Versorger kommt Brüsseler Plänen zuvor E.ON trennt sich vom Stromnetz
Mit aller Macht will die EU für mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt sorgen und die Energieversorger zwingen, ihre Netze zu verkaufen. Nun ist E.ON den Brüsseler Plänen zuvorgekommen und trennt sich von seinem Netz. Doch dies ist ein Affront gegenüber der Regierung.
Mitten im Streit um eine Zwangsabtrennung der Netze von den Energieversorgern wird E.ON sein Stromnetz freiwillig verkaufen, um einen Streit mit der EU-Kommission beizulegen. Gleichzeitig wird der Konzern Kraftwerkskapazitäten von 4.800 Megawatt abgeben. Das teilte der Konzern mit. Im Gegenzug stellt die Kommission das Kartellverfahren gegen E.ON ein.
Auch das ostdeutsche Unternehmen Vattenfall Europe erwägt eine Trennung von seinem Hochspannungsnetz. "Wir prüfen alle Optionen", sagte ein Sprecher. Die anderen beiden großen Versorger, RWE und EnBW, wollen dagegen am Übertragungsnetz festhalten.
Stromerzeugung ohne Netz "eine dumme Sache"
Die Verkaufspläne der Versorger dürften allerdings in der Regierung für wenig Freude sorgen. Denn die Bundesregierung wehrt sich seit Monaten gegen eine von der EU-Kommission verfolgte Zwangstrennung von den Netzen. Die Kommission will damit den Wettbewerb auf dem Energiemarkt beleben. Dies würde auch zu sinkenden Preisen führen.
Deutschland, Frankreich und weitere Staaten plädieren zwar auch für eine stärkere Unabhängigkeit der Netztöchter, dies aber unter dem Dach der Konzerne. Merkel sagte anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Bundesnetzagentur in Bonn: "Zwangsverkäufe der Netze sind keine Lösung." Stromerzeugung ohne Netz sei "eine dumme Sache". Zudem gebe es die Notwendigkeit und auch die im erneuerbare Energiengesetz verankerte Verpflichtung zum Netzausbau.
In Brüssel beraten heute die Energieminister der EU über die Pläne der Kommission zur Zerschlagung der Energiekonzerne.
Netze werden zur Belastung
Die Versorger stehen seit längerem in Deutschland unter großem Druck: Zum einen gilt ihr Monopol bei den Netzen als Hindernis für mehr Wettbewerb, weil Konkurrenten ihren Strom durch diese Leitungen schicken müssen. Die Bundesnetzagentur hatte die von den Konzern verlangten Gebühren für diese Durchleitung wiederholt gekürzt. Zudem hatte die EU-Kommission Unternehmenszentralen wegen des Verdachts der Behinderung des Wettbewerbs durchsuchen lassen und Unterlagen sichergestellt.
In Kreisen der Branche waren zudem immer wieder Stimmen laut geworden, dass die Netze nicht mehr die gewünschten Renditen brächten und daher zur Belastung würden. Besonders E.ON mit seinen internationalen Investoren stehe daher unter Druck, hieß es.