Ein mobiler Drohnen-Abwehrtrupp der Ukraine  (Archivbild)
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Krieg gegen die Ukraine ++ Angriffe mit Drohnen und Raketen ++

Stand: 06.08.2024 11:25 Uhr

Russland und die Ukraine haben sich erneut gegenseitig mit Drohnen und Raketen angegriffen. Der ukrainische Präsident Selenskyj dringt auf eine pünktliche Lieferung zugesagter Waffen.

ARD-Korrespondent Vassili Golod über die jüngsten russischen Angriffe auf die Ukraine und die schwierige Lage der ukrainischen Armee im Osten des Landes:

Vassili Golod, ARD Kiew, über den ersten Einsatz von F-16 Jets seitens der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg

tagesschau24, 06.08.2024 10:00 Uhr

Russland und die Ukraine haben sich erneut gegenseitig mit Drohnen und Raketen angegriffen. "Heute Nacht wurde die Stadt Sudscha von der Ukraine aus beschossen", teilte der geschäftsführende Gouverneur des russischen Gebietes Kursk, Alexej Smirnow, auf Telegram mit. Es seien mehrere Wohnhäuser stark beschädigt und dabei mindestens fünf Menschen verletzt worden.

Auch im benachbarten Gebiet Belgorod informierten die Behörden über Schäden an Gebäuden und Autos. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge sind in der Nacht und den Morgenstunden 34 ukrainische Drohnen abgeschossen worden.

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, dass das russische Militär vier ballistische Raketen und zwei Luft-Boden-Raketen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert habe. Nur zwei der ballistischen Raketen seien abgeschossen worden. Ein in sozialen Netzwerken kursierendes Video zeigte, wie eine mutmaßlich beschädigte russische Rakete im östlichen Kiewer Vorort Browary herabstürzt und explodiert.

Zudem hat die russische Armee den Angaben nach 15 Kampfdrohnen auf Ziele in den Gebieten Kiew, Cherson, Mykolajiw und Chmelnyzkyj eingesetzt. Alle sollen abgefangen worden sein. Dennoch gab es Behördenangaben zufolge im Kiewer Umland Schäden durch herabstürzende Trümmerteile.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) fordert die Bundesregierung auf, sich stärker für Frieden zwischen Russland und der Ukraine einzusetzen. "Die Bundesregierung muss deutlich machen, dass sie alles dafür unternimmt, damit dieser schreckliche Krieg möglichst schnell zu Ende geht und eine diplomatische Lösung gefunden wird", sagte Woidke dem "Tagesspiegel".

Deutschland müsse hier wieder eine stärkere Rolle spielen - "auch was die Vermittlerrolle für eine solche Friedenslösung betrifft". Deutschland leiste einen Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit der Ukraine, betonte Woidke. "Ziel aller Bemühungen muss aber die schnelle Beendigung des Krieges sein." Es gelte ein "strategischer Dreiklang" aus der Unterstützung der Selbsverteidigungsfähigkeit der Ukraine, der Verhinderung der Ausbreitung des Krieges und der Nutzung diplomatischer Mittel zur Konfliktbeilegung.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor Verzögerungen bei der Lieferung von zugesagten Waffen oder Munition aus dem Westen für die Verteidigung seines Landes. "Für uns ist es wichtig, dass zwischen der Ankündigung der Pakete und ihrem Einsatz an der Front ein Minimum an Zeit vergeht", sagte er in seinem abendlichen Videobeitrag.

Er sei allen Partnern dankbar, die ihre Zusagen pünktlich einhielten - zudem arbeite seine Regierung bereits an neuen Paketen, die die Position der Ukraine im Herbst stärken könnten.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, fordert von Bundesregierung und anderen EU-Staaten weitere Maßnahmen, um die Schlagkraft der gerade an die Ukraine gelieferten amerikanischen F-16-Kampfjets zu erhöhen. "Es ist ein wichtiges Signal und effektive Unterstützung, dass die F-16 jetzt endlich geliefert werden", sagte die FDP-Politikerin der Rheinischen Post.

Europa dürfe nicht nachlassen. "Alle Staaten - nicht nur Deutschland - müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Ukraine zu schützen und zu befähigen, sich weiterhin zur Wehr zu setzen", mahnte Strack-Zimmermann. "Dazu gehören auch Luftabwehreinheiten und, ob das Kanzleramt es hören will oder nicht, nach wie vor der Marschflugkörper Taurus."

Strack-Zimmermann hatte in den vergangenen Monaten immer wieder - vor der Europawahl noch als Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses - die Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern in das von Russland angegriffene Land verlangt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dies bisher unter anderem mit der Begründung abgelehnt, Deutschland dürfe nicht in den Krieg hineingezogen werden. 

Russland verdächtigt die Ukraine, am Tag der Marine vergangenen Monat einen Angriff auf das Land geplant zu haben. Bei den Details handele es sich um Staatsgeheimnisse, berichtet das staatliche russische Fernsehen ohne weiter darauf einzugehen. Es beruft sich auf den stellvertretenden Verteidigungsminister Sergej Rjabkow. Ihm zufolge war Russland so beunruhigt, dass sein Chef Andrej Beloussow wegen des Verdachts US-Verteidigungsminister Lloyd Austin kontaktiert habe.

Russland hatte den "Tag der Marine" am 28. Juli in St. Petersburg begangen. Zu den Teilnehmern gehörte Präsident Wladimir Putin.

In Russland sind zwei hochrangige Vertreter des Verteidigungsministeriums wegen Betrugsverdachts festgenommen worden. Die Kosten für die Bundeswehrbrigade in Litauen werden offenbar niedriger ausfallen. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.