Krieg in Nahost ++ UN: 70 Prozent der Toten in Gaza Frauen und Kinder ++
Die UN hat mehr als 8.000 Todesfälle aus dem Gazastreifen geprüft - und dabei 70 Prozent Frauen und Kinder verifiziert. Der neue israelische Verteidigungsminister Katz legte seinen Amtseid ab. Die Entwicklungen im Liveblog.
- UN: Fast 70 Prozent der Toten im Gazastreifen sind Frauen und Kinder
- Vermisste und verletzte Israelis in Amsterdam
- Israel schickt Rettungsflieger für verletzte Fans in Amsterdam
- Tumulte bei Vereidigung von Israels Verteidigungsminister Katz
Die Europäische Fußball-Union UEFA hat die Gewalttaten am Rande des Europa-League-Spiels zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv aufs Schärfste verurteilt. "Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden so viele Verantwortliche wie möglich für diese Aktionen identifizieren und anklagen werden", heißt es in einer UEFA-Stellungnahme weiter.
"Die UEFA wird alle offiziellen Berichte prüfen, verfügbare Beweise sammeln, diese auswerten und weitere geeignete Maßnahmen entsprechend ihres Regelwerks prüfen."
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den designierten US-Präsidenten Donald Trump zur Einhaltung seiner Wahlversprechen mit Blick auf die Kriege im Gazastreifen und im Libanon aufgefordert. "Trump hat versprochen, diese von Israel begonnenen Konflikte zu beenden. Wir möchten, dass dieses Versprechen eingehalten wird und Israel Einhalt geboten wird", so Erdogan. Ein Anfang könne die Einstellung der Waffenlieferungen an Israel sein.
Während seines Wahlkampfs hat Trump immer wieder behauptet, er könne die Kriege im Gazastreifen und im Libanon beenden und Frieden in die Region bringen.
Außenministerin Annalena Baerbock hat sich auf der Plattform X zu den Bildern der Ausschreitungen aus Amsterdam geäußert. Sie seien "furchtbar und für uns in Europa zutiefst beschämend", schrieb sie. Es gebe dafür keine Rechtfertigung.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Angriffe auf israelische Fußballfans verurteilt. "Ich bin empört über die abscheulichen Angriffe auf israelische Bürger in Amsterdam gestern Abend", schrieb von der Leyen auf der Plattform X. Sie habe die Angelegenheit bereits mit dem niederländischen Premier Schoof besprochen.
Trotz der Gewalt gegen israelische Fußballfans in Amsterdam wird Frankreich seine Pläne, nächste Woche ein Nations-League-Spiel gegen Israel auszurichten, nicht ändern, sagte der Innenminister.
"Frankreich macht keinen Rückzieher, denn das käme einem Aufgeben angesichts der Androhung von Gewalt und Antisemitismus gleich", schrieb Innenminister Bruno Retailleau in einem Beitrag auf der Plattform X.
Frankreich ist Heimat der größten jüdischen und muslimischen Gemeinden Europas. Die Spannungen im Land sind wegen des Nahost-Kriegs hoch. Die Behörden meldeten in diesem Jahr einen Anstieg antisemitischer Vorfälle.
Nach den Angriffen auf israelische Fußballfans in Amsterdam reist Israels neuer Außenminister Gideon Saar kurzfristig in die Niederlande. Er wolle hochrangige Vertreter der niederländischen Regierung treffen, darunter seinen Amtskollegen, teilte das israelische Außenministerium mit. Saar werde dabei die Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus betonen. Den Angaben nach wird sich der israelische Außenminister auch mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde vor Ort treffen.
Im Gazastreifen hat es in den ersten sechs Monaten des Konflikts nach einer Auswertung der verifizierten Todesfälle die meisten Opfer unter fünf- bis neunjährigen Kindern gegeben. Das geht aus einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros hervor.
Das Büro hat für den Zeitraum November 2023 bis April 2024 etwa 10.000 Todesfälle verifizieren können. 80 Prozent der Menschen seien in zivilen Häusern umgekommen, heißt es in dem Bericht. 70 Prozent der Todesopfer sind demnach Frauen und Minderjährige. Am zweithöchsten unter allen Altersgruppen war die Zahl der Todesfälle bei unter Zehn- bis 14-Jährigen, gefolgt von Neugeborenen und Kindern im Alter von bis zu vier Jahren.
Die Zahl der Todesopfer dürfte allerdings deutlich höher liegen. Viele Todesfälle lassen sich bislang nicht verifizieren. Tausende Menschen werden weiterhin unter Häusertrümmern vermutet. Deshalb ist unklar, inwiefern die Auswertung das wirkliche Bild widerspiegelt. Laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium im Gazastreifen wurden inzwischen mehr als 40.000 Menschen getötet.
Israels Präsident Izchak Herzog hat sich entsetzt über die Gewalt in Amsterdam nach einem Fußballspiel geäußert. "Mit Grauen sehen wir heute Morgen die schockierenden Bilder und Videos, von denen wir seit dem 7. Oktober gehofft haben, sie nie wieder zu sehen: ein antisemitisches Pogrom gegen Fans von Maccabi Tel Aviv und israelische Bürger im Herzen von Amsterdam", schrieb Herzog auf der Plattform X.
Er vertraue darauf, dass die niederländischen Behörden sofort handelten, um alle betroffenen Israelis und Juden zu schützen und die Gewalt gegen sie zu beenden. "Dies ist ein schwerwiegender Vorfall, ein Warnsignal für jedes Land, das die Werte der Freiheit hochhalten möchte", schrieb Herzog in dem Beitrag weiter.
Die israelische Fluggesellschaft El Al teilte mit, um 14 Uhr Ortszeit starte ein erster Rettungsflug aus Amsterdam Richtung Israel. Zudem seien im Anschluss noch zwei weitere reguläre Flüge nach Tel Aviv geplant. Hunderte israelische Fans sollen auf diesem Wege nach Hause gebracht werden.
Nach dem Gastspiel eines israelischen Fußballclubs gab es Ausschreitungen in der niederländischen Hauptstadt. Israel rät seinen Bürgern vor Ort, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen.
Nach Gewalt nach einem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv werden offiziellen israelischen Angaben zufolge drei Israelis vermisst. Zudem seien zehn Menschen im Zuge der Ausschreitungen in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam verletzt worden, teilte das israelische Außenministerium mit. Ob darunter auch Schwerverletzte sind, war zunächst unklar. Die Polizei in Amsterdam sprach von fünf Verletzten.
Israelis könnten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen reisen, wo Flüge nach Israel bereitgestellt würden, so das Außenministerium. Örtliche Sicherheitskräfte seien im Einsatz. Zunächst hatte die Behörde den Menschen geraten, ihre Hotels nicht zu verlassen. Das Außenministerium riet zugleich, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen.
Die Huthi-Rebellen im Jemen haben nach Angaben von Augenzeugen eine US-Drohne abgeschossen. Das berichtete die Nachrichtenagentur AP. Das US-Militär erklärte am Freitag, es untersuche den Vorfall.
Im Internet kursierten Videos, die in schlechten Nachtaufnahmen ein brennendes Luftfahrzeug am Himmel zeigten. Außerdem war ein Feld mit brennenden Trümmern zu sehen. Eine Stimme aus dem Off erklärte, Schauplatz sei die Provinz Al-Dschauf im Nordwesten des Jemen. Um welche Art von Luftfahrzeug es sich handelte, war zunächst nicht klar.
Die Huthi selbst äußerten sich zunächst nicht. Bei ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit haben sie sich bis zu einer Aussage oft Stunden oder Tage Zeit gelassen.
Der niederländische Premierminister Dick Schoof hat die Gewalt gegen israelische Bürger im Umfeld des Fußballspiels in Amsterdam als inakzeptabel bezeichnet. Alle Täter müssten strafrechtlich verfolgt werden. "Ich habe die Nachrichten aus Amsterdam mit Abscheu verfolgt", schrieb er auf X.
Israel bemüht sich nach Einschätzung der US-Regierung um eine Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen. "Israel hat in den vergangenen Wochen wichtige Schritte unternommen", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Der Grenzübergang Erez sei für Hilfslieferungen wieder geöffnet worden und in den kommenden Tagen solle auch ein neuer Grenzübergang in Kissufim öffnen. "Zudem wurden weitere Routen für die Verteilung von Hilfsgütern innerhalb von Gaza genehmigt", sagte Miller. Allerdings müsse noch mehr getan werden, um die Situation der Menschen spürbar zu verbessern.
Mitte Oktober hatte die US-Regierung Israel dazu aufgefordert, die humanitäre Lage im Gazastreifen innerhalb von 30 Tagen spürbar zu verbessern. Andernfalls drohe ein Verstoß gegen US-Gesetze zur militärischen Unterstützung – was möglicherweise auch die amerikanische Militärhilfe für Israel gefährden könnte.
Nach gewaltsamen Ausschreitungen am Rande des Europa-League-Spiels des israelischen Fußballclubs Maccabi Tel Aviv in Amsterdam will Israels Regierung Fans des Gästeklubs laut Medienberichten ausfliegen lassen. Die Anhänger von Maccabi Tel Aviv sollen laut der Zeitung Times of Israel und dem Nachrichtenportal Ynet mit zwei Maschinen in Sicherheit gebracht werden - so habe es Premier Benjamin Netanyahu angeordnet, heißt es in den Berichten unter Berufung auf das Büro des Regierungschefs. Netanyahu rief die niederländischen Sicherheitskräfte demnach auf, entschlossen gegen Gewalttäter vorzugehen und die Sicherheit der israelischen Fußballfans zu gewährleisten.
Im Anschluss an das Fußballspiel des niederländischen Erstligisten Ajax Amsterdam in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv ist es zu gewaltsamen Zusammenstößen von propalästinensischen Demonstranten und israelischen Fans gekommen. Nach Angaben der Polizei gab es an mehreren Orten im Zentrum der niederländischen Hauptstadt Unruhen - wobei nicht näher erläutert wurde, von welcher Seite die Gewalt ausging. Insgesamt seien am am Abend 57 Menschen vorläufig festgenommen worden.
Nach der umstrittenen Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant ist es bei der Vereidigung seines Nachfolgers Israel Katz im Parlament zu Tumulten gekommen. Abgeordnete der Regierungskoalition und der Opposition beschimpften sich vor der Abstimmung in der Knesset, wie die Zeitung The Times of Israel berichtete. Schließlich verließen die oppositionellen Abgeordneten aus Protest gegen die Entlassung Gallants geschlossen den Plenarsaal.
Der neue Verteidigungsminister Katz wurde dennoch mit den Stimmen der Regierungskoalition im Amt bestätigt. Zuvor führte der enge Vertraute von Premierminister Benjamin Netanyahu das Außenministerium.
Der neue Verteidigungsminister Israel Katz
Israels scheidender Verteidigungsminister Yoav Gallant hat sein letztes offizielles Gespräch mit seinem amerikanischen Amtskollegen Lloyd Austin geführt. In einer Erklärung bedankte sich Gallant bei Austin für seine "Partnerschaft und sein tiefes Engagement" für die Verteidigungsbeziehungen der beiden Länder. Er betonte, dass "unser besonderes Band stark und unerschütterlich bleiben" müsse.
Während des Krieges baute Gallant eine enge Beziehung zu dem amerikanischen Verteidigungsminister auf. Die beiden Männer sprachen mehrmals pro Woche.
Nach der Ankündigung einer weiteren Verlegung von US-Militärmitteln in den Nahen Osten sind Kampfflugzeuge vom Typ F-15 nach Angaben des US-Militärs in der Region angekommen. Die für gewöhnlich in England stationierten Flugzeuge hätten gestern den "Verantwortungsbereich des US-Zentralkommandos" erreicht, erklärte das für den Nahen Osten zuständige Militärkommando in den Onlinenetzwerken. Es machte keine näheren Angaben über die Anzahl der Maschinen.
Am 1. November hatten die USA angekündigt, Bomber, Kampf- und Tankflugzeuge sowie Zerstörer zur Abwehr ballistischer Raketen in den Nahen Osten zu schicken. "Sollte der Iran, seine Partner oder seine Stellvertreter diesen Moment nutzen, um amerikanisches Personal oder Interessen ins Visier zu nehmen, werden die Vereinigten Staaten alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um unser Volk zu verteidigen", erklärte Pentagon-Sprecher Pat Ryder.
Die Vereinten Nationen haben Israel vorgeworfen, seit Wochen kein Wasser und keine Lebensmittel zu den notleidenden Menschen im Norden des Gazastreifens durchzulassen. Die einzigen UN-Hilfslieferungen, die Israel seit Beginn der letzten Offensive in der Gegend vor einem Monat passieren habe lassen, seien jene mit medizinischen Gütern bei der Evakuierung von Krankenhauspatienten gewesen, sagte UN-Sprecherin Stephanie Tremblay.
Den geschätzt 75.000 bis 95.000 Palästinensern, die sich im Norden des Gazastreifens aufhalten, werde durch die israelische Offensive dort lebensnotwendige Hilfe verwehrt, sagte Tremblay weiter. Durch das Bombardement und israelische Einsätze am Boden könnten die Helfer zudem nicht zu jenen gelangen, die sie am meisten bräuchten.
Die Entwicklungen vom Donnerstag
Die Terrormiliz Hisbollah feuert weiter täglich Dutzende Raketen auf Israel. Bei Angriffen im Libanon wurden offenbar erneut UN-Soldaten verletzt. Auch in Gaza gehen die Kämpfe gegen die Hamas weiter.