Palästinenser nehmen an einer Kundgebung in Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen teil, bei der ein Ende des Krieges gefordert wird.
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Lage im Nahen Osten ++ Demonstrationen im Gazastreifen gegen die Hamas ++

Stand: 25.03.2025 22:47 Uhr

Hunderte Palästinenser haben im Gazastreifen für ein Ende des Kriegs und gegen die Hamas demonstriert. Der palästinensische Regisseur Ballal wurde im Westjordanland verprügelt und festgenommen - nun ist er wieder frei.

Die wichtigsten Entwicklungen:

25.03.2025 • 22:47 Uhr

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Hunderte Palästinenser haben im Gazastreifen für ein Ende des Kriegs mit Israel demonstriert. In spontanen Märschen forderten in Beit Lahia im Norden des Küstenstreifens einige Demonstranten nach Angaben von Augenzeugen auch ein Ende der Hamas-Herrschaft in dem weitgehend zerstörten Küstenstreifen. Wie Augenzeugen berichteten, skandierten die überwiegend männlichen Demonstranten bei der Protestkundgebung "Hamas raus" und "Hamas-Terroristen".

Auch im nahegelegenen Dschabalia sowie in Chan Yunis im Süden des abgeriegelten Küstengebiets kam es zu ähnlichen Protesten. Solche Demonstrationen gelten als selten im Gazastreifen. Die Hamas ist dafür bekannt, hart gegen interne Gegner vorzugehen. 

Palästinenser bei einer Kundgebung in Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen teil, bei der ein Ende des Krieges gefordert wird.

Bei den Protesten schwangen Menschen weiße Fahnen oder riefen Sprechchöre gegen die Terrororganisation Hamas.

Die Zahl der Todesopfer nach einem israelischen Angriff im Süden Syriens ist nach Angaben syrischer Behörden auf mindestens sechs gestiegen. Das Außenministerium erklärte, Israel habe bewohnte und landwirtschaftlich genutzte Gebiete im Dorf Kuwaja in der südlichen Provinz Daraa mit schwerer Artillerie beschossen und aus der Luft bombardiert. Dabei seien sechs Zivilisten getötet worden.

Das Außenministerium sprach von einer "gefährlichen Eskalation" des anhaltenden militärischen Vorgehens Israels auf syrischem Territorium. Es verurteilte eine "eklatante Verletzung der nationalen Souveränität und des Völkerrechts". Zunächst hatten die syrischen Behörden von fünf Toten gesprochen. Kuwaja liegt nahe der Pufferzone der Golanhöhen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier trifft am Mittwoch mehrere aus dem Gazastreifen freigekommene Geiseln. Bei dem Aufeinandertreffen in Steinmeiers Amtssitz im Schloss Bellevue in Berlin sollen auch Angehörige von in den Gazastreifen verschleppten Geiseln dabei sein.

Der umstrittene bosnische Serbenführer Milorad Dodik ist nach Israel gereist. "Ich habe meinen Besuch in Israel begonnen, einem Land, dessen Stärke, Geschichte und Entschlossenheit ich zutiefst respektiere", verkündete der separatistische Politiker in Sozialen Medien.

Wie Dodik trotz bestehenden Haftbefehls sein Heimatland verlassen konnte, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Medien hatten in den vergangenen Tagen spekuliert, dass Dodik in Israel politische Zuflucht suchen könnte.

Die israelischen Behörden haben den palästinensischen Filmemacher Hamdan Ballal freigelassen. Journalisten der Nachrichtenagentur AP beobachteten, wie Ballal und zwei mit ihm festgenommene Palästinenser eine Polizeiwache in der Stadt Kirjat Arba im besetzten Westjordanland verließen.

Ballal war am Montag von jüdischen Siedlern verprügelt und anschließend vom israelischen Militär festgenommen worden, wie einer seiner Regiekollegen und andere Zeugen, darunter auch seine Frau, berichten. Er ist Co-Regisseur des Films "No Other Land", der die Vertreibung von Palästinenserinnen und Palästinensern aus Dörfern im Westjordanland thematisiert und in diesem Jahr einen Oscar gewann.

Die Anwältin des festgenommenen palästinensischen Regisseurs Hamdan Ballal rechnet mit seiner baldigen Freilassung. Ihr Mandant werde zügig freikommen, sagte Lea Zemel. Ballal und zwei weitere Palästinenser hätten die Nacht auf einem Militärstützpunkt verbracht. Dort hätten sie trotz schwerer Verletzungen auf dem Boden liegen müssen.

Das israelische Parlament hat einen Haushalt verabschiedet und damit die Regierung von Präsident Benjamin Netanjahu gestärkt. Die Haushaltsabstimmung galt als entscheidender Test für Netanjahus Koalition, die sich aus ultranationalistischen und ultraorthodoxen Parteien zusammensetzt. Diese hatten im Gegenzug für die Unterstützung des Finanzierungspakets hohe Summen für ihre Wähler gefordert und größtenteils auch erhalten. Wäre bis zum 31. März kein Haushalt verabschiedet worden, hätte neu gewählt werden müssen.

Bei israelischen Angriffen im Süden Syriens sind syrischen Angaben zufolge mindestens fünf Menschen getötet worden. Bei der Bombardierung in der Provinz Daraa seien "fünf Menschen getötet wurden", teilten die Behörden vor Ort mit. Die Bewohner seien angesichts des Beschusses geflohen. Den Angriffen nahe der Pufferzone der Golanhöhen waren israelische Angriffe im Zentrum des Landes vorangegangen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, dass eine "israelische Militäreinheit" in die Stadt Kuwaja eingedrungen sei und mit schwerer Artillerie auf die Bewohner geschossen habe, die versuchten, sich zu widersetzen. Die israelische Armee erklärte, dass sie "mehrere Terroristen" identifiziert habe, die "im Süden Syriens das Feuer auf sie eröffneten", ohne dabei einen Ort zu nennen. "Die Truppen erwiderten das Feuer und die israelische Luftwaffe griff die Terroristen an", hieß es weiter.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der deutsche Botschafter in Israel hat die vorübergehende Festnahme eines deutschen Journalisten im Westjordanland kritisiert. Er sei "besorgt über die jüngste ungerechtfertigte Festnahme" des Korrespondenten Christian Meier von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, schrieb Steffen Seibert auf der Plattform X. Der Botschafter erklärte in dem Beitrag, extremistische Siedler hätten den Korrespondenten und seine Begleiter schikaniert. Der Journalist habe vor seiner Freilassung zudem ein Dokument unterschreiben müssen, wonach er zwei Wochen lang nicht mehr ins Westjordanland reisen werde. "Nicht Journalisten stören den Frieden", monierte Seibert.

Israels Regierung sowie Israels Polizei äußerten sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Vorfall. Eine Sprecherin des Siedlerrats in Israel sagte, er sei Angelegenheit der Sicherheitskräfte. Die israelische Armee verwies auf die Polizei. 

Der Linken-Politiker Gregor Gysi hat seine Kolleginnen und Kollegen als Alterspräsident des neuen Bundestages aufgefordert, sich im Nahostkonflikt verstärkt für eine Zweistaatenlösung einzusetzen. Deutschland habe wegen seiner Geschichte und der in der Nazizeit getöteten sechs Millionen Jüdinnen und Juden eine besondere Verantwortung für einen souveränen, unabhängigen und sicheren jüdischen Staat, sagte Gysi bei der Eröffnung der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestages. Aber auch die Palästinenserinnen und Palästinenser hätten ein Recht auf ein Zuhause, auch ihnen gegenüber habe Deutschland besondere Verantwortung. 

Mit Blick auf die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte Gysi: "Es ist bedauerlich, dass die gegenwärtige Regierung in Israel und die gegenwärtige Mehrheit in der Knesset einen solchen Weg für die Palästinenserinnen und Palästinenser ausschließen und glauben, alles militärisch unter Inkaufnahme ziviler Toter lösen zu können." Deshalb müsse man verstärkt international für die Zweistaatenlösung werben.

Die Vereinten Nationen reduzieren aus Sicherheitsgründen ihr internationales Personal im Gazastreifen um etwa ein Drittel. Generalsekretär Antonio Guterres könne die Sicherheit des UN-Personals nicht garantieren, sagt UN-Sprecherin Alessandra Vellucci auf einer Pressekonferenz in Genf. Daher würden etwa 30 von 100 Mitarbeitern abgezogen. Betroffen seien unter anderem das Welternährungsprogramm (WFP), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef.

Israels Präsident Isaak Herzog hat die seiner Einschätzung nach nachlassenden Bemühungen zur Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen kritisiert. "Ich bin schockiert darüber, dass das Thema Geiseln auf einmal nicht mehr ganz oben auf der Prioritätenliste steht und die Nachrichten bestimmt", sagte er in einer Videoansprache. Die Geiseln müssten allesamt "nach Hause gebracht werden", fügte er hinzu. 

Herzog hatte bereits zuvor seinen Unmut über das Vorgehen der Regierung kundgetan. In einem ungewöhnlichen Schritt kritisierte er in der vergangenen Woche die Wiederaufnahme der massiven Angriffe Israels auf Ziele im Gazastreifen. "Es ist undenkbar, die Kämpfe wieder aufzunehmen, während wir noch die heilige Mission verfolgen, unsere Geiseln nach Hause zu bringen", hatte er gesagt.  Der Präsident forderte die Regierung auf, die Proteste gegen die erneute Offensive zur Kenntnis zu nehmen.

Im Gazastreifen wird laut Angaben palästinensischer Ersthelfer noch immer eine neunköpfige Rettungsmannschaft vermisst. Der Palästinensische Rote Halbmond teilte mit, das Team sei nach Luftangriffen im Stadtteil Tal al-Sultan in der Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets zu einem Einsatz aufgebrochen. Dann hätten israelische Streitkräfte das Gebiet am Sonntagmorgen einkesselt und verwehrten seitdem den Zugang.

Das Militär erklärte, Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge hätten durch unkoordinierte Bewegungen und ohne Scheinwerfer oder Notsignale Verdacht erregt. Bei den Insassen handele es sich um Extremisten, teilten die Streitkräfte mit, ohne Beweise für diese Angaben vorzulegen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ein am Montag von der israelischen Armee getöteter Al-Dschasira-Journalist war nach israelischen Angaben auch ein Scharfschütze der Terroroganisation Hamas. Das teilten die Armee und der Geheimdienst Schin Bet mit. Die Verbindung des Mannes zur Hamas sei Militär und Geheimdienst seit Oktober bekannt gewesen.

25.03.2025 • 11:07 Uhr

Oscarpreisträger Ballal verletzt

Im oscarprämierten Film "No Other Land" erzählt Regisseur Ballal die Geschichte von Palästinensern, die gewaltfrei für den Erhalt ihrer Dörfer kämpfen. Jetzt wurde er im Westjordanland angegriffen und verletzt - offenbar von jüdischen Siedlern.

Israelische Einsatzkräfte haben nach eigenen Angaben in der Stadt Kalkilia im Westjordanland einen Terroristen getötet, der einen Anschlag geplant habe. Der Verdächtige habe auf die Einsatzkräfte geschossen, diese hätten das Feuer erwidert. Zwei weitere militante Palästinenser seien bei dem Einsatz "neutralisiert" worden.

Laut palästinensischen Angaben sind bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen in der Nacht zu Dienstag mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern seien auch drei Kinder. Zwölf Menschen seien zudem verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israel hat nach eigenen Angaben binnen weniger Tage erneut zwei Militärstützpunkte in Syrien angegriffen. Es seien "militärische Einrichtungen getroffen" worden, "die in den syrischen Militärstützpunkten Tadmur und T4 verblieben sind", erklärte die Armee mit Bezug zu einer Militärbasis in Palmyra und einem etwa 50 Kilometer westlich der zentralsyrischen Stadt gelegenen Militärstützpunkt.

Seit dem Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember hat Israel Hunderte Luftangriffe in Syrien geflogen, um Waffenbestände zu zerstören. 

Nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet hat die israelische Armee eine Evakuierungsanordnung an die Bewohner eines Teilgebiets im Norden des Küstenstreifens veröffentlicht. "An alle, die sich im Gebiet von Dschabaliya aufhalten: Dies ist eine Warnung vor einem Angriff", schrieb Armeesprecher Avichai Adraee. Er warf "Terrororganisationen" im Gazastreifen vor, "erneut in besiedelte Gebiete zurückgekehrt zu sein, um von dort aus Raketen abzufeuern".

Die Hamas und der Islamische Dschihad hatten sich zuvor dazu bekannt, Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert zu haben. Die Geschosse wurden von der israelischen Luftabwehr abgefangen.

Karte: Dschabalia, Gazastreifen

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine Rakete über Israel abgefangen, die aus dem Jemen abgefeuert worden sei. Ein Sprecher der jemenitischen Huthi-Rebellen sagte dazu, die Huthi hätten zwei ballistische Raketen in Richtung des Ben-Gurion-Flughafens in der Nähe von Tel Aviv abgefeuert. Zudem habe man den US-Flugzeugträger Truman mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen.

In Tel Aviv, Jerusalem und anderen Teilen Israels heulten die Alarmsirenen. Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen hatten nach US-Angriffen auf Ziele im Jemen eine Eskalation ihrer Angriffe auf Schiffe im Roten Meer und in Israel angekündigt.

Der palästinensische Regisseur Hamdan Ballal ist nach Angaben eines israelischen Kollegen im Westjordanland festgenommen worden. Vor seiner mutmaßlichen Festnahme durch die israelische Armee sei der Filmemacher von extremistischen jüdischen Siedlern angegriffen worden, erklärte der Regisseur Juval Abraham im Onlinedienst X.

Die radikalen Siedler hätten Ballal geschlagen, dieser habe Verletzungen an Kopf und Bauch erlitten. Anschließend hätten Soldaten Ballal aus einem herbeigerufenen Krankenwagen mitgenommen. "Seither keine Spur von ihm", schrieb Abraham.

Der Vorfall ereignete sich Aktivisten der Organisation Center for Jewish Nonviolence zufolge im Dorf Sussija im Süden des Westjordanlandes. Mitglieder der NGO hätten den Vorfall gefilmt. Die israelische Armee erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass sie die Informationen prüfe.

Abraham und Ballal waren für ihren Dokumentarfilm "No Other Land" über die Räumung palästinensischer Dörfer im besetzten Westjordanland durch die israelische Armee dieses Jahr mit einem Oscar ausgezeichnet worden. 

Nach dem Tod eines Mitarbeiters bei einem Angriff wollen die UN ihre Präsenz im Gazastreifen reduzieren. Laut Internationalem Komitee des Roten Kreuzes ist bei einem Luftangriff im Gazastreifen ein Büro der Organisation beschädigt worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. März 2025 um 06:00 Uhr.