Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine meldet drei Tote in Cherson ++
Bei russischem Beschuss wurden in Cherson nach ukrainischen Angaben drei Menschen getötet. Der ukrainische Präsident Selenskyj geht nach eigenen Angaben von einem Sieg in diesem Jahr aus. Die Entwicklungen im Liveblog.
Bei russischem Beschuss wurden in Cherson nach ukrainischen Angaben drei Menschen getötet. Der ukrainische Präsident Selenskyj geht nach eigenen Angaben von einem Sieg in diesem Jahr aus. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Chef der Münchner Sicherheitskonferenz für Kampfjet-Lieferung
- Melnyk fordert deutsche U-Boote für Ukraine
- Scholz will weiterhin mit Putin telefonieren
- Ukraine bitten um Raketenlieferung
- Ukraine erlässt umfassende Sanktionen gegen Russland-Unterstützer
Selenskyj: "2023 wird Jahr unserers Sieges sein"
Ungeachtet der derzeit schwierigen Lage an der Front hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj siegessicher gezeigt. "2023 muss und wird definitiv das Jahr unseres Sieges sein!", schrieb Selenskyj auf Telegram. In seiner allabendlichen Videoansprache räumte er mit Blick auf den schwer umkämpften Osten seines Landes zugleich ein: "Die Situation ist sehr hart."
Im Gebiet Donezk seien vor allem die Städte Bachmut und Wuhledar weiter ständigem russischem Beschuss ausgesetzt. Trotz hoher Verluste in den eigenen Reihen reduzierten die Russen ihre Angriffsintensität dort nicht. "Russland hofft, den Krieg zu verlängern und unsere Kräfte zu erschöpfen", sagte Selenskyj. "Also müssen wir die Zeit zu unserer Waffe machen. Wir müssen die Ereignisse beschleunigen."
Insbesondere die Geschwindigkeit bei der Lieferung ausländischer Militärhilfen sei ein Schlüsselfaktor in diesem Krieg, betonte der ukrainische Staatschef. Er pochte zudem einmal mehr auf weitere Waffenlieferungen über die kürzlich vom Westen zugesagten Kampfpanzer hinaus.
Ukraine meldet drei Tote in Cherson
Infolge von russischem Beschuss sind im südukrainischen Cherson lokalen Behördenangaben zufolge drei Menschen getötet worden. Sechs weitere seien verletzt worden, teilte die Chersoner Gebietsverwaltung mit. Getroffen wurde demnach unter anderem ein Klinikgebäude. Ein Regionalpolitiker veröffentlichte darüber hinaus Fotos von einem stark beschädigten Gebäude. Die Gebietshauptstadt des gleichnamigen Gebiets Cherson, die die ukrainische Armee vor wenigen Monaten zurückerobert hat, wird immer wieder von Russlands Streitkräften heftig beschossen.
Die russischen Besatzer in der benachbarten Region Saporischschja berichteten ihrerseits von vier Toten durch ukrainischen Beschuss. Die Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich oft schwer unabhängig überprüfen.
Kiew meldet Abwehr von Angriffen in der Region Donezk
Das ukrainische Militär hat heute erklärt, im Südosten der Ukraine insgesamt Angriffe auf 14 Orte abgewehrt zu haben. Darunter seien auch Vorfälle nahe dem Ort Blahodatne gewesen, gab der ukrainische Generalstab in seiner täglichen Bilanz laut Angaben der Nachrichtenagentur AFP an.
Die russische Söldnergruppe Wagner hatte zuvor erklärt, ihre Einheiten hätten die Kontrolle über das etwa 50 Kilometer südwestlich von Donezk gelegene Dorf übernommen: "Blahodatne ist unter unserer Kontrolle", wurde Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin von seinem Pressedienst zitiert. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte die Einnahme Blahodatnes zunächst nicht.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Kiew: Mehr als 300 Kirchen und Religionsstätten zerstört
Die russische Armee hat in der Ukraine in den vergangenen elf Monaten nach Angaben Kiews mindestens 307 Kirchen und andere Religionsstätten zerstört oder beschädigt. Das berichtet die Nachrichtenagentur KNA. Wie der staatliche Dienst für ethnische Angelegenheiten und Gewissensfreiheit mitteilte, fielen dem Angriffskrieg allein 142 Sakralbauten der ukrainisch-orthodoxen Kirche zum Opfer. Diese Kirche unterstand bis Mai dem orthodoxen Moskauer Patriarchat, erklärte sich dann aber für unabhängig.
Die meisten der 307 Sakralbauten befinden sich in den Regionen Donezk (75) und Luhansk (59), gefolgt von den Regionen Kiew (43), Charkiw (38) und Cherson (20). Nur in neun der insgesamt 24 ukrainischen Verwaltungsbezirke seien bislang alle Religionsstätten vom Krieg verschont geblieben. Laut der Behörde sind 30 protestantische Gotteshäuser und 21 der eigenständigen orthodoxen Kirche vollständig oder teilweise ruiniert. Auch fünf römisch-katholische und vier griechisch-katholische Gebäude stehen auf ihrer Liste, ebenso je fünf jüdische und islamische Bauwerke.
Nach Angaben Kiews wurden seit Februar 2022 mindestens 307 Kirchen und andere Religionsstätten in der Ukraine zerstört oder beschädigt.
Nordkorea weist Vorwurf der Söldner-Unterstützung zurück
Nordkorea hat nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP Vorwürfe aus den USA über Waffenlieferungen an die russische Söldnergrupppe Wagner zurückgewiesen. Die USA müssten mit einem "wirklich unerwünschten Ergebnis" rechnen, wenn sie das "selbst gemachte Gerücht" weiter verbreiteten, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA einen hochrangigen nordkoreanischen Beamten. Kwon Jong Gun, Generaldirektor der Abteilung für US-Angelegenheiten, sprach demnach von einem "dummen Versuch, ihr Waffenangebot an die Ukraine zu rechtfertigen".
Die USA hatten Nordkorea vorgeworfen, Waffen an die paramilitärische Wagnergruppe geliefert zu haben. Das Weiße Haus machte in der vergangenen Woche Fotos öffentlich, die nach Angaben des Sprechers des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, zeigen, wie russische Eisenbahnwaggons auf nordkoreanisches Gebiet fahren, dort Infanterieraketen und andere Geschosse einladen und nach Russland zurückkehren.
Chef der Münchner Sicherheitskonferenz für Kampfjet-Lieferung
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, befürwortet die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine, um sich gegen Russland zu verteidigen. In der ARD-Sendung Europamagazin sagte Heusgen: "Ich glaube, dass die Lieferung von Kampfjets adäquat ist, um die Ukraine besser zu schützen gegen die Angriffe der Russen."
Nach seinen Worten kämen hierfür amerikanische F16-Kampfjets in Frage oder Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart aus alten DDR-Beständen. Ausländische Kräfte dürften der Ukraine gemäß dem Völkerrecht Waffen liefern, das schließe Kampfpanzer ebenso ein wie auch Kampfflugzeuge, fügte Heusgen hinzu.
Ukrainische Soldaten treffen zur Panzerausbildung in Großbritannien ein
Ukrainische Soldaten sind nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums zur Panzerausbildung in Großbritannien eingetroffen. Das Ministerium zeigte auf Twitter Bilder von der Ankunft. Mitte Januar hatte das Vereinigte Königreich angekündigt, der Ukraine Challenger-2-Panzer und weitere Artilleriesysteme zur Verfügung stellen zu wollen.
Großbritannien: Russischer Militärunterricht erinnert an Sowjetzeiten
Angesichts der Einführung von militärischer Ausbildung in russischen Schulen zieht das britische Verteidigungsministerium eine Parallele zu Sowjetzeiten. Die Einführung eines Basistrainings für russische Schüler sei eine mutmaßlich absichtliche Anspielung auf die Sowjetunion, in der bis 1993 eine ähnliche Ausbildung in den Schulen verpflichtend war.
Dem Bildungsministerium in Moskau zufolge soll ab September in russischen Schulen in einem Basistraining etwa der Umgang mit Sturmgewehren oder Handgranaten unterrichtet werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Ähnlich sei auch an Universitäten geplant.
Melnyk fordert deutsche U-Boote für Ukraine
Der ehemalige Botschafter der Ukraine in Deutschland und jetzige ukrainische Vize-Außenminister, Andrij Melnyk, fordert auf Twitter, dass die Ukraine auch U-Boote aus Deutschland erhalten soll. So könnten Angriffe durch russische "Kriegsschiffe" vom Schwarzen Meer auf ukrainische Städte verhindert werden.
Des Weiteren kritisierte Melnyk, dass die deutsche Marine die Fregatte "Lübeck" vor etwa einem Monat außer Dienst gestellt habe. Auch wenn das Schiff bereits 32 Jahre alt sei, hätte es in die Ukraine geliefert werden können oder zumindest an Bord befindliche Ausrüstung.
Nordkorea kritisiert USA für Panzerlieferung
Nordkorea kritisiert erneut die Entscheidung der USA, Panzer in die Ukraine zu schicken. "Der Versuch der Vereinigten Staaten, der Ukraine offensive bewaffnete Ausrüstung, wie z.B. den Kampfpanzer, unter Missachtung der legitimen Bedenken und der Verurteilung durch die internationale Gemeinschaft zuzuschanzen, ist ein krimineller Akt gegen die Menschlichkeit", sagt Kwon Chung-keun, Direktor für US-Angelegenheiten im nordkoreanischen Außenministerium, in einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung. Dies ziele darauf ab, die instabile internationale Situation aufrechtzuerhalten.
Argentinien plant keine Waffenlieferung an Ukraine
Der argentinische Präsident Alberto Fernández hat bei einem Besuch von Bundeskanzler Scholz in Südamerika einer möglichen Waffenlieferung an die Ukraine eine Absage erteilt. "Argentinien und Lateinamerika denken nicht daran, Waffen an die Ukraine oder irgendein anderes Land in einem Konflikt zu schicken", sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonfeernz Er könne aber versichern, so Fernández, dass der Kanzler und er sich am meisten wünschten, dass der Frieden so bald wie möglich wiederhergestellt werde.
Scholz will weiterhin mit Putin telefonieren
Bundeskanzler Olaf Scholz will auch weiterhin versuchen, in direkten Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auf ein Ende des Krieges gegen die Ukraine hinzuwirken. "Ich werde auch wieder mit Putin telefonieren - weil es nötig ist, dass miteinander gesprochen wird", sagte er dem "Tagesspiegel" "Es ist an Putin, Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen und diesen furchtbaren unsinnigen Krieg zu beenden, der schon Hunderttausenden das Leben gekostet hat." Bei der genannten Zahl der Todesopfer dürfte es sich um eine Schätzung handeln.
Solange Russland den Krieg in unverminderter Aggression weiterführe, werde sich die jetzige Situation nicht ändern. Zwar seien die Telefonate mit Putin "im Ton nicht unhöflich", doch mache dieser immer wieder deutlich, dass er "sich Teile seines Nachbarlandes mit Gewalt einverleiben" wolle, was "unakzeptabel" sei.
Scholz warnt vor "Überbietungswettbewerb"
Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach der Entscheidung zur Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine zur Besonnenheit in der Debatte über weitere Waffenlieferungen aufgerufen. Er warne davor, "in einen ständigen Überbietungswettbewerb einzusteigen, wenn es um Waffensysteme geht", sagte Scholz dem "Tagesspiegel" mit Blick auf Forderungen, der Ukraine nun auch Kampfjets zu liefern. "Wenn, kaum dass eine Entscheidung getroffen ist, in Deutschland die nächste Debatte beginnt, wirkt das wenig seriös und erschüttert das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in staatliche Entscheidungen."
Gespräche über Raketenlieferung
Die Ukraine und ihre Verbündeten führen nach Angaben des Beraters von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Mychajlo Podoljak, derzeit Gespräche über Kiews Bitten um Raketenlieferungen. Die Gespräche schritten in einem schnellen Tempo voran, sagte Podoljak dem ukrainischen Sender Freedom.
Die Ukraine brauche Raketen, um russischen Angriffen auf ukrainische Siedlungen und Zivilisten zuvorzukommen, betonte Selenskyj in seiner nächtlichen Videobotschaft. Die Ukraine benötige ATACMS-Raketen aus US-Produktion, die eine Reichweite von 185 Meilen hätten. Washington hatte es bislang abgelehnt, solche Waffen an die Ukraine zu liefern.
Selenskyj für Olympia 2024 ohne russische Athleten
Der ukrainische Präsident Selenskyj verstärkt seine Bemühungen zum Ausschluss russischer Athleten von Olympia 2024. Die Ukraine wolle eine internationale Kampagne auf den Weg bringen, um Russland von den Sommerspielen in Paris fernzuhalten, sagt Selenskyj. Sollten Russen an den Spielen teilnehmen, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis diese den russischen Angriff auf die Ukraine rechtfertigten und "Terrorsymbole" verwendeten.
Die Ukraine hat für den Fall einer Zulassung russischer und belarusischer Sportler bei Olympia 2024 mit einem Boykott der Sommerspiele gedroht.
Thüringer CDU-Chef: Viele fürchten dritten Weltkrieg
Der Thüringer CDU-Vorsitzende Mario Voigt hat sich dafür ausgesprochen, mehr über diplomatische Lösungen für den Krieg in der Ukraine und weniger über Waffen zu diskutieren. "Den Menschen macht der Krieg in der Ukraine Angst - wirtschaftlich und mit Blick auf ihre persönliche Sicherheit", sagte Voigt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Viele fürchteten einen dritten Weltkrieg. "Wir müssen ernst nehmen, wie sehr die Menschen das umtreibt - über alle Generationen hinweg.“ Deutschland müsse wieder die diplomatische Führungsmacht in Europa werden, forderte er.
Die großen Ängste, gerade auch in Deutschlands osteuropäischen Nachbarländern, müssten Antrieb für Bundeskanzler Scholz sein, "gemeinsam mit Frankreich eine europäische Friedensinitiative zu schmieden", sagte Voigt.
Sanktionen gegen Russland-Unterstützer
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Sanktionen gegen 185 Unternehmen und Personen in Kraft gesetzt, die Russlands Krieg unterstützen. Bestraft werden demnach Firmen und Unternehmer, die im Auftrag des "Aggressorstaates" Personal und Militärtechnik per Bahn transportieren, sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft. Das beschlagnahmte verfügbare Vermögen komme der Landesverteidigung zugute. Auch belarusische Firmen, die Russland bei den Transporten unterstützen, stehen auf der Liste mit 182 Firmen und drei Personen.