Palästinensische Trauernde tragen den Leichnam eines toten Kämpfers während einer Beerdigung in der Stadt Dschenin im Westjordanland
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Krieg in Nahost ++ Tote bei israelischem Einsatz im Westjordanland ++

Stand: 21.11.2024 14:20 Uhr

Bei einem israelischen Einsatz gegen Terrorgruppen im Westjordanland gab es mehrere Tote. Nach Einschätzung der USA hat Israel seine Kriegsziele im Libanon erreicht. Die Entwicklungen im Liveblog.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland übt scharfe Kritik an den Haftbefehlen des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Israels Premierminister Benjamin Netanyahu und den früheren Verteidigungsminister Yoav Gallant. "Dieser Haftbefehl gegen einen Ministerpräsidenten eines demokratischen Staates und seinen früheren Verteidigungsminister ist eine Absurdität", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster in Berlin.

Der israelische Außenminister Gideon Saar bezeichnet den Erlass der Haftbefehle gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Gallant als einen "dunklen Moment für den Internationalen Strafgerichtshof". Auf der Plattform X schrieb er, das Gericht habe damit "jede Legitimität verloren".

Im Krieg zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und Israel dringen die USA als Vermittler darauf, die gegenseitigen Angriffe zu stoppen und möglichst bald eine Waffenruhe zu erreichen. Der US-Vermittler Amos Hochstein äußerte sich zuletzt hoffnungsvoll. ARD-Korrespondent Ramin Sina berichtet aus Beirut über den Stand bei den Gesprächen über eine Waffenruhe im Libanon.

Ramin Sina, ARD Kairo, zu den Bemühungen um Waffenruhe im Libanon

tagesschau24, 21.11.2024 09:00 Uhr

Der Internationale Strafgerichtshof erlässt wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen im Gazastreifen Haftbefehl gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu. Haftbefehle wurden ebenfalls gegen den Anführer der radikal-islamischen Hamas, Al-Masri, und den früheren israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant erlassen, wie das Gericht mitteilte.

Chefankläger Karim Khan hatte die Haftbefehle im Mai beantragt. Netanyahu und andere führende israelische Politiker verurteilten das damals bereits als antisemitisch. Auch US-Präsident Joe Biden kritisierte Ankläger Khan und sprach sich für das Recht Israels aus, sich gegen die Hamas zu verteidigen. Israels Regierung könnte durch die Entscheidung des Gerichts international noch weiter isoliert werden.

Bei einem Raketenangriff der libanesischen Hisbollah-Miliz auf den nordisraelischen Küstenort Naharija ist ein Mann getötet worden. Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom schrieb auf X, der etwa 30-jährige Mann sei leblos und mit Splitterverletzungen in der Nähe eines Spielplatzes gefunden worden. Sanitäter hätten nur noch seinen Tod feststellen können. Die Armee betonte, von den etwa zehn auf die Stadt abgefeuerten Raketen seien die meisten abgefangen worden. Die proiranische Hisbollah-Miliz teilte mit, sie habe Raketen auf die Region abgeschossen. 

Naharija liegt nur etwa zehn Kilometer südlich der faktischen Grenze zum Libanon. Bei Luftalarm haben die Menschen höchstens 20 Sekunden Zeit, um in einen Schutzraum zu gelangen, bevor es einen Einschlag gibt.

Israelische Einsatzkräfte haben nach Angaben der Armee bei einem zweitägigen Einsatz im nördlichen Westjordanland insgesamt neun Terroristen getötet. An den Kämpfen am Dienstag und Mittwoch in Dschenin und Umgebung habe auch die Luftwaffe teilgenommen. Die Einsatzkräfte hätten gesuchte Personen festgenommen, Waffen beschlagnahmt und vier Sprengstofflaboratorien ausgehoben. Zudem seien Dutzende Sprengsätze unter Straßen unschädlich gemacht worden. Dafür reißen Bulldozer meist die ganze Fahrbahn auf. 

Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah bestätigte die Zahl der Getöteten. Ob es sich bei allen um Mitglieder von Terrororganisationen handelte, war zunächst unklar. Der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) teilte mit, drei seiner Kämpfer seien getötet worden. Die islamistische Hamas sagte, einer ihrer Kämpfer sei unter den Toten.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Laut der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei den gestrigen israelischen Luftangriffen auf die syrische Stadt Palmyra 71 pro-iranische Kämpfer getötet. Es handele sich um 45 Kämpfer pro-iranischer syrischer Gruppen und 26 ausländische Kämpfer - unter anderem vier Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Terrormiliz.

Laut der Beobachtungsstelle handelte es sich um den Angriff mit der größten Zahl an getöteten pro-iranischen Kämpfern in Syrien seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2011. Der Organisation zufolge trafen insgesamt drei israelische Angriffe Palmyra, unter den Zielen sei ein Waffenlager gewesen. Die meisten Kämpfer seien bei einem Treffen pro-iranischer Gruppen getötet worden.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

Ein in Israel bekannter Historiker für jüdisches Leben in der Region ist im Südlibanon während eines Feuergefechts getötet worden. Zeev Erlich habe am Mittwoch in Begleitung israelischer Soldaten eine alte Festung nördlich der Grenze besichtigt, als die Gruppe in dem vermeintlich gesicherten Gelände in einen Hinterhalt geraten sei, berichten israelische Medien.

Bei dem Feuergefecht mit Kämpfern der Hisbollah-Terrormiliz wurde auch ein israelischer Soldat getötet und zwei weitere erlitten Verletzungen, wie die Armee bestätigte. Zwei Hisbollah-Kämpfer seien ebenfalls getötet worden. 

Der US-Senat hat sich mit großer Mehrheit gegen eine Blockade von Lieferungen bestimmter Waffensysteme an Israel ausgesprochen. Dabei ging es konkret um einige Munition für Panzer-Geschütze und Granatwerfer sowie Lenk-Vorrichtungen für Bomben. Die drei Resolutionen wurden von einer Gruppe von Demokraten und dem mit ihnen Verbündeten unabhängigen Senator Bernie Sanders eingebracht, die mit der Position des ebenfalls demokratischen Präsidenten Joe Biden unzufrieden sind. Den Vorschlägen wurden schon vor der Abstimmung keine Erfolgschancen eingeräumt.

Das US-Kapitol in Washington

Der US-Senat hat mit großer Mehrheit gegen eine Blockade von Waffenlieferungen an Israel gestimmt.

Bei israelischen Militärangriffen im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben der Gesundheitsbehörden zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Medien, die der Terrororganisation Hamas nahestehen, melden mehr als 50 Tote, von offizieller Seite gab es zunächst keine Angaben. Mindestens fünf Wohnhäuser seien am frühen Donnerstag bombardiert worden, teilten die Behörden mit. Die Rettungsarbeiten seien noch im Gange.

Im Süden Libanons sind nach Angaben der israelischen Armee drei Soldaten bei zwei verschiedenen Vorfällen getötet worden. Unter den Getöteten sei auch ein 70-jähriger Reservist gewesen, teilte das Militär mit. Damit steigt die Anzahl der Toten der israelischen Armee im Libanon seit Beginn des Bodeneinsatzes auf 52. 

Die US-Regierung geht nach eigenen Angaben davon aus, dass Israel im Kampf gegen die Hisbollah im Libanon wichtige Ziele erreicht hat und daher ein Ende des Kriegs nahe sein könnte. Israels Armee habe die Infrastruktur der Miliz in Grenznähe "wirklich sehr wirkungsvoll beseitigt", sagte Außenministeriums-Sprecher Matthew Miller in Washington. Deshalb sei die Hoffnung, "dass wir jetzt eine diplomatische Lösung finden können". Diese müsste es den libanesischen Streitkräften ermöglichen, im Grenzgebiet zu patrouillieren, um die Rückkehr der Hisbollah dort zu verhindern.

Derzeit versucht der US-Vermittler Amos Hochstein vor Ort Gespräche über eine Waffenruhe voranzubringen. Heute soll er Medienberichten zufolge unter anderem den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu treffen.

Bei einem israelischen Angriff auf die syrische Stadt Palmyra sind nach syrischen Angaben 36 Menschen getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete zudem, dass bei dem Angriff mehr als 50 Menschen verletzt worden seien. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach sogar von 49 Toten nach dem Angriff. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht. 

Unter den Toten seien Kämpfer proiranischer Milizen gewesen, meldeten die Aktivisten der Beobachtungsstelle. Die israelische Luftwaffe habe drei Ziele im Industriegebiet in der Oasenstadt angegriffen. Darunter sei auch ein Lagerhaus für Waffen gewesen. Es sei von Familien proiranischer Kämpfer bewohnt worden. Die Staatsagentur berichtete, die getroffenen Gebäude seien stark beschädigt worden. Zuvor hatte die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien berichtet, dass die Schläge Ziele in der Nähe des historischen Teils der Stadt getroffen hätten.

Rauch steigt in der Stadt Palmyra auf

Bei einem israelischen Angriff auf die Stadt Palmyra sind nach syrischen Angaben 36 Menschen getötet worden.

Der chinesische Präsident Xi Jinping hat bei einem Staatsbesuch in Brasília eine Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. Xi äußerte sich angesichts des Kriegsverlaufs zwischen der Hamas und Israel besorgt und rief "zu einer Waffenruhe und einem baldigen Ende des Krieges auf", wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Zuvor hatten die G20-Mitglieder in ihrer Abschlusserklärung des zweitägigen Gipfels am Montag und Dienstag in Rio de Janeiro, an dem auch Xi und Lula teilnahmen, bereits einen "umfassenden" Waffenstillstand sowohl im Gazastreifen als auch im Libanon gefordert.

Nach dem US-Veto gegen eine UN-Resolution für eine Waffenruhe im Gazastreifen hat die militant-islamistische Hamas die Vereinigten Staaten für Zerstörung und Leid in dem Küstengebiet verantwortlich gemacht. Die Hamas teilte mit, die USA leisteten Israel im Gazastreifen diplomatische Schützenhilfe.

"Die USA sind ebenso wie die (israelische) Besatzung direkt für den völkermörderischen Krieg und die ethnische Säuberung gegen unser Volk verantwortlich", hieß es in der Mitteilung der Gruppe.

Die Hamas löste mit ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023, der rund 1.200 Menschen das Leben kostete, den Gaza-Krieg aus. Sie weigert sich seitdem, die verbliebenen ihrer 250 damals verschleppten Geiseln freizulassen.

Mindestens 36 Menschen sind syrischen Angaben zufolge bei einem israelischen Angriff auf Palmyra getötet worden. Laut US-Vermittler Hochstein gibt es eine "echte Chance" für ein Ende des Krieges im Libanon. Die Entwicklungen vom Mittwoch zum Nachlesen.