Arm geht an die Börse Diese Firma steckt in jedem Smartphone
Arm feiert heute sein Debüt an der New Yorker Börse. Die Technologie des Chipdesigners steckt praktisch in jedem Smartphone - daran hat auch Apple-Gründer Steve Jobs seinen Anteil.
Alles begann mit einem Fehler. Einem sehr teuren Fehler. 2006 bat Apple-Chef Steve Jobs den Chipriesen Intel, die Prozessoren für sein erstes iPhone zu bauen. Doch der damalige Intel-Chef Paul Otellini gab Jobs einen Korb, Smartphones hatten für ihn keine große Zukunft. Otellini sah in ihnen nur ein Nischenprodukt - eine Fehleinschätzung, die er schon bald bitter bereuen sollte.
Arm-IPO: Größter Börsengang des Jahres
Die verpasste Chance von Intel legte den Grundstein für den Erfolg der britischen Firma Advanced Risc Machines (Arm). Denn Jobs wandte sich, nachdem er bei Intel abgeblitzt war, an die von ihm 1990 mitgegründete kleine Firma in Cambridge - und legte damit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Briten.
Vorläufiger Höhepunkt ist der heutige Börsengang an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq. Die Papiere kommen zu 51 Dollar und damit am oberen Ende der Preisspanne. Das entspricht einer Bewertung von mehr als 54 Milliarden Dollar - es ist der bisher größte Börsengang des Jahres in den USA.
Arm-Prozessoren: günstig und energiesparend
Was viele Smartphone-Besitzer nicht wissen dürften: Ihr täglicher Begleiter verwendet sehr wahrscheinlich einen Arm-Prozessor. Mehr als 90 Prozent aller Mobiltelefone - egal ob von Apple, Samsung oder Xiaomi - besitzen einen Prozessor mit Arm-Architektur. Das Unternehmen hat damit ein echtes Smartphone-Monopol. Doch was ist das Geheimnis hinter dem Erfolg der Arm-Prozessoren?
Der Hauptunterschied zwischen Intel- und Arm-Prozessoren besteht in der Menge der Befehle, die der Prozessor ausführen kann. Herkömmliche Intel-Chips sind, grob gesprochen, darauf ausgelegt, viele und komplexe Befehle auszuführen, was ordentlich Energie zieht. Die Arm-Architektur setzt hingegen auf kleine und wenige Befehle. Das verringert zwar die Rechenleistung, macht die Prozessoren aber besonders energiesparend - die Akkus von Smartphones halten somit länger. Auch bei Spielekonsolen, Druckern, Routern oder TV-Set-Top-Boxen kommen Arm-Prozessoren zum Einsatz, sind sie doch auch deutlich günstiger.
Erfolgreich mit Chip-Lizenzen für Smartphones
Dabei baut Arm die Prozessoren noch nicht einmal selbst. Arm ist eine reine Designschmiede: ein Chipdesign-Lizenzgeber ohne Fabriken, der nur IP (Intellectual Property - geistiges Eigentum) für Prozessoren vermarktet. Arm verkauft diese an Chiphersteller wie Qualcomm, die dann Prozessoren auf Arm-Basis etwa für den Einsatz in Smartphones bauen. Pro hergestelltem Chip zahlt der Lizenznehmer eine Gebühr an Arm.
Künstliche Intelligenz als Wachstumstreiber?
Von dieser Strategie ist Arm-CEO Rene Haas vor dem Börsengang allerdings ein Stück weit abgerückt. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg erklärte Haas, man werde künftig nicht mehr nur IP-Kerne, sondern komplette sogenannte IC-Designs zur Verfügung stellen, auf deren Basis die Chips dann direkt in den Fabriken gefertigt werden können. Dabei geht es um integrierte Schaltkreise (Integrated Circuit - IC), die auf die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Anwendung einzahlen. Arm unterscheidet etwa die Bereiche mobile Geräte, Automotive-Industrie, Cloud Computing, Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz.
Gerade im Bereich Künstliche Intelligenz sehen einige Marktexpertinnen und Marktexperten große Chancen für den britischen Konzern. Zumal das angestammte Mobilfunk-Geschäft schwächelt und ausgerechnet der größte Smartphone-Markt der Welt, China, "besonders anfällig für wirtschaftliche und politische Risiken" ist. Darauf weist Arm selbst im Börsenprospekt hin.
Arm - ein zweites Nvidia?
Arms Zukunftsperspektiven an der Börse hängen nun zentral davon ab, ob es der Konzern schafft, den Markt davon zu überzeugen, dass er zu den großen Playern des KI-Trends gehört. "Sollten der Hype in Sachen Künstliche Intelligenz und die Nachfrage nach den Papieren des Konkurrenten Nvidia eine Indikation sein, kann sich wohl nur der glücklich schätzen, der die Aktien zum Ausgabepreis bekommen hat", erklärt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets.
Doch viele Expertinnen und Experten sind skeptisch, schließlich sind die Startbedingungen für Arm im KI-Markt ganz andere als einst bei Smartphones. Arm stößt nun in einen Markt vor, in dem sich bereits viele etablierte Firmen wie Nvidia tummeln. GlobalData-Analyst Mike Orme legte jüngst den Finger in die Wunde, als er betonte: Im Prospekt zum Börsengang erwähne Arm-Eigner Softbank zwar ganze 47-mal das Wort KI - doch er versäume es, auch nur ein einziges Mal nachzuweisen, dass Arm eine KI-Firma ist, die in der gleichen Liga wie Nvidia spielt.