Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
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Krieg gegen die Ukraine ++ Explosion auf Schiff im Hafen von Sewastopol ++

Stand: 21.04.2024 22:56 Uhr

In einem Hafen von Sewastopol auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim ist ein Schiff in Brand geraten. Westliche Militärexperten erwarten eine Zunahme russischer Angriffe in den nächsten Wochen. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

  • Schiff im Hafen von Sewastopol brennt
  • Russland wehrt offenbar Angriff auf Sewastopol ab
  • Moskau: US-Hilfe wird Kiews Niederlage nicht verhindern
  • US-Votum: Scholz spricht von "starkem-Signal"
21.04.2024 • 22:56 Uhr

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Die erwarteten US-Hilfen in Milliardenhöhe für die Ukraine kommen nach Auffassung von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht zu spät für das von Russland angegriffene Land. Die Verzögerung habe aber reale Folgen für die Ukraine gehabt, sagte Stoltenberg dem US-Sender MSNBC. "Die Ukrainer sind jetzt seit Monaten waffentechnisch unterlegen (...) Die Russen hatten viel mehr Munition und die Ukrainer waren gezwungen, ihre Munition zu rationieren", sagte Stoltenberg. "Aber es ist noch nicht zu spät. Die Ukrainer haben bei der Verteidigung ihres Landes enorme Fähigkeiten bewiesen."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dringt nach der Genehmigung neuer US-Hilfen im Repräsentantenhaus auf schnelle Waffenlieferungen in die Ukraine. "Wir haben jetzt die Chance, die Situation zu stabilisieren und die Initiative zu ergreifen", sagte Selenskyj dem US-Sender NBC. Jetzt gehe es darum, dass die Waffen auch tatsächlich schnell geliefert werden.

Selenskyj warnte darüber hinaus vor den weiteren Plänen von Kremlchef Wladimir Putin. "Wenn die Ukraine scheitert, wird Putin auf jeden Fall ins Baltikum einmarschieren." Er glaube, Putin wolle noch weitergehen und den sowjetischen Block wiederherstellen.

In einem Hafen von Sewastopol auf der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim ist ein Schiff in Brand geraten. Russische soziale Medien berichteten von einer Explosion auf einem Schiff, die möglicherweise auf den Einschlag einer Rakete oder einer Kampfdrohne zurückzuführen sei. Eine offizielle Erklärung dazu von russischer Seite lag zunächst nicht vor. Von ukrainischer Seite hieß es, das Schiff sei "nicht mehr in der Lage, seine Aufgaben zu erfüllen". Die ukrainischen Streitkräfte haben in den vergangenen Monaten wiederholt russische Schiffe rund um die Krim mit verschiedenen Waffensystemen angegriffen.

Bei dem Schiff handle es sich um das U-Boot-Bergungsschiff "Kommuna", hieß es aus Militärkreisen in Kiew. Der bereits 1912 auf Stapel gelegte Katamaran ist das wohl älteste aktive Schiff der russischen Marine. Unterdessen griffen russische Militärs die südukrainische Hafenstadt Odessa von der Halbinsel Krim aus mit ballistischen Raketen an.

Die zuletzt schwer umkämpfte Kleinstadt Tschassiw Jar im Osten der Ukraine bleibt nach Berichten ukrainischer Militärs weiter unter ihrer Kontrolle. "Tschassiw Jar hält", sagte der Sprecher der dortigen Truppenverbände, Nasar Woloschyn, im ukrainischen Fernsehen. "Der Feind drückt zwar, aber die Lage ist unter Kontrolle, es gibt keine russischen Truppen in der Stadt." Die russischen Bodentruppen versuchten erfolglos, mit Artillerieunterstützung vorzudringen.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Russland hat eigenen Angaben zufolge das ostukrainische Dorf Bogdaniwka nahe der strategisch wichtigen Stadt Tschassiw Jar erobert. Einheiten der russischen Streitkräfte hätten das rund drei Kilometer nordöstlich von Tschassiw Jahr gelegene Dorf "vollständig befreit", erklärte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag. Bogdaniwka liegt zwischen Bachmut und der seit Wochen heftig umkämpften Frontstadt Tschassiw Jar. Bachmut war im vergangenen Mai nach monatelangen Kämpfen von den russischen Truppen erobert worden, Tschassiw Jar liegt etwa 20 Kilometer westlich.

Während die russischen Truppen zuletzt weiter in der Region um Tschassiw Jar vorrückten, leidet die ukrainische Armee unter den Folgen von Munitionsmangel und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Soldaten.  Zuletzt erklärte die ukrainische Armee, die Lage nahe Tschassiw Jar sei "schwierig und angespannt". Dennoch gelang es der Armee nach eigenen Angaben, alle russischen Angriffe zurückzudrängen. In Tschassiw Jar lebten vor Beginn des Konflikts rund 13.000 Menschen. Wegen der Kämpfe sind die meisten von ihnen geflohen, die Stadt ist weitgehend zerstört.

Westliche Militärexperten erwarten angesichts der vom US-Repräsentantenhaus gebilligten milliardenschweren Militärhilfe für die Ukraine eine Zunahme russischer Raketen- und Drohnenangriffe in den kommenden Wochen. Russland werde die aktuellen materiellen und personellen Einschränkungen des ukrainischen Militärs und den ungewöhnlich trockenen Frühling ausnutzen, bis sich das Fenster schließe und die US-Hilfe tatsächlich eintreffe, hieß es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington.

Allerdings gebe es für die Russen bisher nur einzelne taktische Erfolge bei den Offensivoperationen und keinen Durchbruch an der Frontlinie, teilten die ISW-Experten mit. Zu erwarten sei, dass Russland vor allem die geschwächte ukrainische Flugabwehr für sich nutzen und etwa die Angriffe mit Gleitbomben intensivieren werde. Es bestehe weiter die Gefahr eines operativ bedeutenden russischen Vormarsches im Kriegsgebiet in den kommenden Wochen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat das vom US-Repräsentantenhaus bewilligte Hilfspaket für die Ukraine im Volumen von etwa 61 Milliarden Dollar begrüßt. "Die Entscheidung des US-Repräsentantenhauses zur Unterstützung der Ukraine ist ein starkes Signal in dieser Zeit", erklärt der SPD-Politiker über die Kurzmitteilungsplattform X. "Wir stehen gemeinsam an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer, die für ihr freies, demokratisches und unabhängiges Land kämpfen."

Oliver Neuroth, ARD Berlin, tagesschau, 21.04.2024 11:03 Uhr

Russland hat eigenen Angaben zufolge einen Angriff auf eines seiner Schiffe im Hafen von Sewastopol abgewehrt. Trümmerteile der Antischiffsrakete hätten ein kleines Feuer ausgelöst, teilt der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoshajew, mit. Sewastopol auf der 2014 von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ist seit dem 18. Jahrhundert der Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die vom US-Repräsentantenhaus gebilligte milliardenschwere Militärhilfe für die Ukraine wird nach den Worten eines russischen UN-Vertreters eine Niederlage des Landes in dem Krieg nicht verhindern. "Es gibt nichts zu feiern", sagte der stellvertretende russische Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Dmitri Poljanski.

Der Krieg werde so fortgesetzt, "Tausende Ukrainer werden in den Fleischwolf" gehen, schrieb er im sozialen Netzwerk X. "Aber das unrühmliche Ende des Kiewer Regimes ist unausweichlich ungeachtet dieses neuen Pakets und all der nutzlosen Anstrengungen der US- und NATO-Unterstützer, es am Leben zu halten."

Frank Aischmann, ARD Moskau, tagesschau, 21.04.2024 11:02 Uhr

Die Ukraine erwartet angesichts der vom US-Repräsentantenhaus gebilligten milliardenschweren Militärhilfe eine Stärkung ihres Kampfes gegen den russischen Angriffskrieg. Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal teilte bei Facebook mit, dass von dem Paket etwa 50 Milliarden US-Dollar (rund 47 Milliarden Euro) für die Verteidigung der Ukraine ausgegeben werden sollten. Das bedeute mehr Waffen für die Ukraine, darunter mehr Flugabwehr und Geschosse mit größerer Reichweite.

7,8 Milliarden US-Dollar seien vorgesehen, um den Staatshaushalt der Ukraine zu stützen. 1,57 Milliarden US-Dollar wiederum seien als Wirtschaftshilfe geplant und 400 Millionen US-Dollar zum Schutz der Grenzen und für die Minenräumung. Von dem Geld solle auch die Wiederherstellung der wichtigen Infrastruktur finanziert werden. Russland hatte zuletzt mit Raketen- und Drohnenangriffen vor allem die Energieanlagen des Landes zerstört oder beschädigt.

Für die Ukraine ist die vom US-Repräsentantenhaus gebilligte milliardenschwere Militärhilfe nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew überlebenswichtig im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. "Und es ist ein sehr bedeutendes Paket, das sowohl unsere Kämpfer an der Front als auch unsere Städte und Dörfer, die unter dem russischen Terror leiden, zu spüren bekommen werden», sagte Selenskyj in seiner am Samstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. "Das ist eine Entscheidung, die uns das Leben rettet."

Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow schrieb im sozialen Netzwerk X, dass die ganze Welt auf diese Entscheidung gewartet habe, "die den Sieg gegen den russischen Aggressor näher bringen wird". Das US-Repräsentantenhaus hatte nach monatelanger Blockade ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine gebilligt.

21.04.2024 • 04:52 Uhr

Nawalnaja: Putin ist unberechenbar

Kremlgegnerin Julia Nawalnaja hält Russlands Präsidenten Wladimir Putin für unberechenbar - und schließt nicht aus, dass der Kremlchef irgendwann doch Atomwaffen einsetzen könnte. "Wir wissen nicht, was wir von ihm zu erwarten haben", sagte die Witwe des verstorbenen russischen Oppositionellen Alexej Nawalny in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Es sei wie zu Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine: Sie hätte damals auch nicht mit dem Angriff Putins gerechnet, weil es derart starke Verbindungen zwischen den beiden Ländern gebe. "Aber er hat beschlossen, es zu tun. Er macht den Menschen Angst und hält sie in Angst. Niemand weiß, was Putin morgen machen wird."

In der russischen Grenzregion Belgorod sollen zwei Zivilisten bei einem ukrainischen Drohnenangriff getötet worden sein. Wirtschaftsminister Habeck ruft die Partnerländer zu Waffenlieferungen an Kiew auf. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 21. April 2024 um 09:00 Uhr.