Herbstprognose der EU-Kommission Erst kommt die Talfahrt, dann geht's aufwärts
Die Wirtschaft der Eurozone schrumpft in diesem und im kommenden Jahr stärker als erwartet. Zu diesem Schluss kommt die EU-Kommission in ihrem Herbstgutachten. Besonders betroffen sind Griechenland und Spanien - aber auch Frankreich bekommt sein Defizit nicht in den Griff. Für 2014 werden die Aussichten besser.
Die EU-Kommission hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone für das kommende Jahr deutlich nach unten korrigiert. Die gemeinsame Wirtschaftskraft der 17 Euro-Länder schrumpft dem Herbstgutachten der EU-Kommission zufolge um 0,4 Prozent in diesem Jahr und legt dann im Jahr 2013 nur um 0,1 Prozent zu. Im Mai war die EU-Kommission noch von einem Minus von 0,3 Prozent in diesem und einem deutlichen Plus von 1,0 Prozent im kommenden Jahr ausgegangen.
"Der kurzfristige Ausblick für die EU-Wirtschaft bleibt unsicher, doch wird für 2013 eine allmähliche Rückkehr des Wachstums erwartet, das sich 2014 weiter festigen soll", teilte die EU-Kommission mit. Für die Eurozone sieht die Prognose im Jahr 2014 wieder ein Wachstum um 1,4 Prozent vor. Die Wirtschaftskraft der gesamten EU soll demnach nach einem Minus von 0,3 Prozent in diesem Jahr in den beiden Folgejahren um 0,4 beziehungsweise 1,6 Prozent wachsen.
Prognose der Weisen für Deutschland bestätigt
Mit ihrem Herbstgutachten bestätigte die EU-Kommission die Konjunkturprognose der fünf Wirtschaftsweisen für Deutschland weitgehend und erwartet in diesem und im kommenden Jahr ein Anwachsen der deutschen Wirtschaftskraft um jeweils 0,8 Prozent. Für das Jahr 2014 rechnet die Kommission sogar mit einem Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,0 Prozent. Deutlich schneller als erwartet gelingt demnach indes der Defizitabbau: Für 2014 rechnet Brüssel erstmals mit einem ausgeglichenen Haushalt, bis dahin wird jeweils mit einer Neuverschuldung von 0,2 Prozent des BIP gerechnet.
Frankreich reißt Defizitmarke weiter
Frankreich hingegen wird trotz anderslautender Bekenntnisse der Regierung einer EU-Prognose zufolge das Haushaltsloch in den kommenden beiden Jahren nicht ausreichend stopfen. Das Defizit werde 2013 und 2014 jeweils 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen nach einem Minus von 4,5 Prozent im laufenden Jahr, sagten die Konjunkturexperten der EU voraus.
Schlechte Aussichten für Griechenland und Spanien
Griechenlands Wirtschaft wächst der Prognose zufolge erstmals wieder im Jahr 2014. Für dieses und das kommende Jahr erwartet die EU-Kommission noch heftige Einbrüche des BIP in Höhe von 6,0 und 4,2 Prozent. 2014 rechnet die Kommission dann wieder mit einem Anwachsen der Wirtschaftskraft des hochverschuldeten Krisenlandes um 0,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote steigt nach durchschnittlich 23,6 Prozent in diesem Jahr noch einmal auf 24,0 Prozent im kommenden Jahr, bevor sie der Prognose zufolge im Jahr 2014 auf 22,2 Prozent zurückgeht.
Schlechte Nachrichten enthält das Kommissionsgutachten auch für Spanien. Die Regierung des Krisenlandes kann demnach seine Defizitziele für die kommenden beiden Jahre nicht erfüllen und verharrt im Jahr 2013 in der Rezession. Die EU-Kommission erwartet für die Jahre 2012 bis 2014 jährliche Defizite von 8,0 Prozent, 6,0 Prozent sowie 6,4 Prozent.
Auch die Wachstumsaussichten für die spanische Wirtschaft sieht die EU-Kommission pessimistischer. Während die spanische Regierung von einem Minus von 0,5 Prozent im kommenden Jahr und einem Plus von 1,2 Prozent im Jahr 2014 ausgeht, erwartet die EU-Kommission für 2013 ein Minus von 1,4 Prozent und ein Wachsen der Wirtschaftskraft im folgenden Jahr nur von 0,8 Prozent. Im Mai hatte die EU-Kommission Spaniens Rezession für das Jahr 2013 noch auf nur minus 0,3 Prozent geschätzt. Die Arbeitslosenquote Spaniens - die höchste aller 27 EU-Länder - steigt demnach von durchschnittlich 25,1 Prozent in diesem auf 26,6 Prozent im kommenden Jahr.
Arbeitslosenquote 2013 am höchsten
Die Arbeitslosenquote in Europa wird laut Kommission im kommenden Jahr einen Höchststand erreichen, bevor sie dann wieder leicht absinkt. "Die Arbeitslosigkeit wird 2013 mit knapp elf Prozent in der EU und zwölf Prozent im Euroraum ihren Höchststand erreichen", heißt es in der Kommissionsmitteilung. Im September hatte die Quote in der Eurozone auf dem Rekordhoch von 11,6 Prozent gelegen. Damit waren fast 18,5 Millionen Menschen in den 17 Euro-Ländern ohne Job.
Angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit forderte EU-Währungs- und Wirtschaftskommissar Olli Rehn die Mitgliedstaaten auf, weiter an Reformen, soliden Haushalten und Wachstum zu arbeiten. "Europa muss auch in Zukunft eine solide Finanzpolitik mit Strukturreformen verknüpfen, um die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Wachstum zu schaffen, das eine Senkung der Arbeitslosigkeit von ihrem derzeit untragbar hohen Stand ermöglicht", mahnte der finnische Kommissar.