US-Chipkonzern Nvidia erstmals mehr als drei Billionen Dollar wert
Der Boom um Künstliche Intelligenz hat den Börsenwert des Chipherstellers Nvidia über die Marke von drei Billionen Dollar getrieben. Es ist erst das dritte Unternehmen, das diese Marke geknackt hat.
Der US-Mikrochiphersteller Nvidia hat als drittes Unternehmen überhaupt an der Börse die Marke von drei Billionen Dollar geknackt. Die Aktien des Chipherstellers schlossen am Mittwochabend (Ortszeit) an der New Yorker Börse deutlich im Plus, was den Marktwert des Konzerns nach oben katapultierte.
Der Nvidia-Kurs setzte am Mittwoch seine Rekordjagd der vergangenen Wochen und Monate fort. Mit dem gestrigen Plus von knapp 5,2 Prozent auf 1.224,40 Dollar gehörte das Papier erneut zu den größten Gewinnern im Nasdaq 100. Nachbörslich legte das Papier weiter leicht zu. Gemessen am Schlusskurs lag der Börsenwert bei 3,01 Billionen Dollar und damit hauchdünn über dem von Apple. Microsoft führt die Rangliste mit 3,15 Billionen Dollar an.
Kursplus von mehr als 700 Prozent
Außer Nvidia gelang es bislang nur Apple und Microsoft, die Drei-Billionen-Schwelle zu knacken. Nvidia ist insofern ein Sonderfall, als dass diese Steigerung des Börsenwertes extrem schnell erreicht wurde: Seit Ende 2022 summiert sich das Kursplus bei Nvidia auf mehr als 700 Prozent; Apple legte in der gleichen Zeit um 50 Prozent zu. Der Börsenwert von Microsoft zog in der Zeit um knapp 80 Prozent an und damit in etwa so stark wie der Nasdaq 100.
Alleine seit Jahresbeginn haben die Aktien von Nvidia ihren Wert annähernd verzweieinhalbfacht. Apple-Titel dagegen gewonnen nicht einmal zwei Prozent hinzu.
Nvidia plant Aktienspilt von eins zu zehn
Doch die riesigen Kurssprünge der Nvidia-Aktie haben auch zur Folge, dass das Papier mit mehr als 1.000 Dollar für viele Anleger schlicht zu teuer ist. Deshalb hat der Chip-Spezialist einen Aktienspilt für den morgigen Freitag angekündigt. Wer derzeit eine Nvidia-Aktie hält, bekommt dafür zehn Anteilsscheine.
Ansonsten ändert sich für Anleger, die bereits eine Aktie halten, grundsätzlich nichts. Durch den Aktienspilt im Verhältnis von eins zu zehn reduziert sich allerdings auch der Preis der Einzelaktie auf ein Zehntel. Eine Aktie kostet damit ab morgen nur noch etwa 122 Dollar. Das bedeutet auch, dass sich Gewinn und Dividenden künftig auf zehnmal so viele Aktien verteilen.
Dieser Aktienspilt hat Experten zufolge vor allem Konsequenzen für das Unternehmen. Denn es mache die Aktien durch die Preissenkung für Anleger billiger, so Christian Andres, Professor für Finanzen an der Otto Beisheim School of Management, gegenüber dem Handelsblatt: "Unternehmen maximieren ihre Liquidität am Markt, wenn ihre Aktien häufiger gehandelt werden, und das ist bei einem optisch günstigeren Kurs der Fall."
Marktführer im KI-Geschäft
Der Grund für Nvidias Erfolg: Das Unternehmen ist unangefochtener Marktführer bei Chips für Künstliche Intelligenz. Halbleiter der Firma spielen vor allem beim Training von KI-Software in den Rechenzentren eine Schlüsselrolle. Nvidia verkauft unter anderem Microsoft, Google sowie dem Facebook-Konzern Meta tausende Chipsysteme. Zu Wochenbeginn hatte Nvidia-Chef Jensen Huang auf der Computermesse Computex in Taiwan für 2026 zudem eine neue Plattform für KI-Rechenzentren namens Rubin angekündigt, was bei Anlegern gut ankam.
Nvidia ist außerdem im Geschäft mit sogenannten digitalen Zwillingen aktiv, mit denen Unternehmen Prozesse in ihren Fabriken mithilfe virtueller Kopien optimieren können. Schließlich verkauft das Unternehmen Computer für automatisierte und selbstfahrende Autos. Rivalen wie Intel und AMD versuchen, ebenfalls am KI-Boom teilzuhaben, konnten die Führungsposition von Nvidia aber bisher nicht gefährden.
All das lässt Umsatz und Gewinn von Nvidia - und damit auch den Börsenkurs - in die Höhe schnellen. Allein im vergangenen Quartal ging der Umsatz von 7,2 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 26 Milliarden Dollar hoch - ein Zuwachs von 262 Prozent. Und die Nachfrage bleibt stark: Bei Nvidias neuen Chipsystemen zeichnen sich Engpässe bis ins kommende Jahr hinein ab.
Gründer ist einer der reichsten Menschen der Welt
Davon profitiert auch Mitgründer und Konzernchef Jen-Hsun Huang. Er ist dank der aktuellen Kursralley der Nvidia-Aktien zu einem der reichsten Menschen der Welt geworden. Er hält nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg 3,5 Prozent der Anteile. Sein Vermögen taxiert Bloomberg deshalb derzeit auf 107 Milliarden Euro - ein Großteil davon geht auf das aktuelle Nvidia-Aktienpaket zurück.
In der Bloomberg-Tabelle der Milliardäre liegt er damit aktuell auf dem 13. Platz. Ganz oben steht mit einem Vermögen von 210 Milliarden Dollar mit Bernard Arnault ein Europäer. Er ist Chef und größer Aktionär des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH.