Wetterthema Windchill
Kälte gepaart mit starkem Wind ist nicht ungefährlich.
Temperatur ist eine objektive physikalische Größe. Jedoch fühlen sich vor allem Minusgrade in Verbindung mit kräftigen Wind noch deutlich eisiger an. So werden 0 Grad bei einer Windgeschwindigkeit von 30 km/h (Windstärke 4) von vielen als minus 6 Grad empfunden. Minus 5 Grad fühlen sich bei dieser Windstärke wie minus 13 Grad an.
Bei Windstille umgibt sich die Hautoberfläche mit einer isolierenden Luftschicht. Durch den kräftigen Wind wird diese jedoch verwirbelt und damit zerstört. Zudem steigt die Verdunstungsrate über der Haut durch den Wind deutlich an. Diese Verdunstung benötigt sehr viel Energie, da die Wassermoleküle erst bei ausreichender schneller Bewegung gasförmig werden. Die dazu nötige Energie wird in Form von Wärme der Umgebung, also auch der Haut entzogen und man spürt deswegen den Wind mitunter als so eisig.
Gefährlich kann dieser Windchill werden, wenn bei sehr tiefer Temperatur und starkem Wind Erfrierungen drohen. Aus diesem Grund wurde der Effekt sehr genau untersucht. Hierbei ergibt sich das Problem, dass das Wärmeempfinden und auch die Speicherung von Körperwärme sehr individuell sind und von vielen schwer zu erfassenden Faktoren abhängen. Beispielsweise spielt natürlich die Kleidung eine entscheidende Rolle, aber auch die körperliche Fitness oder der Anteil an Muskelmasse sind von Bedeutung.
Übrigens werden durch Alkoholkonsum die Blutgefäße der Haut erweitert, wodurch der Wärmeverlust verstärkt wird. Das wohlige Gefühl hält also nur so lange an, wie Körperwärme entweicht. Danach kühlt man deutlich schneller aus, als in nüchternem Zustand. Da die gefühlte Temperatur eben keine physikalische Größe wie gemessene Temperatur oder Windgeschwindigkeit ist, gibt es auch einen gewissen Spielraum, innerhalb dessen ihre Bestimmung erfolgt. Es handelt sich also um einen Richtwert, der für kleine dicke Männer mit Vollbart mitunter genauso wenig zutrifft wie für große schlanke Frauen.