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Krieg im Nahen Osten ++ Schwerer Beschuss an Grenze zum Libanon ++

Stand: 06.06.2024 23:22 Uhr

Israel und Hisbollah beschießen sich gegenseitig heftig an der Grenze zum Libanon. Dutzende sterben bei bei einem Angriff Israels auf mutmaßliche Hamas-Stellungen in einer Schule. Die Entwicklung vom Donnerstag zum Nachlesen.

06.06.2024 • 23:22 Uhr

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Die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben die Terrororganisation Hamas dazu aufgerufen, den kürzlich von US-Präsident Joe Biden vorgestellten Plan zur Beendigung des Gaza-Kriegs anzunehmen. Man unterstütze den umfänglichen Plan voll, hieß es in einem gemeinsamen, vom Élyséepalast veröffentlichten Schreiben.

Die Staats- beziehungsweise Regierungschefs der vier Länder riefen demnach am Rande des D-Day-Gedenkens in der französischen Normandie dazu auf, dass die Hamas ihre vollständige Zustimmung zum Ausdruck bringe und der Plan unverzüglich umgesetzt werde.

Bei Kämpfen von israelischen Soldaten mit militanten Palästinensern sind in Dschenin im besetzten Westjordanland drei Menschen ums Leben gekommen. Mehrere weitere Palästinenser erlitten Verletzungen, wie das palästinensische Gesundheitsministerium mitteilte. Nach Darstellung des israelischen Militärs nahmen die Soldaten einen gesuchten Palästinenser fest. Militante nahmen sie unter Feuer, das die Truppen erwiderten. Bei dem Gefecht erhielten sie Unterstützung durch einen Kampfhelikopter. Mehrere bewaffnete Palästinenser seien getötet worden.

Palästinensische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, dass zunächst Mitglieder einer verdeckt operierenden israelischen Spezialeinheit in Dschenin eingedrungen seien, um jemanden festzunehmen. Militante hätten das Feuer auf die Israelis eröffnet, woraufhin weitere Truppen in die Stadt eingerückt seien und sich mit den Militanten Gefechte geliefert hätten. Dschenin gilt als eine Hochburg palästinensischer Extremisten. 

Die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum kritisiert den Umgang mit Universitätsbesetzungen pro-palästinensischer Demonstranten der vergangenen Wochen. "Das Signal, das von diesem Umgang mit den höchst aggressiven 'Protestcamps' durch die Verantwortlichen ausgeht, sehen wir kritisch", heißt es in einer Stellungnahme.

Die Besetzungen gäben radikalen, antizionistischen, israelfeindlichen und antisemitischen Stimmen eine Plattform. Nicht nur jüdische oder israelische Studierende würden dabei bedroht. Sie richteten sich insbesondere gegen Wissenschaft und Bildung als Ganzes und trügen dazu bei, mögliche Gesprächspartner einzuschüchtern.

Unterzeichnet wurde die Stellungnahme von der Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Deborah Hartmann, der Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, Andrea Riedle, und dem Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. Auch der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, und der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel, sind unter den Unterzeichnern.

Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin, Geraldine Rauch, will im Amt bleiben - obwohl eine knappe Mehrheit des Akademischen Senats der Hochschule sich für einen Rücktritt ausgesprochen hat. "Mich haben viele Aufrufe und Stellungnahmen erreicht, die mich auffordern zu bleiben. Ich trete nicht zurück", teilte die 41-Jährige mit. Rauch steht in der Kritik, weil sie antisemitische Posts auf der Plattform X mit einem "Gefällt mir" markiert hatte.

Dabei ging es insbesondere um einen Beitrag mit Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten. Sie hatte sich für das Liken entschuldigt und erklärt, sie habe den Beitrag wegen seines Textes gelikt - das darunter gepostete Bild aber nicht genauer betrachtet.

Dennoch ist nicht sicher, ob die Wissenschaftlerin weiterhin Präsidentin der Technischen Universität bleibt. Am kommenden Montag kommt das Kuratorium der TU - der Aufsichtsrat - zu einer Sondersitzung zum Fall Rauch zusammen. Möglich ist, dass dieses Gremium sich für eine Abwahl entscheidet. Allerdings würde dann das Thema noch einmal in den Akademischen Senat gehen, der dazu laut der Vorsitzenden Annette Hiller ganz klar Stellung beziehen müsste. Am Ende müsste dann der Erweiterte Akademische Senat über die Zukunft Rauchs entscheiden.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat eine Untersuchung des israelischen Angriffs auf eine Schule des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA im Gazastreifen gefordert, bei dem mindestens 37 Menschen getötet wurden. "Diese fürchterliche Nachricht muss unabhängig untersucht werden", erklärte Borrell auf X.

Wie weitere Gebäude des UN-Palästinenserhilfswerks wurde die Schule auch als Schutzraum für durch die Kämpfe vertriebene Zivilisten im Gazastreifen genutzt. Nach Angaben der israelischen Armee zielte der Angriff in der Region Nuseirat auf einen "Stützpunkt der Hamas" in der Schule. Demnach wurden "mehrere Terroristen" getötet.

Palästinenser begutachten die Schäden nach einem israelischen Angriff auf eine vom UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA betriebene Schule im Flüchtlingslager Nuseirat.

Palästinenser begutachten die Schäden an der Schule im Flüchtlingslager Nuseirat.

An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hat es erneut schweren gegenseitigen Beschuss gegeben. Auf libanesischer Seite wurde dabei mindestens ein Mensch getötet, wie lokale Medien berichteten. Eine weitere Person soll verletzt worden sein. Das israelische Militär teilte mit, dass es Infrastruktur der Hisbollah in der Gegend mit Kampfflugzeugen angegriffen habe. Dabei seien zwei Mitglieder der Schiitenmiliz getroffen worden. Die Hisbollah bestätigte den Tod eines ihrer Mitglieder und reklamierte wiederum mehrere Angriffe auf Ziele in Nordisrael und israelische Soldaten für sich.

Die Huthi-Rebellen aus dem Jemen melden, sie hätten Schiffe im israelischen Hafen Haifa angegriffen. Darunter seien zwei Schiffe, die Militärausrüstung geladen hätten, ins Visier genommen worden, erklärte Huthi-Sprecher Jayja Sari im Fernsehen. Daran beteiligt gewesen sei auch die irakische Miliz "Islamischer Widerstand". Israel widersprach der Huthi-Darstellung. "Das ist nicht wahr", sagte Militärsprecher Peter Lerner zum Angriff auf den Hafen.

Noch ist laut Hamas-Kreisen keine Einigung in Sicht bei den Vermittlungsgesprächen zum Gaza-Krieg. Uneinigkeit herrscht aus Sicht der Hamas vor allem weiter bei ihrer Forderung nach einem sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand und dem kompletten Abzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen.

Der kürzlich von US-Präsident Joe Biden vorgelegte Plan zielt auf die Beendigung des Krieges über drei Phasen ab. Zunächst ist darin eine vollständige und uneingeschränkte Waffenruhe über sechs Wochen vorgesehen. Diese soll in einer zweiten Phase in einem dauerhaften Waffenstillstand münden. Die Bedingungen dafür sollen dann während der Waffenruhe ausgehandelt werden. Die Hamas will einem Abkommen nach eigenen Angaben jedoch nur dann zuzustimmen, wenn darin ein sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand vereinbart würde.

06.06.2024 • 13:30 Uhr

Insider: Hamas ändert Taktik

In den acht Monaten seit Beginn des Krieges hat die Hamas nach Aussagen von Vertretern der USA und Israel rund die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Die US-Insider schätzen ihre Zahl auf nun etwa 9.000 bis 12.000 nach 20.000 bis 25.000 vor dem Krieg. Das führe dazu, dass die Hamas inzwischen längere Gefechte mit den israelischen Streitkräften vermeide und stattdessen auf Überraschungsangriffe und Hinterhalte umschwenke, sagte ein US-Vertreter. Von einem Hamas-Sprecher war keine Stellungnahme zur veränderten Taktik zu erhalten.

Die USA, Großbritannien, Deutschland und mehrere andere Staaten fordern die islamistische Terrororganisation Hamas dazu auf, den jüngsten Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen zu akzeptieren. "Das ist ein entscheidender Moment", heißt es in der gemeinsamen Erklärung, die auch von Frankreich, Spanien, Kanada, Argentinien, Österreich, Brasilien, Bulgarien, Kolumbien, Dänemark, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien und Thailand unterzeichnet ist.

Die Hamas solle die Vereinbarung, die Israel einzugehen bereit ist, zum Abschluss bringen. Der Krieg müsse endlich aufhören und diese Vereinbarung sei dafür der nötige Ansatzpunkt. "In diesem entscheidenden Augenblick rufen wir die israelische Führung und die Führung der Hamas dazu auf, alle notwendigen letzten Kompromisse für eine solche Einigung einzugehen", schreiben die Länder. Der Vorschlag für die Waffenruhe wurde von US-Präsident Joe Biden unterbreitet.

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge drei bewaffnete Verdächtige getötet, die versucht haben sollen, vom Gazastreifen aus nach Israel vorzudringen. Israelische Soldaten im Südosten des Gazastreifens hätten zunächst verdächtige Bewegungen dort entdeckt, teilte ein Sprecher des Militärs mit. Bodentruppen seien dann in die Nähe des Grenzübergangs Kerem Schalom im Süden geschickt worden und dort unter Beschuss geraten. Sie hätten auf den Angriff reagiert.

Zwei der verdächtigen Personen seien aus der Luft, eine dritte kurze Zeit später durch Panzerfeuer getötet worden. Laut dem Armeesprecher wird derzeit untersucht, ob noch eine vierte Person beteiligt gewesen sein könnte und wie die Gruppe überhaupt so nah an die Grenze gelangen konnte. Die Verdächtigen seien 300 Meter von der Grenze entfernt aufgegriffen worden. Ihnen sei es nicht gelungen, den Grenzzaun nach Israel zu überqueren. 

Israel beharrt auf seiner Darstellung, dass sich in der angegriffenen Schule im Gazastreifen zahlreiche Kämpfer der radikal-islamischen Hamas befunden haben. In der Schule des Palästinenser-Hilfswerkswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) seien 20 bis 30 Hamas Kämpfer ausgemacht worden, sagt ein Sprecher des israelischen Militärs. Viele dieser Kämpfer seien bei dem Angriff getötet worden. Von zivilen Opfer wisse man nichts. Laut Hamas-Medien wurden bei dem Angriff mindestens 30 Menschen getötet, die vor den Kämpfen Schutz gesucht haben. Eine Hamas-Stellung habe es in der Schule nicht gegeben. UNRWA spricht von bis zu 45 Todesopfern.

Palästinenser trauern vor einem Krankenhaus in Deir al Balah im Gazastreifen um Angehörige, die bei einem israelischen Angriff auf eine Schule getötet wurden.

Palästinenser trauern vor einem Krankenhaus um Angehörige, die laut palästinensischen Informationen bei einem israelischen Angriff auf eine Schule getötet wurden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Spanien schließt sich als zweites europäische Land dem von Südafrika angestrengten Völkermordverfahren vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) gegen Israel wegen des militärischen Vorgehens im Gazastreifen an. Dies kündigt Außenminister José Manuel Albares an. Zuvor hatten sich bereits Irland sowie Chile und Mexiko der Klage Südafrikas vor dem höchsten Gericht der Vereinten Nationen (UN) angeschlossen. Spanien hatte erst kürzlich Palästina als unabhängigen Staat anerkannt.

Bei dem israelischen Angriff auf eine Schule in Nuseirat im Gazastreifen sind nach Angaben des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) 35 bis 45 Menschen getötet worden. Die genaue Zahl sei noch nicht bekannt, sagt UNRWA-Kommunikationsdirektorin Juliette Touma. Palästinensischen Angaben zufolge sind mindestens 30 Menschen getötet worden.

Im Grenzgebiet zum Libanon ist nach Angaben der israelischen Armee ein israelischer Soldat getötet worden. Der Mann sei am Mittwoch "bei Kämpfen im Norden" von Israel ums Leben gekommen, teilte die Armee mit, ohne jedoch einen genauen Ort zu nennen. Im dem Gebiet kommt es fast täglich zu Gefechten mit der libanesischen Hisbollah-Miliz.

Laut der israelischen Armee wurde die nordisraelische Stadt Hurfeish von zwei aus dem Libanon abgeschossenen Sprengstoffdrohnen getroffen. Medienberichten zufolge wurde der Soldat durch diesen Beschuss getötet.

Die Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Israel und der vom Iran unterstützten und mit der Palästinenserorganisation Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz hatten sich in den vergangenen Wochen verstärkt. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte am Mittwoch, sein Land sei bereit für eine "sehr intensive Operation" an der Nordgrenze zum Libanon. 

Der provisorische Hafen, über den Hilfslieferungen per Schiff in den Gazastreifen gelangen, soll laut den USA bald wieder repariert sein und wieder genutzt werden können. "Wir hoffen, dass wir den Pier in Gaza Ende der Woche wieder verankern können", sagte die Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh. Der temporäre Hafen war Ende Mai - nur wenige Tage nach seiner Fertigstellung - durch schweren Seegang beschädigt worden.

Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge eine Stellung der militant-islamistischen Hamas in einem Schulgebäude in Nuseirat angegriffen. Die Schule wurde von dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA betrieben. Bei dem Luftangriff seien mehrere "Terroristen" getötet worden, die Terroranschläge und Angriffe auf israelische Truppen geplant hätten, teilte die israelische Armee mit. Weiter hieß es, die Stellungen in der Schule hätten auch Einheiten der Hamas und der Terrororganisation "Islamischer Dschihad" als Basis gedient, die an dem Überfall am 7. Oktober vergangenen Jahres auf Israel beteiligt gewesen sein sollen.

Die Terrormiliz Hamas gab an, dass bei dem Angriff mindestens 27 Menschen getötet und Dutzende Menschen verletzt worden sein sollen. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Israel hat der Hamas wiederholt vorgeworfen, Zivilisten und zivile Einrichtungen im Gazastreifen als Schutzschild zu missbrauchen.

Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF zufolge sind neun von zehn Kinder im Gazastreifen aufgrund der Nahrungsmittelknappheit von lebensbedrohlicher Unterernährung bedroht. "Im Gazastreifen haben die monatelangen Feindseligkeiten und die Einschränkungen der humanitären Hilfe das Ernährungs- und Gesundheitssystem zusammenbrechen lassen, mit katastrophalen Folgen für die Kinder und ihre Familien", warnte das Hilfswerk.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat eigenen Angaben zufolge den israelischen Außenminister Israel Katz zu einem Treffen eingeladen. Nach einer entsprechenden Einigung über ein solches Treffen vergangene Woche habe er die Einladung an Katz verschickt, erklärte Borrell im Onlinedienst X.

Dabei soll es demnach um die Beziehungen der EU zu Israel inmitten des Kriegs im Gazastreifen gehen. Israels Regierung äußerte sich bislang nicht zu der Einladung.

In Israel hat ein Gericht laut übereinstimmenden Medienberichten die zeitweise Schließung des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera bestätigt. Regierungschef Netanyahu warnt Islamisten im Libanon vor Angriffen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 06. Juni 2024 um 09:00 Uhr.