Lage im Nahen Osten + Ex-Verteidigungsminister Gallant zieht sich zurück +
Der frühere israelische Verteidigungsminister Gallant hat im Fernsehen angekündigt, dass er sich aus der Politik zurückzieht. Palästinenser verbieten den arabischen TV-Sender Al-Dschasira im Westjordanland. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Offenbar weiterer Hamas-Kommandeur getötet
- Berichte über mehrere Tote bei neuen Angriffen im Gazastreifen
- Hamas beschießt Israel erneut mit Raketen
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Gallant zieht sich aus Politik zurück
Der frühere israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant zieht sich aus der Politik zurück. Im Fernsehen gibt er seinen Rückzug aus dem Parlament bekannt. Gallant war im November von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach monatelangen Meinungsverschiedenheiten über die Führung des Krieges gegen die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen aus der Regierung entlassen worden, behielt aber seinen Sitz als gewähltes Mitglied der Knesset.
Der Strafgerichtshof IStGH in Den Haag hatte im November Haftbefehl gegen Netanjahu und Gallant sowie ein führendes Hamas-Mitglied ausgestellt. Ihnen werden Kriegsverbrechen im Gazastreifen zur Last gelegt.
Palästinenser verbieten Al-Dschasira im Westjordanland
Die palästinensische Autonomiebehörde hat dem arabischen TV-Sender Al-Dschasira und seinen Mitarbeitern jede Tätigkeit im israelisch besetzten Westjordanland untersagt. Der Sender habe fortgesetzt gegen palästinensische Gesetze und Rechtsvorschriften verstoßen, zitierte die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa aus einer Mitteilung der Behörde.
"Die Entscheidung erfolgte, nachdem Al-Dschasira weiterhin hetzerisches Material und Reportagen ausgestrahlt hatte, die die Öffentlichkeit in die Irre führten, Unfrieden säten und sich in die inneren Angelegenheiten Palästinas einmischten", hieß es weiter.
Soldatin bei Attacke im Westjordanland leicht verletzt
Bei einer Attacke mit einem Auto ist im israelisch besetzten Westjordanland eine israelische Soldatin leicht verletzt worden. Eine Gruppe von Soldaten sei in der Ortschaft Dir Kaddis, 20 Kilometer westlich von Ramallah, unterwegs gewesen, als der Täter mit dem Fahrzeug auf sie zugerast sei, teilte das Militär auf seinem Telegram-Kanal mit. Der Mann habe anschließend versucht zu fliehen, sei aber von den Soldaten durch Schüsse kampfunfähig gemacht worden. Er habe schwere Verletzungen erlitten, berichtete die "Times of Israel" unter Berufung auf Rettungskräfte.
Israels Armee: Über 1.400 Luftangriffe in Gaza im Dezember
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben allein im Dezember 2024 mehr als 1.400 Luftangriffe gegen Ziele im Gazastreifen geflogen. Die Attacken erfolgten durch Kampfflugzeuge, Helikopter und Drohnen. Sie stützten sich auf Informationen, die von Bodentruppen übermittelt wurden, teilte das Militär auf seiner Webseite mit. Die Ziele umfassten Kämpfer und Trupps der islamistischen Hamas und ihrer Verbündeten, Tunnels, Tunneleingänge, Beobachtungs- und Scharfschützenpositionen sowie Waffenlager, hieß es weiter.
Diesen Angaben zufolge war der Gazastreifen im vergangenen Dezember täglich rund 45 israelischen Luftangriffen ausgesetzt. Israel steht wegen der hohen Zahl von Opfern unter der palästinensischen Zivilbevölkerung international in der Kritik. Vor allem nach Luftangriffen werden immer wieder auch viele zivile Opfer beklagt, unter ihnen Frauen und Kinder.
Proteste in Istanbul gegen den Gaza-Krieg
Zehntausende Menschen haben am Neujahrstag auf der Galata-Brücke in Istanbul gegen den Gaza-Krieg protestiert. Wie die Nachrichtenagentur AP meldet, wurde der Protest von der Plattform des Nationalen Willens organisiert, einem Zusammenschluss von mehr als 300 propalästinensischen und islamischen Gruppen. Auf Fotos ist zu sehen, wie die Demonstranten türkische und palästinensische Flaggen schwenken.
Bilal Erdoğan, ein Sohn von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, rief demnach in einer Rede zur Unterstützung des Gazastreifens auf und verurteilte den israelischen Militäreinsatz dort. Drohnenvideos zeigten Tausende Menschen auf der Brücke und in den angrenzenden Stadtteilen Eminönü und Sirkeci. Präsident Erdogan hat die israelische Offensive im Gazastreifen immer wieder kritisiert.
WHO-Chef Tedros leidet nach Israels Angriff im Jemen an Tinnitus
Nach dem israelischen Angriff im Jemen, bei dem ein Team der Weltgesundheitsorganisation um WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus unter Feuer geriet, klagt dieser über einen Tinnitus. "Es geht mir gut, aber ich habe einen Tinnitus (Ohrgeräusche) entwickelt von der lauten Explosion. Hoffentlich ist es nur vorübergehend", schrieb Tedros bei X.
Israels Luftwaffe hatte den Flughafen der Hauptstadt Sanaa vergangene Woche bombardiert, als das Team um den WHO-Generaldirektor an Bord seines Fluges gehen wollte. Eines der Besatzungsmitglieder wurde Tedros zufolge verletzt, zudem wurden der Kontrollturm, die Abflughalle und die Startbahn beschädigt. Das WHO-Team hielt sich im Jemen auf, um über die erhoffte Freilassung von inhaftierten UN-Mitarbeitern zu verhandeln.
Saudi-Arabien startet humanitäre Luftbrücke nach Syrien
Saudi-Arabien hat eine humanitäre Luftbrücke nach Syrien eingerichtet. Die Luftbrücke sei vom saudiarabischen Zentrum für humanitäre Hilfe und Rettung (KSrelief) gestartet worden, berichtete die Nachrichtenagentur SPA. Sie soll "die Auswirkungen der schwierigen Bedingungen mildern", denen die Menschen in Syrien derzeit ausgesetzt seien. Dafür sollten unter anderem Lebensmittel, Notunterkünfte und medizinische Hilfsgüter in das Konfliktland gebracht werden.
Zwei Flugzeuge seien am Morgen von Riad nach Damaskus losgeflogen, berichtete SPA. In den kommenden Tagen werde eine weitere Luftbrücke eingerichtet, zitierte SPA den Chef des KSrelief-Hilfszentrums, Abdallah al-Rabeeah.
Berichte über mehrere Tote bei neuen Angriffen im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen sind im Gazastreifen Berichten zufolge mehrere Menschen ums Leben gekommen. Nach palästinensischen Angaben starben mindestens zwölf Menschen, die Nachrichtenagentur Wafa spricht von 17 Toten. Die meisten der Todesopfer seien Frauen und Kinder, teilten die Gesundheitsbehörden in dem Küstengebiet mit, die von der militant-islamistischen Hamas kontrolliert werden. Ein Angriff traf demnach ein Haus in der Gegend von Dschabalia im Norden des Gazastreifens. Nach Angaben des örtlichen Gesundheitsministeriums wurden sieben Menschen getötet, darunter eine Frau und vier Kinder. Mindestens zwölf weitere Menschen erlitten Verletzungen.
Bei einem weiteren Angriff im Flüchtlingslager Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens wurden eine Frau und ein Kind getötet, wie das Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhaus mitteilte, in das die Leichen gebracht wurden. Bei einem dritten Angriff am frühen Morgen in der Stadt Chan Junis wurden drei Menschen getötet, wie das nahe gelegene Nasser-Krankenhaus und das Europäische Krankenhaus mitteilten. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Ein israelischer Armeesprecher sagte auf Anfrage, man prüfe die Berichte.
Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels
Syriens neuer Machthaber führt erste Gespräche mit kurdischen Kämpfern
Der neue syrische Machthaber Ahmed al-Scharaa hat sich erstmals mit einer Delegation der von kurdischen Kämpfern dominierten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) getroffen. Ein Vertreter der neuen Führung in Damaskus berichtete von einem "positiven" Gespräch. Ziel sei es gewesen, "die Grundlage für einen künftigen Dialog zu schaffen". Beide Seiten hätten weitere Treffen vereinbart. Al-Scharaa hatte am Sonntag angekündigt, dass kurdische Kämpfer im Norden und Nordosten des Landes in die reguläre Armee des Landes integriert werden sollen. "Waffen dürfen sich nur in der Hand des Staates befinden. Wer bisher bewaffnet war und qualifiziert ist, sich dem Verteidigungsministerium anzuschließen - wir werden ihn willkommen heißen", sagte al-Scharaa.
Israel meldet Tod eines weiteren Hamas-Kommandeurs
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen einen Kommandeur der islamistischen Hamas getötet, der führend am Terrorangriff auf Israels Grenzorte am 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen sein soll. Der Kommandeur der Hamas-Eliteeinheit "Nuchb" in Chan Junis im Süden des Gazastreifens sei in der dortigen Humanitären Zone getötet worden. Er war demnach einer der Anführer des Überfalls auf den Kibbuz Nir Oz gewesen, wo die Terroristen an jenem 7. Oktober besonders schlimme Gräueltaten verübt hatten.
Seither habe der nun in Chan Junis getötete Kommandeur zahlreiche Attacken auf Israels Truppen geleitet, teilte die Armee weiter mit. Vor dem Drohnenangriff auf ihn in einer ausgewiesenen Humanitären Zone seien verschiedene Maßnahmen ergriffen worden, um Schaden für Zivilisten zu begrenzen. Die Angaben der Armee lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Hamas beschießt Israel erneut mit Raketen
Die islamistische Hamas hat auch in der Neujahrsnacht wieder Raketen aus dem umkämpften Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Zwei Geschosse seien aus dem Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens auf die südisraelische Stadt Netiwot abgefeuert worden, teilte die israelische Armee mit.
Eine Rakete sei abgefangen worden, die andere in offenem Gebiet eingeschlagen. Berichte über Verletzte gab es nicht. Die Hamas bekannte sich zu dem Angriff. Kurz zuvor hatten erneut die Warnsirenen in Israel geheult. Die israelische Armee geht im Norden des Gazastreifens derzeit massiv gegen die Hamas vor. Auch von dort aus hatten militante Palästinenser in den vergangenen Tagen wiederholt Raketen auf israelisches Grenzgebiet gefeuert.
Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen
Das US-Militär hat im Jemen erneut Ziele der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz angegriffen, die ihrerseits Israel beschossen hatten. Die israelische Bevölkerung ist 2024 trotz des Krieges gewachsen.