Fotos von Gletschern aus verschiedenen Gebirgen

Wetterthema Gletscher

Stand: 18.12.2024 09:49 Uhr

Etwa ein Zehntel der Landmassen unserer Erde sind mit Eis bedeckt. 90,2 Prozent der Eismasse befinden sich in der Antarktis. Grönland verbucht 9,4 Prozent des Eises und der Rest macht 0,4 Prozent aus.

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Gletschereis entsteht aus Schnee, wenn an einer Stelle über mehrere Jahre hinweg mehr Schnee fällt als im Sommer wieder taut. Die Dichte einer typischen, wenige Stunden alten Schneedecke liegt bei 100 kg/m³. Schnee, der bei wenig Wind und Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt fällt, ist zunächst noch deutlich lockerer. Im Laufe der Zeit wird eine Schneedecke durch ihr Eigengewicht immer weiter zusammengedrückt. Die Luft in den Zwischenräumen entweicht immer weiter. Nach einem Jahr spricht man von Firn. Die Dichte ist dann auf etwa 600 kg/m³ angestiegen. Bis daraus Gletschereis wird, vergehen je nach Klima zwischen 5 Jahren und einigen Jahrzehnten. Die Dichte von Gletschereis liegt zwischen 800 und 900 kg/m³. Theoretisch möglich sind 920 kg/m³. Dann wäre die gesamte Luft entwichen.

Ein Gebiet, in dem über das Jahr mehr Schnee fällt als im Sommer abtaut, nennt man Nährgebiet. Dort wird ein Gletscher gespeist. Wenn sich genügend Eis angesammelt hat, beginnt dieses mit dem Gefälle des Geländes zu fließen. Das Eis wird unter seinem eigenen Gewicht verformt, es verhält sich wie eine sehr zähe Flüssigkeit. Die Geschwindigkeit, mit der sich Gletscher bewegen, reicht von wenigen Metern bis zu einigen Kilometern pro Jahr. Maßgeblich für die Fließgeschwindigkeit sind die Hangneigung, die Eismasse und die Temperatur. Bei einer Eistemperatur nur wenig unter 0 Grad bildet sich durch das Eigengewicht des Eises über dem Felsen ein dünner Wasserfilm. Solche Gletscher fließen schneller als kältere Gletscher.

Durch das Fließen gelangt das Eis in tiefere und somit wärmere Regionen. Unterhalb der sogenannten Gleichgewichtslinie taut im Sommer mehr Eis ab als während des Jahres gebildet wird. Der Gletscher erreicht sein Zehrgebiet. In den Zentralalpen werden Gletscher in Regionen gespeist, die auf über 3000 Meter Höhe liegen. Unterhalb verlieren sie an Masse. Trotzdem gibt es auch aktuell noch Alpengletscher, die bis auf unter 2000 Meter Höhe herabfließen, wie beispielsweise bei Chamonix oder Grindelwald. Doch die Gletscher haben besonders in den Alpen in den vergangenen Jahrzehnten erheblich an Masse und Ausdehnung verloren. Noch in den 1980er Jahren reichten der Glacier des Bossons und der Obere Grindelwaldgletscher bis auf 1200 Meter herab.

Gletscher tragen erheblich zur Verwitterung von Gebirgen bei. Durch den Druck und mitgeführte Gesteinsbrocken wird der Fels regelrecht abgehobelt. Typischerweise bilden sich im Lauf von Jahrtausenden Täler in U-Form, auch Trogtal genannt. Der abgetragene Fels lagert sich am Rand der Gletscher als Seitenmoräne und an der Gletscherzunge als Endmoräne ab. Wenn mehrere Gletscher zusammenfließen, bilden sich zwischen den Eisströmen oft graue Bänder, hierbei handelt es sich um Mittelmoränen. Abtauende Gletscher hinterlassen eine Menge Schutt in Form von Moränen. Diese zeigen noch nach Jahrzehnten an, wo sich mal Eis befunden hat, ehe die Spuren durch die Vegetation allmählich verwischt werden.