Mobile World Congress Handymesse startet trotz Absagewelle
Jahrelang war der Mobile World Congress ein Pflichttermin für die Handybranche. Nach der Absage im Vorjahr findet sie diesmal statt - obwohl viele Branchengrößen nicht kommen. Hat die Messe noch eine Zukunft?
Auch in diesem Jahr hat der Mobile World Congress Schlagzeilen gemacht: mit großen Namen - nur leider deshalb, weil sie ihre Teilnahme abgesagt haben. Im März ging es los mit Ericsson, Nokia und Sony. Danach wurde die Liste der Absagen länger und länger und länger: Google, Ciscom, Qualcomm, Oracle, DJi, Intel, Samsung, Lenovo, die Deutsche Telekom - und damit ist die Liste noch nicht zu Ende.
Aber die GSMA, die Industrievereinigung der GSM-Mobilfunkanbieter, zieht die Messe diesmal durch, nachdem sie 2020 wegen Corona kurzfristig abgesagt worden war.
Veranstalter gibt sich zufrieden
GSMA-Chef John Hoffman verglich sich im Regionalsender TV3 mit einem Party-Gastgeber. "Du sorgst für die Musik, das Catering und den Saal; du dekorierst alles, verschickst die Einladungen, und hoffst, dass jemand kommt", sagte er. "Früher waren wir sicher, dass die Leute kommen, diesmal nicht."
Aber jetzt sei man sehr glücklich über die Resonanz, will er sagen - merkt aber, dass das nicht angemessen großartig klingt. Also ist er "unglaublich" zufrieden.
Corona-Test als Zugangsvoraussetzung
Die Dekoration am Eingang der Messe in Barcelona sieht etwas nach Corona-Testzentrum aus. Besser gesagt: Der Eingang ist ein Testzentrum. Alle 72 Stunden brauchen Teilnehmer und Gäste einen frischen Test, um reinzukommen. Die GSMA hat im Vorfeld immer wieder betont, dass trotz der Pandemie alles sicher sei. "Wir würden nicht einmal versuchen, das Event zu organisieren, wenn wir Sorge um die Sicherheit der Teilnehmer hätten", sagt Hoffman.
Diverse Branchengrößen hatten und haben aber offensichtlich doch Bedenken. Die Besucher vermutlich auch. Die GSMA selbst rechnet nur noch mit einem Drittel der rund 100.000 Besucher aus Vor-Corona-Zeiten. Auch viele Journalisten der Fachportale bleiben zu Hause und verfolgen die Messe nur online. Sie soll als Hybrid-Veranstaltung stattfinden. Viele Inhalte werden gestreamt werden oder sollen sogar interaktiv sein.
Der Eingangsbereich der Messe ähnelt einem Corona-Testzentrum - negative Tests sind Zugangsvoraussetzung.
Musk-Auftritt als ein Höhepunkt
Eines der wenigen Highlights, zumindest auf dem Papier, dürfte der für morgen geplante Auftritt von Elon Musk sein.
Man brauche Gründe, das Leben toll zu finden, sagte Musk bei der Verleihung des Axel Springer Awards, statt schon am Morgen an Probleme zu denken. Musk wird über sein nicht ganz unumstrittenes Satelliten-Netzwerk Starlink für den Internetzugang aus dem Orbit sprechen - und darüber, welche Rolle 5G dort bei der letzten Meile spielen könnte. Das macht manchen Leuten auch Kopfzerbrechen wegen der gut 10.000 Satelliten, die dafür in eine Erdumlaufbahn geschossen werden sollen.
Wenig Spektakuläres für Verbraucher
Die meisten Beobachter rechnen mit wenigen Höhepunkten für Endverbraucher. Immerhin wird Samsung eine neue Smartwatch vorstellen - die erste, die nicht mehr auf Samsungs eigenes Betriebssystem setzt, sondern auf Googles Wear-OS. Allerdings eben nicht in Barcelona, sondern online.
Schon seit Jahren werden neue Smartphones vor allem von den großen Playern abseits des MWC präsentiert, wo das Gerangel um die Medienaufmerksamkeit zu groß wurde.
GSMA-Chef Hoffman sagt, er werde oft gefragt, wann die Messe ein Erfolg sei. "Wenn wir die Türen aufsperren, und die Leute kommen - das ist Erfolg", meint Hoffmann, denn es zeige, "dass wir uns von Covid nicht unterkriegen lassen".
Vertrag mit Barcelona verlängert
Die GSMA hat den Vertrag mit Barcelona bis 2024 verlängert. Für die Stadt ist die Messe bisher nicht nur eine Prestigefrage gewesen. Vor Corona war sie auch ein Wirtschaftsfaktor. Durch die Absage im vergangenen Jahr ist eine halbe Milliarde Euro an Wertschöpfung verloren gegangen, so Schätzungen. Ungewiss ist, wie viel das Stattfinden in diesem Jahr wert sein wird.