Bilder von israelischen Geiseln, die von der Hamas verschleppt wurden, hängen an einer Wand in Tel Aviv (Archivbild 31. Oktober 2024)
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Krieg in Nahost ++ Israel bietet offenbar Lösegeld für Geiseln ++

Stand: 05.11.2024 16:58 Uhr

Israel will Berichten zufolge Millionen Dollar an Lösegeld für von der Hamas verschleppte Geiseln zahlen. Nach palästinensischen Angaben wurden bei israelischen Angriffen Dutzende Menschen getötet. Die Entwicklungen im Liveblog.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu will Hamas-Geiselnehmern im Gazastreifen Millionen Dollar für die Freilassung jeder Geisel anbieten. Ein entsprechender Bericht des israelischen TV-Senders Channel 12 wurde der Nachrichtenagentur dpa aus israelischen Regierungskreisen bestätigt. Den Geiselnehmern soll demnach außerdem ein sicherer Abzug mit ihren Familien aus Gaza zugesichert werden.

Von den während des Massakers am 7. Oktober 2023 aus Israel verschleppten rund 250 Menschen werden noch etwa 100 im Gazastreifen festgehalten, von denen jedoch viele nach mehr als einem Jahr Krieg nicht mehr am Leben sein dürften. Angehörige werfen Netanyahu vor, eine Einigung über die Freilassung verhindert zu haben. Der gibt hingegen der Hamas-Terrormiliz die Schuld.

Ein Vertreter der Hamas, Taher al-Nono, bezeichnete das Angebot von Lösegeld im Gespräch mit dpa jedoch als "Farce". Eine Freilassung komme nur infrage, wenn es ein Abkommen gebe, das ein Ende des Krieges und der Blockade sowie den Wiederaufbau des Gazastreifens ermögliche.

Trotz anhaltender Gewalt haben humanitäre Helfer der UN und ihre Partner mehr als 105.000 Kinder im nördlichen Gaza-Streifen zum zweiten Mal gegen Polio geimpft. Dabei habe es sich um die letzte benötigte Impfung gehandelt, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit.

Der WHO-Vertreter für die besetzten palästinensischen Gebiete, Rik Peeperkorn, sagte während einer Videokonferenz, dass die Helfer bei der Impf-Aktion zwischen Samstag und Montag 88 Prozent der ins Auge gefassten 119.000 Kinder unter zehn Jahren erreicht hätten. Fast 84.000 Kinder hätten außerdem Vitamin-A zur Stärkung ihrer Immunität erhalten.

Während der vereinbarten humanitären Kampfpausen, die während der dreitägigen Impfkampagne von sechs Uhr bis 16 Uhr gegolten hätten, habe es Berichte über gewalttätige Zwischenfälle an den Impfstandorten gegeben.

Dutzende Orte im Libanon sind einem Bericht zufolge im Zuge der israelischen Offensive gegen die Hisbollah-Miliz schwer zerstört worden. Wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA unter Berufung auf eigene Quellen meldete, wurden in 37 Orten ganze Straßenzüge oder Viertel in Schutt und Asche gelegt. Dabei sollen 40.000 Häuser und Wohnungen zerstört worden sein.

Vor allem der Süden des Landes sei betroffen, hieß es in dem Bericht. Ein Politikexperte der Beiruter Denkfabrik "Information International" sagte der in London herausgegebenen Zeitung "Asharq Al-Awsat", in Grenznähe seien inzwischen 29 Orte komplett zerstört worden.

Mindestens ein israelischer Luftangriff hat ein Wohnhaus in einer Strandstadt südlich von Beirut getroffen, wie libanesische Staatsmedien berichteten. Der Angriff auf Jiyeh hinterließ demnach eine riesige Rauchsäule, die aus einem Wohnhaus aufstieg.

Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium töteten israelische Angriffe am Dienstag auch fünf Menschen in der Nähe der Stadt Baalbek im Bekaa-Tal, darunter zwei bei einem Angriff auf ein Auto.

Ein zerstörtes Haus in Jiyeh nahe Beirut nach einem israelischen Luftangriff.

Ein zerstörtes Haus in Jiyeh nahe Beirut nach einem mutmaßlich israelischen Luftangriff.

Israel ruft die Bewohner von Bait Lahiya im Norden des Gazastreifens auf, die Stadt zu verlassen. Aus israelischen Flugzeugen wurden Flugblätter mit entsprechenden Anordnungen abgeworfen. "An alle, die in ihren Häusern und Schutzräumen geblieben sind: Sie riskieren ihr Leben. Begeben sie sich zu ihrer Sicherheit in den Süden", steht dort auf Arabisch geschrieben. Israel zufolge sollen damit Zivilisten bei den Kämpfen gegen die Hamas geschützt werden. Palästinenser gehen davon aus, das Israel dort Pufferzonen einrichten will.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Angesichts der dramatischen Versorgungslage im Gazastreifen werden mehr als 100 Patienten aus dem Palästinensergebiet gebracht. Darunter seien auch Kinder mit Trauma-Belastungen und chronischen Erkrankungen, teilte ein Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Die Patienten sollen am Mittwoch in einem großen Konvoi über den Grenzübergang Kerem Shalom nach Israel gebracht werden, von wo sie in die Vereinigten Arabischen Emirate geflogen werden sollen. Ein Teil der Patienten werde anschließend nach Rumänien gebracht. "Es handelt sich um Ad-hoc-Maßnahmen. Wir haben wiederholt eine dauerhafte medizinische Evakuierung aus Gaza gefordert", sagte der WHO-Vertreter für die palästinensischen Gebiete, Rik Peeperkorn. 12.000 Menschen warteten noch auf eine Überführung.

Das russische Katastrophenschutzministerium evakuiert rund 100 russische Staatsbürger mit einem Sonderflug von Beirut nach Moskau, berichtet die Nachrichtenagentur Interfax mit Verweis auf das Ministerium.

Israels Luftwaffe hat nach eigenen Angaben nahe der symbolisch wichtigen Felsenfestung Masada am Toten Meer eine feindliche Drohne abgeschossen. Demnach ertönten am Morgen Sirenen bei der viel besuchten archäologischen Stätte am Südwestufer des Toten Meers, nachdem eine Drohne aus östlicher Richtung in den israelischen Luftraum eingedrungen war.

Israelischen Medienberichten zufolge soll sie im Irak gestartet worden sein. Eine Bestätigung dafür gab es bisher nicht. Mit dem Iran verbündete Milizen im Irak führten in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder Drohnenangriffe auf Israel aus. Die Ruinen der Festung Masada, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, sind ein wichtiges Zeugnis jüdischer Geschichte in der Region.

Die antike Felsenfestung Masada am Toten Meer in Israel.

Die Festung Masada hat in der jüdischen Geschichte eine besondere Bedeutung.

In Israel kann künftig Erziehungseinrichtungen, die "sich mit Terroraktivitäten oder Terrororganisationen identifizieren", die Finanzierung entzogen werden. Das Parlament in Jerusalem billigte einen entsprechenden Gesetzesentwurf in letzter Lesung. Dieser sieht ebenfalls vor, dass Lehrer oder Lehrerinnen, die wegen Terrorvergehen verurteilt wurden oder die öffentlich Unterstützung für Terroranschläge äußern, sofort entlassen werden. 

Der Abgeordnete Josef Tajeb von der strengreligiösen Schas-Partei sagte: "Wir lassen es nicht zu, dass im Staat Israel Lehrer unterrichten, die Terror unterstützen." In der Erklärung für den Gesetzesentwurf war die Rede von einem "Phänomen, das vor allem Schulen in Ost-Jerusalem betrifft".

Israel hatte den arabisch geprägten Ostteil Jerusalems 1967 erobert und später annektiert. Rund 20 Prozent der zehn Millionen Einwohner Israels sind Araber. Die jüdisch-arabische Organisation Sikui-Aufak, die sich für Gleichberechtigung aller Bürger in Israel einsetzt, sprach von einem "zerstörerischen Gesetz", dessen Ziel die "Verfolgung von Lehrern" sei.

Bei einer israelischen Militäraktion und Luftangriffen im besetzten Westjordanland sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens vier Menschen getötet worden. Zwei Menschen wurden in der Stadt Qabatiya und zwei weitere in der Region Tammoun getötet.

Fahrzeuge der israelischen Armee in Qabatiya im Westjordanland.

Fahrzeuge der israelischen Armee in Qabatiya im Westjordanland.

Mindestens 30 Palästinenser wurden am frühen Morgen bei israelischen Luftangriffen auf Zelte von Vertriebenen getötet, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA.

Die Angriffe fanden in mehreren Gebieten des Gazastreifens statt, darunter Bait Lahiya, Deir al-Balah und der Stadt Al-Zawayda.

Ein Kind in einem zerstörten Gebäude in Deir-al-Balah im Gazastreifen.

Ein Kind in einem zerstörten Gebäude in Deir-al-Balah im Gazastreifen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der iranische Außenminister ist zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in der pakistanischen Hauptstadt eingetroffen. Bei dem Besuch sollen nach offiziellen Angaben eine Reihe von Themen besprochen werden, darunter die Spannungen im Nahen Osten und die Verbesserung der bilateralen Beziehungen.

Abbas Araghchi wurde kurz nach Mitternacht von pakistanischen Beamten empfangen, als sein Flugzeug auf einem Flughafen nahe Islamabad landete. Er wird heute mit Premierminister Shehbaz Sharif, dem stellvertretenden Premierminister Ishaq Dar und anderen Beamten im Außenministerium zusammentreffen.

Das pakistanische Außenministerium gab an, dass der Besuch auch "eine wichtige Gelegenheit bietet, die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen Pakistan und dem Iran in einer Vielzahl von Bereichen wie Handel, Energie und Sicherheit voranzutreiben."

Trotz Bemühungen um eine Waffenruhe im Nahen Osten hat die libanesische Hisbollah-Miliz erneut mehrere Raketen-Salven auf den Norden Israels abgefeuert. Insgesamt seien im Verlauf des gestrigen Tages 90 Raketen aus dem Libanon auf Israel abgeschossen worden, teilten die israelischen Streitkräfte mit.

Einige seien von der Raketenabwehr abgefangen worden und andere in unbewohnten Gebieten eingeschlagen. Die israelische Luftwaffe habe eine Abschussrampe im Libanon, von der aus 30 der Geschosse abgefeuert worden seien, angegriffen und getroffen. 

Die Hisbollah reklamierte fünf Attacken auf Israel für sich, darunter auf das Gebiet der Hafenstadt Haifa sowie auf die Stadt Safed in Galiläa.

US-Außenminister Antony Blinken hat die Ablehnung einer kurzzeitigen Waffenruhe durch die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas bedauert. In einem Telefonat mit dem ägyptischen Außenminister Badr Abdelatty habe Blinken festgestellt, "dass sich die Hamas erneut weigerte, auch nur eine begrenzte Anzahl von Geiseln freizulassen, um einen Waffenstillstand und Unterstützung für die Menschen im Gazastreifen zu erreichen", erklärte das US-Außenministerium.

Bei Gesprächen zwischen Mossad-Chef David Barnea, CIA-Direktor William Burns und Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani  war eine "kurzzeitige" Waffenruhe von "weniger als einem Monat" vorgeschlagen worden, wie die Nachrichtenagentur AFP am vergangenen Mittwoch aus Verhandlungskreisen erfahren hatte.

Die für palästinensische Zivilisten zuständige israelische Verteidigungsbehörde COGAT hat nach eigenen Angaben 72 Patienten aus Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens in Sicherheit gebracht und in anderen medizinischen Einrichtungen untergebracht. Zudem seien medizinische Hilfsgüter sowie Treibstoff, Lebensmittel, Wasser und Blutkonserven geliefert worden.

Zuvor hatten die USA Israel ein schlechtes Zeugnis mit Blick auf die geforderte Verbesserung der Hilfslieferungen in das Küstengebiet ausgestellt. Die Krankenhäuser im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) überlastet und nur minimal funktionsfähig. Rik Peeperkorn, WHO-Repräsentant im Westjordanland und dem Gazastreifen, forderte einen Stopp israelischer Angriffe auf Krankenhäuser und regelmäßige Lieferungen von Blutkonserven, Treibstoff und Lebensmitteln.

Der israelische UN-Botschafter Danny Danon hat die "Böswilligkeit" der Türkei angeprangert, in einem an die UN gerichteten gemeinsamen Schreiben von rund 50 Ländern ein Waffenembargo gegen Israel zu fordern. "Was kann man anderes von einem Land erwarten, dessen Handlungen von Böswilligkeit motiviert sind in der Absicht, Konflikte zu schaffen - mit der Unterstützung der Länder der Achse des Bösen", erklärte Danon mit Blick auf die Unterzeichner des Briefes, darunter der Iran und Russland.

Das türkische Außenministerium hatte eigenen Angaben zufolge ein von 52 Ländern und zwei Organisationen unterzeichnetes Schreiben an die Vereinten Nationen gerichtet, das einen Stopp der Waffenlieferungen an Israel fordert. In dem gemeinsamen Brief würden "alle Länder aufgefordert, den Verkauf von Waffen und Munition an Israel zu stoppen", sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan am Sonntag bei einem Besuch in Dschibuti vor Journalisten. 

Syriens Hauptstadt Damaskus ist Berichten zufolge am Abend von Raketen getroffen worden. Bundesentwicklungsministerin Schulze sicherte bei einem Besuch im Libanon weitere Hilfe zu. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. November 2024 um 20:34 Uhr.