Nvidia-CEO Jensen Huang

Vor Microsoft und Apple Chiphersteller Nvidia wertvollster Konzern der Welt

Stand: 19.06.2024 08:52 Uhr

Bis vor zwei Jahren war Nvidia einer breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Nun ist der US-Mikrochiphersteller das wertvollste Unternehmen gemessen am Börsenwert - wegen des Booms rund um Künstliche Intelligenz.

Der amerikanische Chipkonzern Nvidia ist inmitten der Börseneuphorie beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) zum wertvollsten Konzern an der Börse aufgestiegen. Das Unternehmen kam am Dienstag auf einen Börsenwert von gut 3,33 Billionen Dollar. Damit hat es den Tech-Giganten Microsoft vom Thron gestoßen.

Der Mikrochiphersteller spielt eine Schlüsselrolle für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz. Mit Chipsystemen des Unternehmens wird KI-Software in Rechenzentren trainiert - und sie werden auch zunehmend für ihren Betrieb eingesetzt. Rivalen wie Intel oder AMD konnten Nvidia bisher keine spürbare Konkurrenz in dem Markt machen.

Das US-Unternehmen setzt damit seinen steilen Aufstieg der vergangenen 18 Monate fort. Dabei hatte Nvidia erst vor knapp zwei Wochen als drittes Unternehmen überhaupt an der Börse die Marke von drei Billionen Dollar geknackt. Außer Nvidia gelang es bislang nur Apple und Microsoft, diese Schwelle zu überschreiten. 

591.078 Prozent Wertsteigerung seit Börsengang

Mit dem Durchmarsch an die Spitze ist die Nvidia-Aktie das Papier mit der besten Kursentwicklung in den vergangenen 25 Jahren, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg errechnete. Seit dem Börsengang 1999 stieg der Wert der Aktie nach Bloomberg-Zahlen inklusive reinvestierter Dividenden um 591.078 Prozent. Mit anderen Worten: Aus einem damals investierten Dollar wurden mehr als 5.900 Dollar.

Dabei war Nvidia bis vor zwei Jahren dem breiten Publikum - wenn überhaupt - vor allem als Hersteller von Grafikkartenchips für Gaming-Computer bekannt. Die Basis für den heutigen Erfolg ist die Technologie, die Nvidia einst für Grafikkarten entwickelte.

Später wurde deutlich, dass die Systeme viel effizienter beim KI-Training als klassische Prozessoren sind. Nvidia hatte damit das Glück, die passende Technologie zur richtigen Zeit parat gehabt zu haben. Mit dem Einsetzen des KI-Booms startete der Chiphersteller seinen Höhenflug.

Quartalsgewinn von 15 Milliarden Dollar

Zuletzt zeigte sich immer wieder, dass die Nachfrage bei Software mit Künstlicher Intelligenz das Geschäft von Nvidia explosiv wachsen lässt. Allein im vergangenen Quartal gab es im Jahresvergleich einen Umsatzsprung von 262 Prozent auf 26 Milliarden Dollar. Zugleich schoss der Quartalsgewinn von zwei auf knapp 15 Milliarden Dollar hoch.

Und der 61-jährige Firmenchef Jensen Huang, Nvidia-Mitgründer und charismatischer Showman, verspricht, dass dies erst der Anfang einer Computer-Revolution sei.

Neue Chipgeneration in Entwicklung

Huang ist überzeugt, dass in der Zukunft die meisten Inhalte nicht mehr vorgefertigt aus Speichern abgerufen werden, sondern dass KI-Software sie ausgehend von der aktuellen Situation frisch erzeugen werde. So werde man sich zum Beispiel mit Gebäudetechnik per Chatbot unterhalten können, anstelle irgendwo Daten einzusehen.

Nvidia bereitet sich auf diese Zukunft mit einer neuen Chipgeneration mit dem Namen "Blackwell" vor. Mit dem aktuellen System "Grace Hopper" habe man zum Beispiel den Textroboter ChatGPT innerhalb von drei Monaten mit 8.000 Nvidia-Chips und einer Leistung von 15 Megawatt trainieren können, sagte Huang. "Blackwell" schaffe dies mit 2.000 Chips und vier Megawatt.

Chef steigt in Liste der reichsten Menschen auf

Liegt Huang richtig mit seinen Zukunftsvisionen, wäre noch mehr Geschäft für Nvidia die Folge. Und der Glaube der Anleger daran ist einer der Treiber für den jüngsten Höhenflug der Aktie. Das Papier ist aktuell rund zehnmal mehr wert als noch im September 2022. Huang selbst stieg in der Bloomberg-Rangliste der reichsten Menschen der Welt auf den 12. Platz mit einem geschätzten Vermögen von 115 Milliarden Dollar auf.

Nvidia betreibt auch die "Omniverse"-Plattform, über die Unternehmen ihre Fabriken mithilfe sogenannter digitaler Zwillinge besser steuern können und liefert unter anderem an Mercedes Autocomputer für Fahrassistenz-Funktionen.

KI-Boom beflügelt auch andere Tech-Konzerne

In der Spitzengruppe beim Börsenwert ist neben Nvidia und Microsoft auch Apple. Beim iPhone-Konzern sorgte die Ankündigung neuer KI-Funktionen vergangene Woche für einen Kursschub. Microsoft ist unterdessen schon seit Jahren dabei, über einen milliardenschweren Pakt mit dem ChatGPT-Erfinder OpenAI Künstliche Intelligenz in seine Produkte zu bringen.

Nvidia profitiert von all dem und verkauft unter anderem Microsoft, Google sowie dem Facebook-Konzern Meta Tausende teure Chipsysteme. Dem Kurssprung der Nvidia-Aktie um gut 3,5 Prozent am Dienstag ging die Ankündigung einer Kooperation mit dem Computerkonzern Hewlett Packard Enterprise für Technik zum KI-Einsatz in Unternehmen voraus. Im nachbörslichen Handel legte die Nvidia-Aktie um weitere 0,6 Prozent zu.

Überkapazitäten am Markt?

Die Silicon-Valley-Website "The Information" berichtete gestern zugleich, Huang bereite inzwischen Sorgen, dass die großen Kunden wie AWS und Microsoft mehr Nvidia-Chipsysteme kauften als aktuell in ihren Rechenzentren reinpassten. Damit es kein späteres Überangebot am Markt gebe, müssten Käufer nun nachweisen, dass sie genügend Kapazität dafür hätten.

Microsoft kam am Dienstag nach einem leichten Kursrückgang auf einen Börsenwert von 3,317 Billionen Dollar, während Apple bei 3,286 Billionen Dollar lag.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 6. Juni 2024 um 08:35 Uhr.