Wolodymyr Selenskyj (Archivbild 9. Dezember 2024)
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Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj: Russische Verluste in Kursk ++

Stand: 04.01.2025 23:36 Uhr

Ukraines Präsident Selenskyj spricht von schweren Verlusten russischer Einheiten beim Versuch der Rückeroberung des Gebiets Kursk. In der Region Sumy hat Russland laut Kiew ein Mehrfamilienhaus angegriffen. Der Liveblog zum Nachlesen.

04.01.2025 • 23:36 Uhr

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Im von russischen Truppen besetzten Teil des östlichen Gebiets Donezk in der Ukraine ist ein Korrespondent der kremlnahen Tageszeitung Iswestija beim Beschuss eines Fahrzeugs durch ukrainische Drohnen ums Leben gekommen. Vier weitere russische Medienvertreter seien bei dem Angriff verletzt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur TASS.

Der getötete Reporter Alexander Martemjanow soll bereits seit 2014 in der Region gewesen sein. Die russische Darstellung des Angriffs lässt sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Der Vorfall ereignete sich demnach auf der Straße zwischen Donezk und Horliwka, die mehr als ein Dutzend Kilometer von der Front entfernt liegt. Es ist unklar, ob das Auto der Medienvertreter als Pressefahrzeug gekennzeichnet war.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einen schweren Luftangriff auf die Region Sumy gemeldet. Dort hätten russische Bomben ein Mehrfamilienhaus zerstört. Unter den sieben Verletzten sei auch ein zweijähriges Mädchen, sagte Selenskyj.

Die Aufräumarbeiten in Tschernihiw nach einem Raketenschlag am Vortag, bei dem 40 Wohnhäuser zerstört oder beschädigt wurden, seien beendet, sagte er zudem.  Angesichts der anhaltenden Angriffe auf zivile Ziele bat er die Partner der Ukraine erneut um die Verstärkung der Flugabwehr. Darüber werde auf dem nächsten Treffen mit westlichen Verbündeten, das in der kommenden Woche auf dem US-Militärstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz stattfinden soll, gesprochen, kündigte er an.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von schweren Verlusten russischer Einheiten beim Versuch der Rückeroberung des Gebiets Kursk berichtet. "Bei Kämpfen heute und gestern allein im Umkreis der Ortschaft Machnowka im Gebiet Kursk hat die russische Armee ein Infanteriebataillon nordkoreanischer Soldaten und russischer Fallschirmjäger verloren", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Unabhängig sind die Angaben nicht überprüfbar.

Ein Bataillon der russischen Streitkräfte hat offiziellen Angaben nach eine Truppenstärke von bis zu 500 Mann. In den vergangenen Wochen sind immer wieder Videos von Sturmversuchen russischer Einheiten - teilweise verstärkt durch nordkoreanische Soldaten - im Gebiet Kursk aufgetaucht. Zu sehen sind dabei vielfach vernichtete russische gepanzerte Fahrzeuge und getötete Soldaten. Militärexperten erklären die überhastet wirkenden Angriffsversuche mit dem Ziel Moskaus, noch vor der Amtseinführung des designierten US-Präsidenten Donald Trump möglichst viel Boden gut zu machen, um in den erwarteten Verhandlungen eine gute Ausgangsposition zu haben. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die USA haben bereits vor dem großangelegten russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 Waffen an Kiew geliefert. "Weil wir es haben kommen sehen, waren wir in der Lage, nicht nur sicherzustellen, dass nicht nur wir und Verbündete und Partner vorbereitet waren, sondern dass die Ukraine vorbereitet war", sagte der scheidende US-Außenminister Antony Blinken der New York Times. "Wir haben dafür gesorgt, dass wir weit bevor es zur russischen Aggression kam, ab September und dann wieder im Dezember, geräuschlos eine Menge Waffen in die Ukraine bekommen haben, um sicherzustellen, dass sie über das verfügten, was sie brauchten, um sich selbst zu verteidigen."

Als Beispiele nannte Blinken "Stinger"-Flugabwehrraketen und Panzerabwehrwaffen vom Typ Javelin. Die Waffen hätten entscheidend dazu beigetragen, "Russland daran zu hindern, Kiew einzunehmen, das Land zu überrollen, es von der Landkarte zu tilgen". Blinken wies zugleich darauf hin, wie intensiv die diplomatischen Bemühungen vor Beginn der Invasion gewesen seien, um den Krieg zu verhindern. Sicherheitsinteressen der Russen seien dabei berücksichtigt worden. Kremlchef Wladimir Putin habe den Krieg einzig aus imperialem Machtstreben heraus angefangen.

Für mehrere Stunden musste der Betrieb auf dem Flughafen in St.Petersburg eingestellt werden. Nun können dort wieder Flugzeuge starten und landen. Die Behörden hatten auf Sicherheitsgründe verwiesen. Hintergrund sind vermutlich Drohnenangriffe aus der Ukraine.

In Russland sind vier Jugendliche festgenommen worden. Den Verdächtigen, die zwischen 2007 und 2008 geboren wurden, werde vorgeworfen, einen Sprengstoffanschlag auf belebte Orte in der Stadt Jekaterinburg geplant zu haben, teilte der russische Geheimdienst FSB nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen mit. Zwei von ihnen wird den Berichten zufolge außerdem zur Last gelegt, ein Polizeifahrzeug in Brand gesetzt zu haben. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben der Behörde nicht.

Vom Kreml eingesetzte Beamte auf der von Russland völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel Krim haben einen regionalen Notstand ausgerufen. An vier Stränden in der Region sei Öl entdeckt worden, das "schnell beseitigt" worden sei, teilte der Gouverneur Michail Raswoschajew bei Telegram mit. "Lassen Sie mich betonen: Es gibt keine Massenverschmutzung der Küstenlinie in Sewastopol."

Brennöl war vor knapp drei Wochen rund 250 Kilometer von Sewastopol im Südwesten der Halbinsel entfernt aus zwei von einem Sturm getroffenen Tankschiffen geströmt. Sewastopol ist die größte Stadt der Krim. Vergangene Woche hatten die Behörden in der südrussischen Region Krasnodar angesichts Ölspuren an der Küste einen regionalen Notstand erklärt.

Ein Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, bezeichnete das Ölleck als "Umweltkatastrophe großen Ausmaßes". Er rief zu weiteren Sanktionen gegen russische Tankschiffe auf.

Nach der Einstellung russischer Gaslieferungen in die von prorussischen Kräften kontrollierte Region Transnistrien in Moldau halten die dortigen Stromabschaltungen an. Heute werde der Strom für drei Stunden abgeschaltet, erklärte der Anführer der prorussischen Kräfte in Transnistrien, Wadim Krasnoselski. Um die Versorgung sicherzustellen, bestünden Experten jedoch darauf, dass die Abschaltung ab morgen auf eine Dauer von vier Stunden ausgeweitet werde.

Die russischen Gaslieferungen nach Transnistrien waren am 1. Januar eingestellt worden. Bereits einen Tag später mussten zahlreiche Unternehmen den Betrieb einstellen. Gestern begannen dann die Stromabschaltungen für die Bevölkerung.

Russland hat der Ukraine wegen eines mutmaßlichen Angriffs mit ATACMS-Raketen auf die russische Grenzregion Belgorod mit Vergeltung gedroht. Die Ukraine habe gestern versucht, "einen Raketenangriff auf die Region Belgorod mit ATACMS-Raketen aus US-amerikanischer Produktion zu starten", erklärte das russische Verteidigungsministerium. Diese von "westlichen Fürsprechern" unterstützen Aktion werde "mit Vergeltung" beantwortet.

Zuvor hatte das Ministerium ohne Angaben von Ort und Zeit erklärt, acht ATACMS-Raketen sowie 72 Drohnen seien von der russischen Flugabwehr abgefangen worden. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte im vergangenen Monat damit gedroht, Russlands neue ballistische Hyperschallrakete Oreschnik auf das Zentrum von Kiew abzufeuern, sollte die Ukraine ihre Angriffe auf russisches Territorium mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen nicht einstellen. Washington hatte der Ukraine zuvor die Erlaubnis erteilt, die ATACMS-Raketen auch im russischen Hinterland einzusetzen.

Russische Streitkräfte rücken nach ukrainischen Militärangaben nahe der Stadt Pokrowsk im Osten des Landes vor. Sie wollten die Stadt im Süden umgehen, um die ukrainischen Nachschubwege abzuschneiden. In den vergangenen 24 Stunden hätten die Russen 34 mal angegriffen und versucht, die ukrainischen Verteidigungslinien südlich der Stadt zu durchbrechen, sagte ein ukrainischer Militärsprecher.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Der Betrieb auf dem Flughafen der russischen Millionenstadt St. Petersburg ist laut Behörden aus Sicherheitsgründen vorübergehend eingestellt worden. Es würden vorübergehend keine Starts und Landungen zugelassen, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mit. Details nannte die Behörde nicht.

Auf Flughäfen in Russland kommt es im Zusammenhang mit ukrainischen Drohnenangriffen immer wieder zu Einschränkungen. Durch den Einsatz der russischen Flugabwehr sind dann bisweilen keine Starts und Landungen möglich. 

Die russische Armee hat nach eigenen Angaben acht ATACMS-Raketen aus US-Produktion abgefangen. Neben den ATACMS habe die Flugabwehr auch 72 Drohnen abgewehrt, erklärte die Armee laut Berichten der russischen Nachrichtenagenturen. Zu möglichen Schäden oder Opfern wurden bislang keine Angaben gemacht.

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht 34 von 81 russischen Drohnen abgeschossen. 47 Drohnen seien "verloren gegangen", teilte die Luftwaffe mit. Damit bezog sie sich offenbar auf die Praxis, die Elektronik der unbemannten Flugkörper zu stören und sie so vom Ziel abzubringen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Vorsitzende der konservativen EVP im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), fordert eine Aufstockung der militärischen Unterstützung für die Ukraine. Deutschland gebe derzeit nur rund 0,64 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Ukraine-Hilfen aus. "Die Frage ist doch nicht, ob wir als Europa den Krieg in der Ukraine finanziell durchstehen, das wird die EU mit ihrer Finanz- und Wirtschaftskraft immer im Kreuz haben", sagte er. den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Vielmehr gehe es "in diesem Jahr um die Frage, wie eine tragfähige Friedens- und Sicherheitsordnung in Europa mittel- und langfristig aussehen kann".

Weber forderte auch eine Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben. Zwei Prozent der Wirtschaftsleistung in Verteidigung zu investieren sei "ein absolutes Minimum".

Der ukrainische Präsident Selenskyj hofft, dass Trumps "Unberechenbarkeit" vor allem Russland trifft. Bei russischen und ukrainischen Angriffen sind fünf Menschen gestorben. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Januar 2025 um 12:00 Uhr.