Ein stark beschädigtes Haus in Bachmut (Archivbild, aufgenommen am 27.02.2023)
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Krieg in der Ukraine ++ Kämpfe um Bachmut dauern an ++

Stand: 03.03.2023 23:57 Uhr

Der ukrainische Generalstab meldet weiterhin russische Angriffe auf die ostukrainische Stadt Bachmut, die bislang abgewehrt worden seien. Die USA planen weitere Militärhilfen. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

03.03.2023 • 23:57 Uhr

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Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine muss sich die NATO laut Einschätzung ihres Oberbefehlshabers in Europa auf eine neue Realität einstellen. Das Ausmaß dieses Krieges sei unglaublich, sagte General Christopher Cavoli als Ehrengast auf dem traditionellen Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus. Russland habe bislang mehr als 2000 große Kampfpanzer verloren. Mehr als 200.000 russische Soldaten und über 1800 Offiziere seien gefallen oder verwundet worden. Pro Tag verschieße die russische Armee im Schnitt über 23.000 Artilleriegeschosse.

Wenn es für die NATO hart auf hart komme, müsse "harte Kraft" ein Argument sein. "Wenn der andere mit einem Panzer kommt, sollte man auch einen Panzer haben", sagte Cavoli. Eine Lehre aus dem Kalten Krieg sei jedoch, dass es auf die Präzision der Waffen ankomme. Außerdem sei die Produktionskapazität der Rüstungsindustrie wichtig. Einen Krieg gewinne der, der am schnellsten produzieren könne. Der NATO-General betonte zugleich die Bedeutung einer zivilen Führung.

Die Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola, ist zu einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. "Es ist schön, wieder in der Ukraine zu sein", twitterte sie sowohl auf Englisch als auch auf Ukrainisch. "Mit diesen tapferen Menschen, die die Welt inspirierten. Mit den Helden, die nicht kapitulieren. Mit denen, die alles für unsere Werte geopfert haben. Mit Europäern, deren Heimat in unserer Europäischen Union liegt", heißt es in dem Eintrag.

Über Metsolas Programm in Kiew lagen zunächst keine Angaben vor. Die maltesische Politikerin hatte die Ukraine bereits im April 2022 besucht.

Im Zentrum der slowakischen Hauptstadt Bratislava haben am Abend Tausende Menschen an unterschiedlichen Kundgebungen gegen den Krieg in der Ukraine teilgenommen. Die größte unter dem Namen "Marsch für den Frieden" war von einer anonymen Einzelperson angemeldet und offenbar auch von rechtspopulistischen und russlandfreundlichen Kreisen unterstützt worden. Die Teilnehmenden forderten Friedensverhandlungen statt Waffenlieferungen und zogen vom Amtssitz der Staatspräsidentin Zuzana Caputova durch die Innenstadt zur US-Botschaft.

Neben zahllosen slowakischen Fahnen waren laut Angaben der Nachrichtenagentur dpa auch zumindest eine russische und eine sowjetische zu sehen. Auf den Transparenten überwogen demnach Botschaften wie "Wir wollen Frieden", aber auch Parolen gegen Waffenlieferungen und die slowakische NATO-Mitgliedschaft waren zu sehen. Auf dem zentralen Platz vor dem Präsidentenpalais stellte sich diesen Demonstrierenden eine kleinere Kundgebungsgruppe mit ukrainischen Fahnen und Anti-Putin-Transparenten gegenüber. Auf dem Platz vor der US-Botschaft schwangen einige Gegendemonstranten auch USA-Fahnen.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) steht nach den Worten ihrer Generalsekretärin Helga Maria Schmid zur Unterstützung von Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine bereit. Schmid zitierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der mit Blick auf einen chinesischen Friedensplan Gespräche nicht nur mit Moskau, sondern vor allem mit Kiew unter dem Dach der Vereinten Nationen gefordert hatte. "Dem kann ich nur zustimmen und hinzufügen, dass die OSZE zu diesem Zeitpunkt dann auch ihren Beitrag leisten wird", sagte die Generalsekretärin als Ehrengast des traditionellen Matthiae-Mahls im Hamburger Rathaus.

Die russische Staats- und Militärführung werde sich, so der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen abendlichen Videoansprache, eines Tages für den Angriffskrieg gegen die Ukraine verantworten müssen. Dies sei zentrales Thema einer internationalen Konferenz in Lwiw gewesen, an der auch Vertreter der EU und anderer europäischer Institutionen beteiligt waren, sagte Selenskyj. Zentrales Thema sei "die Verantwortung Russlands und seiner Führung - die persönliche Verantwortung - für Aggression und Terror gegen unser Land und unser Volk" gewesen, betonte Selenskyj. "Und wenn sie zur Rechenschaft gezogen werden, wird die Gerechtigkeit wiederhergestellt werden."

US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz haben eine gemeinsame Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland betont. Die USA und Deutschland zögen an einem Strang und stärkten das NATO-Militärbündnis, sagte Biden vor einem Treffen mit Scholz im Weißen Haus. Es sei sehr wichtig, die Botschaft zu vermitteln, dass die Verbündeten die Ukraine weiterhin unterstützen werden, sagte Scholz.

Der Kanzler war nach Washington geflogen, um mit Biden unter vier Augen über die weitere Entwicklung in der Ukraine zu sprechen. Es wird erwartet, dass beide Politiker auch über den Umgang mit China und die US-Subventionen für klimafreundliche Technologien sprechen werden.

Der ukrainische Generalstab berichtet in seinem täglichen Update von schweren Kämpfen um die Stadt Bachmut. Russische Truppen hätten ihre Sturmangriffe gegen die ostukrainische Stadt auch heute fortgesetzt. "Der Feind ist weiterhin bemüht, die Stadt einzukreisen", teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit. Eine Serie von Angriffen an verschiedenen Schwerpunkten rund um Bachmut sei von den ukrainischen Verteidigern abgewehrt worden.

Das russische Militär versucht schon seit Wochen, die Stadt zu erobern. Der Chef der dort eingesetzten russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte angegeben, seine Kämpfer hätten die Stadt fast vollständig eingekesselt. Dies konnte nicht unabhängig überprüft werden. Die Stadt, die einst 74.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählte, ist inzwischen weitgehend zerstört. Nach Schätzungen der Behörden leben noch rund 5000 Zivilistinnen und Zivilisten dort.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In der Ukraine will der Fonds des bekannten Komikers und Fernsehmoderators Serhij Prytula über 100 gebrauchte Panzerfahrzeuge zur Unterstützung der Armee im Kampf gegen Russland erworben haben. "Der erste Teil - 24 Fahrzeuge - ist bereits in der Ukraine", hieß es in einer Pressemitteilung. Dazu zeigte sich der 41-jährige Prytula in einem Video mit den gepanzerten, aber unbewaffneten Kettenfahrzeugen acht verschiedener Typen im Hintergrund. Diese seien in Großbritannien erworben und aufbereitet worden, hieß es.

Der Fonds hatte eigenen Angaben zufolge nach einem Spendenaufruf im November innerhalb von anderthalb Tagen umgerechnet 5,8 Millionen Euro eingenommen. Dieselbe Organisation hatte zuvor unter anderem bereits Geld für drei Kampfdrohnen des Typs "Bayraktar" gesammelt.

03.03.2023 • 18:50 Uhr

Blinken: 400-Millionen-Hilfspaket

US-Außenminister Antony Blinken hat laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters Details zu einem weiteren Bündel an Militärleistungen für die Ukraine angekündigt. Es umfasse ein Munitionspaket sowie andere Unterstützung im Wert von 400 Millionen US-Dollar. Die Munition passe unter anderem auf "für von den USA bereitgestellte HIMARS und Haubitzen, die die Ukraine so effektiv zur Selbstverteidigung einsetzt", so Blinken den Angaben zufolge. In den Leistungen enthalten seien auch Mittel für Wartungsarbeiten oder Trainings.

Der Handel zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und Russland ist infolge des Kriegs gegen die Ukraine drastisch eingebrochen. Angesichts der von der EU verhängten Sanktionen sank der Anteil Russlands an allen Einfuhren in die EU im Zeitraum von Februar bis Dezember 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 9,5 Prozent auf 4,3 Prozent. Das teilte das Statistikamt Eurostat in Luxemburg mit. Bei den Exporten aus der EU ging der Anteil Russlands demnach von 4,0 Prozent auf 2,0 Prozent zurück.

In Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine hatte die EU im vergangenen Jahr weitreichende Ein- und Ausfuhrbeschränkungen beschlossen. Starke Rückgänge an russischen Importen sind den Angaben nach vor allem bei Kohle, Erdgas, Düngemitteln, Erdöl sowie Eisen und Stahl zu verzeichnen.

Sportler und Offizielle aus Russland und Belarus bleiben wegen des russischen Krieges in der Ukraine weiter von allen internationalen Turn-Wettkämpfen ausgeschlossen. Das gab der Weltverband bekannt. Dies bedeute, dass sowohl Sportler als auch Offizielle, einschließlich Kampfrichter, nicht an Wettkämpfen des Weltverbands teilnehmen dürfen.

Die Staatsausgaben der von Russland angegriffenen Ukraine sind im Vorjahr zu 38 Prozent aus dem Ausland finanziert worden. Das seien umgerechnet etwa 36 Milliarden Euro an Finanzhilfen und Vorzugskrediten gewesen, sagte Ministerpräsident Denys Schmyhal in Kiew. Da der Großteil der Gelder aus Zuwendungen bestand, seien die Staatsschulden nur um umgerechnet etwas mehr als zwölf Milliarden Euro auf rund 105 Milliarden Euro gestiegen.

Auch 2023 rechnet Kiew demnach mit ausländischen Geldern in Höhe von umgerechnet 36 Milliarden Euro. Das wären weit über 50 Prozent der vom Finanzministerium geplanten Ausgaben. Die bis zum Jahresbeginn durch den Krieg verursachten Schäden bezifferte Schmyhal auf rund 700 Milliarden Euro. Die Ukraine hofft, sie hauptsächlich durch beschlagnahmte russische Vermögenswerte ersetzen zu können.

Der stellvertretende Landesvorsitzende der Linken in Brandenburg, Justin König, verlässt seine Partei. Wie die Geschäftsstelle bestätigte, hat König seinen Austritt zu seinem 25. Geburtstag in der kommenden Woche erklärt. Letzter Anlass für seine Entscheidung sei die von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer organisierte Demonstration, sagte König. Russland habe die Ukraine unter Bruch des Völkerrechts überfallen und schrecke vor den brutalsten Kriegsverbrechen nicht zurück.

"Eine Kraft, die in Teilen den Faschisten und Kriegsverbrecher Wladimir Putin indirekt unterstützt, kann ich als Funktionsträger nicht weiter unterstützen", schrieb König an seine Partei. "Und es ist richtig, dass dem ukrainischen Volk die Werkzeuge in die Hand gegeben werden, um sich selbst vor noch schlimmeren Verbrechen verteidigen zu können." In der vergangenen Woche hatte mit ähnlicher Begründung der Rostocker Sozialsenator Steffen Bockhahn die Linke ebenfalls verlassen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei einem Treffen mit dem nationalen Sicherheitsrat "Anti-Terror-Maßnahmen" gefordert. Der Rat solle über das weitere Vorgehen beraten.

Die Regierung in Moskau wirft bewaffneten Ukrainern vor, gestern in der russischen Region Brjansk an der Nordgrenze der Ukraine einen "Terrorangriff" verübt zu haben. Die ukrainische Regierung wies die Darstellung zurück.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte gestern schwere Gefechte mit "ukrainischen Nationalisten" in der Region Brjansk gemeldet. Die Nachrichtenagentur Tass berichtete unter Berufung auf russische Behörden, die Angreifer hielten bis zu sechs Menschen als Geiseln. Der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, teilte mit, die Saboteure hätten auf ein Fahrzeug geschossen und einen Mann getötet. Ein zehn Jahre altes Kind sei verletzt worden. Eine ukrainische Drohne habe zudem ein Haus getroffen, wodurch es in Brand geraten sei. Auch seien zwei Dörfer, Suschani und Ljubetschane, angegriffen worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ein satirischer Protest mit Nudeln bei einer Rede von Kremlchef Wladimir Putin hat für einen Regionalpolitiker in Russland ein gerichtliches Nachspiel. Die Behörden haben gegen Michail Abdalkin ein Bußgeldverfahren wegen "Diskreditierung der russischen Armee" eingeleitet, berichtete das Internetportal Fontanka. Die Verhandlung sei für den 7. März angesetzt. Dem Abgeordneten des Regionalparlaments in der Wolga-Region Samara droht eine Geldstrafe von umgerechnet bis zu 25.000 Euro.

Abdalkin hatte Putins Rede zur Lage der Nation kurz vor dem Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine am Bildschirm verfolgt. Dabei hängte er sich Nudeln über die Ohren. Im Russischen gibt es den Ausdruck "Nudeln über die Ohren hängen", was so viel bedeutet wie "belogen werden". Anschließend veröffentlichte Abdalkin ein Video davon auf YouTube, indem er ironisch seine "volle Unterstützung" für den "großartigen Auftritt" bekundete.

Putin hatte in der Rede vor allem über den Ukrainekrieg gesprochen, die Invasion verteidigt und einmal mehr dem Westen vorgeworfen, "den Krieg losgetreten" zu haben. Während Abdalkins satirischer Protest im Netz gefeiert wurde, stieß er schnell auf Kritik in der Politik. Die als kremltreu geltende Kommunistische Partei, für die er im Parlament sitzt, distanzierte sich von der Aktion.

Russland hat von Serbien eine offizielle Erklärung zur angeblichen Lieferung von Tausenden Raketen an die Ukraine verlangt. Man sei zutiefst besorgt über die Berichte, die zuerst im Februar in regierungsnahen russischen Medien erschienen seien, sagte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Sollten diese zutreffen, werfe dies eine "ernste Frage" im russisch-serbischen Verhältnis auf.

Den Medienberichten zufolge hat ein staatlicher serbischer Rüstungsbetrieb kürzlich etwa 3500 Geschosse für Grad-Raketenwerfer geliefert, die sowohl von russischen als auch ukrainischen Truppen genutzt werden. Die 122-Millimeter-Raketen sind demnach über die Türkei und die Slowakei in die Ukraine geliefert worden. Der serbische Verteidigungsminister Milos Vucevic hat versichert, sein Land habe keine Raketen an die Ukraine geliefert. Allerdings könnten sie über Umwege dorthin gelangt sein.

Serbien ist einer der engsten Verbündeten Russlands in Europa. Russland unterstützt den Anspruch Serbiens auf die frühere Provinz Kosovo, die sich 2008 mit westlicher Unterstützung für unabhängig erklärt hat. Serbien hat sich wiederum geweigert, wegen des russischen Angriffskrieges Sanktionen gegen Russland zu verhängen.

Viele Menschen aus der Ukraine haben seit ihrer Flucht in Deutschland Arbeit gefunden und den deutschen Arbeitsmarkt spürbar entlastet. Mehr als ein Viertel der deutschen Unternehmen hatte bereits Kontakt mit Geflüchteten aus der Ukraine, wie aus einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht. Etwa ein Drittel dieser Firmen gibt an, dass aus den Bewerbungen eine Anstellung entstanden ist, so die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK).

Bei mehr als drei Vierteln (78 Prozent) der entstandenen Arbeitsverhältnisse handele es sich um Arbeitsverträge. Der Einstieg über ein Praktikum (21 Prozent) oder eine Ausbildung (ein Prozent) spiele bislang eine deutlich kleinere Rolle. "Es ist wichtig, die Sprachförderangebote flächendeckend auszubauen", sagt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer.

Der Kreml hat erneut vor neuen westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine gewarnt. Solche Lieferungen "werden keinen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der Offensive haben", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau mit Blick auf das geplante Treffen zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden in Washington. Es sei "klar, dass sie diesen Konflikt verlängern werden, mit traurigen Konsequenzen für das ukrainische Volk". 

"Wir stellen fest, dass die USA ihre Politik fortsetzen, Waffenlieferungen an die Ukraine zu erhöhen und ihre Schützlinge zu überreden, das Gleiche zu tun", sagte Peskow. "Dies stellt eine große Belastung für die Wirtschaft dieser Länder dar und hat negative Auswirkungen auf das Wohlergehen ihrer Bürger, auch in Deutschland."

Biden will Scholz um 20 Uhr deutscher Zeit im Weißen Haus empfangen. Bei dem Treffen soll es um den russischen Angriffskrieg und die westliche Unterstützung für Kiew gehen. 

In der Ukraine ist ein russischer Pilot wegen Kriegsverbrechen zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Unter anderem sei nachgewiesen worden, dass der Mann vor knapp einem Jahr das Gelände des Fernsehturms von Charkiw bombardiert habe, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Das Gelände werde ausschließlich zivil genutzt, hieß es.

Insgesamt seien acht Bomben mit einem Gesamtgewicht von 2,5 Tonnen abgeworfen worden. Der Mann sei nach dem Abschuss seines Flugzeugs durch die ukrainische Flugabwehr von der Nationalgarde festgenommen worden.

Ukrainische Soldaten werden derzeit am Flugabwehrsystem IRIS-T in Deutschland ausgebildet. Erstmals hat die Bundeswehr exklusive Einblicke gewährt.

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Der Bundesrat hat anlässlich des Jahrestags des russischen Überfalls auf die Ukraine den Krieg "auf das Schärfste" verurteilt. In einer heute einstimmig verabschiedeten Entschließung wird der Krieg als "eklatanter Verstoß gegen das Gewaltverbot der Charta der Vereinten Nationen" bezeichnet. "Ein derartiger Bruch von Kernprinzipien des Völkerrechts wie Souveränität und territoriale Integrität zerstört dauerhaft das Fundament der europäischen Friedensordnung", heißt es in dem von Nordrhein-Westfalen formulierten Papier. Zu Beginn der Sitzung begrüßte Bundesratspräsident Peter Tschentscher (SPD) unter anhaltendem Applaus den ukrainischen Botschafter Oleksij Makejew auf der Ehrentribüne.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bezeichnete es als "wichtiges Signal", dass der Bundesrat seine bereits vor einem Jahr erfolgte Verurteilung des Krieges nun bekräftige. In der Entschließung spricht sich der Bundesrat dafür aus, ein internationales Tribunal einzurichten, "um die Verantwortlichen der russischen Aggression in der Ukraine vor Gericht zu stellen". In dem Papier wird zudem die Bundesregierung aufgefordert, Ländern und Kommunen bei der Versorgung von Flüchtlingen stärker unter die Arme zu greifen.

Deutschland will von der Schweiz "Leopard 2"-Kampfpanzer aus den 1980er-Jahren zurückkaufen. Ein entsprechendes Gesuch ging an das Verteidigungsministerium in Bern, wie dessen Sprecher Renato Kalbermatten heute bestätigte. Zuerst hatte die Zeitung "Blick" darüber berichtet. Sie sollen Panzer ersetzen, die Deutschland und andere EU-Länder in die Ukraine geliefert haben. Wie viele Panzer Deutschland kaufen wolle, sagte das Schweizer Verteidigungsministerium nicht. Die Schweiz hat 230 "Leopard 2"-Panzer, von denen 134 im Dienst und 96 stillgelegt sind. Sie seien aber nicht "außer Dienst" gestellt, wie Kalbermatten sagte.

Nach Schweizer Recht kann nur außer Dienst gestelltes Material verkauft werden. Ob Material außer Dienst gestellt wird, darüber entscheidet das Parlament. Das Parlament tagt gerade in seiner Frühjahrssitzung. Dass eine Entscheidung kurzfristig fällt, steht nicht fest. Über Waffenlieferungen im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine wird zurzeit heftig diskutiert. Unter Hinweis auf die Neutralität hat die Schweiz Deutschland und anderen Ländern die Weitergabe von Schweizer Munition an die Ukraine untersagt. Ob und wie dies geändert werden soll, ist umstritten.

Die seit Monaten umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut ist nach Angaben der dort eingesetzten russischen Wagner-Söldner praktisch eingekesselt. Der Gründer und Chef der Gruppe, Jewgeni Prigoschin, sagte in einer Videobotschaft, es gebe nur noch eine Ausfallstraße, die den ukrainischen Soldaten offen stehe. Prigoschin rief den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf, seine Truppen zurückzuziehen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Wagner-Söldner liefern sich seit Monaten einen erbitterten Kampf mit den ukrainischen Soldaten, die Bachmut verteidigen. In der Stadt, in der vor dem Krieg rund 70.000 Menschen lebten, harren noch immer einige Tausend Zivilisten aus. Die Wagner-Söldner agieren weitgehend unabhängig vom russischen Militärkommando. Die russische Armee hat ihren Vormarsch auf Bachmut in den vergangenen Wochen verstärkt.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: von Russland annektierte Gebiete.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: von Russland annektierte Gebiete.

Nach einem russischen Raketentreffer auf ein Wohnhaus in der südukrainischen Stadt Saporischschja sind bis heute Morgen zwei weitere Tote geborgen worden. Das teilte der ukrainische Zivilschutz mit. Damit stieg die Zahl der Todesopfer nach dem gestrigen Angriff auf mindestens vier. Acht Menschen wurden in dem mehrstöckigen Gebäude verletzt, weitere werden noch vermisst. Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte in seiner gestrigen Videoansprache Vergeltung an.

Im Gebiet Donezk wurden nach heutigen Angaben örtlicher Behörden zwei Zivilisten durch russischen Beschuss getötet. Zur militärischen Lage teilte der ukrainische Generalstab mit, es gebe weiter schwere Gefechte - besonders im Donbass im Osten des Landes.

Feuerwehrleute des ukrainischen Katastrophenschutzes inspizieren ein beschädigtes Haus nach einem russischen Raketenanschlag.

Feuerwehrleute des ukrainischen Katastrophenschutzes inspizieren in der Stadt Saporischschja ein beschädigtes Haus, das von einer Rakete getroffen wurde.

Die Ukraine ist nach Angaben des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Olexij Makejew, nicht bereit, Russland besetzte Gebiete zu überlassen. "Wir haben keine andere Wahl, als den Frieden zu erkämpfen", sagte er im Interview mit dem ARD-Morgenmagazin zu Forderungen nach Verhandlungen. Russlands Präsident Wladimir Putin und viele Russen wollten die Ukraine vernichten. "Wir müssen Russland dazu zwingen, in Verhandlungen zu gehen", sagt er. Dies gehe am besten durch Waffenlieferungen an die Ukraine.

Makejew bekräftigte zudem, dass Verhandlungen mit Russland erst dann vorstellbar sind, wenn Moskau die besetzten Gebiete geräumt habe. "Menschen sterben, weil Russland das will", sagte er. Viele Russen träumten davon, die Ukraine zu vernichten. Russland müsse dazu gezwungen werden, in Verhandlungen zu gehen, "indem wir unsere Gebiete und Menschen von der russischen Besatzung befreien", sagte Makejew weiter.

Er dankte Deutschland für seine Solidarität.  Zum Thema einer möglichen Vermittlung etwa durch Indien oder China sagte er: "Mir wäre es lieber, dass wir keine Vermittler hätten, sondern Verbündete." Oft werde nach Zugeständnissen gefragt. "Auf Zugeständnisse von ukrainischer Seite - bei Territorien, Gebieten, Menschen - können wir uns nicht einlassen."

"Frieden muss erkämpft werden", Olexij Makejew, Botschafter der Ukraine in Deutschland

Morgenmagazin

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben erneut zahlreiche russische Angriffe im Gebiet um Bachmut im Osten abgewehrt. Der vermeldet die Nachrichtenagentur Reuters. In den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 85 Angriffe in den fünf Hauptsektoren an der dortigen Front zurückgeschlagen worden, teilt der Generalstab des ukrainischen Militärs am Morgen mit. In den Regionen Saporischschja und Cherson weiter im Süden hätten in den vergangenen 24 Stunden mehr als 45 Ortschaften unter russischem Beschuss gelegen. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.

Russland greife weiterhin aus der Luft die Zivilbevölkerung in den Regionen Donezk, Saporischschja und Cherson an. Russland hat wiederholt bestritten, auf Zivilisten zu zielen. Die ukrainische Führung hatte erklärt, Bachmut in der Region Donezk habe begrenzten strategischen Wert, sie will den russischen Vormarsch aber verhindern. Russland dagegen erhofft sich von einer Einnahme Bachmuts einen wichtigen Schritt hin zur Eroberung des Rests des umliegenden Industriegebiets Donbass, das aus den Regionen Donezk und Luhansk besteht.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die internationalen Sanktionen schwächen nach britischer Einschätzung die russischen Fähigkeiten zur weitreichenden Nutzung moderner Abwehrsysteme in der Ukraine. "Das ist wahrscheinlich auf das Unvermögen der russischen Industrie zurückzuführen, Hightechsysteme in großem Maßstab herzustellen", teilte das britische Verteidigungsministerium heute mit.

Das Problem werde durch die Auswirkungen der Sanktionen noch verschärft. So gebe es keine Belege, dass Russland eine neue Version seines Selbstschutzsystems Arena, das es auf internationalen Rüstungsmessen anbiete, in der Ukraine einsetzt, hieß es in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse weiter. Dabei hätten die russischen Truppen im Krieg bereits mehr als 5000 gepanzerte Fahrzeuge verloren.

03.03.2023 • 08:17 Uhr

Raumkapsel erreicht ISS

Trotz der großen Spannungen zwischen den USA und Russland wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine arbeiten beide Länder im Weltraum nach wie vor zusammen. Jetzt hat wieder eine Raumkapsel mit einem russischen Raumfahrer, zwei Amerikanern und einem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die ISS erreicht. Die "Crew Dragon2" mit den vier Raumfahrern dockte heute an der ISS an, wie Livebilder der US-Raumfahrtbehörde NASA zeigten. Das Raumschiff schwebte eine Zeit lang 20 Meter von der Station entfernt, bis ein Softwarefehler behoben war. Dann wurde mit leichter Verspätung um 8.40 Uhr MEZ der erste Kontakt hergestellt.

Die Raumkapsel der privaten Raumfahrtfirma SpaceX von Elon Musk war gestern vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. Damit flogen bereits zum wiederholten Mal seit Beginn des Krieges vor rund einem Jahr Russen und Amerikaner gemeinsam ins All.

Laut Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums wurden bislang mehr als 150.000 Angehörige der russischen Armee getötet. Via Twitter veröffentliche das Ministerium eine Liste, nach der die russischen Angreifer unter anderem auch knapp 3400 Panzer, 6658 gepanzerte Kampffahrzeuge, 5264 Lkw und Kraftstofftanks, 300 Kampfflugzeuge und 2058 Drohnen verloren haben. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Aktuelle Aussagen über die eigenen Verluste machte das Ministerium nicht. Immer wieder werden auf sozialen Medien teils widersprüchliche Angaben über vermeintliche Verluste auf beiden Seiten veröffentlicht.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Olexij Makejew, setzt darauf, dass die allermeisten Kriegsflüchtlinge seines Landes wieder in ihre Heimat zurückkehren. "Natürlich sind wir daran interessiert, nachdem wir den Krieg gewonnen haben, dass diese Menschen zurückkommen und beim Wiederaufbau in der Ukraine helfen", sagte Makejew in einem heute veröffentlichten Interview mit Reuters-TV.

Bis dahin sei er dankbar, dass die Menschen in Deutschland Schutz und Hilfe bekämen und sich zwischenzeitlich integrierten. Deutschland hat nach offiziellen Angaben gut eine Millionen Ukrainer aufgenommen. Umfragen zufolge wollen 37 Prozent der Kriegsflüchtlinge in Deutschland bleiben.

Makejew betonte die große Arbeit für den Wiederaufbau der Ukraine. "Für uns beginnt der Wiederaufbau jetzt, nicht erst nachdem wir den Krieg gewonnen haben." Es gebe in Deutschland keine Anwerbekampagne für eine Rückkehr, aber es seien bereits im Sommer und im Herbst viele Menschen in ihre Heimat zurückgekehrt. Deutschland habe auch dabei geholfen und eine Plattform für Wiederaufbau ausgebaut.

Die Lage für die ukrainische Wirtschaft sei dennoch schwierig. Deutschen Firmen und die Bevölkerung könnten aber auch anders helfen. "Kaufen Sie ukrainische Waren", sagte der Botschafter. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass mehr und mehr ukrainische Waren auf dem deutschen Markt zugänglich sind".

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow lehnt Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kategorisch ab. Sein Präsident Wolodymyr Selenskyj habe ganz klar erklärt, "dass wir nicht mit dem derzeitigen Kremlchef verhandeln werden", sagte Resnikow der "Bild"-Zeitung. Die Ukraine werde nur "über Reparationen, ein internationales Tribunal und die Verantwortung für die Kriegsverbrechen des Kremlpersonals" sprechen.

Zugleich zeigte sich Resnikow optimistisch, dass der Krieg in seinem Land im Laufe dieses Jahres mit der Rückeroberung aller russisch besetzten Gebiete zu Ende geht. "Ich bin ein Optimist, ich sehe die Situation auf dem Schlachtfeld, ich sehe die Entwicklung der Unterstützung und ich sehe wirklich, dass es eine Chance gibt, diesen Krieg in diesem Jahr mit unserem Sieg zu beenden." Zugleich zeigte er sich überzeugt, dass der Westen schon bald auch Kampfjets an sein Land liefern werde.

Zurückhaltend reagierte der Verteidigungsminister auf die von Bundeskanzler Olaf Scholz gestern im Bundestag in Aussicht gestellten Sicherheitszusagen für die Ukraine nach Kriegsende. "Die Ukraine muss echte Sicherheitsgarantien erhalten", forderte Resnikow. Er erinnerte daran, dass sein Land bereits einmal derartige Garantien bekommen habe, damit es seine Atomwaffen abgebe. "Das hat nicht funktioniert."

Scholz hatte gestern im Bundestag die Grundzüge seiner Ukraine-Politik bekräftigt: Er betonte das Recht der Ukraine auf Souveränität und Selbstverteidigung und kündigte eine unbefristete Fortsetzung der deutschen Unterstützung an. Zugleich stellte er Sicherheitszusagen der Verbündeten an die Ukraine für die Zeit nach dem Krieg in Aussicht.

Bundeskanzler Olaf Scholz trifft sich heute mit US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus in der US-Hauptstadt Washington. Etwa eine Stunde lang wollen sich die beiden unter vier Augen vor allem über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterhalten, wie eine hochrangige Vertreterin der US-Regierung sagte. Auch um andere Themen könne es gehen, wie zum Beispiel die gemeinsame Herausforderung der beiden Länder durch China, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Das Treffen soll hauptsächlich im Oval Office, dem Arbeitszimmer des US-Präsidenten, stattfinden. Kirby hob am Vorabend des Treffens noch einmal die engen Beziehungen zwischen den USA und der Bundesrepublik hervor. Man habe die Unterstützung für die Ukraine im Verlauf des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stets eng miteinander abgestimmt. Das gelte auch für die Ankündigungen, Schützen- und Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Deutschland habe zum Beispiel mit der Lieferung der Flugabwehrsysteme Patriot und IRIS-T einen wichtigen Beitrag geleistet.

Brasiliens Präsident hat laut eigenen Angaben erneut internationale Friedensbemühungen angekündigt. Die Ukraine meldet, in Bachmut mehrere russische Angriffe abgewehrt zu haben. Der Liveblog vom Donnerstag zum Nachlesen.