Medienmesse SXSW Das Metaversum als Rätsel
Was genau ist eigentlich dieses Metaversum? Auf der Messe SXSW im texanischen Austin sucht man nach einer Antwort - und stellt fest: Eindeutig sagen lässt sich das nicht.
Mehr als vierzig Vorträge befassen sich mit dem Metaversum auf der Digital- und Medienmesse South by Southwest (SXSW). Doch wenn man sich im Publikum umhört, wissen viele noch immer nicht recht, was das Metaversum sein soll: "Ich denke es ist eine digitale Landschaft, in die man eintauchen kann, mit Avataren und so - aber sonst, keine Ahnung", sagt die Eventmanagerin Carole. Gamedesigner Connor arbeitet im Bereich Virtuelle Realität, ist aber skeptisch: "Ich habe es noch nicht gesehen, es hört sich nach einem Modewort an. Ich brauche mehr Hintergrund, warum es eine Bedeutung für uns haben soll", sagt er. "Wir haben einen tollen Planeten - noch mehr dieser Erlebnisse, die wir im echten Leben haben, nachzustellen im Internet - dafür bin ich noch nicht bereit."
Zuckerberg hat das Geschäft genau im Blick
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hingegen ist bereit für das Metaversum. Erst vor wenigen Monaten benannte er sein Unternehmen in Meta um, um zu signalisieren: Das ist die Zukunft. Auf der SXSW trat er recht kurzfristig virtuell auf und legte noch einmal seine Vision des Metaversums dar. "Ich glaube, das Metaversum ist das nächste Kapitel des Internet. Was es definiert, ist, dass man sich wirklich nah bei anderen Menschen fühlt oder an einem anderen Ort", erklärt Zuckerberg und stellt auch klar: "Meta baut dabei nicht das Metaversum, wir bauen die Technologien dafür - wir leisten einen Beitrag, um es zum Leben zu erwecken."
Unter anderem spricht der Facebook-Gründer davon, Virtual-Reality-Brillen zu entwickeln, mit denen man echten Augenkontakt herstellen könne. Es gehe um Interaktionen - weniger um den Spieleaspekt, betont Zuckerberg im Hinblick auf Gaming-Welten wie Minecraft oder Fortnite. Aber vor allem spricht Zuckerberg über neue Geschäftsmodelle: Menschen, die sich im digitalen Raum als Avatare bewegten, könnten beispielsweise verschiedene Kleidungsstücke erwerben, und in Form sogenannter Non-Fungible Token - kurz: NFT - überall nutzen.
Experten sehen Datenschutzrisiken
Amy Webb, deren Vorträge auf der Messe Kultstatus haben, beschäftigt sich mit unserer Zukunft, entwirft Szenarien; auch das Metaversum ist davon ein fester Bestandteil. Ihre Analysen ergäben, dass es aus virtuellen Räumen und tragbarer Technologie bestehe - wie etwa Smart-Brillen. Außerdem werde alles "sinnlicher": "Man kann sich mit Gesten bewegen, manche werden Geräte tragen, die Düfte versprühen. Statt Tastaturen werden wir unsere Körper nutzen", prophezeit Webb. "Das Metaversum ist Teil des Web3, die dritte Revolution unserer digitalen Infrastruktur. Es bedeutet auch, dass wir mehr Daten von uns preisgeben und es mehr Möglichkeiten geben wird, Zugang zu diesen Daten zu bekommen in undenkbaren Dimensionen."
Deswegen sei es kritisch, über Datensicherheit und Privatsphäre zu sprechen, so Webb. Nicht nur sie warnte, dass Profitgier und Betrug auch im Metaversum eine Rolle spielen werden. Wirtschaftsprofessor und Podcast-Host Scott Galloway sprach auf der SXSW davon, dass er glaube, das Metaversum von Mark Zuckerberg werde versagen. Stattdessen sieht er eine andere Firma in diesem Rennen vorne: "Es ist Apple. Mit ihrem App-Store haben sie das, was einem Metaversum am nächsten kommt. Ich glaube auch nicht, dass es visuell sein wird wie in Videospielen, sondern auditiv: Die Kopfhörer, die wir jeden Tag nutzen, um zu telefonieren oder mit ihren Podcasts zu hören: Das schafft ein Level an Intimität. Das treibt das Metaversum mehr an als das Visuelle."
Fazit: Das Metaversum ist auch bei der South by Southwest ein Begriff, den jeder für sich definieren kann - aber von dem in Zukunft noch mehr zu hören sein wird.