Entlastung für den Mittelstand Wie Unternehmen mit Künstlicher Intelligenz sparen
Künstliche Intelligenz bietet vielen Unternehmen große Chancen. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen können viel Zeit, Material und damit letztendlich Geld sparen.
Druckerpapier, Ordner, Schokolade und sogar Socken, alle in Pappkartons verpackt, reihen sich in den Lager-Regalen der "memo AG" im unterfränkischen Greußenheim im Landkreis Würzburg. 20.000 Produkte, vor allem für den Bürobedarf, versendet das mittelständische Unternehmen deutschland-, aber auch europaweit.
Die Mitarbeitenden rollen Wagen durch das Lager, sortieren die Waren ein und packen Pakete per Hand. Vieles soll so bleiben. Aber der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) soll einige Vorgänge bald effizienter machen.
KI berechnet ideale Päckchengröße
So könnte die KI zum Beispiel bald berechnen, wie Päckchen für den Versand gepackt werden, das macht momentan noch ein Algorithmus, wie Frank Schmähling, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens mit 155 Mitarbeitenden, erklärt.
"Man könnte das definitiv einer KI übergeben, die dafür sorgt, dass wir bessere Kartons packen - mit weniger Beschädigung, besseren Füllgraden. Und dadurch vielleicht insgesamt weniger Kartons." Noch ist diese Idee Zukunftsmusik, denn sie ist mit hohen Investitionen und fehlender Hardware verbunden.
KI-Einsatz in Verwaltung einfacher
Anders sieht es in der Verwaltung der "memo AG" aus, hier gäbe es die Hardware bereits. Noch wird jedes Produkt, das neu ins Sortiment kommt, händisch ins System eingetragen - für jährlich 6.000 Produkte. Denn es wird nach ökologischen und sozialverträglichen Eigenschaften überprüft - heißt zum Beispiel, Mitarbeitende prüfen, welchen ökologischen Fußabdruck das Produkt hat oder wie die Arbeitnehmerrechte in der Produktion sind.
Henning Rook, "memo AG"-Vorstand, sagt: "Das sind mittlerweile ganz umfangreiche Listungskriterien, und da gibt es eine gute Möglichkeit, den Prozess zu vereinfachen, indem wir KI einsetzen." Das würde pro Produkt bis zu eineinhalb Stunden Zeit einsparen.
Ziel: Effizienzsteigerung und Wettbewerbsfähigkeit
Und genau hier setzt das "KI Transfer Plus"-Programm an, das das bayerische Digitalministerium mit neun Millionen Euro finanziert und das im kommenden Jahr rund 100 Firmen durchlaufen haben werden. Innerhalb von neun Monaten entwickeln 19 kleine und mittelständische Unternehmen in Kooperation mit den acht KI-Regionalzentren und den kooperierenden Hochschulen eine KI-Anwendung speziell für ihr Unternehmen.
Die "memo AG" ist in der aktuellen Runde dabei und steht noch ganz am Anfang des Projekts. Sie gehen davon aus, dass sie als Anwendungsfall die KI die Listungsverfahren übernehmen lassen. Davon erhofft sich Vorstandsvorsitzender Schmähling eine Effizienzsteigerung, mehr Wettbewerbsfähigkeit und weniger vermeidbare menschliche Fehler. Außerdem denken sie über einen KI gesteuerten Chatbot zu den Produkten nach.
KI in bayerischen Unternehmen gefragt
Eine aktuelle Umfrage des Branchenverbands Bitkom zeigt, dass inzwischen ein Fünftel der Unternehmen in Deutschland KI einsetzt, in 37 Prozent der Unternehmen wird der Einsatz geplant oder diskutiert. Eine ifo-Konjunkturanalyse aus dem Juli geht sogar davon aus, dass 27 Prozent der Unternehmen KI nutzen - eine Steigerung zum Vorjahr um einhundert Prozent.
Laut dem bayerischen Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) sind es im Freistaat mehr, besonders durch hohe Investitionen in die Forschung und Umsetzung von KI - 5,5, Milliarden Euro sind es für die bayerische Technologieoffensive "Higtech-Agenda". Die Nachfrage an "KI Transfer Plus" ist laut Mehring enorm: "Wir wollen damit die Chancen, die in Künstlicher Intelligenz als Zukunftstechnologie stecken, in das Herz des bayerischen Mittelstands und in alle Regionen Bayerns bringen."
"KI nimmt keinem einen Arbeitsplatz weg"
Im unterfränkischen Greußenheim bei der "memo AG" sind sie bereits angekommen. Seit vergangenem Jahr haben sie hier eine eigene KI-Leitlinie, haben alle Mitarbeitenden geschult. Der Unternehmensjurist und KI-Beauftragte Jakob Frisch sieht das Programm als eine Initialzündung, um tiefer in die Materie einzusteigen.
Und Schmähling ergänzt: "Niemand muss ja vor KI Angst haben, diese nimmt keinem einen Arbeitsplatz weg. Der Arbeitsplatz wird höchstens von jemandem weggenommen, der die KI bedient. Und genau das wollen wir ja tun - wir wollen mit der KI arbeiten." Und so durch den Effizienzvorsprung wiederum Arbeitsplätze sichern.