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Krieg gegen die Ukraine + Erdogan schlägt Untersuchung zu Staudamm vor +

Stand: 07.06.2023 23:24 Uhr

Nach der Staudamm-Zerstörung schlägt der türkische Präsident Erdogan eine Untersuchung vor. Die russischen Behörden beschuldigen die Ukraine, die Grenzregion Belgorod mit Raketenwerfern angegriffen zu haben.

07.06.2023 • 23:24 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute schließen wir den Liveblog zum Krieg gegen die Ukraine. Herzlichen Dank für Ihr Interesse.

Der Präsident des Technischen Hilfswerks, Gerd Friedsam, hat die Gefahr unterstrichen, die von Minen und Munition im ukrainischen Flutgebiet ausgeht. Sie seien eine "schwere Behinderung" der Hilfsarbeiten und man müsse sie zunächst beseitigen, bevor die Helfer gefahrlos arbeiten könnten, sagte Friedsam im Interview mit den tagesthemen.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine sind nach Angaben russischer und ukrainischer Behörden knapp 6000 Menschen auf beiden Seiten des Flusses Dnipro in Sicherheit gebracht worden. "Unsere Rettungskräfte, Polizisten und Freiwilligen haben bereits 1894 Bürger evakuiert", sagte der ukrainische Innenminister Igor Klymenko laut Nachrichtenagentur AFP am Abend im Fernsehen. 

Der von Moskau eingesetzte Regionalgouverneur Wladimir Saldo berichtete im Onlinedienst Telegram von "mehr als 4000" evakuierten Menschen in dem von Russland besetzten Teil der Region Cherson. Die Evakuierungen auf der von der Ukraine gehaltenen Seite des Flusses gehen laut Klymenko weiter. Insgesamt seien 30 Ortschaften überflutet, darunter zehn unter russischer Kontrolle. 

Isabell Schayani, WDR, zzt. Mykolajiw/Ukraine, über die Lage der Menschen in den Überflutungsgebieten

tagesthemen, 07.06.2023 22:15 Uhr

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat der Ukraine nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms schnelle Hilfe zugesichert. "Wir werden in den allernächsten Stunden Hilfe schicken, um den unmittelbaren Bedarf zu decken", sagte Macron am Abend nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. "Ich konnte Präsident Selenskyj meine Solidarität mit seinem Volk nach dem Angriff auf den Kachowka-Staudamm bekunden. Frankreich verurteilt diese abscheuliche Tat, die die Bevölkerung in Gefahr bringt."

Wie der Élyséepalast mitteilte, werde das Krisen- und Unterstützungszentrum des Außenministeriums sehr schnell einen ersten Konvoi mit etwa zehn Tonnen der von den Ukrainern angeforderten Produkte im Bereich Gesundheit, Hygiene, Wasseraufbereitung und tragbare Tanks auf den Weg bringen. Macron sprach auch mit UN-Generalsekretär António Guterres über die Lage in der Ukraine.

Russland hat wegen der beschädigten Ammoniakleitung erneut mit dem Ende des Getreidedeabkommens gedroht. "Am 5. Juni um 21 Uhr hat in der Ortschaft Masjutiwka im Gebiet Charkiw ein ukrainischer Aufklärungs- und Sabotagetrupp die Ammoniak-Pipeline 'Togliatti - Odessa- gesprengt", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Das russische Außenministerium bezeichnete dies als "Schlag gegen den Getreidedeal". International gibt es Sorgen, dass mit dem Scheitern des Abkommens die Lebensmittelpreise steigen. Sowohl Russland als auch die Ukraine hatten gemeldet, dass die Pipeline beschädigt wurde. Beide machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Flutkatastrophe in Folge der Staudamm-Zerstörung am Dienstag hat mehr als 20 Museen und Kulturstätten der südukrainischen Region Cherson getroffen. Das ukrainische Kulturministerium veröffentlichte nun eine Liste der Kulturobjekte, die durch die Flutwellen beschädigt oder gänzlich ruiniert sein sollen. Die meisten davon befinden sich demnach auf der südlichen, von Russland besetzten, Seite des Dnipro-Flusses.

Die ukrainische Staatsagentur für Tourismusentwicklung veröffentlichte zudem eine Karte mit Sehenswürdigkeiten und Naturerholungsgebieten, die als Folge der Flutkatastrophe nun bedroht sind. Den Angaben des Ministeriums zufolge gehören zu den gefährdeten Objekten unter anderem die im 14. Jahrhundert gegründete Festung Tjahyn oder die sogenannte Ponjatiwske-Siedlung der Eisenzeit (4. Jahrhundert v. Chr.). Über Schäden in den Museen in Cherson sei nichts bekannt.

Bundespräsident Steinmeier hat zum Auftakt des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg die deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine verteidigt. "Auch ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich einmal sagen würde, neben all den anderen Anstrengungen: Es ist auch Zeit für Waffen", sagte Steinmeier am Mittwoch auf dem Hauptmarkt der fränkischen Stadt mit Blick auf die Kirchentagslosung "Jetzt ist die Zeit".

Die evangelische Kirche debattiert seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine im Februar 2022 kontrovers über ihre Haltung zu Krieg und Frieden. Während die eine Seite Waffenlieferungen an die Ukraine aus pazifistischen Gründen komplett ablehnt, halten andere die militärische Unterstützung für ethisch geboten.

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat darauf hingewiesen, dass weiterhin noch unklar sei, ob Russland für den Dammbruch in der Ukraine verantwortlich ist. Sicherheitsdienste und Militär arbeiteten sich noch durch den Fall, sagte er dem Sender ITV anlässlich eines Besuchs in den USA. "Aber wenn es stimmt, wenn Absicht dahinter steckt, ist das ein neuer Tiefpunkt. Das ist ein beunruhigender, barbarischer Akt von Russland."

Die NATO muss sich Generalsekretär Jens Stoltenberg zufolge mit Sicherheitsgarantien für die Ukraine für die Zeit nach dem Krieg auseinandersetzen. Es brauche Vorkehrungen, um sicherzustellen, dass Russland nach dem Kriegsende seine Truppen nicht einfach woanders für einen weiteren Angriff stationiere, sagte Stoltenberg vor der Presse in Brüssel. Er stellte zudem klar, dass es umfassende Sicherheitsgarantien der NATO nach Artikel 5 nur für ordentliche Mitglieder des Verteidigungsbündnisses gebe.

Eine Ammoniak-Pipeline ist sowohl laut russischen als auch ukrainischen Angaben beschädigt worden. Beide Seiten gaben sich dafür gegenseitig die Schuld. Die Vorwürfe könnten sich auf Verhandlungen über das Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide auswirken. Die Pipeline wurde nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine im Februar 2022 geschlossen. Eine Bedingung von Russland, der Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer weiterhin zuzustimmen, ist die Wiedereröffnung der Pipeline. Russland ist einer der größten Düngemittelhersteller weltweit. Die Toljatti-Odessa-Pipeline ist weltweit die längste für Ammoniak.

Etwa 40.000 Menschen von den Fluten des Kachowka-Dammbruchs betroffen

Darko Jakovljewvic, ARD Kiew, tagesschau, 07.06.2023 17:00 Uhr

Die Strahlenwerte in dem von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja sind russischen Medien zufolge normal. Sie würden täglich gemessen, meldete die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf einen Bericht einer staatlichen Agentur. Das AKW ist seit der Zerstörung des Kachowka-Staudamms wegen der Kühlung der Reaktoren wieder in den Fokus gerückt. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hat die Anlage für mehrere Monate Kühlwasser durch einen nahe gelegenen Teich, die Reaktoren sind heruntergefahren.

Isabel Schayani, WDR zzt. Cherson, und Robert Kempe, ARD Moskau, über die Lage der Menschen in den Überflutungsgebieten

tagesschau, 07.06.2023 17:00 Uhr

Bremen und der Oblast Odessa in der Ukraine wollen ihre Partnerschaft stärken. Am Montag (12. Juni) wollen Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und der stellvertretende Gouverneur Roman Grygorysh in der Oberen Rathaushalle eine Absichtserklärung für eine "nachhaltige und lebendige Partnerschaft" unterzeichnen, teilte die Bremische Senatskanzlei mit. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs stehe Bremen an der Seite der Menschen in der Ukraine. Die ukrainische Delegation werde am Montagabend das Benefiz-Fußballspiel zwischen der Ukraine und Deutschland im Weserstadion besuchen, hieß es. Zudem stehen Termine mit Akteurinnen und Akteuren der Partnerschaft aus Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft an.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Hochwasser laut ukrainischen Behörden Minen vom Ufer des Dnipro weggeschwemmt. Das führe zu erhöhter Lebensgefahr für die Zivilbevölkerung, sagte der stellvertretende Leiter der Regionalverwaltung von Cherson, Jurij Sobolewskyj, der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform. Andere Regionen der Ukraine hätten bereits Sprengstoffexperten in die Gegend entsandt, um bei der Beseitigung der Minengefahr zu helfen.

Der russische Präsident Putin hat die Ukraine für die Explosion am Kachowka-Staudamm verantwortlich gemacht. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zum Bruch des Damms in der Südukraine sprach Putin von einer "barbarischen Tat" Kiews. Dadurch sei "eine ökologische und humanitäre Katastrophe großen Ausmaßes" verursacht worden, sagte Putin nach Angaben des Kreml in einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für den Angriff verantwortlich.

Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge bei der kürzlich von Russland eroberten Stadt Bachmut wieder Gegenangriffe gestartet. "In Richtung Bachmut sind unsere Truppen von der Verteidigung in die Offensive übergegangen", schrieb die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar auf Telegram. Seit Dienstag seien die eigenen Truppen in der ostukrainischen Region Donezk an verschiedenen Stellen zwischen 200 und 1100 Metern vorgerückt.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zwar insgesamt acht ukrainische Angriffsversuche bei Bachmut, erklärte aber, alle abgewehrt zu haben. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich oft nicht direkt unabhängig überprüfen.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Untersuchungskommission vorgeschlagen. Erdogan habe dies am Mittwoch in separaten Telefonaten mit Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angesprochen, teilte das Präsidialamt in Ankara mit. Eine solche Kommission könne mit Experten der beiden Kriegsparteien sowie mit Vertretern der Türkei und der Vereinten Nationen besetzt sein und damit ein ähnliches Format haben wie das sogenannte Getreideabkommen, hieß es. Im Juli 2022 hatten die Vereinten Nationen und die Türkei ein Abkommen vermittelt, das die Blockade ukrainischen Getreides durch Russland beendet hatte.

Greenpeace warnt vor enormen Umweltschäden durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine. "Aufgrund des Ausmaßes der Katastrophe wird es in den kommenden Sommermonaten und darüber hinaus unweigerlich zu Auswirkungen auf die Wasserversorgung von Millionen von Menschen und die Landwirtschaft kommen", erklärte die Umweltschutzorganisation.

"Zu den größten Umweltbedrohungen gehören giftige und andere Schadstoffe, schwere Schäden an empfindlichen Ökosystemen, Nationalparks und am Biosphärenreservat Schwarzes Meer."

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes erwartet der Bürgermeister der westukrainischen Großstadt Lwiw, Andrij Sadowyj, viele Flüchtlinge aus den überfluteten Gebieten. "Die ersten Busse sind schon losgefahren. Wir haben momentan 3000 neue Schlafplätze für Flüchtlinge geschaffen", sagte Sadowyj dem polnischen Radiosender Rmf.fm.

Nach Angaben des Bürgermeisters hat Lwiw seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine rund 150.000 Menschen aus anderen Teilen des Landes aufgenommen. Die Stadt mit ursprünglich 720.000 Einwohnern liegt rund 70 Kilometer östlich der Grenze zu Polen.

Der Dammbruch in der Ukraine wird keine Auswirkung auf die Waffenlieferungen der Bundesregierung haben. Das betonte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Die Debatte finde völlig unabhängig davon statt. Die Bundesregierung bekräftigte zugleich, dass sie den vom Dammbruch Betroffenen Soforthilfe mit Wasserfiltern und Notunterkünften leiste.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat die Ukraine vor einer Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen in der überfluteten Region Cherson gewarnt. Durch das Hochwasser können in der südlichen Region Chemikalien und Krankheitserreger in Brunnen und Gewässer gelangen, wie das ukrainische Gesundheitsministerium auf Facebook mitteilte. Experten des Ministeriums seien bereits vor Ort im Einsatz, um Wasserproben zu analysieren, hieß es weiter. Außerdem sollten regionale Vorräte an Antibiotika aufgestockt werden, um mehr Menschen bei Darminfekten behandeln zu können.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine hat das Kinderhilfswerk UNICEF seine Nothilfe in dem betroffenen Gebiet ausgeweitet. "Die Schäden und die anschließenden Überschwemmungen haben dazu geführt, dass Tausende Kinder ihre Häuser verlassen mussten und keinen Zugang zu sauberem Wasser und Strom haben", erklärte Catherine Russell, Exekutivdirektorin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, nach Angaben von UNICEF Deutschland in Köln.

UNICEF ist nach eigenen Angaben bereits seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in der Region im Einsatz. Nach dem Staudamm-Bruch sei die Nothilfe ausgeweitet worden, unter anderem seien 25.000 Flaschen Trinkwasser, Hygieneartikel und über 10.000 Wasserreinigungstabletten bereitgestellt worden. Unicef beteilige sich zudem an der Entwicklung von Lösungen für die Wiederherstellung der beschädigten Wasser- und Abwasserinfrastruktur, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden können.

Das russische Verteidigungsministerium widerspricht ukrainischen Angaben zu Kämpfen bei der ostukrainischen Stadt Bachmut. Das Ministerium erklärt, die Ukraine habe dort eine Reihe erfolgloser Offensiven gestartet. Zuvor hatte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar mitgeteilt, ukrainische Truppen seien an der Front bei Bachmut um bis zu rund einen Kilometer vorgestoßen und nicht länger in der Defensive. Bachmut war im Mai nach monatelangen, erbitterten Kämpfen an Russland gefallen. Berichte zum Kampfgeschehen können unabhängig nicht überprüft werden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die russischen Behörden beschuldigen die Ukraine, die Grenzregion Belgorod mit Mehrfachraketenwerfern des Typs "Grad" angegriffen zu haben. Ziel der Attacke seien die Stadt Schebekino und die Ortschaft Grafowka gewesen, sagt der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow. Es habe keine Verletzten gegeben. In dem rund zwei Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernten Grafowka seien Teile der Geschosse nahe einer Schule niedergegangen und hätten Gebäude beschädigt.

Der Bericht war unabhängig nicht zu überprüfen. Eine Stellungnahme der Ukraine lag zunächst nicht vor. "Grad"-Mehrfachraketenwerfer stammen noch aus Sowjetzeiten und werden sowohl von ukrainischen als auch russischen Truppen eingesetzt. Menschenrechtler betrachten den Einsatz der Systeme gegen die Zivilbevölkerung als Kriegsverbrechen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Ukraine-Experte Simon Schegl von der "Crisis Group" schätzt, dass der Bruch des Kachowka-Staudamm langfristig den "Effekt der verbrannten Erde" entfalten wird. Das betroffene Umland "wird unter mangelnder Wasser- und Stromversorgung leiden", sagte er im Interview mit tagesschau24. Falls die Ukrainer das Gebiet zurückerobern sollten, werde es ihnen sehr schwer fallen, dort ökonomische Anreize zu schaffen, damit die Menschen zurückkehren und die Region sich solide in die Ukraine integrieren lässt.

"Es entsteht ein bisschen der Effekt von verbrannter Erde", Simon Schlegl, Ukraine-Experte der "Crisis Group", zu Staudammbruch

tagesschau24, 07.06.2023 12:00 Uhr

Rund 40.000 Menschen sind unmittelbar von den Wassermassen bedroht, nachdem der Kachowka-Staudamm geborsten ist. Das Technische Hilfswerk (THW) will deshalb Wasserfilteranlagen, Stromerzeuger, Decken und Feldbetten liefern, um Ersthilfe zu leisten. Das sagte Dietmar Löffler im Interview mit tagessschau24. Drei Lkw seien bereits auf dem Weg - drei weitere sollen in den kommenden Tagen folgen.

"Die Überschwemmungen sorgen dafür, dass das Grundwasser belastet ist", sagte er. Für Hunderttausende Menschen sei die Wasserversorgung zusammengebrochen. Da das THW keinen Kontakt zu den russischen Besatzungsbehörden habe, werden "wir allerdings unsere Hilfe jene Gebiete beschränken müssen, die die Ukraine hält".

Das Technische Hilfswerk wird demnach selber keine Helfer schicken, da die Ukraine Kriegsgebiet ist. Man sei aber in direkten Kontakt mit ukrainischen Zivilbehörden.

"Ersthilfe über Wasserfiltersysteme", Dietmar Löffler, THW Ulm, zu Hilfen nach Zerstörung eines Staudamms in der Ukraine

tagesschau24, 07.06.2023 12:00 Uhr

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat das Rüstungsunternehmen Almas-Antey verpflichtet, schneller seine Fertigungskapazitäten für Luftabwehrsysteme zu erhöhen. Die Produkte von Almas-Antey würden benötigt und zeigten hohe Effizienz im Gebiet des militärischen Sondereinsatzes, sagt Schoigu laut seinem Ministerium bei einem Besuch einer Almas-Antey-Fabrik unter Bezug auf die russische Bezeichnung des Kriegs in der Ukraine.

Das Unternehmen stellt Raketensysteme wie die Modelle S-300 und S-400 her, die unter anderem zum Abschuss von ballistischen Raketen und Marschflugkörpern genutzt werden. In der Mitteilung von Schoigus Ministerium wird ein Manager von Almas-Antey mit den Worten zitiert, das Unternehmen sei mit der Lieferung seiner Produkte bereits den Planungen voraus

Der russische Besatzungschef im südukrainischen Gebiet Cherson, Wladimir Saldo, sieht nach der Zerstörung des Staudamms einen militärischen Vorteil für die eigene Armee. "Aus militärischer Sicht hat sich die operativ-taktische Situation zugunsten der Streitkräfte der Russischen Föderation entwickelt", sagte Saldo im russischen Staatsfernsehen angesichts des verheerenden Hochwassers, das der Dammbruch in der Region ausgelöst hat. "Sie können nichts machen", so seine Sicht auf die ukrainischen Truppen, die eine Gegenoffensive zur Befreiung der besetzten Gebiete planen.

Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine sind insgesamt mehr als 2700 Menschen evakuiert worden. Angaben der ukrainischen Rettungsdienste zufolge wurden auf der von der Ukraine gehaltenen Seite des Flusses Dnipro "mehr als 1450 Menschen" evakuiert. Die von Moskau eingesetzten Behörden meldeten die Evakuierung von 1274 Menschen auf der anderen Seite des Flusses. Von den ukrainischen Rettungsdiensten hieß es, es gebe bislang keine Informationen über Tote oder Verletzte. In der Stadt Cherson sei der Wasserpegel um fünf Meter gestiegen. Nach Angaben ukrainischer Beamter müssen Tausende weitere Menschen ihre Häuser verlassen. Zahlreiche täten dies bereits.

Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms hat der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal Russland einen "Ökozid" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vorgeworfen. Russland habe "eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte ausgelöst", sagte Schmyhal per Videoschalte aus der Ukraine bei einem Ministertreffen der OECD in Paris.  In Dutzenden Dörfern und Städten seien Probleme mit der Trinkwasserversorgung und bei der Bewässerung der Felder zu befürchten, sagte er. "Dies bedroht die globale Ernährungssicherheit."

Die Ukraine meldet Vorstöße an der Front nahe der unlängst gefallenen Stadt Bachmut von bis zu rund einem Kilometer. "Unsere Truppen sind nicht länger in der Defensive, sondern in Richtung Bachmut in der Offensive", erklärt Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar auf Telegram. In den vergangenen 24 Stunden seien die Truppen zwischen 200 und 1100 Meter vorangekommen. Berichte zum Kampfgeschehen können unabhängig nicht überprüft werden.

Die Wasserpegel in einigen von Russland kontrollierten Gebieten von Cherson werden einem Bericht der Nachrichtenagentur Tass zufolge noch drei bis zehn Tage lang weiter steigen. Die Agentur beruft sich bei ihrer Prognose auf Rettungsdienste. Experten hatten dagegen zuvor erklärt, der Höchststand könnte bereits heute erreicht werden.

Auch Olexij Kuleba, Vertreter der Regierung in Kiew, äußert im Fernsehen die Hoffnung, dass es nach heute keinen weiteren Anstieg der Pegel mehr gebe. In 17 Ortschaften mit insgesamt 16.000 Bewohnern sei der Höchststand bereits erreicht worden. Laut Kuleba wurden bisher 2000 Menschen in Sicherheit gebracht.

US-Botschafterin Amy Gutmann sieht in dem bevorstehenden Luftwaffen-Manöver "Air Defender 23" ein Signal der Stärke der NATO auch an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Es würde mich sehr wundern, wenn irgendein Staatsoberhaupt der Welt nicht zur Kenntnis nehmen würde, was dies (das Manöver) in Bezug auf den Geist dieses Bündnisses, das heißt die Stärke dieses Bündnisses, zeigt. Und das schließt Herrn Putin ein", sagte Gutmann bei einer Pressekonferenz mit Vertretern der deutschen und der US-Luftwaffe in Berlin.

Das von Deutschland geführte größten Luftwaffen-Manöver in der Geschichte der NATO beginnt am kommenden Montag und dauert zehn Tage. Daran sind 25 Staaten - vor allem aus der NATO - mit 250 Flugzeugen und fast 10.000 Soldaten beteiligt, darunter auch 2600 US-Soldaten. Es sind etwa 2000 Flüge geplant.

Die Ukraine warnt vor den Folgen des Dammbruchs auf die Landwirtschaft im Süden der Ukraine. Nicht nur würden große Anbauflächen überflutet, sondern andere auch von der Bewässerung abgeschnitten, so das Landwirtschaftsministerium. Diese Felder könnten sich im kommenden Jahr in Wüsten verwandeln, weil die Wasserversorgung für 31 Bewässerungssysteme in den Gebieten Dnipro, Cherson und Saporischschja gekappt worden sei.

2021 versorgten diese Systeme demnach 584.000 Hektar Anbaufläche mit Wasser. Dort seien rund vier Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten geerntet worden. Das Ministerium schätzt zudem, dass rund 10.000 Hektar Felder allein auf der rechten, von der Ukraine kontrollierten Uferseite in der Oblast Cherson überflutet würden. Deutlich mehr Anbauflächen würden auf der linken, von Russland kontrollierten Fläche unter Wasser stehen.

Die UN-Welternährungsorganisation (WFP) warnt nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms vor verheerenden Konsequenzen für hungernde Menschen weltweit. "Die massiven Überflutungen vernichten neu angepflanztes Getreide und damit auch die Hoffnung für 345 Millionen Hungerleidende auf der ganzen Welt, für die das Getreide aus der Ukraine lebensrettend ist", sagte der Leiter des Berliner WFP-Büros Martin Frick der Nachrichtenagentur dpa.

Das ukrainische Agrarministerium rechnet ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit. Frick betonte: "Die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel befinden sich nach wie vor auf einem Zehn-Jahreshoch." Die Zerstörung des Staudamms dürfe keine weiteren Preisexplosionen nach sich ziehen. "Noch mehr Leid können wir uns nicht leisten."

In der Stadt Nowa Kachowka sind russischen Angaben zufolge bis zu 100 Menschen in den Wassermassen eingeschlossen. Rettungseinsätze für diese Menschen liefen, sagte der von Russland eingesetzte Bürgermeister, Wladimir Leontjew, der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Mehr als 30.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömten aus dem Stausee, dessen Damm in der Nacht zu Dienstag geborsten war.

Das Ausmaß der Katastrophe sei riesig, sagte Leontjew laut der Agentur Ria. In einem Nationalpark seien Tausende Tiere verendet. In seiner Stadt drohe die Gefahr von Seuchen. Aus Kreisen der Einsatzkräfte verlautete Ria zufolge, ein Friedhof, sowie eine Sammel- und eine Desinfektionsstelle für Tierkadaver seien überflutet.

Hunderttausende Menschen sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch den Bruch des Kachowka-Staudammes und die Überschwemmungen von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. "Die Zerstörung eines der größten Wasserreservoirs der Ukraine ist absolut vorsätzlich geschehen", erklärte er auf Telegram. "Hunderttausende Menschen haben keinen normalen Zugang zu Trinkwasser."

Karte Ukraine mit Kachowka-Stausee, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

In der nordukrainischen Oblast Sumy sind nach Angaben des Chefs des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, bei einem russischen Drohnenangriff zwei Zivilisten getötet worden. Eine weitere Person sei verletzt worden, teilte Jermak auf Telegram mit. Eine Drohne vom iranischen Typ Schahed habe ein Privathaus zerstört und einen Brand ausgelöst. Die russischen Streitkräfte hätten das Gebiet an der Grenze in der Nacht und am Morgen mehrfach beschossen, teilte das Präsidialamt in Kiew mit.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In Teilen der südukrainischen Oblast Cherson sind nach Angaben der Besatzungsverwaltung wegen des Bruchs des Kachowka-Staudammes einige russische Minenfelder überflutet worden. Das teilt der von Russland eingesetzte Gouverneur der besetzten Gebiete in Cherson, Wladimir Saldo, der Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Freigespülte Minen bergen eine große Gefahr, denn sie können von den Wassermassen unkontrolliert verbreitet werden und beim Aufprall auf Bäume oder Gebäude detonieren.

Grünen-Co-Chef Omid Nouripour sieht die Verantwortung für den zerstörten Kachowka-Staudamm bei Russland. "Es ist erdrückend deutlich, wenn man sich die Indizien anschaut, dass alles für Russland spricht." Es sei mittlerweile eine neue Stufe erreicht der Rücksichtslosigkeit und der Dimension der Kriegsverbrechen der russischen Seite, sagte Nouripour bei RTL/ntv. Es sei auch ein Zeichen, dass das russische Militär nicht gut aufgestellt sei. "Die Verzweiflung auf russischer Seite wächst und dementsprechend auch die Rücksichtslosigkeit."

Die Behörden in der Südukraine haben nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms vor zusätzlichen Wassermassen gewarnt. Die Pegelstände unterhalb der Staumauer könnten in den nächsten 20 Stunden um etwa einen weiteren Meter steigen, sagte der Chef der regionalen Militärverwaltung von Cherson, Olexandr Prokudin. Die Intensität der Flut lasse zwar ein wenig nach. "Doch wegen der erheblichen Zerstörung des Dammes wird das Wasser weiterhin kommen."

Auf im Internet verbreiteten Videos war zu sehen, wie Einwohner in ihren Häusern durch knietiefes Wasser wateten. Rettungskräfte brachten Menschen in Sicherheit. Eine Luftaufnahme zeigte, wie das Wasser in den Straßen des von russischen Truppen kontrollierten Nowa Kachowka stieg. Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, der Pegelstand des Stausees sei vor der Zerstörung auf Rekordhöhe gewesen.

Die Ukraine hat nach Einschätzung der russischen Führung offensichtlich ihre seit langem erwartete Gegenoffensive gestartet. Russland müsse die Ukraine stoppen und seinerseits eine Offensive beginnen, sagt Dmitri Medwedew, der ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin und dessen Stellvertreter im Vorsitz des Nationalen Sicherheitsrates ist. "Der Feind hat schon lange eine große Gegenoffensive versprochen. Und es scheint bereits etwas begonnen zu haben", teilt Medwedew auf Telegram mit. "Wir müssen den Feind stoppen und dann eine Offensive starten."

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms rechnen britische Geheimdienste mit weiteren Folgen. "Die Struktur des Damms wird sich in den nächsten Tagen voraussichtlich weiter verschlechtern, was zu weiteren Überschwemmungen führen wird", teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Auf Fotos und Videos hat es den Anschein, dass ein Teil der Staumauer noch steht. Weitere Angaben machte die Behörde nicht, auch nicht dazu, wer für die Zerstörung verantwortlich sein könnte.

Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms am Fluss Dnipro in der Südukraine haben die russischen Besatzungsbehörden den Notstand in dem von Russland kontrollierten Teil der Region Cherson verhängt. Dies meldet die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Rettungsdienste.

Der ukrainische Generalstab hat die Sprengung des Kachowka-Staudamms als russisches Kriegsverbrechen bezeichnet. Ziel sei es gewesen, den Vormarsch der ukrainischen Truppen in der Region zu verhindern, teilte der Stab in seinem Morgenbulletin mit. Das Wasser aus dem Kachowka-Stausee fließt über die zerbrochene Staumauer weiter ab und flutet weite Teile der Region im Süden der Ukraine. Rund 80 Ortschaften liegen in der Zone. Das Gebiet wird zum großen Teil von russischen Truppen kontrolliert, die Ukraine hatte im vergangenen Jahr die Gebietshauptstadt Cherson wieder eingenommen und will auch den Rest der Region von der Besatzung befreien.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms ist der Wasserstand in den flussabwärts des Damms gelegenen Flutgebieten am Ufer des Dnipro weiter angestiegen. Am schwierigsten sei die Lage im Viertel Korabel in der Großstadt Cherson, erklärte der stellvertretende Kabinettschef des ukrainischen Präsidenten, Oleksij Kuleba. Das Wasser habe dort einen Stand von 3,5 Metern erreicht, mehr als 1000 Häuser seien überflutet. Die USA und Großbritannien erklärten unterdessen, sie hätten noch keine Beweise dafür, wer für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich sei.

In der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben der Behörden durch russischen Artilleriebeschuss ein Mensch getötet worden. Die russischen Truppen hätten im Laufe des vergangenen Tages die Region mehrfach beschossen, auch die gleichnamige Regionalhauptstadt Cherson, teilte Gouverneur Olexander Prokudin über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Dabei seien ein Mensch getötet und ein weiterer Mensch verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms in der Südukraine werden in den nahe gelegenen Überflutungsgebieten nach Angaben der russischen Besatzungsbehörden mindestens sieben Menschen vermisst. Das sagte der von Russland eingesetzte Bürgermeister der Stadt Nowa Kachowka, die in unmittelbarer Nähe des zerstörten Damms liegt, laut der russischen Nachrichtenagentur Tass.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eigenen Angaben zufolge ein Angebot für F-16 Kampfjets auf dem Tisch liegen. "Unsere Partner wissen, wie viele Flugzeuge wir brauchen", erklärte Selenskyj auf seiner Website. "Ich habe von einigen unserer europäischen Partner bereits ein Übereinkommen für die Anzahl erhalten (...). Es ist ein ernsthaftes, überzeugendes Angebot." Die Regierung in Kiew warte nun auf eine endgültige Vereinbarung mit seinen Verbündeten, einschließlich "eines gemeinsamen Abkommens mit den Vereinigten Staaten." Es ist unklar, welche Länder der Ukraine die Kampfflugzeuge zur Verfügung stellen wollen.

Britische Geheimdienste untersuchen nach Angaben von Premierminister Rishi Sunak die Gründe für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine. Er könne derzeit "nicht sagen, ob Vorsatz dahinter steckt", sagte Sunak am späten Abend vor seiner Abreise zu einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden. Es sei "zu früh", um ein "endgültiges Urteil" zu dem Dammbruch abzugeben, sagte Sunak weiter. 

Sunak nannte die Zerstörung des Staudamms den "größten Angriff auf zivile Infrastruktur" seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Sollte Moskau hierfür verantwortlich sein, wäre dies laut dem britischen Premier ein Beleg für "neue Tiefpunkte russischer Aggression".

Russische Streitkräfte beschießen nach Angaben des Gouverneurs der Region wiederholt eine Ammoniak-Pipeline in der ukrainischen Region Charkiw. "Es besteht keine Gefahr für das Leben und die Gesundheit der Menschen", teilte Oleh Synjehubow auf Telegram mit. Die Pipeline ist möglicherweise entscheidend für die Verlängerung des Abkommens, das trotz des Krieges die sichere Ausfuhr von Getreide und Düngemitteln aus den Häfen am Schwarzen Meer ermöglichen soll.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine sind die Weltmarktpreise für Weizen und Mais am Dienstag in die Höhe geschnellt. An der Börse Chicago Mercantile Exchange zogen die Notierungen im frühen Handel um 2,4 Prozent auf 6,39 US-Dollar je Scheffel (rund 27 Kilogramm) an. Mais wurde mehr als ein Prozent teurer gehandelt, Hafer legte um 0,73 Prozent zu.

Der Dammbruch ließ an den Märkten die Sorge aufkommen, dass die erschwinglichen Lieferungen von Weizen, Gerste, Mais und Sonnenblumenöl aus der Ukraine an Entwicklungsländer, wo die Menschen mit Hunger und hohen Lebensmittelpreisen zu kämpfen haben, unterbrochen werden könnten. In der Südukraine gibt es riesige landwirtschaftliche Flächen, die durch die Wassermassen womöglich zerstört werden könnten.

Nach Einschätzung von Joseph Glauber, einem ehemaligen Chefökonom des US-Landwirtschaftsministeriums, wurde in diesem Gebiet zuletzt jedoch weniger Weizen angebaut, weil es in der Nähe der Front liegt. Die Menge an Getreide, das die Ukraine exportieren kann, sei um 40 Prozent geringer als noch vor zwei Jahren, sagte Glauber.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 07. Juni 2023 um 07:40 Uhr.