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Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj: Indien kann mehr für Kriegsende tun ++

Stand: 28.10.2024 22:14 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Indien aufgefordert, wirtschaftlichen Druck auf Russland auszuüben. Die Ukraine soll durch einen Ringtausch weitere Panzer erhalten. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

28.10.2024 • 22:14 Uhr

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Die russische Armee ist laut Berechnungen der Nachrichtenagentur AFP seit Anfang Oktober 478 Quadratkilometer auf ukrainisches Territorium vorgedrungen. Es handelt sich demnach um den größten Gebietsgewinn binnen einem Monat seit den ersten Wochen nach Kriegsbeginn 2022, wie AFP anhand von Daten des in den USA ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) ermittelte. Bis zum 27. Oktober hatten die russischen Truppen demnach mehr Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht als im August und im September, als die Gebietsgewinne jeweils 477 und 459 Quadratkilometer betrugen. In den beiden Monaten war es bereits zu erheblichen Verschiebungen der Frontlinie, insbesondere in der ostukrainischen Region Donezk rund um die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk gekommen.

Zwei Drittel des russischen Gebietsgewinns im Oktober entfallen demnach auf die Region Donezk, wo sich die Russen Pokrowsk vom Süden und vom Osten her nähern. Die ukrainische Armee ist an der Ostfront angesichts der zahlenmäßig überlegenen und besser bewaffneten russischen Soldaten in Schwierigkeiten.

Die Berechnungen der AFP basieren auf den täglich vom ISW gemeldeten Daten. Diese stützen sich auf von beiden Seiten verbreitete Informationen sowie auf die Analyse von Satellitenbildern.

Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol möchte zusätzliche Kooperationen mit der Ukraine besprechen. Zu diesem Zweck soll noch diese Woche eine südkoreanische Delegation aus Vertretern des Geheimdienstes und des Verteidigungsministeriums die Ukraine besuchen, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete. Bei den geplanten Treffen soll es auch darum gehen, Informationen über nordkoreanische Soldaten in Russland auszutauschen und gemeinsame Gegenmaßnahmen auszuloten.

Nordkorea hat nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums etwa 10.000 Soldaten nach Russland geschickt. Diese sollten in den kommenden Wochen in die Ukraine in den Kampf geschickt werden, hieß es aus dem Pentagon.

"Ein Teil dieser Soldaten ist bereits näher an die Ukraine herangerückt, und wir sind zunehmend besorgt, dass Russland beabsichtigt, diese Soldaten im Kampf einzusetzen oder zur Unterstützung von Kampfhandlungen gegen ukrainische Streitkräfte in der russischen Oblast Kursk nahe der Grenze zur Ukraine", sagte eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums. Dass die Nordkoreaner bereits in Kursk seien, will sie nicht bestätigen. "Es ist wahrscheinlich, dass sie sich in diese Richtung bewegen, nach Kursk. Aber ich habe noch keine weiteren Details."

Kroatien wird aus Deutschland "Leopard"-Panzer beziehen, um eigene Panzer an die Ukraine liefern zu können. "Wir erwerben bis zu 50 'Leopard'-2-A8-Panzer", sagt der kroatische Verteidigungsminister Ivan Anusic nach einem Treffen mit Verteidigungsminister Boris Pistorius. Bis Ende des Jahres könne Kroatien dann 30 Kampfpanzer M84 und 30 Schützenpanzer M80 an die Ukraine liefern.

28.10.2024 • 15:42 Uhr

Selenskyj zu Besuch in Island

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reist für das vierte ukrainisch-nordische Gipfeltreffen nach Island. Im Mittelpunkt der Gespräche soll die Unterstützung für den "Siegesplan" stehen. Das schrieb Selenskyj auf der Plattform X.

Die Gespräche sollen sich zudem insbesondere auf die Finanzierung der einheimischen Waffenproduktion, Langstreckenfähigkeiten und die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte konzentrieren.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wünscht sich ein größeres Engagement Indiens in den Bemühungen um ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen sein Land. Als Ministerpräsident eines so großen Landes wie Indien könne Narendra Modi "das Ende des Kriegs beeinflussen", sagte Selenskyj in einem Interview der Zeitung The Times of India. "Solch ein Land kann nicht bloß sagen, dass wir Interesse an einem Ende des Kriegs haben."

Nach Ansicht Selenskyjs könnte die fünftgrößte Volkswirtschaft erheblichen wirtschaftlichen Druck auf Russland ausüben. Indien könne etwa die Quelle billiger russischer Energie blockieren. Eine Blockade des "industriellen Verteidigungskomplexes Russlands wird dazu führen, dass die Fähigkeiten Moskaus, Krieg gegen uns zu führen, gemindert werden", wurde Selenskyj zitiert.

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben einen Mitarbeiter des UN-Welternährungsprogramms wegen Spionage für Russland festgenommen. "Unter dem Deckmantel der Freiwilligkeit spionierte der Verräter die Standorte der Verteidigungsstreitkräfte im Sektor Pokrowsk aus", teilte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU mit.

Der 34-jährige Ukrainer sei beauftragt worden, die Positionen der ukrainischen Streitkräfte und der Artillerie in und um die ostukrainische Stadt Pokrowsk zu lokalisieren, damit Russland diese habe angreifen können. Der Geheimdienst erklärte, dem Verdächtigen drohe eine lebenslange Haftstrafe wegen Hochverrats.

Russlands Präsident Wladimir Putin ist für eine Fortsetzung seines Angriffskriegs gegen die Ukraine nach Ansicht der NATO mittlerweile auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. "Mehr als 600.000 russische Soldaten wurden in Putins Krieg getötet oder verwundet, und er ist nicht in der Lage, seinen Angriff auf die Ukraine ohne ausländische Unterstützung aufrechtzuerhalten", sagte Generalsekretär Mark Rutte.

Die NATO kann laut ihrem Generalsekretär Mark Rutte Berichte über eine Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland bestätigen. Demnach seien nordkoreanische Truppen nach Russland geschickt und nordkoreanische Militäreinheiten in der umkämpften russischen Region Kursk stationiert worden, sagte Rutte, nachdem NATO-Vertreter von einer südkoreanischen Delegation über entsprechende Informationen unterrichtet worden waren. Er bezeichnete den Vorgang als bedeutende Eskalation im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Zudem sei die militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea eine Bedrohung sowohl für die indopazifische als auch für die euro-atlantische Sicherheit, so Rutte weiter.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist zu Gesprächen in die südukrainische Hafenstadt Odessa gereist. "Die legendäre Kulturmetropole Odessa zeigt, wie unglaublich wichtig für die Ukrainerinnen und Ukrainer gerade in diesem verbrecherischen Zermürbungskrieg mit den unentwegten russischen Attacken die eigene Kultur als Ankerpunkt ist", sagte Roth gemäß einer Mitteilung. 

Bei ihrer Reise werde sie dem neuen ukrainischen Kulturminister Mykola Totschyzkyj weitere Unterstützung zusagen. Totschyzkyj ist seit Anfang September im Amt. Geplant seien auch Gespräche mit dem Chef der regionalen Militärverwaltung, Oleh Kiper, und mit Kulturvertretern. 

Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau die ostukrainische Ortschaft Zukuryne eingenommen. Das Dorf liege in der Nähe des Bezirks Pokrowsk in der Region Donezk, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Ministerium.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Montag 66 russische Kampfdrohnen abgefangen und zerstört. Die russischen Streitkräfte hätten insgesamt 100 Drohnen auf Ziele in der Ukraine gestartet. 24 von ihnen seien "verloren gegangen", einige Drohnen hätten die zivile Infrastruktur getroffen.

In der südukrainischen Stadt Cherson sind durch russischen Beschuss mindestens zwei Menschen getötet worden. Drei weitere wurden verletzt, wie Gouverneur Olexander Prokudin bei Telegram mitteilte. Bilder zeigten ausgebrannte Wohnungen in einem mehrstöckigen Wohnhaus. Seit dem Rückzug der russischen Truppen aus der Großstadt auf das gegenüberliegende Ufer des Dnipro im November 2022 bildet der Fluss die Frontlinie.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Eine aktuelle Studie hat Nordkoreas Waffenlieferungen an Russland im Zuge des Krieges gegen die Ukraine auf bis zu 5,5 Milliarden US-Dollar beziffert. Zudem könnten Nordkoreas Einnahmen durch eine mögliche Entsendung von Truppen in die Ukraine um weitere Hunderte Millionen US-Dollar zunehmen, heißt es in der Publikation "Putins Partner" von der Friedrich-Naumann-Stiftung.

Für die Studie hat Olena Guseinova von der Hankuk-Universität für Fremdsprachen in Seoul Geheimdienstberichte, geleakte Dokumente und Munitionspreise aus früheren nordkoreanischen Waffengeschäften ausgewertet. Basierend darauf schätzt die Wissenschaftlerin das Volumen der nordkoreanischen Waffenlieferungen an Russland seit Februar 2022 zwischen 1,7 Milliarden und 5,5 Milliarden US-Dollar. 

Nordkorea selbst veröffentlicht keine Daten zu seinen Waffenexporten, was eine genauere Schätzung praktisch unmöglich macht. Der südkoreanische Geheimdienst beruft sich bei seinen Berichten unter anderem auf Satellitenfotos, mit denen es Schiffslieferungen zwischen Nordkorea und Russland überwacht. Demnach unterstützt Nordkorea die russische Armee vor allem mit Artilleriegeschossen und Kurzstreckenraketen.

Erneuerbare Energien könnten beim Wiederaufbau der Stromversorgung in der Ukraine eine wichtige Rolle spielen. Besonders geeignet sei Solar- und Windenergie, sagte die Wissenschaftlerin Marie-Louise Arlt von der Universität Bayreuth. Gemeinsam mit Forschenden der ETH Zürich, der TU München und der Iwano-Frankiwsk Nationalen Technischen Universität für Öl und Gas (IFNTUOG) in der Ukraine hat sie eine Studie zum Stromnetz des von Russland angegriffenen Landes vorgelegt. Demnach könnte die Ukraine mit erneuerbaren Energien auf eine installierte Leistung von 219 Gigawatt kommen, was die bisherige Erzeugungskapazität von 59 Gigawatt deutlich übersteigt.

Laut der Studie sind bei russischen Angriffen auf die Infrastruktur des Landes mehr als 70 Prozent der Stromerzeugungskapazitäten zerstört worden. Russland habe gezielt das Stromsystem attackiert, hieß es weiter. Besonders betroffen sei der östliche Teil des Landes, da sich hier die größten Stromerzeugungsanlagen befinden. Der Zerstörungsgrad habe die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht überrascht, sagte Arlt. "Es gibt immer mehr Kraftwerke, die gar nicht mehr repariert werden können. Das ist insbesondere bei den thermischen Kraftwerken der Fall."

Der Studie zufolge sollte die Ukraine beim Wiederaufbau daher auf erneuerbare Energien setzen, wie Arlt, Juniorprofessorin für Wirtschaftsinformatik und vernetzte Energiespeicher, sagte. "Das eine ist, dass es schnell passieren muss - dass es aber auch sicher und robust ist und dass die Abhängigkeit von Energieimporten für die Ukraine sinkt."

Arlt sieht die Studie als Beitrag zu den Planungen des Wiederaufbaus der Ukraine. Eine Kostenschätzung sei bewusst nicht gemacht worden. "Die Studie ist als Diskussionsbeitrag zu verstehen: In welche Richtung könnte die künftige Energieversorgung gehen und welche Vorteile sehen wir?" Sie diene aber als Informationsgrundlage für Investitionsentscheidungen, etwa für die EU-Kommission und andere Akteure.

Bei russischen Luftangriffen in der nordöstlichen Region Charkiw sind nach Angaben des ukrainischen Militärs mehrere Menschen verletzt worden. Zwei Menschen seien ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem die Stadt Charkiw von Präzisionsbomben getroffen und mehrere Wohnhäuser beschädigt worden seien, schrieb Bürgermeister Ihor Terechow im Kurznachrichtendienst Telegram. Es habe weitere Angriffe auf die Stadt gegeben, bei denen mehrere Gebäude beschädigt worden seien.

Nach Angaben von Gouverneur Oleh Synjehubow wurden bei späteren Angriffen auf die Region vier Menschen verletzt. In der Stadt Tschuhujiw sei ein Wohnhaus beschädigt worden. Russland bestreitet, gezielt Zivilisten anzugreifen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Russland hat laut eigenen Angaben am Sonntag 109 ukrainische Drohnen über seinem Gebiet abgewehrt. 45 Drohnen wurden über der an der Grenze zu Belarus und zur Ukraine gelegenen Region Briansk abgefangen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. 26 Drohnen wurden demnach über Belgorod abgewehrt, 18 weitere in Tambow, etwa 400 Kilometer hinter der ukrainischen Grenze.

In Kursk, wo die ukrainische Armee eine Bodenoffensive begann, wurden fünf Drohnen abgewehrt, wie das Ministerium weiter mitteilte. In der Stadt Woronesch wurde laut regionalen Behörden ein Mensch leicht verletzt, als eine Drohne in ein Industriegebäude stürzte und ein Feuer auslöste. Zudem fing die Armee laut Verteidigungsministerium Drohnen in weiteren Regionen ab.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete, dunkel schraffiert: Russische Gebiete, in die die Ukraine vorgestoßen ist

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete, dunkel schraffiert: Russische Gebiete, in die die Ukraine vorgestoßen ist

Die Zusammenarbeit im Format "Ukraine plus Nordeuropa" gewinnt nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an Dynamik. "Wir werden (in der kommenden Woche) mit den 'Nordischen' über neue grundlegende Schritte sprechen, die den Druck auf Russland wegen dieses Krieges und im Sinne einer ehrlichen Diplomatie erhöhen können", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.

Die fünf Länder - Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und Island - sind inzwischen alle NATO-Mitglieder und unterstützen die Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Invasion. Die nordischen Staaten haben der Ukraine bislang umfangreiche militärische, wirtschaftliche und humanitäre Hilfe zugesagt. Für das laufende Jahr wird die gemeinsame Militärhilfe auf sechs Milliarden Euro geschätzt. Schweden und Finnland sind seit Anfang des Jahres Mitglieder der NATO. Finnland und Norwegen grenzen an Russland.

27.10.2024 • 23:02 Uhr

Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen

Kiews Bürgermeister Klitschko informiert die Kiewer Bevölkerung über eine russische Drohnenangriffswelle auf die Hauptstadt. Finnlands Außenministerin warnt davor, Russlands Präsident Putin zu unterschätzen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 28. Oktober 2024 um 15:11 Uhr.