Der ukrainische Regierungschef Denys Shmyhal und Tschechiens Amtskollege Petr Fiala beim Handschlag.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Neues Abkommen zur Waffenproduktion für Kiew ++

Stand: 16.07.2024 21:57 Uhr

In der unter Hitze leidenden Ukraine sind in weiten Teilen des Landes außerplanmäßige Stromsperren verhängt worden. Bei Drohnenangriffen brach in einer Fabrik im westrussischen Kursk ein Feuer aus. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat bei einem Besuch in der Ukraine ein neues Hilfspaket von 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) angekündigt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) unterstütze damit die Vorbereitung auf den Winter und stehe weiter an der Seite der Regierung in Kiew, um den vertriebenen oder anderweitig vom Krieg betroffenen Ukrainern zu helfen, sagte Grandi bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew. Das Hilfswerk wolle auch künftig Mittel mobilisieren, um das von Russland angegriffene Land zu unterstützen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Politikerin Roberta Metsola im Onlinedienst X zu ihrer Wiederwahl als Präsidentin des EU-Parlaments beglückwünscht. Er schätze "das persönliche Engagement von Präsidentin Metsola zur Unterstützung der Ukraine sehr", erklärte Selenskyj.

Die Getreideernte in der Ukraine könnte nach Einschätzung des wichtigsten Erzeugerverbands in diesem Jahr wegen extremer Hitze und Trockenheit deutlich sinken. "Die Feuchtigkeitsreserven sind extrem niedrig. Und ohne Niederschläge könnte die Situation sehr kritisch werden und es könnte zu einer Wiederholung des Jahres 2020 und zu einem Rückgang der Ernte um 30 bis 35 Prozent kommen", teilte der Ukrainische Agrarrat mit.

Die Temperatur in den ersten 14 Julitagen war im Westen der Ukraine auf 33 bis 36 Grad und in den südlichen Regionen auf bis zu 41 Grad gestiegen. Das sind die höchsten Temperaturen im Land seit Beginn der Aufzeichnungen.

Die Ukraine hat im Zuge einer tschechischen Initiative zur Munitionslieferung bereits 50.000 Artilleriegranaten für ihren Kampf gegen die russische Invasion erhalten. "Ein Teil dieser Munition wird gerade jetzt auf dem Schlachtfeld verwendet", sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal in Prag. Insgesamt 15 Staaten unterstützen finanziell die Initiative, Artilleriemunition in Staaten außerhalb der EU zu beschaffen.

Wegen der anhaltenden Angriffe der ukrainischen Armee will Russland den Zugang zu 14 Dörfern in der Grenzregion Belgorod beschränken. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, erklärte im Onlinedienst Telegram, dass "wir ab dem 23. Juli den Zutritt zu 14 Wohngebieten beschränken, wo die operationelle Situation extrem schwierig ist". Es müssten "maximale Sicherheitsmaßnahmen" ergriffen werden.

Weiter gab Gladkow an, dass die Behörden Kontrollpunkte einrichten würden. Der Eintritt in die Gebiete werde nur erwachsenen Männdern erlaubt, die Schutzwesten und Helme trügen und in gepanzerten Fahrzeugen unterwegs seien.

Mit der Ankündigung scheint das Scheitern der Anfang Mai vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordneten Überraschungsoffensive in der ukrainischen Nachbarregion Charkiw eingeräumt zu werden. Damit sollten die Angriffe auf die Region Belgorod gestoppt werden. 

Die Ukraine hat Abkommen mit tschechischen Rüstungskonzernen zur Produktion von Munition und Gewehren auf ukrainischem Gebiet geschlossen. "Heute haben wir zwei wichtige Abkommen (...) im Bereich der Verteidigungsindustrie unterzeichnet", erklärte der ukrainische Regierungschef Denys Schmygal bei einem Besuch in Tschechiens Hauptstadt Prag vor Journalisten. 

Der Schritt sei "wichtig, um unsere Armee jetzt zu versorgen", sagte er mit Blick auf ein mit dem tschechischen Munitionshersteller Sellier & Bellot geschlossenes Abkommen, demzufolge der Konzern "eine Munitionsfabrik in der Ukraine" bauen soll. Das zweite Abkommen betreffe die Produktion von Sturmgewehren in der Ukraine durch die Colt CZ Group, fügte der ukrainische Regierungschef an der Seite seines tschechischen Kollegen Petr Fiala hinzu. 

Der Kreml bereitet sich nach Einschätzung der britischen Regierung darauf vor, potenzielle Rekruten an einer Ausreise aus Russland zu hindern. Das geht aus dem Geheimdienst-Update zum Krieg in der Ukraine des britischen Verteidigungsministeriums hervor. 

Die Mitteilung stützt sich auf einen Bericht der unabhängigen russischen Medienorganisation "Medusa". Demnach arbeitet das Verteidigungsministerium in Moskau mit dem Geheimdienst FSB an einem System zum Informationsaustausch über potenzielle Wehrpflichtige.

In der unter Strommangel leidenden Ukraine sind inmitten einer Hitzewelle in mehr als sieben Regionen außerplanmäßige Stromsperren verhängt worden. "Heute Nacht ist es zu einem Geräteausfall in einem der Energieobjekte gekommen", teilte der Netzbetreiber Ukrenerho als Begründung per Telegram mit. Damit habe sich der Energiemangel erhöht. 

Ob der Ausfall auf einen russischen Drohnenangriff zurückzuführen ist, war zunächst unklar. Die ukrainische Flugabwehr fing nach eigenen Angaben alle russischen Kampfdrohnen im ukrainischen Luftraum rechtzeitig ab.

Landesweit greifen seit Mai planmäßige Stromsperren, sodass die Verbraucher ohnehin täglich nur wenige Stunden Strom erhalten. Dabei herrschen seit vergangener Woche in weiten Teilen des Landes konstant über 30 Grad Celsius, mit Spitzen im Süden von mehr als 40 Grad. Die Ukrainer können sich durch den fehlenden Strom weder durch Klimaanlagen noch durch Lüfter Linderung verschaffen.

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist im Fall eines Wahlsiegs laut Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban unmittelbar zu Friedensvermittlungen zwischen Russland und der Ukraine bereit. Das teilte Orban nach seinem Treffen mit Trump vergangene Woche in einem Brief an die EU-Staats- und Regierungschefs mit.

Trump würde mit seinen Bemühungen nicht warten bis zu seiner Amtseinführung als neuer US-Präsident im Januar, sondern sofort nach der Wahl im November damit beginnen, schrieb Orban in dem Brief, der auch an EU-Ratspräsident Charles Michel adressiert ist. "Er (Trump) hat detaillierte und fundierte Pläne dafür", schrieb Orban.

Der umstrittene ungarische Ministerpräsident hatte kurz nach Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft am 1. Juli bereits den russischen Präsidenten Wladimir Putin, Ukraines Staatschef Wolodymyr Selenskyj und auch Chinas Präsident Xi Jinping getroffen.

Bei nächtlichen ukrainischen Drohnenangriffen ist in einer Fabrik im westrussischen Gebiet Kursk ein Feuer ausgebrochen. Tote und Verletzte habe es nicht gegeben, teilte Gebietsgouverneur Alexej Smirnow auf seinem Telegramkanal mit. Die Feuerwehr sei mit der Brandbekämpfung in den Fabrikhallen beschäftigt.

Einem Medienbericht zufolge gibt es hingegen einen Verletzten. Demnach hat sich der Brand der Fabrik für Niederspannungsanlagen auf etwa 400 Quadratmeter ausgebreitet. Einen weiteren Verletzten in der Region Kursk gab es bei einem Kopter-Angriff auf die grenznahe Siedlung Tjotkino. Auch aus den Regionen Belgorod, Rostow und Woronesch wurden Drohnenattacken gemeldet.

Erneut sind russische Kampfdrohnen nach Kiewer Militärangaben über die Ukraine hinweg in den Luftraum von Moskaus Bündnispartner Belarus geflogen. Die ukrainische Luftwaffe meldete bereits den vierten derartigen Vorfall seit dem 11. Juni.  In der Nacht wurden demnach zwei von vier angreifenden russischen Drohnen des iranischen Bautyps Shahed abgeschossen. Bei den anderen zwei Drohnen "ist die Ortung über dem Luftraum vom Belarus verloren gegangen", teilte das Militär mit.

Der als zuverlässig bekannte belarussische Militärblog Hajun-Projekt bestätigte die Vorfälle. Die vierte verirrte Drohne wurde demnach am Morgen etwa zwei Stunden lang über Belarus beobachtet. Sie habe in Kurven etwa 300 Kilometer bis in die Gegend von Mogiljow im Norden des Landes zurückgelegt. 

Die Bundesregierung hat der Forderung von CDU-Chef Merz nach einer Lieferung deutscher Kampfjets eine Absage erteilt. Laut einer Umfrage sind gut ein Drittel der Ukrainer strikt gegen Verhandlungen mit Russland.