Künstliche Intelligenz Wie stark der Stromverbrauch durch KI steigt
Immer mehr Künstliche Intelligenz kommt zum Einsatz, damit steigt auch der Energiebedarf durch Rechenzentren. Experten zufolge geht es um Größenordnungen des Stromverbrauchs ganzer Länder.
Forscher warnen vor einem stark steigenden Energieverbrauch der Rechenzentren durch Künstliche Intelligenz (KI). "Werkzeuge der KI verbrauchen viel Strom, und die Tendenz ist steigend", sagte der Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam und Leiter des Fachgebiets Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit, Ralf Herbrich, der Nachrichtenagentur dpa. Allein das Training eines einzigen KI-Modells sei mit aufwendigen Vorhersage-Berechnungen ein energieintensiver Prozess.
Der Datenwissenschaftler Alex de Vries aus Amsterdam vergleicht den Energieverbrauch durch die Nutzung einer Suchmaschine, die mit KI arbeitet, mit dem ganzer Länder. Damit hat das Thema auch Bedeutung für den Klimaschutz. Wissenschaftler und Internet-Konzerne arbeiten deshalb daran, den "ökologischen Fußabdruck" der KI zu verbessern.
Verbrauch könnte auf 30 Prozent steigen
"Rechenzentren verbrauchen heute vier bis fünf Prozent des weltweiten Energieverbrauchs", sagte Herbrich. Nehme man die Nutzung digitaler Technologien wie Laptops und Smartphones dazu, seien acht Prozent erreicht. "Es gibt Schätzungen, dass der Verbrauch in den nächsten Jahren auf 30 Prozent ansteigen wird."
KI-Experte Herbrich stellt den Vergleich mit einem Backofen an: Für das Training eines KI-Modells liefen Prozessoren hunderter Grafikkarten, die jeweils etwa 1.000 Watt verbrauchten, für mehrere Wochen. "1.000 Watt ist so viel wie ein Backofen."
Das Thema Künstliche Intelligenz bestimmt derzeit die öffentlichen Debatten über Technologie. Es hatte unter anderem durch den Textroboter ChatGPT des kalifornischen Startups OpenAI große Aufmerksamkeit erfahren. Denn KI-Anwendungen werden immer häufiger: Auch Sicherheitstechnik in Autos ist KI-gesteuert, Heizungen sollen dadurch effizienter werden. KI-Systeme gibt es in der Gesundheitsversorgung, und viele Unternehmen arbeiten bereits damit.
Wie kann Energie gespart werden?
Wie ist diese energieintensive Technologie mit dem Klimaschutz vereinbar? Die Forschung zielt laut Herbrich vom Hasso-Plattner-Institut darauf ab, dass Berechnungen mit weniger Parametern und damit weniger Energieeinsatz gelingen können und zugleich die Genauigkeit der Vorhersagen nur minimal sinkt. Auch die Technologieunternehmen trieben die Forschung zu Energieeinsparungen bei KI voran. Es dauere aber einige Jahre, Lösungen zu entwickeln.
Forscher de Vries schätzt, dass Google derzeit bis zu neun Milliarden Suchanfragen pro Tag verarbeitet. Wenn jede Google-Suche KI nutze, würden nach seinen Berechnungen etwa 29,2 Terawattstunden Strom pro Jahr benötigt. Das entspreche dem jährlichen Stromverbrauch Irlands.
De Vries spricht aber zugleich von einem Extremszenario, das kurzfristig nicht eintreten werde. Er verwies auf hohe Kosten durch zusätzlich benötigte KI-Server und Engpässe in der Lieferkette. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch in Deutschland lag 2022 nach Angaben der Bundesnetzagentur bei rund 484 Terawattstunden.
KI-Nutzung für den Klimaschutz
Der Internet-Konzern Google, der in diesem Jahr den Chatbot Bard startete, teilte mit, der Energiebedarf für den Betrieb der Technologie nehme viel langsamer zu als viele Prognosen vorhergesagt hätten. Das zeigten Untersuchungen und auch eigene Erfahrungen.
Google habe erprobte Verfahren eingesetzt, um den Energieverbrauch für das Training eines Modells stark zu reduzieren. Zudem verweist das Unternehmen darauf, dass es KI für den Klimaschutz einsetze. Beispiele seien eine "kraftstoffeffiziente Routenplanung" bei Google Maps und die Vorhersage von Flussüberschwemmungen.