Dieses von der israelischen Armee veröffentlichte Bild soll einen Tunnel der Hamas zeigen
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Krieg in Nahost ++ Israel veröffentlicht Video aus Tunnel im Gazastreifen ++

Stand: 10.09.2024 22:20 Uhr

Israel hat ein Video veröffentlicht, in dem der Tunnel zu sehen sein soll, in dem sechs israelische Hamas-Geiseln getötet worden waren.
Die Hamas ist laut Israels Verteidigungsminister weitgehend zerschlagen. Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen.

Damit schließen wir den Liveblog für heute und danken für Ihr Interesse.

Die israelische Armee hat Videoaufnahmen veröffentlicht, die den Tunnel im Gazastreifen zeigen sollen, in dem im vergangenen Monat sechs Geiseln von Mitgliedern der militant-extremistischen Hamas getötet wurden. Das Video zeigt einen niedrigen, engen Gang tief unter der Erde.

Die Entdeckung der Leichen Ende August löste in Israel eine Welle der Empörung aus. Die Veröffentlichung des neuen Videos könnte den Druck auf Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erhöhen, eine Vereinbarung über eine Waffenruhe mit der Hamas zu erreichen, um die verbleibenden Geiseln nach Hause zu bringen. Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte, die Aufnahmen aus dem Tunnel im Gazastreifen seien den Familien der Geiseln gezeigt worden.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat einen tödlichen israelischen Luftangriff auf eine ausgewiesene Sicherheitszone im südlichen Gazastreifenscharf verurteilt. "Der Einsatz schwerer Waffen in dicht besiedelten Gebieten ist skrupellos", sagte ein Sprecher. "Palästinenser waren in dieses Gebiet in Chan Junis gezogen, um Schutz und Sicherheit zu suchen, nachdem sie von den israelischen Behörden selbst wiederholt dazu aufgefordert worden waren."

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen Kommandeur der Hisbollah-Miliz im Libanon getötet. Mohammed Kassem al-Schaer sei in der Bekaa-Ebene im Südosten des Landes in einem Luftangriff getötet worden. Israels Militär zufolge war er ein Kommandeur einer Hisbollah-Eliteeinheit. Die Miliz bestätigte den Tod Al-Schaers.

Bei einem Drohnenangriff der israelischen Armee in der Gegend um Nabatiye im Südlibanon wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums außerdem mehrere Menschen verletzt. Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen zwischen Israel und der mit der Hisbollah verbündeten Hamas kommt es im Grenzgebiet der beiden Länder nahezu täglich zu militärischen Konfrontationen.

Im Norden des Gazastreifens hat die nächste Phase der Impfkampagne gegen Kinderlähmung begonnen. Mitarbeiter von Gesundheitsdiensten erklärten, die Impfungen würden durch Zugangsbeschränkungen, Evakuierungen und Treibstoffmangel erschwert.

Bislang wurden über 446.000 Kindern in zentralen und südlichen Gebieten des Gazastreifens immunisiert. Mit den Impfungen von rund 200.000 weiteren Kindern im Norden wird ein erster Durchgang abgeschlossen. Eine zweite Impfkampagne soll nach einem Monat beginnen. Während der Impfungen gelten begrenzte Feuerpausen.

US-Außenminister Antony Blinken hat die Tötung einer US-Bürgerin durch israelische Soldaten im Westjordanland als "unakzeptabel" bezeichnet. "Die israelischen Sicherheitsbehörden müssen fundamentale Änderungen darüber vornehmen, wie sie im Westjordanland operieren", sagte Blinken bei einer Pressekonferenz in London. Das würden die USA in Gesprächen mit der israelischen Regierung deutlich machen.

Die 26-jährige Aysenur Ezgi Eygi, eine in der Türkei geborene Doppelstaatsbürgerin, war bei einer Demonstration gegen israelische Siedlungen in der vergangenen Woche im Westjordanland erschossen worden. Das israelische Militär hat inzwischen erklärt, es sei sehr wahrscheinlich, dass sie versehentlich von Soldaten getötet wurde. Niemand dürfe aufgrund der Teilnahme an einer Demonstration erschossen werden, sagte Blinken.

Das israelische Militär hat erklärt, die 26-jährige Aysenur Ezgi Eygi sei von Soldaten versehentlich im Westjordanland erschossen worden. Das habe eine Untersuchung ergeben. Damit bestätigten die Streitkräfte, die Aussagen des UN-Menschenrechtsbüros. Demnach wurde Eygi von israelischen Soldaten mit einem "Schuss in den Kopf" getötet. Auch der Bürgermeister von Beita und die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichteten, sie sei von einem Soldaten getötet worden.

Die in der Türkei geborene Doppelstaatsbürgerin hatte an einer Demonstration gegen einen Siedlungsausbau im Norden des Westjordanlandes teilgenommen, als es dort zu einer Auseinandersetzung mit Soldaten kam, so Israel. Palästinenser hätten mit Steinen geworfen, die israelischen Soldaten mit Tränengas und scharfer Munition gefeuert, berichteten Augenzeugen. Zu dem Zeitpunkt, als die Amerikanerin erschossen wurde, habe sich die Lage aber wieder beruhigt, sagten andere Demonstranten.

Die Türkei verurteilte den Vorfall. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte am Montag, Ankara werde alles Mögliche tun, um sicherzustellen, "dass Aysenur Ezgis Tod nicht ungesühnt bleibt". "Wir werden unseren Kampf gegen Israel auf höchster Ebene fortsetzen, indem wir es vor den (Internationalen) Gerichtshof bringen", gab Erdogan an.

Die USA hatten den Tod Eygis "tragisch" genannt und Israel zu einer Untersuchung gedrängt. "Wir haben eine rasche, gründliche und transparente Untersuchung gefordert und arbeiten mit Hochdruck daran, so viele Informationen wie möglich über die Umstände ihres Todes zu erhalten", sagte US-Außenministeriumssprecher

Das von der Terrororganisation Hamas geführte Gesundheitsministerium im Gazastreifen hat die Zahl der Todesopfer bei einem israelischen Luftangriff in einer humanitären Zone deutlich nach unten korrigiert. Es seien 19 Menschen gestorben. Zuvor hatte der palästinensische Zivilschutz von mindestens 40 Toten gesprochen. Dabei wird nicht zwischen Zivilisten und Hamas-Terroristen unterschieden.

Israel hatte die Zahl bereits kurz danach als zu hoch zurückgewiesen. Die Regierung warf der Terrororganisation vor, "weiterhin systematisch die zivile und humanitäre Infrastruktur einschließlich des ausgewiesenen humanitären Gebiets" zu missbrauchen, um von dort Terror auszuüben. Die Armee habe im Vorfeld des gezielten Angriffs umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung durchgeführt. Zudem habe man Präzisionswaffen eingesetzt, um möglichst keine Zivilisten zu verletzen. Der Beschuss habe hochrangigen Hamas-Kommandeuren gegolten, die direkt am Massaker vom 7. Oktober beteiligt gewesen seien und ihre Operationsbasis gezielt im humanitären Korridor eingerichtet hätten.

Der UN-Gesandte für den Frieden in Nahost, Tor Wennesland, verurteilte den Luftangriff.

Nach mehr als elf Monaten Krieg besteht die radikalislamische Hamas nach Worten des israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant nicht mehr als "militärische Formation" im Gazastreifen. "Hamas als militärische Formation existiert nicht mehr", sagte er vor Journalisten. "Die Hamas führt einen Guerrillakrieg und wir bekämpfen immer noch Hamas-Terroristen und verfolgen die Hamas-Führung."

Überdies forderte Gallant den Abschluss eines Waffenstillstandsabkommens, das die Freilassung der Hamas-Geiseln ermöglichen würde. Die Geiseln nach Hause zu bringen sei "der richtige Weg", sagte er weiter. "Eine Einigung ist auch eine strategische Chance, die uns die Möglichkeit gibt, die Sicherheitslage an allen Fronten zu verändern", fuhr er fort.

Die Wahlurnen in Jordanien sind geöffnet: Am Dienstag wird in Israels Nachbarland gewählt. Doch die Wahl wird überschattet vom Nahost-Krieg. Nur zwei Tage vor der Wahl hatte ein Jordanier an einem Grenzposten zwischen Jordanien und dem besetzten Westjordanland drei israelische Sicherheitskräfte getötet.

Die Wahl findet vor dem Hintergrund des Kriegs im Gazastreifen und der Frustration über die schleppenden Wirtschaftsentwicklung in Jordanien statt. Es ist die erste Wahl nach Verabschiedung eines neuen Gesetzes, mit dem die Anzahl der Parlamentssitze erhöht, mehr Sitze für Frauen reserviert und das Mindestalter für Kandidaten verringert wurde.

Der Luftangriff des israelischen Militärs in Chan Yunis hatte hochrangige Kommandeure der Terrororganisation Hamas zum Ziel. Das erklärten die Streitkräfte. Die Kämpfer seien direkt in die Terrorangriffe vom 7. Oktober verwickelt gewesen. Es handele sich etwa um die Leiter der Hamas-Lufteinheit und der Abteilung für Beobachtung und Ziele. Ihre Kommandozentrale habe in einem ausgewiesenen humanitären Gebiet in der Stadt Chan Yunis gelegen, von wo aus sie weitere terroristische Aktivitäten geplant hätten.

Zudem widersprach das Militär den Angaben der Hamas zu der Zahl der Todesopfer. Diese hatte von etwa 40 Toten gesprochen. Die Opferzahlen stimmten nicht mit den Informationen der IDF, der genauen Munition und der Genauigkeit des Angriffs überein, hieß es.

Die Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas werden nach Informationen ihrer Angehörigen unter grauenhaften Bedingungen festgehalten. Das Forum der Familienmitglieder der Entführten teilte mit, die Ergebnisse einer ersten Untersuchung des Schicksals von sechs zuletzt getöteten Geiseln durch die Armee seien äußerst beunruhigend. 

Die Untersuchung habe ergeben, dass "die ermordeten Geiseln (zuvor) in engen unterirdischen Tunneln mit wenig Luft festgehalten wurden", hieß es. Sie hätten unter extremer Mangelernährung sowie unter Gewichtsverlust gelitten und "klare Zeichen langanhaltender körperlicher Vernachlässigung" aufgewiesen. Die Untersuchungsergebnisse seien den Angehörigen vorgelegt worden. Die Armee äußerte sich dazu offiziell nicht. 

Die Geiseln seien in einem etwa 80 Zentimeter breiten Tunnel festgehalten worden, in dem sie weder stehen noch sich frei bewegen konnten, hieß es in der Mitteilung des Angehörigen-Forums. Sie hätten dort auch keinen Zugang zu Duschen oder Toiletten gehabt. Die Entführten seien "der grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse beraubt" worden. "Einige von ihnen hatten unbehandelte Verletzungen aus der Zeit ihrer Entführung, an einem von ihnen wurden Anzeichen von Fesselung gefunden."

Der israelische TV-Sender Channel 13 berichtete, forensische Untersuchungen hätten ergeben, dass die sechs Geiseln sich vor ihrer Tötung "verteidigen und gegenseitig beschützen wollten". Sie hätten demnach mit den Entführern gekämpft, bevor sie erschossen wurden. "Die Beweise zeigen, dass sie ganz bis zum Ende um ihr Überleben gekämpft haben, bevor alle sechs brutal ermordet wurden", hieß es.

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Zeltlager in Chan Yunis im südlichen Gazastreifen sind nach Angaben von Sanitätern und Hamas-Medien mindestens 40 Menschen getötet worden. Die israelische Armee erklärte, sie habe ein Kommandozentrum der Hamas ins Visier genommen. Man habe "führende Hamas-Terroristen angegriffen, die in einem Kommando- und Kontrollzentrum innerhalb der humanitären Zone in Chan Yunis operierten".

Anwohnende und Sanitäter berichten, dass das Zeltlager im Al-Mawasi-Gebiet, das als humanitäre Zone ausgewiesen ist, von mindestens vier Raketen getroffen wurde. Das Lager ist überfüllt mit vertriebenen Palästinensern. Der Zivilschutz berichtet, dass mindestens 20 Zelte in Brand geraten sind und die Raketen Krater von bis zu neun Metern Tiefe verursacht haben.

Ein Konvoi der Vereinten Nationen (UN) ist im Gazastreifen nach mehr als acht Stunden von Israel wieder freigelassen worden. "Der Konvoi wurde kurz nach dem Checkpoint Wadi Gaza unter Androhung der Verhaftung des UN-Personals gestoppt", schrieb Philippe Lazzarini, Chef des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), auf dem Kurznachrichtendienst X. Bulldozer hätten dabei erhebliche Schäden an den gepanzerten Fahrzeugen der UN verursacht.

Das israelische Militär erklärte, der Konvoi sei angehalten worden, weil man Informationen erhalten habe, dass sich "palästinensische Verdächtige" an Bord befänden, die man verhören wolle. Frühere Berichte, der Konvoi habe Polio-Impfstoffe für Kinder in Gaza geladen, werden vom israelischen Militär dementiert. Ziel des Konvois sei vielmehr der Austausch von UN-Personal gewesen. Lazzarini bestritt die Darstellung Israels. Der Konvoi sei unterwegs gewesen, um die Impfkampagne in Gaza-Stadt und im Norden des Gazastreifens zu beginnen.

Das israelische Militär hat einen UN-Konvoi im Norden des Gazastreifens angehalten - wegen "verdächtiger" Personen an Bord. Der UN-Menschenrechtsbeauftragte Türk drängt auf ein baldiges Kriegsende in Gaza.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. September 2024 um 08:13 Uhr.