Ein Bus fährt in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs

Tarifgespräche Warnstreiks im ÖPNV angekündigt

Stand: 04.11.2024 17:39 Uhr

Im Tarifstreit für Unternehmen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat ver.di zu weiteren Streiks in dieser Woche aufgerufen. Auch in der Metall- und Elektroindustrie gehen die Arbeitskämpfe weiter.

Bus- und Bahnfahrer in mehreren Bundesländern müssen in dieser Woche mit Einschränkungen rechnen. In der Tarifrunde für Betriebe im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat ver.di neue Streiks angekündigt. Bis zum zweiten Verhandlungstermin am 11. November werde es weitere Arbeitskämpfe geben, teilte die Gewerkschaft heute. Man wolle den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.

Sechs Bundesländer betroffen

In der Tarifrunde zum Eisenbahntarifvertrag (ETV) werden die Löhne und Gehälter für rund 5.500 Beschäftigte in sechs Bundesländern verhandelt - Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Zu den betroffenen Unternehmen gehören Omnibusbetriebe, der Schienennahverkehr, aber auch Güterbahnen.

"Die erste Verhandlungsrunde hat leider einmal mehr gezeigt, dass am Verhandlungstisch häufig nicht das bessere Argument zählt, sondern oft die Sprache des wirtschaftlichen Drucks entscheidend ist", sagte ver.di-Verhandlungsführer Andreas Schackert. "Deshalb werden wir in dieser Woche erneut zu Warnstreiks aufrufen." Bereits im Oktober war es in Dutzenden Betrieben zu Streiks gekommen.

Der Arbeitgeberverband (AGVDE) hat vor Ende der Friedenspflicht eine Lohnerhöhung von drei Prozent ab dem 1. April 2025 angeboten und war laut ver.di in der ersten Verhandlungsrunde nicht bereit, diese Offerte zu verbessern. Von 1.300 Euro Inflationsausgleichsprämie, die im Tarifbereich noch steuerfrei gezahlt werden kann, wurden danach nur 600 Euro angeboten, kritisierte die Gewerkschaft.

Kundgebung bei Mercedes

Auch in Betrieben der Metall- und Elektroindustrie wird derzeit mit weiteren Warnstreiks in mehreren Bundesländern der Druck im Tarifkonflikt erhöht. So gab es heute unter anderem in Betrieben in Baden-Württemberg und Bayern vorübergehende Arbeitsniederlegungen. Auch in Sachsen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt fanden Aktionen statt.

Rund 10.000 Beschäftigte von Mercedes-Benz nahmen etwa am Standort in Sindelfingen laut Gewerkschaft an einem Warnstreik teil. Sie hätten um 8.30 Uhr die Arbeit niedergelegt und sich zu einer Kundgebung versammelt, teilte die IG Metall Stuttgart mit. Zudem seien die Beschäftigten der Nachtschicht am Abend zum Streik aufgerufen.

Die Gewerkschaft fordert bundesweit für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber bieten bislang nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an, bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten.

"Es muss endlich mehr Bewegung in die Verhandlungen kommen"

Das niedrige Angebot provoziere die Beschäftigten, sagte Ergun Lümali, Vorsitzender des Betriebsrats in Sindelfingen. Die Forderung von sieben Prozent sei angesichts der nach wie vor hohen Lebenshaltungskosten notwendig. Es müsse endlich mehr Bewegung in die Verhandlungen kommen.

Die größten öffentlichen Kundgebungen in Bayern gab es der Gewerkschaft zufolge bei Linde in Aschaffenburg mit acht Betrieben und bei der VW-Tochter MAN Energy Solutions in Augsburg mit drei Betrieben. Auch in Niedersachsen legten Beschäftigte ihre Arbeit nieder. Vor dem Werk von Thermo Electron LED in Osterrode etwa startete eine Kundgebung, bei Stiebel Eltron in Holzminden und bei Wilhelm Stoll Maschinenfabrik GmbH in Salzgitter Demonstrationszüge.

In Sachsen rief die Gewerkschaft Beschäftigte der Maschinenbauunternehmen Koenig & Bauer in Radebeul und Auma Drives in Coswig zu Warnstreiks auf. Auch Beschäftigte der Autozulieferer GKN Driveline und der Radsystem GmbH in Zwickau sowie des Kompressorenherstellers Siemens Energy in Leipzig legten vorübergehend die Arbeit nieder. In Sachsen-Anhalt wurden etwa Beschäftigte von Thyssenkrupp in Schönebeck und Mitarbeiter der Gießerei KSM Castings Group GmbH in Wernigerode zur Teilnahme aufgerufen. Es waren Kundgebungen vor den jeweiligen Werkstoren geplant.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 04. November 2024 um 18:02 Uhr.