Ein Schild und eine Ladesäule stehen an einer Straße.

Bundeskartellamtschef Mundt Preisvergleich bei E-Ladesäulen zu riskant?

Stand: 02.01.2025 11:12 Uhr

Das Bundeskartellamt will keinen Preisvergleich für E-Ladesäulen anbieten. Nach Einschätzung von Behördenchef Mundt würde das nämlich zu illegalen Absprachen führen. Außerdem sollen die Schwankungen beim Strompreis überprüft werden.

Eine zentrale Erfassung von Preisen an E-Auto-Ladesäulen hält Kartellamts-Chef Andreas Mundt für riskant. "Bei Ladesäulen befürchte ich, dass eine zentrale Erfassung und Veröffentlichung aller Preise es den Anbietern erleichtern könnte, ihre Preise aufeinander abzustimmen", sagte der Präsident des Bundeskartellamts im Interview mit der "Rheinischen Post".

Mehr Wettbewerb bei Ladesäulen nötig für Hochlauf

Bei Spritpreisen sei das anders: "Wir raten Autofahrern mit Verbrennern tatsächlich, Spritpreise über die entsprechenden Apps aufzurufen und zu vergleichen. So kann man eine Menge Geld sparen", sagte Mundt. Über die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beobachtet das Bundeskartellamt seit 2013 laufend die Spritpreise von rund 15.000 Tankstellen in Deutschland und stellt die Daten verschiedenen Anbietern von Vergleichs-Apps zur Verfügung.

Warum das Preisabsprachen-Argument bei den Kraftstoffen seines Erachtens nicht greift, erklärte Mundt so: "(...) die Mineralölkonzerne hatten ihre Preise an den Tankstellen schon vor der Einführung der Markttransparenzstelle immer gegenseitig genau beobachtet und ihre Preissetzung daran ausgerichtet." Erst seit das Kartellamt die Preise zentral erfasse, hätten auch die Autofahrer und Autofahrerinnen die Vergleichsmöglichkeit.

Um den Absatz von Elektroautos anzukurbeln, sei bei den Ladesäulen generell mehr Wettbewerb nötig, betonte Mundt weiter. Es sei nicht gut, dass viele Kommunen die Flächen für Ladesäulen vorrangig an das eigene Stadtwerk oder an nur einen Anbieter vergeben. "Die Kunden haben nur Wahlfreiheit, wenn sie in einem nicht allzu weiten Umfeld Ladesäulen mehrerer Anbieter anfahren können. Um die Anbietervielfalt künftig zu stärken, sollte insbesondere bei Vergaben die begrenzte lokale Reichweite der betroffenen Märkte berücksichtigt werden."

Schwankungen am Strommarkt im Fokus

Darüber hinaus will das Bundeskartellamt die aktuell zeitweise extrem hohen Strompreise an den Strombörsen genauer unter die Lupe nehmen. "Wir monitoren die Preisbildung am Strommarkt fortlaufend und engmaschig", sagte Mundt. "Der Winter 2024/2025 ist der erste, den wir mit einem reduzierten Kraftwerkspark angehen. Zunehmende Preisausschläge nach oben waren daher zu erwarten, und sie können ein normales und unverfälschtes Marktergebnis sein. Aber um sicher zu gehen, werden wir uns die Preisbildung während der Dunkelflaute sehr genau ansehen."

Mitte Dezember waren die Strompreise an den europäischen Börsen plötzlich massiv gestiegen. Grund war nach Angaben der Bundesregierung eine sogenannte Dunkelflaute: Es wurde zeitweise witterungsbedingt sehr wenig Sonnen- und Windstrom ins Stromnetz eingespeist. Deutschland musste deshalb mehr Strom aus dem Ausland importieren. Das Kartellamt hat vor dem Hintergrund der steigenden Bedeutung der Erneuerbaren Energien und der gesunkenen Kraftwerkskapazität eine strengere Kontrolle des wichtigsten Kraftwerksbetreibers RWE in Aussicht gestellt. Denn die Marktmacht des Energiekonzerns könnte gerade in Zeiten von Dunkelflauten stark zunehmen.

Schwankungen gibt es allerdings auch in die andere Richtung: An Neujahr sanken die Strompreise massiv, weil es wegen starken Windes in Norddeutschland und für einen Wintertag guten Solarstrom-Ausbeute bei zugleich niedrigem Verbrauch am Feiertag ein Überangebot gab. Für private Verbraucherinnen und Verbraucher haben die Preisausschläge wegen meist langfristiger Festpreisverträge keine Folgen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 02. Januar 2025 um 14:31 Uhr.