Die Skyline von Kairo während eines Sonnenuntergangs
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Krieg im Nahen Osten ++ Verhandlungen in Kairo gehen offenbar weiter ++

Stand: 22.08.2024 22:48 Uhr

In Ägypten sind laut Medienberichten Unterhändler für die Gespräche zur Beendigung des Gaza-Kriegs eingetroffen. Die amerikanische UN-Botschafterin denkt, dass ein Waffenruhe-Abkommen "in Sicht" sei. Der Liveblog vom Donnerstag zum Nachlesen.

22.08.2024 • 22:48 Uhr

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Wir beenden an dieser Stelle den Liveblog - vielen Dank für Ihr Interesse.

Der israelischen Zeitung Haaretz zufolge bereiten sich Verhandler in Kairo auf einen möglichen Gipfel am Sonntag vor, "falls die Hamas Bewegung erkennen lässt". Das schreibt Haaretz unter Berufung auf einen israelischen Repräsentanten.

Delegationen aus den USA und Israel sind nach Medienberichten für weitere Gespräche zur Beendigung des Gaza-Kriegs in Ägypten eingetroffen. Der Besuch sei für mehrere Stunden geplant, hieß es. Das israelische Nachrichtenportal "Ynet" berichtete, dass der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, und der Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, für weitere Verhandlungen in Kairo angekommen seien.

Einer der größten Streitpunkte in den aktuellen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ist Israels Forderung nach einer dauerhaften Kontrolle der südlichen Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten durch israelische Sicherheitskräfte. Das lehnen sowohl Ägypten als auch die Hamas ab. Laut israelischer Armee verlaufen unter dem Korridor etliche Tunnel der Hamas. Israel pocht auf die Kontrolle, um so Waffenschmuggel zu verhindern.

UN-Vertreter drängen darauf, die Anstrengungen für dringend benötigte Polio-Impfungen für Hunderttausende Kinder im Gazastreifen zu erhöhen. "Das dezimierte Gesundheitssystem ist vollkommen unvorbereitet, um dieser neuen Polio-Krise zu begegne", mahnte Louisa Baxter, Leiterin der Notfall-Gesundheitseinheit des Kinderhilfswerk Save the Children bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats.

Wenn nicht sofort Präventionsmaßnahmen ergriffen werden, wird der Polio-Ausbruch nicht nur zu einer Katastrophe der Kinder in Gaza, sondern könnte die weltweiten Anstrengungen zum Ausrotten der Krankheit wesentlich zurückwerfen." Es gebe bereits bestätigte Ausbrüche, die Krankheit verbreite sich weiter und sie werde nicht an den Grenzen des Gazastreifens Halt machen.

Rund 50.000 Kinder seien in dem abgeriegelten Küstenstreifen seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 geboren und hätten generell nicht die nötigen Impfungen bekommen, sagte Baxter. Mehr als ein Dutzend Nationen drückten während der Sicherheitsrat-Sitzung ihre Unterstützung für eine Feuerpause und Impfkampagne aus. Sie solle Ende August beginnen. Der palästinensische UN-Botschafter Riyad Mansour betonte, dass es im Gazastreifen über 25 Jahre keine Polio-Fälle gegeben habe, nun aber erneut ein Stillstand drohe. "Gaza braucht nicht mehr Stillstand", sagte er.

Die Besatzung eines Öltankers, der am Mittwoch vor der Küste des Jemen unter Beschuss geraten ist, ist evakuiert worden. "Die Besatzungsmitglieder der MV Sounion wurden gerettet und werden derzeit nach Dschibuti gebracht, dem nächstgelegenen sicheren Anlaufhafen", teilte die EU-Mission Aspides mit. Aspides warnte, der verlassene Tanker könnte nun Natur und andere Frachter gefährden. "Mit 150.000 Tonnen Rohöl an Bord stellt die MS Sounion nun eine Gefahr für die Schifffahrt und die Umwelt dar", hieß es.

An Bord des Schiffes unter griechischer Flagge war am Mittwoch ein Feuer ausgebrochen, nachdem der Tanker von drei Geschossen getroffen worden war, die mutmaßlich von jemenitischen Huthi-Milizen abgefeuert wurden. Die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO) hatte mitgeteilt, dem Schiff hätten sich westlich der Stadt Hodeida an der Küste des Jemen zwei kleine Boote genähert. Nach Angaben der Behörde kam "es zu einem kurzen Feuergefecht" mit leichten Waffen. Danach folgten die drei Geschosse.

An Bord waren dem griechischen Ministerium für Seehandel zufolge 25 Besatzungsmitglieder, unter ihnen 23 philippinische und zwei russische Staatsangehörige. Das Feuer an Bord des Schiffes war offenbar unter Kontrolle, als die Besatzung evakuiert wurde.

Die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen haken Insidern zufolge an israelischen Forderungen nach einer weiteren Truppenpräsenz dort. Auch zu der geplanten Freilassung palästinensischer Gefangener gebe es deutliche Differenzen zwischen der Regierung in Jerusalem und der radikal-islamischen Hamas, sagten zehn mit den jüngsten Gesprächen vertraute Personen - darunter zwei Hamas-Mitglieder und drei westliche Diplomaten - der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Hamas werfe Israel zudem vor, "in letzter Minute" neue Forderungen gestellt zu haben. Israel hatte diesen Vorwurf vor der jüngsten Gesprächsrunde vergangene Woche zurückgewiesen. Alle Quellen erklärten übereinstimmend, die Hamas sei insbesondere besorgt über die Forderung, israelische Truppen entlang von zwei schmalen Landstreifen zu belassen. Diese beiden Korridore verlaufen von Westen nach Osten quer durch den Gazastreifen.

Der Netsarim-Korridor trennt dabei den Norden des Palästinenser-Gebietes vom Süden und wurde von Israel während des aktuellen Konflikts geräumt. Er verhindert die freie Bewegung zwischen dem Norden und dem Süden. Den Insidern zufolge will Israel zudem eine Militärpräsenz im Philadelphi-Korridor aufrechterhalten, einem Grenzstreifen zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Das Militär will so den Schmuggel von neuen Waffen nach Gaza verhindern.

Eine Waffenruhe im Gazastreifen und ein Geisel-Deal rücken nach Ansicht der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen immer näher. Eine entsprechende Vereinbarung sei "nun in Sicht", sagt Linda Thomas-Greenfield vor dem UN-Sicherheitsrat.

Sie drängt das 15-köpfige Gremium dazu, die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas zur Annahme eines Vorschlags zu bewegen. "Es ist ein entscheidender Moment für die Gespräche über eine Waffenruhe und für die Region", erklärt sie. "Daher sollte jedes Mitglied dieses Rates weiterhin starke Signale an andere Akteure in der Region senden, um Handlungen zu unterbinden, die uns von einem Abkommen abbringen würden."

Die Leichen von sechs Geiseln, die Israels Militär kürzlich im Gazastreifen geborgen hat, weisen Armeeangaben zufolge Spuren von Schüssen auf. Die toten Körper von vier Personen, die in der Nähe gefunden worden seien und die mutmaßlich die Geiseln bewacht hätten, zeigten dagegen keine Schussspuren, teilte das Militär weiter mit.

Die Armee kann demnach aber keine Aussage machen, was dies bedeute oder wie die aus Israel entführten Männer gestorben seien. Es handle sich um vorläufige Ergebnisse, erklärte das Militär zudem. Einige israelische Medien hatten zunächst gemeldet, die Armee gehe davon aus, dass die Geiseln ermordet worden seien. Demnach sollen sich in einigen Leichen Kugeln befunden haben. Die Armee bezeichnete diese Darstellung als "ungenau".

Einsatzkräfte hatten die sechs Leichen in der Nacht zum Dienstag in der Stadt Chan Yunis im Süden des Küstengebiets gefunden. Die Hamas hat nach israelischer Zählung nun noch 109 Geiseln in ihrer Gewalt. 36 davon wurden für tot erklärt, 73 gelten als noch am Leben, wie eine israelische Regierungssprecherin mitteilte. Insgesamt verschleppten palästinensische Terroristen am 7. Oktober vergangenen Jahres mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet.

Die Besatzung des mutmaßlich von den Huthi aus Jemen beschossenen griechischen Öltankers "Sounion" hat das mit bis zu einer Million Barrel Öl voll beladene Schiff verlassen. Die 25 Besatzungsmitglieder seien nach Dschibuti gebracht worden, teilte ein Vertreter des EU-Marine-Einsatzes "Aspides" zum Schutz der Schifffahrtswege mit. Das Schiff liege nun zwischen Jemen und Eritrea vor Anker, verlautete aus Sicherheitskreisen.

Es handelte sich um den dritten Angriff auf ein Schiff der in Athen ansässigen Reederei Delta Tankers im Roten Meer in diesem Monat. Die Huthi-Miliz im Jemen greift immer wieder Handelsschiffe an und rechtfertigen dies als Solidarität mit der Hamas im Krieg mit Israel im Gazastreifen.

Hilfsorganisationen zeigen sich angesichts der Ausbreitung von Infektionskrankheiten im Gazastreifen alarmiert. Zum ersten Mal seit 25 Jahren zirkuliere das Polio-Virus in dem Küstengebiet, teilte die Hilfsorganisation International Rescue Committee mit. Die Ausbreitung sei auf die Zerstörung der Krankenhäuser und der Wasserversorgung sowie auf überfüllte Unterkünfte zurückzuführen.

"Die Nachricht von Polio im Gazastreifen sollte ein Alarmsignal sein, dass weitere Infektionskrankheiten im Anmarsch sind", sagte der Gesundheitskoordinator der Gruppe für den Gazastreifen, Jude Senkugu. Ohne sauberes Wasser sei es fast unmöglich, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen warnte unterdessen, dass sich in den überfüllten Unterkünften Krankheiten schneller verbreiteten.

Eine Woche nach dem Überfall radikaler jüdischer Siedler auf das palästinensische Dorf Dschit sind vier Tatverdächtige festgenommen worden. Es handelt sich um einen Minderjährigen und drei Erwachsene, teilten der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Polizei mit. Sie stünden unter Verdacht, "an mehreren terroristischen Vorfällen gegen Palästinenser beteiligt gewesen zu sein".

Den Überfall vom 15. August bezeichneten Polizei und Schin Bet in der gemeinsamen Erklärung als "einen schweren terroristischen Vorfall". Die Ermittlungen dauerten an. Nach Polizeiangaben wurden dabei ein Palästinenser getötet und ein weiterer verletzt. Ferner wurden Gebäude und Fahrzeuge in Brand gesetzt. Mehrere israelische Politiker und ausländische Diplomaten verurteilten den Angriff.

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Haus im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben drei Menschen getötet worden. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, Ziel des Angriffs in der Nacht sei ein Gebäude in der Flüchtlingssiedlung Tulkarem gewesen. Es wurde nicht mitgeteilt, ob die Getöteten Zivilisten oder Mitglieder einer extremistischen Gruppe waren.

Das israelische Militär erklärte, bei dem Angriff in Tulkarem seien mehrere Extremisten getroffen worden, während Bodentruppen in einer noch andauernden Operation nach vergrabenen Sprengsätzen suchten.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Mehr als 100 Synagogen, jüdische Organisationen und Ärzte in Kanada haben per E-Mail Drohungen erhalten. Die Polizei bestätigte, die Mails mit dem stets gleichen Inhalt seien am Mittwoch bei einer Reihe von Einrichtungen eingegangen, darunter Synagogen und Krankenhäuser. Man habe Kontakt mit den Gemeinden aufgenommen, um sicherzustellen, dass sie alle Informationen und die nötige Unterstützung erhielten. Nach dem oder den Urhebern der Mails werde gesucht.

Mehrere jüdische Vertreter sagten, die Polizei gehe davon aus, dass keine unmittelbare Bedrohung durch physische Gewalt bestehe, aber die Auswirkungen der E-Mail seien dennoch deutlich zu spüren. Den Empfängern wurde darin mit körperlicher Gewalt und dem Tod gedroht - das Ziel sei es, Terror zu verbreiten.

Die gegenseitigen Angriffe der Hisbollah-Miliz im Libanon und der israelischen Armee im Grenzgebiet beider Länder gehen weiter. Wie die israelische Armee mitteilte, attackierte die Luftwaffe in der Nacht Stellungen der Schiiten-Miliz in mehr als zehn Gebieten im Südlibanon. Zu den Zielen gehörten Waffenlager, militärische Einrichtungen und eine Abschussrampe, die von der Hisbollah für Terroranschläge gegen Israel genutzt werde, erklärte die Armee. Weitere Einzelheiten nannte sie nicht. Vorangegangen waren mehrere Angriffe der Hisbollah auf Ziele in Israel.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus in der Stadt Beit Lahija im Norden des Gazastreifens sollen am frühen Donnerstagmorgen mindestens elf Menschen getötet worden sein. Das berichtet die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt.

Die Eltern einer 23-jährigen amerikanischen Geisel, die beim von der Hamas angeführten Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober verschleppt wurde, haben vor den Delegierten der US-Demokraten eine bewegende Rede, in der sie die Freilassung von Dutzenden Menschen forderten, die sich noch in der Gewalt der Extremisten im Gazastreifen befinden.

"Dies ist eine politische Versammlung. Aber unseren Sohn zu Hause zu brauchen - und all die anderen geliebten Geiseln - ist kein politisches Thema. Es ist ein humanitäres Thema", sagte Jon Polin, dessen Sohn Hersh Goldberg-Polin von einem Musikfestival verschleppt wurde, das er in Israel besucht hatte.

Das Paar ließ in seiner zehnminütigen Rede die Politik außen vor. Jon Polin sagte jedoch, die Familien der Geiseln träfen sich regelmäßig in Washington und seien erfreut über die parteiübergreifende Unterstützung im Streben nach der Freilassung ihrer Angehörigen. Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris seien "beide unermüdlich im Einsatz" für eine Einigung zwischen Israel und der Hamas über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung der verbliebenen Geiseln.

Die Eltern des von der Terrororganisation Hamas verschlappten Hersh Goldberg-Polin, Jon Polin und Rachel Goldberg, sprechen beim Parteitag der US-Demokraten.

Die Eltern von Hersh Goldberg-Polin sprechen beim Parteitag der US-Demokraten.

Das Weiße Haus hat Details zu einem Telefonat zwischen US-Präsident Joe Biden und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu öffentlich gemacht.

Thema seien die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen gewesen. "Der Präsident betonte die Dringlichkeit, das Waffenstillstands- und Geiselabkommen abzuschließen und besprach die bevorstehenden Gespräche in Kairo, um die verbleibenden Hindernisse aus dem Weg zu räumen", teilte das US-Präsidialamt mit. Die Gespräche in Kairo seien entscheidend für den Fortgang der Verhandlungen.

An dem Telefonat habe auch Vizepräsidentin Kamala Harris - die Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten - teilgenommen.

Während des Parteitags der Demokraten in Chicago ist es vor dem israelischen Konsulat zu Zusammenstößen zwischen pro-palästinensischen Demonstranten und Polizisten gekommen. 56 Menschen seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit.

Polizeichef Larry Snelling sprach von "einer Gefahr für unsere Stadt". Die Festgenommenen seien dort gewesen, um Gewalt und Vandalismus zu verüben. Snelling warf den Demonstranten vor, es darauf angelegt zu haben, "mit der Polizei zu kämpfen".

Polizisten und Demonstranten kämpfen in Chicago gegeneinander.

Ein US-Schiffsverband mit dem Flugzeugträger "Abraham Lincoln" ist nach Angaben der US-Armee im Zuständigkeitsgebiet des Regionalkommandos für den Nahen und Mittleren Osten - Central Command - eingetroffen.

Die Flugzeuge und Raketen des Verbands könnten zum Beispiel gegen Ziele im Jemen eingesetzt werden. Zudem signalisiert die Trägergruppe militärische Stärke gegen den Iran.

Israel hat laut Verteidigungsminister Gallant die Hamas-Brigade im Bereich von Rafah bezwungen. Nach mutmaßlichen Angriffen von Huthi-Rebellen treibt ein Öltanker manövrierunfähig im Roten Meer.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 22. August 2024 um 06:21 Uhr.