot erklärt. Ihr Team stütze sich bei den Entscheidungen auf Video-Aufnahmen und Aussagen von freigelassenen Geiseln, sagte Kommissionsleiterin Hagar Misrahi vom israelischen Gesundheitsministerium dem israelischen Radiosender Kan. In der aktuellen Ausnahmesituation sei es möglich, jemanden ohne eine ärztliche Leichenschau für tot zu erklären. Ziel sei es, Angehörigen entgegen zu kommen. Ihnen solle die Möglichkeit zur Trauer gegeben werden, wenn keine Hoffnung mehr bestehe, dass die Angehörigen überlebt haben.

03.12.2023 • 13:24 Uhr

Papst-Appell für Frieden in Nahost

Papst Franziskus ruft weiter zu Frieden in Israel und in den palästinensischen Gebieten auf. Beim Mittagsgebet erneuerte er seinen Appell zur Freilassung der Geiseln in Gaza und erinnerte an das Leid der Menschen dort.

Der Papst drückte sein Bedauern über das Auslaufen der Waffenruhe im Gazastreifen aus. "Ich hoffe, dass alle diejenigen, die da involviert sind, dazu beitragen können, einen Waffenstillstand zu finden, indem sie versuchen, mutige Wege des Friedens zu gehen", sagte das Oberhaupt der Katholischen Kirche nach seinem traditionellen Angelus-Gebet im Vatikan. Franziskus erinnerte zugleich an das Schicksal der Geiseln. "Viele Geiseln sind befreit worden, aber viele sind auch noch in Gaza. Denken wir an sie, an ihre Familien", sagte er.

Israelische Soldaten haben nach Angaben des Militärs seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen Ende Oktober 800 Schächte zu unterirdischen Tunneln und Bunkern der Hamas entdeckt. 500 davon seien inzwischen zerstört worden. Teilweise seien sie gesprengt und teilweise geschlossen worden, teilt das Militär mit. Entdeckt worden seien die Schächte in Wohngebieten, viele davon in der Nähe von oder in Wohnhäusern selbst sowie in Gebäuden wie Schulen, Kindergärten, Spielplätzen und Moscheen. Viele Kilometer des umfangreichen Tunnelsystems seien ebenfalls zerstört worden.

Die Angehörigen von Geiseln der militant-islamistischen Hamas haben ein zeitnahes Treffen mit dem israelischen Sicherheitskabinett gefordert. Die Zeit werde knapp, "um diejenigen zu retten, die noch von der Hamas festgehalten werden", argumentierte eine Gruppe von Angehörigen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und das Sicherheitskabinett hätten die "moralische und ethische Pflicht", sich mit ihnen zu treffen, sagten sie. Das Sicherheitskabinett müsse die Frage beantworten, wie "das oberste Ziel des Kriegs" weiter verfolgt werden solle, "die Geiseln lebend zurückzuholen", forderten die Angehörigen.

Muslimische Gemeindeführer aus mehreren US-Staaten wollen bei der Präsidentschaftswahl 2024 wegen des Gaza-Kriegs nicht für Präsident Joe Biden stimmen. Vertreter aus Michigan, Minnesota, Arizona, Wisconsin, Florida, Georgia, Nevada und Pennsylvania stellten sich bei einer Konferenz bei Detroit hinter die Forderung "Biden aufgeben, Waffenruhe jetzt".

Sie kritisieren die Haltung Bidens im Krieg. Sie werfen ihm vor, sich zu weigern, eine Waffenruhe zu fordern. Demokraten in Michigan haben bereits gewarnt, dass Bidens Umgang mit dem Gaza-Krieg den demokratischen Präsidenten so viele Stimmen von arabischstämmigen Amerikanern kosten könnte, dass es den Ausgang der Präsidentschaftswahl beeinflussen könnte. Die Staaten Michigan, Wisconsin und Pennsylvania hatten einen wichtigen Beitrag zum Wahlsieg von Biden 2020 geliefert.

Israel untersucht den Tod eines israelischen Zivilisten, der während eines palästinensischen Anschlags in Jerusalem mutmaßlich von einem Soldaten erschossen worden war. Die Armee teilte mit, der Vorfall am Donnerstag werde von Polizei, Geheimdienst und Militärpolizei geprüft.

Der bewaffnete Zivilist hatte nach Medienberichten auf zwei Palästinenser geschossen, die an einer Bushaltestelle in Jerusalem das Feuer auf dort wartende Menschen eröffnet hatten. Er hatte sein Auto nach den ersten Schüssen der Attentäter auf der anderen Straßenseite gestoppt und war über die Straße gelaufen. Zwei Soldaten waren den ersten Angaben zufolge auch an dem Vorfall beteiligt und schossen auf die Palästinenser. Zumindest einer von ihnen hielt den Zivilisten offenbar für einen dritten Attentäter.

Bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es nach palästinensischen Angaben Hunderte von Toten gegeben. Ein Sprecher der Hamas-Behörde teilte mit, bei Angriffen im gesamten Gazastreifen seien binnen 24 Stunden rund 700 Menschen getötet worden. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Der Sprecher berichtete von zahlreichen Leichen unter Trümmern. Es gebe auch große Schwierigkeiten bei der Bergung von Verletzten und deren Transport in Krankenhäuser. Kein Ort im Gazastreifen sei gegenwärtig sicher.

Ein israelischer Armeesprecher hatte in arabischer Sprache die Einwohner bestimmter Wohngebiete im Süden des Gazastreifens dazu aufgerufen, diese zu verlassen und in ausgewiesene andere Gebiete zu fliehen. Die israelische Luftwaffe hat nach Ende einer Feuerpause wieder verstärkt Ziele im Norden und Süden des dicht besiedelten Küstenstreifens beschossen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das israelische Militär hat Menschen im Süden des Gazastreifens aufgefordert, bestimmte Regionen im Großraum der Stadt Chan Yunis zu verlassen. Die Evakuierungsanordnung betrifft rund ein halbes Dutzend Gebiete, wie aus der Aufforderung des Militärs auf dem Kurznachrichtendienst X hervorgeht. Die Bevölkerung solle sich in bekannte Schutzeinrichtungen für Flüchtlinge westlich der Stadt begeben. Auch weiter nach Süden, in Richtung Rafah an der Grenze zu Ägypten, wurden die Palästinenser in der Mitteilung geschickt.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte gesagt, Israel lege in Kooperation mit den USA und internationalen Organisationen sichere Gebiete für die Zivilbevölkerung fest. UN-Vertreter und Bewohner des Gazastreifens gaben an, es sei schwer, Evakuierungsaufforderungen rechtzeitig zu bekommen und ihnen zu folgen, weil Strom und Internet immer wieder ausfielen.

Die Ausreisen von Ausländern und Palästinensern mit zweitem Pass aus dem Gazastreifen gehen weiter. Mehr als 600 von ihnen sollten den Grenzübergang Rafah heute überqueren und nach Ägypten einreisen. Das ging aus einer Liste der Grenzbehörde auf palästinensischer Seite hervor. Darunter waren mehr als 300 Landsleute aus den USA und Kanada sowie mehrere Deutsche, Norweger, Griechen, Türken und Philippiner.

Seit Ablauf der Feuerpause am Freitag sei der Grenzübergang für fast 900 Ausländer und Doppelstaatler geöffnet worden, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA in der Nacht mit. Zudem hätten 13 Verletzte mit ihren Begleitern den Gazastreifen verlassen.

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

Bei einer Razzia israelischer Truppen nahe der Stadt Rafah sind nach Angaben von Behörden sieben Palästinenser getötet worden. Es habe zudem mehrere Verletzte gegeben, teilte das von der militant islamistischen Hamas kontrollierte Innenministerium mit. Rafah liegt im Süden des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten. Vertreter palästinensischer Gesundheitsbehörden gaben an, mehrere Menschen seien bei nächtlichen Luftangriffen auf die ebenfalls im Süden gelegene Ortschaft Al-Karara in der Nähe von Chan Yunis getötet worden.

Bereits am Samstag hatte es Palästinensern zufolge Angriffe auf Chan Yunis und Rafah mit mehreren Toten gegeben. Im Süden des Gazastreifens haben Hunderttausende Menschen Schutz gesucht, die vor Angriffen im Norden geflohen waren. Am Freitagmorgen war eine vorübergehende Waffenruhe zu Ende gegangen. Israel setzte sich den Sturz der Hamas zum Ziel, nachdem die Organisation am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet hatte. Eine Stellungnahme zu den jüngsten Berichten lag nicht vor.

"Es gibt auch Berichte über Todesopfer", Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zu Lage in Nahost

tagesschau24, 03.12.2023 10:00 Uhr

Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Kampfflugzeuge und Hubschrauber hätten in der Nacht "Terrorziele" angegriffen, darunter Tunnelschächte, Kommandozentralen und Waffenlager, teilte das israelische Militär am Morgen mit. Zudem habe eine von den Bodentruppen gesteuerte Kampfdrohne fünf Terroristen der islamistischen Hamas ins Visier genommen und ausgeschaltet. Am Vortag hätten auch Israels Marineeinheiten "Terrorziele der Hamas" angegriffen und den Einsatz der Bodentruppen flankiert, hieß es. Zu diesen Zielen gehörten terroristische Infrastruktur, Schiffe der Hamas-Marine sowie Waffen.

Lage in Nahost: Im Gazastreifen wird erneut weiter gekämpft

Friedrich Leist, NDR, tagesschau24, 03.12.2023 09:00 Uhr

Premierminister Netanyahu hat bekräftigt, man werde den Krieg gegen die islamistische Hamas "bis zum Ende" und bis zum "totalen Sieg" über die Terrororganisation fortsetzen, wie die "Times of Israel" meldete. Er machte demnach am Samstagabend deutlich, dass ein Bodeneinsatz der einzige Weg sei, die Hamas zu zerstören. Während Bodentruppen bereits im Norden im Einsatz sind, führte die Armee am Samstag im Süden massive Schläge aus der Luft aus. Allein in der Gegend der Stadt Chan Junis wurden mehr als 50 Ziele bombardiert.

Großbritannien unterstützt Israel bei der Suche nach den noch im Gazastreifen in den Händen der Terrororganisation Hamas verbliebenen Geiseln. "Zur Unterstützung der laufenden Geiselbefreiungsaktion wird das britische Verteidigungsministerium Überwachungsflüge über dem östlichen Mittelmeer durchführen und dabei auch im Luftraum über Israel und Gaza operieren", teilte die britische Regierung mit.

Die Überwachungsflugzeuge seien unbewaffnet und dienten ausschließlich der Ortung von Geiseln. Es würden an die zuständigen Behörden nur Informationen weitergegeben, die sich auf die Geiselbefreiung bezögen, hieß es. Unter den von der Hamas am 7. Oktober aus Israel entführten 240 Menschen befinden sich auch britische Staatsangehörige.

Nach dem Auslaufen der Feuerpause im Gazastreifen hat Frankreich Israel vor einem langen Krieg gewarnt und den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung angemahnt. Der Krieg gegen die radikalislamistische Palästinenserorganisation Hamas sei "an einem Punkt angekommen, an dem die israelischen Behörden ihr Ziel und erwünschten Endzustand genauer definieren müssen", sagte der französische Präsident Emmanuel Macron bei einer Pressekonferenz am Rande der UN-Klimakonferenz in Dubai.

Zu der Vorgabe von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, die Hamas vollständig zu zerstören, sagte Macron: "Was ist die vollständige Zerstörung der Hamas und glaubt irgendjemand, dass das möglich ist? Wenn ja wird der Krieg zehn Jahre lang dauern." Der französische Präsident rief zu "verstärkten Bemühungen um eine dauerhafte Waffenruhe" auf.

Israels Sicherheitsberater Regev hat bestätigt, nach dem Krieg eine Sicherheitszone an der Grenze zum Gazastreifen schaffen zu wollen. Die USA sprechen sich gegen eine Zwangsumsiedlung von Palästinensern aus.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. Dezember 2023 um 09:00 Uhr.